Schahname - Das Buch der Könige, Band 1. Friedrich Ruckert

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Schahname - Das Buch der Könige, Band 1 - Friedrich Ruckert


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      Von Tier und Vogel und Peri ein Heer,

      Mit Heerführer in kriegrischer Wehr;

      Im Rücken des Heers Schah Gajumarth war,

      Sein Enkel vor ihm in Mitten der Schar.

      Der schwarze Dewe kam schreckensvoll,

      Der Staub gewirbelt zum Himmel schwoll.

      Vom Dröhnen der Tier‘ erschlafften die Klaun

      Des Dewen, da wo der Fürst war zu schaun.

      Es trafen die beiden Heere sich schon,

      Und vor den Tieren die Dewen flohn.

      Die Hand schwang wie ein Löw Hoscheng,

      Die Welt macht‘ er dem Dewen eng.

      Er zog ihn von Kopf zu Fuß in den Riem{19},

      Abschnitt er das Haupt ohn‘ gleichen ihm;

      Warf ihn zu Boden und trat ihn kraus{20},

      Sein Fell war zerrissen, mit ihm war’s aus.

      Als ihm nach Wunsch die Rache gelang,

      Lief ab Gajumarths Lebensgang.

      Er ging und die Welt ihn fahren ließ.

      Sieh doch, wem sie je Huld bewies!

      Er häufte trügliche Welt zumal,

      Ging nach Wucher, und genoss nicht das Kapital.

      Die Welt um und an ist wie Spreu im Sieb;

      Ihr Gutes und Böses keinem verblieb.{21}

      II. Hoscheng.

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      Hoscheng- Sijameks Sohn, zweiter Schah

      Der Weltherr Hoscheng mit Sinn und Fug,

      Anstatt des Ahnen die Kron‘ er trug.

      Vierzig Jahr gingen über ihm hin,

      Sein Herz war voll Huld, sein Hirn voll Sinn.

      Als auf dem Platze der Hoheit er saß,

      Vom Thronsitz des Schahtums sprach er das:

      „In den vier Gaun bin ich Padischah{22},

      Befehlend und siegreich fern und nah,

      Nach Gottes Befehl, der den Sieg verleiht,

      Gegürtet zu Gnad‘ und Gerechtigkeit.“

      Hierauf bracht‘ er all die Welt in Bau,

      Die Erde ganz voll Gnadentau.

      Zuerst kam ein edler Stoff zur Hand,

      Erz aus Gestein schied er mit Verstand.

      Zum Werkstoff glänzendes Erz er macht‘,

      Das er zog aus dem Felsenschacht.

      Er kannt‘ es und fing die Schmiedekunst an,

      Davon er Beil, Säg‘, Axt gewann.

      Nach diesem vergabt‘ er die Wasserflut,

      Die bracht‘ er vom See dem Feld zu gut;

      Lenkte die Bäch‘ in Strom und Sturz;

      Seiner herrlichen Macht war die Arbeit zu kurz.

      Je mehr nun die Menschen lernten auch

      Zu sän, zu pflanzen, zu ernten auch,

      Nährte sich jeder mit eigener Hand,

      Bestellte sein Feld und merkte den Rand.

      Zuvor eh‘ dieser Betrieb war versucht,

      War kein Speis‘ als nur Baumes Frucht;

      Noch ohn‘ Ersprieß war Menschenbetrieb,

      Nur sprießendes Laub ihre Kleidung blieb.{23}

      Gottes Verehrung war schon zuvor;

      Der Ahn‘ einst frommen Brauch erkor.

      Wie Araber gegen den Stein sich kehren,

      So kam jetzt das schöne Feuer zu Ehren.

      Das Feuer im Stein, draus hervor es kam,

      Davon der Glanz die Welt einnahm.

      Einsetzung des Festes der Feuer

      Der Schah der Welt ging zu einer Zeit

      Ins Gebirge mit Volksgeleit.

      Von fern wies sich etwas schwarz und lang,

      Von dunklem Leib und schnellem Gang,

      Zwei Augen im Kopf wie zwo Quellen Blut,

      Ein Mund aushauchend finstre Glut.

      Hoscheng mit Hochsinn schaute den Dampf,

      Ergriff einen Stein und schritt zum Kampf.

      Mit fürstlicher Kraft die Hand schwang er hoh,

      Der Weltsenger Drach vorm Weltherrscher floh.

      Der kleine Stein traf auf großen Stein,

      Und dieser und jener zerbrachen klein.

      Aus beiden Steinen kam ein Glanz,

      Das Herz des Gesteins ward ein Feuerherd ganz.

      Die Schlange war nicht getötet, doch wach

      Aus Stein des Feuers Geheimnis brach.

      Wo irgend Stahl nun schlägt auf Stein,

      Da bricht hervor des Lichtes Schein.

      Der Weltherr vor dem, der die Welt erschuf,

      Brachte Gebet dar und Dankes Ruf,

      Dass solcher Leitung Licht er gab;

      Darauf das Feuer zur Richt‘ er gab,

      Sprechend: „Ein Gottesglanz das ist,

      Den bet‘ an, wenn Du weise bist.“

      Nachts schürt‘ er ein Feuer bergeshoh,

      Der Schah und das Volk umkreiste die Loh.

      Ein Fest war die Nacht durch, getrunken ward Wein;

      Sede{24} soll der Name des Festes sein.

      Sede blieb zu Hoschengs Angedenken;

      Gott möge viel Fürsten gleich ihm uns schenken!

      Denn seine Lust war Anbau der Welt;

      In gutem Gedächtnis die Welt ihn hält.

      In göttlichem Glanz und fürstlicher Macht

      Drauf vom Wild und den Tieren der Jagd

      Sondert‘ er Schaf und Esel und Rind,

      Und brauchte zum Feldbau die nutzbar sind.

      Sprach Hoscheng der Weltfürst hoch und klar:

      „Haltet sie einzeln Paar und Paar,

      Arbeitet mit ihnen, von ihnen lebt

      Und nährt euch selbst, dass ihr Steuern gebt!“

      Von welchen Tieren das Haar ist nutz,

      Die erlegt‘ er und zog das Fell ab zum Putz,

      Als Marder und Fuchs, Hermelin zugleich,

      Zum vierten Zobel von Haaren weich.

      So mit den Fellen der Springenden

      Schmückt‘ er die Leiber der Singenden.

      So schenkt‘ und lenkt‘ er, genoss, und übergab,

      Ging,


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