Die große Ratlosigkeit. Anton Weiß

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Die große Ratlosigkeit - Anton Weiß


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dass Menschen tatenlos zusehen, wenn andere in Bedrängnis geraten, Helfer werden oft selbst angegriffen.

      Menschen werden grundlos zusammengeschlagen wie in dem Bericht vom 2.1.13: „Mit mehreren Tritten gegen den Kopf ihres Opfers hat ein Brüderpaar im Dortmunder Hauptbahnhof einen 25-jährigen Sauerländer schwer verletzt. Einen Grund konnten sie nicht angeben.“

      In den USA gibt es ein neues Phänomen, das sich „Knockout Game“ nennt (SZ 14.1.14). Dabei werden die Teilnehmer aufgefordert, eine willkürlich ausgewählte Person mit nur einem Schlag niederzustrecken. Mehrere Menschen sind im vergangenen Jahr bei diesen Angriffen ums Leben gekommen.

      Nicht selten werden ähnliche Taten per Handy-Kamera gefilmt und ins Internet gestellt.

      Immer wieder sind viele Menschen verstört durch die Gewalt- und Zerstörungsbereitschaft von Fußballfans, die neben zertrümmerten Fensterscheiben und demolierten Autos schon Schiedsrichtern das Leben gekostet haben.

      Immer häufiger werden Polizisten von Bürgern angegriffen wie unlängst in München, wo Polizeibeamte auf einer Party erschienen, um einen Sprayer dingfest zu machen (SZ 14.4.14).

      Sebastian Vettel bekam Ärger mit seinem Red-Bull-Team, weil er sich nicht an die interne Absprache bei einem Autorennen hielt, seinen Team-Kollegen Webber nicht zu überholen, es aber trotzdem tat (SZ 25.3.13). Darunter leidet die Glaubwürdigkeit im Sport genauso wie unter den Doping-Fällen.

      Doping-Fälle haben im Sport insgesamt, besonders aber im Radsport großes Aufsehen erregt, wie Lens Armstrong und Jan Ullrich bei der Tour de France.

      Bei den olympischen Spielen in Sotschi 2014 ist die deutsche Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle positiv auf ein verbotenes Mittel getestet worden (SZ 22.2.14).

      Acht Prozent der Münchner sind so verschuldet, dass sie ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können (SZ 27.1.13).

      In Brasilien unterziehen sich jährlich fast eine Million Menschen einer Schönheitsoperation (SZ 8.5.13).

      Straftaten im Internet nehmen zu. Kürzlich wurden 18 Millionen eMail-Adressen und dazugehörige Passwörter geknackt. Amazon muss ihre Kunden bitten, ihre Passwörter zu ändern, weil Hacker in großem Ausmaß persönliche Kundendaten entwendet haben (SZ 22.5.14). Dass durch eMail-Anhänge Trojaner auf den Computer geladen werden, die Bankdaten und andere Informationen abgreifen, verunsichert und veranlasst viele, keine Bankgeschäfte mehr über das Internet zu tätigen.

      Wir ersticken heute in einer Informationsflut und sind davon überfordert: 400 Filme werden auf der Berlinale gezeigt, 80000 Buch-Neuerscheinungen gibt es jedes Jahr. Wer kann das noch bewältigen? Diese Überforderung zeigt sich auch beim Konsum: Wir brauchen nur in einen Supermarkt zu gehen und die Regale mit Joghurt oder Müsli oder welchen Produkten auch immer durchgehen. Es sind Untersuchungen gemacht worden, die zeigen, dass bei einer zu großen Fülle an Angeboten weniger gekauft wird, als wenn nur eine begrenzte Auswahl zur Verfügung steht, weil wir völlig überfordert sind!

      Nahezu kein Tag vergeht, an dem nicht von einem Terroranschlag in irgendeinem Land, vorwiegend Afghanistan und Irak, gemeldet wird. Häufig sind dabei viele Tote zu beklagen.

      Gerade (SZ 15.4.14) haben Anhänger der Boko Haram, einer islamistischen Gruppe, in Nigeria durch einen Bombenanschlag auf einen Busbahnhof mehr als 70 Menschen getötet.

      Beim jüngsten Anschlag haben sie 276 Schülerinnen entführt. Die Mädchen sollen verkauft, versklavt und zwangsverheiratet werden. Für Islamisten sind „Frauen nur Geschöpfe zweiter Klasse“ (SZ 7.5.14).

      Wer geglaubt hätte, dass Genozid nach der Herrschaft des Nationalsozialismus endgültig der Geschichte angehört, sah sich durch die Massaker der Roten Khmer in Kambodscha 1975-79, bei dem ca. eine Million Menschen ums Leben kamen, getäuscht; im ehemaligen Jugoslawien geschahen 1993 die Verbrechen von Srebrenica, 1994 ereignete sich der Völkermord unter Tutsis und Hutus, bei dem etwa 800 000 Menschen ums Leben kamen,. und heute geht das Morden weiter: in Syrien, in Zentralafrika und im Süd-Sudan.

