Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski
Читать онлайн книгу.Trincheras, Salado
Teil 3: Hohokam (allgemein, Kerngebiet, nördliche Peripherie,
südliche Peripherie), Sinagua, Patayan
Teil 4: Anasazi (allgemein, Chaco, Northern San Juan, Virgin,
Kayenta, Little Colorado, Zuni, Rio Grande), Fremont
Am Ende jedes der vier selbständigen Teile sind als Anhang
die Zeittafeln, das Glossar und das Inhaltsverzeichnis der anderen Teile angefügt.
1.1. Einleitung
Die vorliegende Darstellung ist kein Indianerbuch und auch kein Buch über die Geschichte der amerikanischen Ureinwohner im archäologisch-ethnographisch definierten Kulturareal des Südwestens, sondern eine Darstellung über die Anpassungsfähigkeit der Menschen an eine Landschaft mit sehr unterschiedlichen natürlichen Bedingungen und mit im Verlauf der Zeit starken lokalen und auch großräumigen Wechseln der natürlichen, speziell klimatischen Bedingungen, aus denen die dort lebenden Menschen die Nahrungsstoffe für ihre Existenz gewannen. Bücher über die Methoden und die Ergebnisse einer lebenserhaltenden Anpassung von Menschengruppen gibt es unzählige. Die Auswahl dieses Gebietes und dieser Menschen für meine vorliegende Betrachtung ist keiner globalen oder ethnischen Besonderheit, sondern nur meiner persönlichen Neigung geschuldet.
Wer über die Vergangenheit von Menschen schreibt, wird immer nach den Quellen seiner Informationen gefragt.
Die Quellen über die indianische Vergangenheit im geographischen Raum des nordamerikanischen Südwestens nördlich von Mesoamerika (räumliche Definition: Von Durango in Durango/Mexiko im Süden bis Durango in Colorado/USA im Norden und von Las Vegas in Nevada/USA im Westen bis Las Vegas in New Mexico/USA im Osten) sind unzählig. Dies betrifft sowohl Primärliteratur/-bilder als auch die verarbeitende Sekundärliteratur. Wer also aus diesem Fundus schöpfen will, muss sich extrem beschränken, sonst verirrt er sich auf diesem Informationsmeer, findet kein Ufer und kann informell ertrinken. Das nächste Problem besteht in der Auswahl der Quellen und der Weitergabe ausgewählter Informationen.
Wie bin ich mit diesen Quellen umgegangen? Meine Kapazitäten zur Informationserschließung sind begrenzt. Ich strebte nach Überblicksdarstellungen und habe fast ausschließlich Sekundärliteratur (Buch oder Internet) genutzt. Das vorliegende Werk ist also zum größten Teil faktenseitig inhaltlich abgeschrieben. Der Rest sind Interpretations- und Darstellungsweisen, die aus meinen Ansichten zu den Informationen entspringen, da in den Quellen die Darstellung und die Einkleidung der Fakten in Interpretationen und Erklärungen für mich oft unbefriedigend waren. Da ich nicht die Absicht hatte, ein Fachbuch zu schreiben, habe ich mir die umständliche, zeitraubende und dem Leser die Aufnahme erschwerende Arbeit der Quellenangaben und -zitate erspart. Ich betrachte die in der Sekundärliteratur weitergegebenen Informationen als frei verfügbares Allgemeinwissen und erhebe keinen Alleinvertretungsanspruch auf irgendeine Information oder Interpretation. Ich werde also nur sehr selten auf den Namen eines Wissenschaftlers oder anderer Autoren und ihrer Aussagen verweisen. Ich werde Darstellungen aus meiner Sicht sowie meine Ansichten und Interpretationen bestimmter Zustände und Informationssammlungen geben. Dementsprechend habe ich auch meine Auswahl von den angebotenen Informationen getroffen.
Welcher Art sind die möglichen Quellen von Kenntnissen über die Vergangenheit? Es gibt drei Kategorien: die Archäologie, die Ethnologie/Anthropologie und die mündlichen Überlieferungen (oral tradition). Das in diese drei Grundkategorien eine Vielzahl von anderen Wissenschaften mit einbezogen sind, ist heute sicher selbstverständlich. Dazu zählen u.a. das gesamte Spektrum der Geowissenschaften, der Biologie, der Physik, der Chemie, der Mathematik und auch der Architektur/des Bauwesens, die Gesellschaftswissenschaften und die Kunst. Im Prinzip können alle Wissenschaften und Künste, die in unserem täglichen Leben auftauchen können, auch einen mehr oder minder großen Platz in einer der drei vorn genannten Grundkategorien haben.
