Deutschland, es brennt. Erik Kothny

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Deutschland, es brennt - Erik Kothny


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vor allem, was die Moslems anging.

      Puzzle 1: Die Verstellung

      Das begann schon bei meinem Mitautor, einem afghanischen Studenten. Beim Bierchen hatten wir uns getroffen, um das Konzept des Buches zu erarbeiten. So wollte ich es auch im Buch Bundeswehr-Major am Hindukusch (Kontrast Verlag) niederschreiben. Doch der Afghane wehrte ab:

      „Das mit dem Bier darfst Du nicht schreiben“,

      „Wieso?“

      „Ich bin Moslem. Wenn Du erwähnst, dass ich Alkohol trinke, habe ich mit ernsten Konsequenzen zu rechnen. Und: Kein Moslem würde unser Buch ernst nehmen. Es wäre für den Afghanischen Widerstand umsonst geschrieben.“

      Also strich ich den ersten „Fakt“. War auch eigentlich unbedeutend im Verhältnis zu den Opfern des Widerstandes gegen die Sowjet-Invasion. Also machte ich aus dem Bier ’ne Limo.

      Wichtiger war mir, ihn als Co-Autor zu gewinnen, war doch sein Vater im afghanischen Generalstab und kannte die Interna der sowjetischen Besetzung. Dazu muss man wissen, dass die afghanische Armee von russischen Beratern durchsetzt war. Ohne sie lief bei der Armee gar nichts.

      Wenige Tage vor dem Einmarsch am 27. Dezember 1979 traf der erste stellvertretende sowjetische Innenminister Generalleutnant Victor Paputin mit einer Handvoll KGB-Offiziere in Kabul ein. Er ließ von allen schweren Waffen, Panzern und Fahrzeugen die alten Batterien einsammeln, um sie, wie er sagte, durch neue zu ersetzen.

      Gleichzeitig ließ er die Kommando-Zentrale der afghanischen Armee verlegen und ersäufte den afghanischen Generalstab in einem Meer von Wodka. Der Rest war ein militärisches Kinderspiel. Afghanistan wurde im Handstreich genommen. 11)

      Die Sowjets mussten um Sun Tzu gewusst haben: „Der Krieg ist ein Weg der Täuschung.“10)

      Trotz dieses Anfangserfolges: die Sowjets hatten die Rechnung ohne den Islam gemacht. Im Landesinneren formierte sich der Widerstand von Warlords und todesmutigen Mujaheddin.

      Puzzle 2: Der Todesmut

      Die Gotteskrieger hatten keine Angst vor dem Sterben – gingen sie doch nach dem Tod direkt ins Paradies ein, in dem 72 Jungfrauen auf sie warteten.12)

      Puzzle 3: Die Lüge

      Außerhalb des Schlachtfeldes verstanden sich die Afghanen ganz exzellent auf psychologische Kriegsführung: Sie setzten Gerüchte in die Welt, die ihnen Sympathie einbringen sollten. Sie erfanden die Spielzeugbombe, die, von russischen Hubschraubern abgeworfen, kleine Kinder tötete. Eine plumpe Lüge, wie ich bald herausfand.

      Wo immer ich nach Spielzeugbomben fragte, bekam ich olivfarbene, knapp handtellergroße Flugminen präsentiert. Ein Kind konnte sie zwar für Spielzeug halten, weil sie wie ein Schmetterling aussahen, aber ihnen wurde diese Form gegeben, damit sie in der Luft rotierten und so eine große Streuwirkung erzielten, und nicht, um gezielt Kinder zu töten. Der aus Moers stammende Arzt Dr. Karl Viktor Freigang bestätigte mir das. 11)

      Nächste Lüge: ABC-Spür-Ausrüstung zum Identifizieren von Chemischen Kampfstoffen wurde Journalisten als 2-Komponenten-Giftgas präsentiert. Die Ahnungslosen unter den Kollegen meldeten Giftgaseinsätze durch Sowjettruppen. 13)

      Puzzle 4: Allahs Wille

      Die Lüge als Mittel der Kriegsführung, aber auch die Macht der Bilder verstanden die Moslems vortrefflich zu nutzen.

      In einer Ruine mit Ausblick auf eine weite Ebene kredenzten mir Kämpfer von Gulbuddin Hekmatyar Tee mit Zucker und Keksen und bedeuteten mir, die Kamera in Position zu bringen. Auf ein Zeichen von Kommandant Khutschy stürmte etwa ein Dutzend Freiheitskämpfer einen Vorposten der Russen wenige hundert Meter vor mir. Wie viele Mujaheddin dabei ihr Leben ließen, weiß ich nicht, doch der Kommandant zeigte sich zufrieden:

      „Schöne Bilder für Deutschland“, meinte er, „sie werden uns helfen.“

      Dabei wurde der Tod der eigenen Kämpfer bewusst in Kauf genommen, denn ursprünglich sollte der Angriff vor Jalalabad nachts stattfinden. Doch da ich nachts nicht drehen konnte, war der Angriff auf den Tag verlegt worden. Allah wollte es so.

