Die Stunde, eh' du schlafen gehst. Ханс Фаллада

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Die Stunde, eh' du schlafen gehst - Ханс Фаллада


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beiden Ärzte standen plaudernd am Flurfenster.

      »Nun, was hast du ausgerichtet?« fragte Doktor Altpeter gespannt.

      »Noch nichts!« sagte er etwas kurz, denn es ärgerte ihn, gestehen zu müssen, daß er, der berühmte Schauspieler, ohne Wirkung auf solch junges Ding geblieben war. »Ich werde morgen wieder nach ihr sehen.«

      Der junge Arzt fragte: »Und was darf ich Professor Eickens wegen Ihres Schweigegebotes sagen? Sind Sie zu einem Entschluß gekommen?«

      »Ich denke«, sagte Babendererde nach kurzem Überlegen, »ich werde morgen Ihren Chef persönlich sprechen. Bis dahin hat es wohl Zeit?«

      »Natürlich. Sie treffen den Professor am sichersten zwischen elf und eins hier auf der Station.«

      »Schön. Ich werde pünktlich sein. – Und nun unseren besten Dank, Herr Doktor. Ich hoffe, wir haben Sie nicht zu sehr von wichtigeren Beschäftigungen abgehalten.«

      Im Auto fragte er dann: »Und wohin soll ich dich fahren, Altpeter? Wo lechzt der Haufen Leute nach dir?«

      »Ach, für den ist es längst zu spät geworden. Fahr mich zu Kießling an den Stammtisch. Das heißt, wenn dir das nicht zu unbequem liegt!«

      »Aber gar nicht! Ich werde noch selber bei Kießling reinschauen. Vielleicht treffe ich dort Direktor Hensel …« Und während sie schon fuhren: »Ich habe es mir überlegt, Doktor. Du hast ganz recht, ich bin ein bißchen überarbeitet. Ich werde Hensel bitten, meine Aufnahmen um acht oder zehn Tage später zu legen. Das läßt sich ganz gut so einrichten. Zur Not kannst du mir bestätigen, daß ich Schonung brauche?«

      »Das will ich gern, Gerd. Aber wohlverstanden, du brauchst völliges Ausspannen – von allem!«

      »Darauf kannst du Gift nehmen, mein Guter: weder Film noch Theater bekommen in den Tagen auch nur ein Eckchen von mir zu sehen!«

      »Ich meinte mit Ausspannen von allem auch unsere bewußte junge Dame!«

      »Jetzt finde ich dich einfach albern, Doktor! Was hat das junge Mädchen mit meiner Überarbeitung zu tun?«

      »Nichts! Aber mit deinen Nerven, fürchte ich, hat sie vielleicht viel zuviel zu tun!«

      »Ich habe es dir schon einmal erklärt, Doktor, daß ich es für meine verfluchte Pflicht und Schuldigkeit halte, mich um sie zu kümmern. Ist sie erst wieder gesund, ist der Fall für mich erledigt.«

      »Das denkst du! Aber was denkt sie?«

      »Leider hört sie vorläufig nicht einmal, was man ihr sagt. Ich existiere im Moment nicht für sie.«

      Doktor Altpeter überlegte. Dann aber schien es ihm doch besser, den Freund zu warnen.

      »Der junge Kollege im Krankenhaus«, meinte er vorsichtig, »hält es nicht für ganz ausgeschlossen, daß deine Verehrerin eine Spur simuliert.«

      Babendererde fuhr wütend los: »Simuliert? Wieso simuliert? Was simuliert? Ihr Ärzte seid doch die mißtrauischste Bande von der ganzen Welt! Ein harmloses, unerfahrenes Ding …«

      »Mein lieber Babendererde, Simulieren ist in einem solchen Falle nichts Schlechtes. Sie hat einen Schock erlitten, einen doppelten, durch dich und durch den Autobus, und nun verkriecht sie sich, vor ihren Angehörigen, vor dir, vor der ganzen Welt – will einfach nicht mehr mitmachen. Auch das kann eine Krankheit sein.«

      »Das glaube ich nie!« sagte Babendererde überzeugt. »So wie ich mit ihr geredet habe, hätte sie reagiert. Aber sie hat mich eben einfach nicht gehört!«

      »Wenn sie dich doch nicht hören kann, wäre es da nicht das beste, du überläßt sie den Ärzten? Sie wird morgen in eine Nervenklinik gebracht …«

      »Den Teufel wird sie dorthin gebracht! Was ihr euch alles ausdenkt! Sie ist doch nicht verrückt!«

      »Mein Lieber, ein Mann deines Bildungsgrades sollte wirklich nicht mehr Neurologie und Psychiatrie verwechseln! Natürlich ist sie nicht geisteskrank, aber vielleicht ist ihr seelisches Gleichgewicht im Augenblick ein wenig gestört.« Und bei sich dachte er: Und nochmals, vielleicht ist sie bloß eine durchtriebene Schelmin und freut sich, wie schön sie unserem ahnungslosen Babendererde seine Ruppigkeit heimzahlen kann!

