Sie sind durchschaut, Mr. Bond!. Martin Cordemann

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Sie sind durchschaut, Mr. Bond! - Martin Cordemann


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das gab es! Beides! So wurde also Ewan McGregor zu Obi-Wan Kenobi und Robert Carlyle zum bösen Terroristen in „Die Welt ist nicht genug“. Bösewicht war er auch in „Für alle Fälle Fitz“… und diversen anderen Filmen. Nachdem er während „Carlas Song“ „Die Asche seiner Mutter“ „Ganz oder gar nicht“ beerdigt hatte, war er „28 Weeks Later“ in „24“ und bereiste dann das „Stargate: Universe“. Derzeit sieht man ihn in „Once Upon A Time – Es war einmal…“

      Sonderstatus sollte allerdings Christopher Lee genießen. Es ist wohl schwierig, ihn als etwas anderes als Legende zu bezeichnen. Gut, „arrogant“ mag möglicherweise ein Wort sein, das Leute wählen würden, die mit ihm zu tun hatten… so sagt man. Sieht man davon aber mal ab, so war er der Cousin von Bond-Schöpfer Ian Fleming. Und er kannte J.R.R. Tolkien, den Autor des „Herrn der Ringe“… oder er hat ihn zumindest mal getroffen. Zu der Ehre, den Saruman in der „Ringe“ Trilogie und dem „Hobbit“ zu spielen, kam er erst sehr spät. Zuvor hat er in gefühlten tausend Filmen mitgespielt, davon diversen Sherlock Holmes Verfilmungen, in denen er als Sir Henry („Der Hund von Baskerville“), Sherlock Holmes („Sherlock Holmes und das Halsband des Todes“) und Holmes Bruder Mycroft („Das Privatleben des Sherlock Holmes“) auftrat (und in den 90ern noch einmal als Holmes in „Sherlock Holmes and the Leading Lady“ mit Patrick Macnee als Dr. Watson). Seine bekannteste Rolle dürfte aber wohl Blutsauger „Dracula“ sein, den er auch in diversen weiteren „Fortsetzungen“ verkörperte. Eine weitere Figur, die er in mehreren Filmen spielte, war der asiatische Heilpraktiker Dr. Fu Man Chu. Es gab Gastauftritte in „Mit Schirm, Charme und Melone“ und „Mondbasis Alpha 1“, er kämpfte gegen „Die drei Musketiere“, galt neben Jack Lemmon als „Verschollen im Bermuda-Dreieck“ und erholte sich von den vielen billigen Horrorproduktionen in seinen späteren Jahren durch teure Produktionen wie „Sleepy Hollow“ und zwei der „Star Wars“ Prequels. In „Der Mann mit dem goldenen Colt“ spielt Christopher Lee die Titelfigur, den Killer Scaramanga, der besonders durch seine dritte Brustwarze auffällt… und eigentlich auch durch nichts anderes. Seine Figur gibt zu, dass sie diesen ganzen technischen Kram, den sie dem Zuschauer jetzt eigentlich erklären sollte, auch nicht so recht versteht – Wolln wir essen? Irgendwie eine verschenkte Gelegenheit!

       Deutsche Klischees

      Nein, damit ist nicht gemeint, dass die Deutschen immer nur als Böse besetzt werden (Lotte Lenja, Gerd Fröbe, Ilse Steppart, Curd Jürgens, Alexander Wiesniewski, Gottfried John, Götz Otto, Jürgen Tarrach), sondern dass es in der deutschen Synchron-Besetzung auch immer wieder zu Wiederholungen kam.

      Margot Leonard, die als deutsche Stimme von Brigitte Bardot und Marilyn Monroe am bekanntesten sein dürfte, kam in den ersten Jahren gleich dreimal zum Einsatz: Für Honor Blackman in „Goldfinger“, für Luciana Paluzzi in „Feuerball“ und durch „Mit Schirm…“ bedingt für Diana Rigg in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“.

      Martin Hirthe, der die großartige deutsche Stimme von Walther Matthau war, hört man auch direkt mehrere Male im Bereich des Bösen. In „Feuerball“ spricht er Adolfo Celi, nur wenige Jahre später dann aber auch Telly Savalas („Im Geheimdienst Ihrer Majestät“) und dessen Nachfolger Charles Gray („Diamantenfieber“) als Blofeld.

      Der eindeutige Gewinner dürfte aber wohl Herbert Weicker sein. Er war phänomenal als Mr. Spock in „Raumschiff Enterprise“ und sein „faszinierend“ dürfte vielen noch heute im Ohr sein. Bei Bond lässt er, seit mit dem Wechsel zu Roger Moore die Synchronisation der Filme von Berlin nach München gegangen ist, kaum einen der Filme aus. In „Leben und sterben lassen“ übernimmt er für Yaphet Kotto (was wohl eher Typecasting war, da er öfter auf schwarze Schauspieler wie z.B. Sidney Poitier besetzt wurde). Da er Christopher Lee bereits mehrmals gesprochen hatte, lag seine Besetzung für ihn in „Der Mann mit dem goldenen Colt“ nahe. „Der Spion, der mich liebte“ führt Ms russisches Gegenstück General Gogol (Walter Gotell) ein, den Weicker hier spricht, danach aber erstmal nicht. Bei „Moonraker“ setzt er aus, bei „In tödlicher Mission“ übernimmt er den Blofeldersatz, doch dann kehrt er für „Octopussy“, „Im Angesicht des Todes“ und auch den Dalton Bond „Der Hauch des Todes“ mit General Gogol zurück. Und damit beenden wir unsere kleine Exkursion.

