Studio Babelsberg. Holger Hühn

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Studio Babelsberg - Holger Hühn


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Grundausrichtung der UFA allmählich und reaktionäre Filme entstanden.

      Doch das Ende der finanziellen Nöte bedeutete für Babelsberg auch einen Aufschwung. Nachdem in den USA der Siegeszug des Tonfilms längst begonnen hatte, entstand 1929 in Babelsberg mit dem Tonkreuz das erste schalldichte Filmatelier, das die Produktion deutscher Tonfilme erlaubte. Noch im gleichen Jahr erschien der erste abendfüllende Tonfilm Melodie des Herzens. 1930 wurde in Babelsberg Der blaue Engel gedreht, der die Karriere von Weltstar Marlene Dietrich begründete. Ab 1931 wurden dann kaum noch Stummfilme in Babelsberg produziert. Da es aber noch keine Synchronisationstechnik gab, entstanden die meisten Filme in mehreren Sprachfassungen, die mal mit deutschen, mal mit englischen und mal mit französischen Darstellern in den selben Kulissen gedreht wurden.

      Chronik

       1911 – Baubeginn des ersten Filmstudios in Nowawes (später Babelsberg)

       12.2.1912 – Drehbeginn des ersten Babelsberger Films Der Totentanz

       7.9.1912 – Uraufführung von Der Totentanz

       1914–1918 – Erster Weltkrieg: überwiegend Produktion von Propaganda-Filmen

       1920 – Fusion der Deutschen Bioscop mit der Deutschen Eclair-Gesellschaft (Decla) zur Decla Bioscop

       1921 – Fusion der Decla Bioscop mit der Universum Film AG (UFA)

       14.2.1924 – Uraufführung von Die Nibelungen: Siegfried

       26.4.1924 – Uraufführung von Die Nibelungen: Kriemhields Rache

       1926 – Bau der Großen Halle (heute Marlene-Dietrich-Halle) für den Film Metropolis

       10.1.1927 – Uraufführung von Metropolis

       1927 – Übernahme der UFA durch Alfred Hugenberg

       1929 – Bau des Tonkreuzes

       1.4.1930 – Uraufführung von Der blaue Engel

Totentanz

      Der Totentanz

       1912

      Der Totentanz war 1912 der erste Film, der in Babelsberg gedreht wurde. Das Stummfilmdrama mit dem dänischen Star Asta Nielsen in der weiblichen Hauptrolle legte damit den Grundstein zu einer 100-jährigen Erfolgsgeschichte.

      Ingenieur Burk (Oskar Fuchs) ist glücklich mit der jungen Bella (Asta Nielsen) verheiratet. Doch dann ereignet sich eine furchtbare Explosion, bei der Burk schwer verletzt wird. Wochenlang schwebt er zwischen Leben und Tod. Bella lernt den Komponisten Czerneck (Fritz Weidemann) kennen. Er lehrt sie das Singen, sodass Bella durch gemeinsame Auftritte für den Unterhalt ihrer Familie sorgen kann. Dabei entwickeln sich Gefühle zwischen Bella und Czerneck, doch die verheiratete Bella weist den Komponisten immer wieder zurück. Der wieder genesene Burk verfolgt Bellas Erfolge auf der Bühne mit Misstrauen und Eifersucht. Czerneck will Bella unbedingt für sich gewinnen. Deshalb fälscht er einen Brief an Burk, der diesem die Untreue seiner Frau suggerieren soll. Bella findet jedoch den Brief und ist außer sich vor Wut. Sie sinnt auf Rache gegen Czerneck.

      Ursprung der Babelsberger Studios

      1911 hatte die Deutsche Bioscop den lukrativen Auftrag zu mehreren Filmen mit der Schauspielerin Asta Nielsen und dem Regisseur Urban Gad erhalten. Nielsen und Gad, beide Dänen, hatten 1910 ihren ersten gemeinsamen Film gedreht und Nielsen war sofort der Aufstieg zu einem europäischen Filmstar gelungen – sie war einer der ersten Filmstars überhaupt. Der Kameramann Guido Seeber, technischer Leiter der Deutschen Bioscop, suchte für den Dreh mit Gad und Nielsen nun nach einem geeigneten Gelände, da die Studios in Berlin nicht groß genug waren und zudem schon mehrfach die Feuerschutzpolizei auf den Plan gerufen hatten. Wenige Kilometer von Berlin entfernt fand Seeber ein leer stehendes Fabrikgebäude bei der Villensiedlung Neubabelsberg. An dieses ließ er ab Herbst 1911 ein Glashausatelier anbauen, denn damals konnte nur bei Tageslicht gefilmt werden.

