Vier Jahre in der Stonewall Brigade. John Overton Casler

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Vier Jahre in der Stonewall Brigade - John Overton Casler


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Little River-Straße, bezogen unseren Posten und blieben eine Woche lang dort. Ein jeder von uns hatte vor dem Aufbruch seine Feldflasche mit Whiskey gefüllt, da wir befürchteten, dem Fass könne in unserer Abwesenheit etwas zustoßen, doch bei unserer Rückkehr fanden wir unseren Wächter bei bester Gesundheit und das Fass samt Inhalt unversehrt.

      Am 04. Oktober wurde Brigadier-General Jackson zum Major-General befördert und nach Winchester beordert, um das Kommando über die Streitkräfte im Shenandoah-Tal zu übernehmen. Seine Brigade hielt eine Parade ab, um ihn zu verabschieden. Die Neuigkeit hatte uns allen arg zugesetzt, denn wir wollten Jackson nicht ziehen lassen. Wir hätten ihn am liebsten begleitet, zumal nahezu alle von uns aus Countys im Shenandoah-Tal stammten.

      Nachdem wir uns am Abhange eines Hügels formiert hatten, kamen General Jackson und seine Stabsoffiziere heran geritten und bezogen Aufstellung vor der Brigade. Jackson ließ seinen Blick über unsere Reihen schweifen, lüftete in einer respektvollen Geste langsam seine Mütze und sprach:

      "Offiziere und Soldaten der Ersten Brigade; ich bin nicht hier, um eine große Rede zu halten, ich möchte mich lediglich mit einigen Worten verabschieden. Ich traf euch erstmals zu Beginn des Krieges in Harper's Ferry und nun wäre es nicht recht, von euch zu scheiden, ohne meiner Bewunderung für euer vom ersten Tage bis zum jetzigen Augenblicke stets beispielhaftes Betragen Ausdruck zu verleihen. Ihr wart gleichermaßen vorbildlich auf dem Marsche, im Feldlager und auf dem blutigen Schlachtfelde von Manassas, wo ihr euch den wohlverdienten Ruf erwarbt, das Schlachtenglück zu unseren Gunsten gewendet zu haben. Ihr habt den Grund und Boden respektiert, über den ihr marschiert seid und indem ihr Hab und Gut der Bevölkerung nicht angetastet habt, habt ihr gezeigt, dass ihr wahre Soldaten seid, die nicht nur kämpfen, sondern kämpfen und beschützen. Euer Ruf in dieser Armee und fürwahr im gesamten Staatsgebiete der Konföderierten Staaten ist verdientermaßen beispiellos und ich vertraue darauf, dass auch künftig eure Taten im Felde und der Beistand einer unserer Sache gewogenen Vorsehung der Sache des Südens Sieg um Sieg bescheren und den Stern eures Ruhmes noch heller erstrahlen lassen werden. Ihr habt euch bereits jetzt einen Ehrenplatz in den Annalen dieses Krieges, unseres zweiten Unabhängigkeitskrieges, erworben. Ich werde eure zukünftigen Taten mit größtem Interesse verfolgen und ich bin mir sicher, dass mir jede neue Nachricht über die Erste Brigade Kunde von neuen Heldentaten und gemehrtem Ruhme bringen wird."

      An dieser Stelle hielt er inne und ließ einen stolzen Blick über unsere Reihen schweifen. Mit einem Ruck richtete er sich in seinen Steigbügeln auf, ließ die Zügel auf den Hals seines Pferdes fallen und rief mit vor Emotionen erzitternder Stimme, die das Herz eines jeden seiner Soldaten berührte, aus:

      "In der Army of the Shenandoah wart ihr die Erste Brigade, in der Army of the Potomac wart ihr die Erste Brigade, im II. Corps dieser Armee wart ihr die Erste Brigade, im Herzen eures Generals seid ihr die Erste Brigade und aufgrund eurer bisherigen und künftigen Taten werdet ihr hoffentlich auf ewig die Erste Brigade dieses Zweiten Unabhängigkeitskrieges sein! Lebt wohl!"

      Einen Augenblick lang herrschte vollkommene Stille, dann erschallten donnernde Hochrufe, die von den Hügeln widerhallten und schier die Erde erzittern ließen. General Jackson winkte seinen Männern zum Abschied zu, ergriff seine Zügel und ritt eilig davon. Es war dies das einzige Mal, dass ich persönlich ihn sprechen hörte, mit Ausnahme eines späteren Zeitpunktes, als er einige Worte äußerte, während ich mich in Hörweite befand. Er war ein sehr wortkarger Mann.

      Ich würde niemals behaupten, dass die "Stonewall Brigade" eine bessere Brigade war als die anderen Brigaden, denn es gab viele, die dem Süden ebenso treu und fähig dienten wie wir. Hätte sich eine andere Brigade in der Ersten Schlacht von Manassas in einer ähnlichen Situation befunden wie wir, so zweifele ich nicht daran, dass sie sich ebenso gut geschlagen hätte wie wir es taten und sich dadurch denselben Ruf erworben hätte.

      Für unseren herausragenden Ruf mussten wir in der Folgezeit teuer bezahlen, denn sooft es eine besonders schwierige Aufgabe zu bewältigen galt, sandte General Jackson seine alte Brigade zum Orte der Gefahr, da er befürchtete, die übrigen Brigaden unter seinem Kommando könnten ihn bezichtigen, seine erste Einheit zu bevorzugen. Folglich hatten wir häufig größere Schwierigkeiten zu überwinden als unsere Kameraden.