      Oh, was ist eigentlich aus Bond Darsteller George Lazenby geworden? Tja, sagen Ihnen die „Emanuelle“-Filme was…

      „Mein Name ist Hoffmann, Gert Günther Hoffmann“

       Bond auf Deutsch

      Selbst Leute, die sich nicht für das Thema Bond interessieren, können wahrscheinlich den einen oder anderen Schauspieler nennen, der einmal den berühmtesten Geheimagenten Ihrer Majestät gespielt hat. Aber nur die wenigsten wissen, wer ihm in Deutschland seine Stimme geliehen hat. In einer Zeit vor dem Internet und DVDs war der Zugang zu Originalfassungen bei Filmen und Serien nicht so selbstverständlich, wie er das heute ist. Und da der Deutsche an sich ja eher faul ist, wurde relativ früh mit der Synchronisation von Filmen begonnen. Davor hatte man zunächst bei Filmen Szenen mit verschiedenen Nebendarstellern in verschiedenen Sprachen gedreht, doch dann fand man einen Weg, die Tonspur auszutauschen und so war der Möglichkeit, jeden Film in der jeweiligen Landessprache herauszubringen, Tür und Tor geöffnet. Wer sich dafür interessiert, wie das alles begonnen hat, dem sei das hervorragende Werk „Das Dick und Doof Buch“ von Norbert Aping (erschienen bei Schüren) empfohlen. Es ist ein schöner Blick in die Geschichte der Synchronisation in Deutschland.

       Oh, Ton!

      Seit man also die Synchronisation in Deutschland eingeführt hat, werden die meisten Filme, von wenigen Ausnahmen abgesehen, dem Publikum in deutscher Sprache präsentiert. Viele Hardcore-Cineasten lehnen die Synchro prinzipiell ab, weil sie das Original verfälsche – aber das können schlechte Untertitel bei einer Sprache, die man gar nicht versteht, auch. Ironie überträgt sich schwer in Untertitel. Und ein tiefes Brummen des Schauspielers kann in einem Kulturkreis etwas anderes bedeuten als in einem anderen – nur um auf den „Ausdruck des Schauspielers“ einzugehen. Kurz gesagt: In Deutschland wird fast alles eingedeutscht und manchmal ist das sogar besser als das Original und manchmal ist das Murks.

      Oh, eine Randnotiz für die berüchtigten O-Ton-Faschisten, die sagen, die Originalfassung sei besser, weil man dort die Originalstimme des Schauspielers hört: Ihr, Freunde, dürft Bond dann frühestens ab „Diamantenfieber“ gucken. Denn in allen Bonds davor wurden Schauspieler synchronisiert – und zwar in der englischsprachigen Originalfassung! Auf Englisch spricht Ursula Andress („Dr. No“) nicht für sich selbst, ebenso wenig wie Daniela Bianchi („Liebesgrüße aus Moskau“). Im O-Ton hört man weder Gerd Fröbe („Goldfinger“), Adolfo Celi („Feuerball“), Tetsuro Tamba („Man lebt nur zweimal“) oder Gabriele Ferzetti („Im Geheimdienst Ihrer Majestät“) – aber sie haben dort fast alle denselben Sprecher (Robert Rietty). Bis auf Fröbe, der wird auf englisch von Michael Collins gesprochen – wobei der sich wirklich Mühe gibt, wie Gerd Fröbe zu klingen, aber wenn man den hören will, muss man eben auf das Original zurückgreifen… das deutsche Original!

      Und dann haben wir noch „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, wo man sogar Bond-Darsteller George Lazenby streckenweise synchronisiert hat: In den Szenen, in denen er sich als Sir Hilary Bray ausgibt, erklingt in der Originalfassung statt Lazenby die Stimme von George Baker, der im Film Sir Hilary Bray spielt.

      Viele Menschen mögen James Bond also nur auf Deutsch kennen. Aber, wie man weiß, ist der Prophet im eigenen Land ja nicht viel wert. Also kann man im Abspann eines jeden Film nachlesen, wer die Kamera geführt, das Skript überwacht oder den Kaffee gebracht hat – aber nicht, wer Bond, M, Q und Blofeld ihre deutschen Stimmen lieh. Durch das Internet ist all dies viel leichter geworden. Heutzutage kann man das, was unsereins sich in den 80ern durch Angaben in „Hörzu“ und die Benutzung der eigenen Ohren mühsam zusammentragen musste, problemlos erfahren. Trotzdem ist es an der Zeit, hier diejenigen zu ehren, die Bond in unseren Ohren bekannt – und beliebt – gemacht haben.

       Gert Günther Hoffmann


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