Das Gesicht im Dunkel. Edgar Wallace

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Das Gesicht im Dunkel - Edgar Wallace


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Er schleuderte sie ins Haus und schlug die Tür zu.

      »Das ist Mr. Marshalts Haus«, meinte der Chauffeur. »Er ist der afrikanische Millionär. Wohin soll ich Sie bringen?«

      10

      Martin Elton war mit seiner Frau im Theater und schlenderte während einer Pause im Foyer umher. Er stammte aus gutem Haus, war aber durch Spiel, Wetten und manche andere Dinge allmählich immer mehr heruntergekommen. Nur ab und zu nickte ihm noch jemand aus der Ferne zu, und der einzige, der ihn anredete, war ihm unwillkommen.

      »Abend, Elton! Na, wie geht's? Stanford soll ja in Italien sein, wie ich höre? Haben Sie was vor?« fragte Slick Smith.

      »Nein.«

      »Kürzlich von Marshalt gehört?«

      »Ich weiß nicht viel von ihm.«

      »Aber ich. Er ist auch ein Dieb, und wenn er etwas stiehlt, bleibt gewissermaßen eine Lücke zurück. Aber da klingelt es schon – auf Wiedersehen!«

      Als Martin und Dora nach Hause kamen, wandte sie sich im Wohnzimmer ungeduldig an ihn.

      »Was hast du denn, Bunny? Diese Launen sind wirklich unausstehlich!«

      »Hast du etwas von deiner Schwester gehört?« entgegnete er und warf ein Scheit in den Kamin, bevor er sich niederließ.

      »Nein, und hoffentlich höre ich auch nie wieder von ihr! Die winselnde Gefängnisratte!«

      »Ich habe sie nicht winseln hören. Und ins Gefängnis haben wir sie gebracht.«

      Sie schaute ihn verwundert an.

      »Du hast sie doch selbst geradezu aus dem Haus gejagt, als sie das letzte Mal hier war!«

      »Ja, das weiß ich. Aber London ist ein verteufelter Platz für alleinstehende junge Mädchen ohne Geld und Freunde. Ich wollte, ich wüßte, wo sie ist.«

      »Überlassen wir sie dem Schutz Gottes«, erwiderte Dora spöttisch.

      Aber Martins Augen wurden klein und lauernd.

      »Wenn du dich so gegen deine Schwester benimmst, wie würde es dann wohl mir ergehen, wenn du einmal in aller Eile zwischen mir und deiner eigenen Sicherheit wählen müßtest?« fragte er langsam.

      »Sauve qui peut – das ist mein Wahlspruch«, erklärte sie lachend.

      Er warf seine Zigarre ins Feuer und stand auf.

      »Dora«, sagte er dann mit eisiger Stimme, »Lacy Marshalt ist kein wünschenswerter Bekannter.«

      Sie musterte ihn erstaunt.

      »Ist er unehrlich?« entgegnete sie harmlos.

      »Es gibt viele unehrliche Männer, mit denen eine Dame nicht in einem reservierten Zimmer bei Shavarri dinieren darf.«

      »Ach, du hast spioniert? Marshalt kann unter Umständen sehr nützlich für uns sein.«

      »Für mich nicht – am allerwenigsten, wenn er heimlich mit meiner Frau diniert.« Seine Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Wenn es noch einmal vorkommt, suche ich ihn auf und jage ihm drei Kugeln durch die Brusttasche, in der er seine vorzüglichen Zigarren bei sich trägt. – Was ich mit dir machen würde, weiß ich noch nicht. Das hängt ganz von meiner Stimmung und von – deiner Nähe ab.«

      Sie war totenbleich geworden, suchte vergeblich nach Worten und lag ihm plötzlich schluchzend zu Füßen.

      »Ach, Bunny, sprich doch nicht so – schau mich nicht so entsetzlich an! Ich will ja alles tun, was du willst ... ich schwöre dir, daß nichts vorgefallen ist ... es war eine Laune von mir, daß ich hinging ...«

      Er strich über ihr goldenes Haar.

      »Du bedeutest mir sehr viel, Dora«, sagte er freundlich. »Ich habe dich nicht gut beeinflußt ... ich habe selbst die meisten guten Grundsätze über Bord geworfen, nach denen sich andere Leute richten. Aber an einem werde ich immer festhalten: ich verlange ehrliches Spiel unter Dieben, weil ich selbst ehrlich spiele!«

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