      Aber das laut zu sagen, verbot sich. Statt dessen fragte der Arzt: »Nun erzähle mir doch endlich einmal, Gerd, was willst du mit dem jungen Mädchen eigentlich anfangen?«

      »Ich werde sie gesund machen!«

      »Ein Kranker taugt nicht zur Krankenpflege!«

      »So, nun bin ich also auch krank! Vielleicht willst du mich ebenfalls in die Nervenklinik bringen – soll ich gleich hinfahren?«

      »Du bist der unvernünftigste Kindskopf von ganz Berlin, Babendererde! Eben hast du mich gebeten, dir bei Hensel Überarbeitung zu bestätigen! Überarbeitung ist auch ein krankhafter Zustand. Sei doch vernünftig, Gerd«, setzte er überredend hinzu, »ich will ja nur, daß die junge Dame vorläufig für dich abgetan ist, wenn auch dein morgiger Besuch zu keinem Erfolg führt!«

      »Nichts verspreche ich! Gar nichts verspreche ich!« schrie der Schauspieler fast. »Und nun will ich dir sagen, daß ich dieses Geschwätz über das verdammte Mädel bis dahin habe! Ich verbitte mir jedes weitere Wort darüber!«

      »Schön, schön, mein Lieber«, sagte der Arzt, ganz ungerührt von diesem Ausbruch. »Wenn du mir nur sagen wolltest, was du mit ihr vorhast! Auf der Chirurgischen im Krankenhaus wird man sie nicht länger behalten.«

      Aber Babendererde antwortete nicht mehr, und in völligem Schweigen verlief der Rest der Fahrt zum Stammtisch bei Kießling.

      4

      Fahndung nach einem Star

      Bei Kießling stand nicht etwa nur ein Stammtisch weniger Schauspieler, sondern das ganze Lokal, äußerlich kaum anders als eine Kutscherkneipe aussehend, war ein Treffpunkt von Bühne und Film. In einem langen, sich durch die Tiefe des Hauses ziehenden Raum stand ein Gewirr von zerschnitzelten, verbrauchten Holztischen und Stühlen, die so eng gestellt waren, daß der servierende Kellner sich kaum hindurchzwängen konnte.

      Dieser Kellner, allgemein Julius gerufen und nur mit ›Du‹ angesprochen, war eine Spezialität des Kießlingschen Hauses. Schon recht ältlich, mit dünnem Haar, das nur spärlich einen bleichen Schädel bedeckte, mit vorquellenden blaßblauen Fischaugen und einem stets offenstehenden Mund, vergaß er alles, verkannte jeden, verrechnete sich stets, trödelte immer, verschüttete Soßen, servierte Kaffees mit Fußbädern – kurz, dieser alte Trinker schien zu allem anderen geeignet, nur nicht zum Kellnerberuf …

      Die Schauspieler aber, die in jedem andern Lokal über den zehnten Teil der Schwupper, die sich Julius zuschulden kommen ließ, in Tobsucht geraten wären, liebten ihren Julius, sahen ihm alles nach, eine unerschöpfliche Quelle der Erheiterung war er ihnen. Sie wären sehr enttäuscht gewesen, wenn Julius einmal eine Bestellung glatt erledigt hätte.

      Und wie sie Julius hinnahmen, so ertrugen sie das unzureichende, überfüllte, laute, stets vollgequalmte Lokal, das mäßige Essen – glücklich, einmal ganz unter sich sitzen zu können, nicht unter den Blicken von soundso viel Verehrern, die jeden Bissen mit schwärmerischem Blick in den Mund verfolgten, vor denen sie die auf der Bühne angenommene Rolle immer weiterspielen mußten.

      Hier konnten sie sich gehenlassen, der makellose Held wurde zu einem nervösen Menschen, der Schwupper machte, genau wie der Julius.

      »Also denn, Doktor!« sagte Babendererde und reichte dem Arzt zwei Finger. »Bis nachher!«

      »Belitten?« fragte Doktor Altpeter lachend. »O Gerd, Gerd, was bist du doch für ein Kindskopf!«

      Aber der Schauspieler war schon im rauchigen Gedränge verschwunden, sah suchend von einem Tischchen zum andern, rief hier ein Wort, sah dort starr vorbei – man hatte so viele Feinde, aber alles nur der reine Neid! – und entdeckte schließlich seinen Produktionschef an einem Holztischchen im Winkel.

      Hensel,


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