Das Hauptproblem bei der Nutzung der Quellen bestand in der Tatsache, dass „zehn Quellen zehn mehr oder minder unterschiedliche Darstellung eines Sachverhaltes geben“. Hierbei spielen die Entstehungszeit der Quelle/des Buches, der allgemeine Erkenntnisstand und die Person des Autors/Wissenschaftlers eine enorme Rolle. Und nicht zu vergessen ist der Einfluss der Geldquelle, aus der der Autor/Wissenschaftler die finanziellen Mittel für seinen Lebensunterhalt und seine Arbeit bezieht. Zu vielen Aussagen dieses Buches kann der Leser fragen: „Was hat denn der geschrieben? Das habe ich da und dort ganz anders gelesen.“ Völlig richtig! Auch ich habe diese Frage ungezählte Male in sehr unterschiedlichem Tonfall geäußert. Ich betone also nochmals: ich gebe in diesem Buch meine Ansicht wider, aber ich erhebe keinen Anspruch auf den Alleinbesitz der Wahrheit.
Meine Darstellung beruht auf meiner Faktenauswahl und stellt meinen Erkenntnisprozess dar, den ich hier vermitteln will. Dabei kann von einem wissenschaftlich ernsthaften Bemühen meinerseits um eine realitätsnahe Darstellung der Lebensbedingungen in diesem Areal ausgegangen werden. Die heute noch vom Archäologen erfassbaren Indizien sind aber nur ein winziger Bruchteil (meist der nicht verrottbare) der materiellen Kultur der Menschen dieses Gebietes.
Viele der Fakten liefernden und zu interpretierenden Quellen kranken an einer Erscheinung: Die drei Informationsgrundkategorien sind bearbeitungsseitig Männerdomänen und traditionell zutiefst patriarchal gestaltet, auf die Darstellung und im Endeffekt auf die Sicherung hierarchischer, machtsichernder HERRschafts- und Ausbeutungsverhältnisse ausgerichtet. Auch unsere patriarchal tradierte Sprache gestattet nur sehr schwer ein Abweichen von dieser Linie. Das widerspiegelt sich in der Sprache/Wortauswahl und in den Übersetzungen und Interpretationen der Informationen. Ein Beispiel: Kein prähistorischer Indianer hatte eine Frau, sondern er lebte mit einem Weib zusammen. Die an den adligen Hof gebundene Höflichkeit stattete ein weibliches Wesen, dass ein HERR an seine Seite „erhoben“ hatte, mit der HÖFlichen Bezeichnung „Frau“ aus – schließlich musste ein Unterschied zu einem Weib, das einem Bauern oder Handwerker „angehörte“, demonstriert werden. Ein christlich patriarchal denkender und schreibender männlicher Ethnologe sieht doch in der mit der „Erbsünde“ behafteten weiblichen Hälfte einer Menschengruppe mit Ausnahme einer prüden HERRlichen Sexualität keinen seriösen Forschungsgegenstand – selbst wenn er wollte, würde er sprachlich und emotional kaum einen nennenswerten informellen Zugang zu ihr finden.
So betrachtet und befragt er nur Männer aus seiner männlichen Sicht heraus über deren Weltsicht, Sitten und Gewohnheiten und fixiert die Ergebnisse für eine HERRlich dominierte Welt/Fachwelt. Die weibliche Seite existiert für ihn nur als Anhängsel des Mannes und wird nicht als selbständige, lebensspendende Hälfte des menschlichen Lebens und Wirkens angesehen. Er sieht in der weiblichen Seite des Lebens gar kein gleichgewichtiges Forschungsobjekt und wenn er wirklich einmal an die weibliche Seite herantreten würde, bekäme er höchstwahrscheinlich auf seine männlichen Fragen keine weibliche Antwort. Und selbst wenn er zu gravierenden, das heißt die patriarchale Sichtweise erschütternden Erkenntnissen über die weibliche Seite der Gesellschaft kommt, kann er sie dann, wenn er ein seriöser Fachkollege sein und bleiben will, der auch in Zukunft von patriarchalen Geldgebern der Unterstützung für seine Arbeiten bedarf, diese Erkenntnis in einer patriarchalen, christlichen Welt publik machen? Er darf dann zwischen geistiger Selbsteinschränkung und einem ideologischen Spießrutenlauf durch die gesellschaftliche Zensur (Finanzier, Medien, Fachkollegen) wählen.
Da ich, mit Ausnahme der Sprache, diesen Einschränkungen nicht unterliege, kann ich auf diesem Sachgebiet etwas lockerer an Interpretationsfragen herangehen. Trotzdem werde ich bei meinem Versuch, die Darstellung etwas zu „entpatriarchalisieren“, wider bessere Erkenntnis sprachlich inkonsequent bleiben und auch u.a. den Begriff „Frau“ und auch tradierte männliche Wortformen verwenden, da sonst Verständnis und Lesbarkeit durch langatmige Erklärungen zu stark beeinträchtigt würden.
Meine Darstellung wird sich in „Grundsätze und Übersicht“ und „Kulturen“