Schahname - Das Buch der Könige, Band 1. Friedrich Ruckert

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Schahname - Das Buch der Könige, Band 1 - Friedrich Ruckert


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unseres Königs leben.

      Doch das sind nur Worte und keine Taten,

      Die Wirklichkeit lässt uns anderes erwarten:

      Krieg wird es geben und Kampf tut not,

      Viele stolze Krieger werden erleiden den Tod.

      Und all meine Kommandeure, wie ein Mann,

      Wie Merui von Tabaristan,

      Wie Armani und Labui,

      Kämpfen mit schweren Keulen. Sie

      Sagen: Weis‘ zurück ihr Wort und frag die Gestalten,

      Wer sie sind, dass sie es wagen nicht zu halten

      Vor Mazandarans Grenzen und Irans Haus.

      Zum Guten oder Schlechten gib Befehle aus,

      Mit Keule und Schwert und dem nötigen Glück,

      Mit heftigem Kampf treiben wir sie zurück.

      …

      Wenn Minbar{2} und Thron werden eins im Land,

      Und Abu Bakr und Omar sind bekannt,

      Vorbei ist’s mit unserem Heldentum

      Vergessen sind Ehre, vergangen der Ruhm.

      Die Sterne sind den Arabern gewogen,

      Krone, Thron und König sind aufgehoben:

      Ein Irrer wird kommen nach vielen Tagen

      Mit seiner Gefolgschaft, uns Regeln zu sagen:

      Sie kleiden sich schwarz, jeder einen Kopfschmuck hat,

      Ein gewickelter Schal aus aus schwarzseidnem Brokat.

      Keine goldenen Schuhe und keine Fahnen,

      Keine Krone, kein Thron wie bei unseren Ahnen.

      Im Jubel die einen, in Angst andere leben,

      Gerechtigkeit und Wohltat wird es nicht mehr geben.

      Bei Nacht ist’s besser, im Verborg’nen schlafen zu gehen,

      Denn gierige Augen wollen uns weinen sehn.

      Fremde werden regieren uns, und mit Macht

      Plündern uns aus, machen den Tag zur Nacht.

      Ehre und Gerechtigkeit haben keinen Wert,

      Lüge und Betrug werden blühen und verehrt.

      Einst stolze Krieger sind ohne Pferd, mit leerer Hand,

      Wer mit Waffen prahlt, wird dann Ritter genannt.

      Die Landwirtschaft ist ohne Lohn,

      Herkunft und Können werden zum Hohn,

      Männer werden Diebe und schämen sich nicht,

      Fluchen und Segnen ist gleich vor Gericht.

      Die Zukunft wird schlechter sein, als was wir gekannt,

      Kaltherzige Herrscher werden regieren mit harter Hand.

      Kein Vater wird seinem Sohn vertrau’n.

      Und der Sohn wird die Ehre des Vaters nicht schau’n.

      Ein missratener Sklave wird uns regieren,

      Woher er stammt, wird nicht interessieren.

      Sein Wort zu halten, ist niemand bereit,

      Zunge und Geist sind voller Schlechtigkeit.

      Der Iraner, der Türke, der Araber vergeht,

      Stattdessen ein Menschengemisch entsteht,

      Das man weder Perser noch Türke noch Araber nennt,

      Deren Worte ein Spiel sind, das Handeln nicht kennt.

      Männer werden Heilige und Weise mimen,

      Um sich mit Lügen ihr Brot zu verdienen.

      Der Reiche wird seinen Besitz verbergen,

      Doch seine Feinde werden nichts lassen den Erben.

      Sorgen und Ärger, Bitterkeit und Leid,

      Hält das Schicksal für uns in Zukunft bereit,

      So viel wie es Glück unter Bahram uns bot,

      Kein Fest, keine Staatsempfänge, nur Elend und Not,

      Kein Tanz, keine Musik, nichts von allem

      Dafür Verrat und Lügen und Fallen,

      Saure Milch wird der Trank und grob unser Kleid,

      Die Gier nach Geld bringt uns Bitterkeit.

      Väter und Söhne werden sich beide belügen

      Und sich in falschem Glauben betrügen:

      Winter und Frühling werden vergehen,

      Ohne ein Fest oder Feier zu sehn.

      Kein Wein wird von uns beim Fest genossen,

      Stattdessen wird das Blut unserer Brüder vergossen.

      Diese Gedanken machen trocken den Mund und bleich die Wange,

      Mein Herz wird schwer und mir wird bange.

      Seit ich Soldat bin, hab ich nicht gekannt,

      Solch dunkle Tage in unserem königlichen Land.

      Die Himmel betrogen uns, wiesen ab unser Flehen,

      Sie wenden sich ab, Grausames wird geschehen.

      Mein stählernes Schwert focht Löw‘ und Elefant,

      Es wird uns nicht schützen, mir ist es bekannt,

      Vor den wilden Arabern, und was ich auch sehe,

      Es mehret mein Leid nur und macht größer mein Wehe.

      Ich wollte, ich wüsste nicht, könnte nicht erkennen,

      Das Gute und Schlechte, die Himmel uns nennen.

      Die edlen Ritter, die um mich sind,

      Verachten Araber, ohne Angst sie sind.

      Sie denken, das Schlachtfeld wird eine Flut,

      Ein Oxus wird fließen aus Araberblut.

      Keiner des Himmels Willen kennt,

      Und welche Aufgabe er unsrer Armee benennt.

      Wenn das Schicksal uns seine Gunst entzieht,

      Warum noch kämpfen, warum ein Krieg?

      Mein Bruder, möge Gott Dich in Sicherheit bringen,

      Dem Herzen des Königs sollst Trost Du bringen.

      Mein Grab wird in Kadesia sein,

      Das Totenhemd Schild, Blut wird Krone mir sein.

      Der Himmel Wille wird geschehen,

      Dein Herz soll darüber keine Trauer sehen.

      Beschütze den König und sei bereit,

      Dein Leben für seines zu geben im Streit.

      Die Tage sind nahe, und der Himmel wird sein

      Wie Ahriman, unser bitterster Feind und Pein.

      …

      Yazgerd war der letzte Großkönig Irans. Er floh vor den heranrückenden Arabern bis nach Merw im heutigen Turkmenistan, wo er auf Befehl des dortigen Statthalters ermordet wurde. Der Sage nach soll eine Gruppe christlicher Mönche den Leichnam gewaschen und ihn gemäß der zoroastrischen Bestattungsriten auf einem „Turm des Schweigens“ bestattet haben.

      Durch die Jahrhunderte hindurch wurden diese Verse mündlich weitergetragen. Wunderbare Handschriften mit großartigen Buchmalereien entstanden und


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