      Nach dieser Abschiedsansprache kehrten wir alle in unser Lager zurück und ein jeder von uns fühlte sich niedergeschlagen. Wir wollten Jackson nachfolgen, wo auch immer er hingehen mochte und wir wollten unter seinem wachsamen Blicke dienen, besonders im Shenandoah-Tal, wo sich unsere Heimat befand.

      In den folgenden Tagen ereignete sich im Lager nichts von Interesse, allerdings kam alle paar Tage irgendein Bursche aus der Brigade zu uns und hatte ein Märchen zu erzählen, er hätte diesen oder jenen Offizier sagen gehört, dass wir zu General Jackson stoßen sollten. Diese Behauptungen erwiesen sich stets als Falschmeldungen, bis eines Tages, etwa einen Monat nach General Jacksons Abschied, schließlich doch ein derartiger Befehl eintraf. Wir erhielten die Order, unser Lager abzubrechen und am folgenden Morgen marschbereit zu sein. Das gesamte Lager verfiel in freudige Aufregung, welche bis zum Morgen andauerte, als das 2nd, 5th und 27th Virginia endlich zur Bahnstation von Manassas aufbrachen und die Waggons bestiegen, welche sie ins 80 Kilometer entfernte Strasburg bringen würden.

      Aus Mangel an Transportmitteln mussten mein Regiment und das 4th Virginia bis zum nächsten Tage warten. Dann marschierten auch wir zur Bahnstrecke, doch die Züge waren noch nicht zurückgekehrt und so warteten wir den ganzen Tag lang mit wachsender Ungeduld. Es begann zu regnen, aber wir konnten unsere Zelte nicht aufschlagen, da wir nicht wussten, wann die Züge eintreffen würden. Wir verbrachten also eine trostlose Nacht im Regen und Matsch.

      Etwa eine Stunde vor Tagesanbruch trafen die Züge ein. Wir luden unser Gepäck auf, bestiegen die Waggons und dampften in vergnügter Stimmung unserem Ziele entgegen. Wir hatten eine schöne Zeit, winkten mit unseren Hüten aus den Fenstern und jubelten jedem Mädchen zu, das wir sahen. Es dauerte nicht lange, bis wir Strasburg erreicht hatten.

      Mehrere unserer Kompanien stammten aus dieser Gegend und die Freunde und Verwandten der Soldaten strömten herbei, um sie zu begrüßen, wobei sie gute Hausmannskost und einige Delikatessen im Gepäck hatten. Es war dies ein rührender Anblick, denn einige waren überglücklich, ihre Gatten, Brüder und Freunde wiederzusehen, während andere in Tränen ausbrachen, als sie erfuhren, dass ihre Lieben in der Schlacht von Manassas gefallen waren.

      Wir marschierten etwa anderthalb Kilometer in Richtung Winchester und nächtigten in einer alten Scheune. Am folgenden Tage marschierten wir weiter nach Winchester, das knapp 30 Kilometer entfernt lag. Auf dem Weg schlossen wir uns unserer Brigade an und schlugen unser Lager bei Kernstown, einige Kilometer außerhalb von Winchester, auf.

      Einige der Soldaten des 27th Virginia waren entschlossen, nach Winchester weiterzumarschieren und so stahlen sie sich an unseren Wachtposten vorbei und setzten ihren Weg auf der Straße fort. Sie befanden sich bereits in Sichtweite des Städtchens, als sie von den Vorposten der örtlichen Miliz angehalten wurden und erfuhren, dass sie ohne entsprechende Papiere nicht passieren durften. Wenn einige abgebrühte Kriegsfreiwillige es sich in den Kopf gesetzt hatten, eine Ortschaft aufzusuchen, hatten ihnen die lokalen Milizionäre in der Regel nicht viel entgegenzusetzen. Dieser Fall war keine Ausnahme. Einer der Freiwilligen übernahm das Kommando über die Gruppe und befahl den Männern, ihre Musketen zu laden und lärmend gegen die Milizionäre anzurennen. Diese gaben sich sofort geschlagen und rannten davon, so schnell sie konnten. Die Soldaten folgten ihnen und dabei rannten und brüllten sie, bis sie den Stadtrand erreichten. Hier löste sich die Gruppe sogleich auf und jeder ging seines eigenen Weges, da sie fürchteten, von der Militärpolizei aufgegriffen zu werden.

      Sie gaben sich diversen Ausschweifungen hin und die meisten von ihnen landeten noch in derselben Nacht in einer Gefängniszelle, von wo aus sie unter Bewachung in unser Lager gebracht wurden. Wir verblieben eine Woche lang in unserem Lager und mein Vetter Smith Casler (der beurlaubt war) und meine Schwester Sallie kamen mich in einer Kutsche besuchen. Wir verbrachten einige angenehme Stunden, bevor sie wieder nach Hause fuhren. Ich versuchte, mich ebenfalls für einige Tage beurlauben zu lassen, um sie begleiten zu können, doch mein Antrag wurde nicht genehmigt. Smith sagte mir, ich solle ihn am folgenden Tage in Winchester treffen, wo er mir sein Pferd und seinen Urlaubsschein


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