      Ich wusste damals nichts, aber auch rein gar nichts über den Islam, außer, dass Allah alles fügt und Mohammed sein Prophet ist.

      So fügte ich mich denn auch, als ich nachts in einer Moschee nicht mit den Füßen Richtung Mekka schlafen durfte. Füße seien unrein und dürften nicht in Richtung der heiligen Stätte ausgestreckt werden. Auch wunderte ich mich über die Tatsache, dass wir in Moscheen übernachteten, denn diese wurden sehr gezielt von Sowjethubschraubern angegriffen. Darauf angesprochen erhielt ich die Antwort: „Allah beschützt uns.“

      Rund eine Million Mujaheddin haben im Kampf gegen die Sowjets dieses unsinnige Allah-Vertrauen mit dem Leben bezahlt. „Allahu Akhbar.“

      Puzzle 5: Allahs Kleiderordnung

      Allah ist es wohl auch zu verdanken, dass es bei den Moslems eine spezielle Kleiderordnung für Frauen gibt. Erzengel Gabriel soll sie seinem Gesandten Mohammed offenbart haben. 14)

      Auf unserem Weg durch den Hindukusch begegneten wir schwarz verschleierten Frauen, die unter der Last gesammelten Holzes ächzten. Sie holten es kilometerweit von ihren Behausungen. Als ich bei der ersten Begegnung beiseitetreten wollte, um den Frauen den Weg freizumachen, zog mich mein Begleiter auf den schmalen Pfad zurück und sagte voller Stolz:

      „Männer haben in Afghanistan den Vortritt, Frauen sind nichts.“

      Puzzle 6: Unterordnung der Frau

      Wie sehr sich Frauen dem Diktat der Kleiderordnung beugen müssen, erlebte ich viele Jahre später bei einem Fechtturnier in Teheran. Frauen saßen getrennt von den Männern auf der Tribüne. Dennoch wagte ich, eine europäisch aussehende Frau anzusprechen. Es war die Gattin des belgischen Botschafters, natürlich mit Kopftuch. Ich wollte mehr über die Sitten im Iran erfahren. Die Dame sagte mir, dass die iranischen Frauen sehr gebildet seien, aber keine Chance hätten, sich dem Diktat der Männer zu entziehen.

      Nach etwa 10 Minuten meinte die Botschafter-Gattin, ich solle jetzt lieber gehen, die Sittenwächter 15) schauten schon kritisch zu uns herüber. (Doch darüber wusste ich damals auf meinem Pfad zu den Widerstandsnestern der Freiheitskämpfer noch nichts.)

      Und dann wieder, wie selbstverständlich. Der Verstoß gegen Mohammeds Gebote:

      Puzzle 7: Allahs Gesetze

      Zurück in Peshawar musste ich für die Freiheitskämpfer in einem Nobelhotel Wodka kaufen. Eine Flasche pro Tag stand mir als christlichem Ausländer zu. Das wurde im Pass eingetragen, damit ich nicht mehrere Hotels aufsuchen konnte.

      Zurück im Camp zogen sich die Kämpfer in ein Zimmer zurück und ließen die Flasche kreisen.

      „Ich denke, Allah hat den Konsum von Alkohol verboten?“, fragte ich in die fröhliche Runde.

      „Wir haben die Vorhänge zugezogen“, lachten sie, „Allah kann uns nicht sehen.“

      Puzzle 8: Der Zwang

      Ich hatte einen persönlichen Begleiter, der Deutsch sprach. Er hatte im Ruhrpott studiert. Er meinte, dass der ganze Glaube nur durch Zwang aufrechterhalten werde. Er selbst sei Atheist, aber wenn das publik würde oder er nicht täglich seine 5 Gebete verrichtete, hätte er beim nächsten Einsatz eine Kugel im Kopf.

      Puzzle 9: Die Brutalität

      Auch erzählte er, dass er bei einem Einsatz dabei war, bei dem man russische Soldaten verstümmelt hatte, weil dies Allahs Strafe für Feinde des Islam sei. 16)

      Ebenfalls erfuhr ich vom Schicksal des russischen Soldaten Sacharow Anatolij Michajlowitsch.11) Da er nicht auf afghanische Aufständische schießen wollte, war er desertiert. Bei den Afghanen wurde er zum Sicherheitsrisiko, weil die Rote Armee hinter ihm her war. Und da er auch nicht zum Islam konvertierte, wurde er liquidiert. Die Mujaheddin damals taten das noch durch ein Erschießungskommando. Das ersetzte das heute übliche


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