Logbuch – Teil 2 – Anthologie – Hochseefischerei – Küsten- und Hochseeschifffahrt. Jürgen Ruszkowski

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Logbuch – Teil 2 – Anthologie – Hochseefischerei – Küsten- und Hochseeschifffahrt - Jürgen Ruszkowski


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wollte ich die „große weite Welt“ hinaus.

      Hans Herz viele Jahre später bei einer Jubiläumsveranstaltung der Firma Pickenpack

       Hans Herz: Auf großer Fahrt mit MS „SCHWARZENBEK“

      Endlich, nach zwei Jahren Seefahrt, ging mein Wunsch nach Fahrten in wärmere Gefilde in Erfüllung. Inzwischen war ich zum ordentlichen "Leichtmatrosen" aufgestiegen. Die Zeit des "Lappendudels" war vorbei. Die gesamte Schiffsmannschaft (ohne Schiffsführung) war wohl in Marseille ausgestiegen. Ich saß mit der kompletten Austauschcrew in einem Bus von Hamburg nach Marseille. Ein älterer und erfahrener Matrose sah darin kein gutes Zeichen. Wie berechtigt seine Befürchtungen waren, erkannten wir, kaum dass wir an Bord waren. Die Schiffsführung war eine Katastrophe. Wir erfuhren, dass wir die bereits dritte Crew waren, die komplett angerückt war. Wir schafften es endlich, die Schiffsführung zur Ablösung zu bringen. Davon später Näheres.

      Mein neues schwimmendes Zuhause war ein so genannter Schwergutfrachter mit Fahrtroute Hamburg - Rotterdam - Marseille - Alexandria - Rotes Meer - Persischer Golf und zurück. Mit dem Schwergutladegeschirr konnte auch dort schwere Fracht geladen werden, wo es keine Hafenkräne gab. Nur zu gut habe ich die Gluthitze in der Hafenstadt Basra in Erinnerung. Dorthin brachten wir Catarpillar-Sandschieber, Traktoren und anderes Großgerät. Zu der Zeit befanden sich übrigens die Staaten Iran und Irak im Kriegszustand. Im Grenzfluss Schad el Arab lagen wir zeitweilig vor Anker. Hier hatten wir ein mir unvergessenes Erlebnis:

      Auf unserem Vorschiff (Back) lag unsere hoch aufgeschossene Seegras-Festmacherleine. Die hat den Vorteil, dass sie leicht zu handhaben ist und schwimmt. Letzteres sollte sich eben hier als Nachteil erweisen. Bei Nacht und Nebel kletterten Diebe an unserer Ankerkette hoch, krochen durch die Ankerklüse und pickten das obere Endstück der Festmacherleine an. Sie führten diese durch die Ankerklüse nach unten und zogen sie mit mehreren Ruderbooten sauber abrollend hinter sich her. Die Nachtwache war nur mal kurz austreten gegangen. Die Folge war für den armen Kerl ein bleibendes Erlebnis. Der Kapitän drohte, ihn mit 10.000,00 DM Schaden zu belasten. Diese Summe sollte ihm nach und nach von der Heuer abgezogen werden: Teures pinkeln!

      Der Name des Kapitäns ist mir entfallen. An ihn erinnere ich mich aufgrund seines besonders überheblichen Verhaltens. Ein beleibter Mann mittleren Alters, der mit einer wegwischenden Handbewegung jeden aus dem Weg scheuchte, der ihm zu nahe kam. Sehr gut ist mir der damalige 1. Offizier, Herr Golz, erinnerlich. Ein menschenverachtender Zyniker, der auf Wache wiederholt abfällig von seiner todkranken Frau berichtete. Auch schwärmte er immer wieder von seiner SS-Vergangenheit. Durch dauernde Schikane reizte dieser Vorgesetzte die ihm unterstellten Menschen bis zum äußersten. Mehrmals verweigerte die gesamte Deckscrew die Arbeit auf Zeit, allerdings nur in Häfen. Erst nach wiederholten Aufforderungen ging man betont langsam an Deck. Auf See hätte dies fatale Folgen gehabt. Unser 1. Offz. ließ schon mal im Hafen einen Mann 12 Stunden über Nacht an der Gangway Wache schieben. Oder er rief einen Mann auf die Brücke, um dann zu fragen, was der Gerufene von ihm wolle. Gab der zu verstehen, dass er gerufen worden sei, bezichtigte der 1. ihn der Lüge und schickte ihn von der Brücke. Im Nordatlantik befahl er bei diesiger Sicht einen Rudergänger, der lediglich mit Hemd und Hose bekleidet war, vorn zum Ausguck auf die Back. Einen anderen schickte er bei schwerem Wetter und Kälte in den Mast, um nach der Glühbirne im Toplicht zu sehen. In Mannschaftslogis wurde währen einer Geburtstagsfeier darüber nachgedacht, ob man diesen Herrn nicht in einer Nacht- und Nebel-Aktion dem Meer übergeben sollte. Ernsthaft wollte das aber keiner riskieren. Nach mehreren Beschwerdebriefen an die Reederei, die von dem überwiegenden Teil der Besatzung unterschrieben worden waren, ging bei Ankunft in Rotterdam die gesamte Besatzung - einschließlich Schiffsführung von Bord. Damit war für mich das Kapitel ‚Persischer Golf’ abgeschlossen.

      Später war Hans Herz bei der Wasserschutzpolizei tätig.

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