      Als Geburtsstunde der Filmstudios Babelsberg gilt der 12. Februar 1912: An diesem Tag fiel die erste Klappe für Der Totentanz. Der Stummfilm wurde damals noch mit recht einfachen Mitteln in nur wenigen Tagen abgedreht. Für die Kameraarbeit war Seeber höchstpersönlich verantwortlich.

      Premiere und Nachleben

      Seine Premiere feierte der Film am 7. September 1912. Zuvor wurde er von der Zensur mit einem Jugendverbot belegt, sodass vor jungem Publikum nur eine stark gekürzte Version gezeigt werden durfte. Die zeitgenössischen Reaktionen fielen eher gemischt aus. Während zwar Asta Nielsens Schauspieltalent sehr gelobt wurde, wurde die Handlung entweder als zu seicht oder als zu unsittlich gerügt. Dennoch war dem Film ein relativ großer Erfolg beschieden und Nielsen, Gad und Seeber konnten ihre erfolgreiche Zusammenarbeit noch eine Weile fortsetzen.

      Ursprünglich hatte Der Totentanz eine Länge von etwa 60 min. Der Film ist allerdings nur fragmentarisch erhalten. Lange Zeit galten etwa 23 min als überliefert. Anlässlich des 100. Geburtstags des Studios Babelsberg wurde der Film jedoch umfassend restauriert und hat nun wieder eine Länge von immerhin 35 min.

      Infos zum Film

       Regie: Urban Gad

       Drehbuch: Urban Gad

       Darsteller: Asta Nielsen (Bella), Oskar Fuchs (Ingenieur Burk), Fritz Weidemann (Komponist Czerneck)

      Guido Seeber

Guido Seeber

      * 22.6.1879 in Chemnitz, † 2.7.1940 in Berlin

      Guido Seeber war Kameramann und einer der wichtigsten Pioniere der deutschen Filmindustrie. Er legte den Grundstein für die Filmstudios Babelsberg, als er dort ein Glasatelier für den Film Der Totentanz erbauen ließ.

      Guido Seeber wurde als Friedrich Konrad Guido Seeber am 22. Juni 1879 in Chemnitz geboren. Sein Vater Clemens Seeber war Fotograf und betrieb in der Stadt sein eigenes Atelier. Guido Seeber erhielt nach der Schulzeit dort eine Ausbildung. 1896 sah der Vater die ersten Filme der Brüder Lumière und war von der neuen Technik begeistert. Die Seebers kauften vom damals führenden deutschen Hersteller Oskar Messter einen Projektionsapparat und führten ab 1898 eigene Filme auf. Clemens und Guido Seeber entwickelten Messters Apparat zu einem handlichen Reisekinematografen weiter, der unter dem Namen „Seeberograph“ 1903 ein eigenes Patent erhielt. Später kombinierten sie den Apparat mit einem Grammophon, was dann unter der Bezeichnung „Seeberophon“ lief. Vater und Sohn zogen dann mit einer Art Wanderkino durch ganz Sachsen.

      Filmpionier und Studiogründer

      1905 starb Clemens Seeber. Sohn Guido übernahm zunächst sein Atelier, verkaufte es jedoch zwei Jahre später und zog mit seinem Filmprogramm durch Europa. 1909 wurde er Technischer Leiter bei der Filmfirma Deutsche Bioscop in Berlin. Seeber drehte als Kameramann nun auch eigene Filme, wie den 4 min langen Trickfilm Die geheimnisvolle Streichholzdose (1910). Auf dem Gebiet der Kameraarbeit war er damals einer der Vorreiter. Bald darauf filmte Seeber auch seine ersten Spielfilme.

      Die Deutsche Bioscop beauftragte ihn 1911, ein geeignetes Studiogelände außerhalb Berlins für eine geplante Filmreihe mit dem dänischen Star Asta Nielsen und dem Regisseur Urban Gad zu finden. Seeber wurde bei der Villensiedlung Neubabelsberg fündig und stellte dort im Oktober 1911 einen Bauantrag für ein Glasatelier. Innerhalb kürzester Zeit wurde es fertiggestellt, sodass schon am 12. Februar 1912 die Dreharbeiten zu Der Totentanz beginnen konnten, bei dem Seeber hinter der Kamera stand. Seeber gilt damit als Begründer der Filmstudios Babelsberg.

      Anschließend drehte Seeber noch einige weitere Filme mit Nielsen und Gad. Doch die beiden verließen


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