      Derzeit – April 2014 – findet im Süd-Sudan Völkermord zwischen den Volksgruppen der Nuer und Dinkas statt (SZ 25.4.14). Angehörige der Volksgruppe der Nuer haben die Türen einer Moschee, in der Dinkas Zuflucht suchten, verrammelt und von außen hineingefeuert. „Wer sich danach noch bewegte, wurde aus nächster Nähe erschossen.“ „Über den Radiosender Bentiu FM sollen die Rebellen ihre Anhänger aufgerufen haben, Dinka-Frauen zu vergewaltigen.“ (ebd.)

      In all diesen Fällen wird das politisch gesteuert, aber es wäre nicht möglich, wenn nicht unter den Menschen dieser Hass und diese Abgrenzung beständen.

      Bei einem Projekt zur Krankenhaussanierung erfahren die Mitglieder des Aufsichtsrats erst aus den Medien die Absichten der Berater (SZ 6.2.14).

      I/3. im moralischen Bereich und menschlichen Miteinander

      Robert Lanza war einer der ersten, der menschliche Emryonen zerstörte, um an die Stammzellen zu kommen. Was er tue, sei verantwortungslos, ja verbrecherisch, hieß es in Leitartikeln. Er erhielt Todesdrohungen. Heute ist er einer der führenden Forscher auf diesem Gebiet und weitgehend anerkannt (SZ 19./20./21.4.14). In Deutschland ist sein Tun verboten!

      Es scheint eine unbeantwortbare Frage zu sein, welche Bedeutung der Leistung eines Menschen zukommt, wenn er sich moralisch verwerflich verhält. Dabei muss man bedenken, wie relativ moralische Maßstäbe sind: Ist ein Dirigent wie der Russe Valery Gergiev – ein unbestritten herausragender Künstler -, der sich zu Putin und dessen homophober Gesinnung bekennt, für die Münchner Philharmoniker tragbar?

      Ist ein Gymnasium tragbar, das den Namen „Wernher von Braun“ trägt, weil selbiger die V2-Raketen für Hitler baute? Ist ein Philosoph unglaubwürdig, weil er sich dem nationalsozialistischen Denken zuneigte wie Martin Heidegger?

      In einer Kirche im Bistum Würzburg hat die Volksmusik-Band „Dorfrocker“ Fotoaufnahmen mit einem Nacktmodell vor dem Altar gemacht. Die Kirche verzichtet nun auf ein Strafverfahren, weil sich die Musiker entschuldigt und eine Unterlassungserklärung unterschrieben haben. War ihr Verhalten verwerflich, geschmacklos oder provozierend? Es erinnert an die Punkband Pussi Riot, die ebenfalls in einer Kirche aufgetreten ist, was in Russland nur mit Genehmigung möglich ist. Hier haben im Westen alle deren provokantes Verhalten als Protest gegen Putin gut gefunden und gebilligt.

      Messen wir mit zweierlei Maß oder gibt es überhaupt keinen gemeinsamen Maßstab?

      Nonnen weigerten sich, Spendengelder von Prostituierten anzunehmen, da sie deren Verhalten als unmoralisch und verwerflich betrachteten.

      Pornographie verliert zunehmend ihr Stigma als moralisch fragwürdiges Verhalten. Das Zeitalter des Internet deckt es auf: Pornoseiten sind die meistaufgerufenen Seiten im Internet!

      Der Fall Edathy hat Anfang des Jahres 2014 großes Aufsehen erregt, da er, ein SPD-Abgeordneter, Nacktbilder von Kindern auf seinem Rechner hatte, was nach deutschem Recht nicht verboten ist, wohl aber in Kanada, aus dem die Bilder kamen. Als nun der Bundesjustizminister Heiko Maas die Gesetze verschärfen will, erhebt sich Protest aus den Reihen der Kriminologen, Psychiater und Strafrechtler (SZ 14.4.14).

      Babyleichen wurden schon in der Tiefkühltruhe oder in Blumentöpfen gefunden, Babys, die von ihrer Mutter gleich nach der Geburt getötet worden waren. In einem aktuellen Fall – 24.4.14 – wird vor Gericht eine Tat verhandelt, wo eine junge Mutter aus egoistischen Motiven ihr Kind umgebracht haben soll. Die 20-Jährige aus Kehlheim soll als damals 18-Jährige den Säugling eine halbe Stunde nach der Geburt am 7. 2. 2013 erstickt und die Kehle durchgeschnitten haben. Ihr sei klar gewesen, dass sich ihre Familie zwar um das Kind kümmern würde, sie aber nicht mehr ihren „zahlreichen sozialen und sexuellen


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