Blut und Scherben. Ole R. Börgdahl

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Blut und Scherben - Ole R. Börgdahl


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jedenfalls schon einmal die Personendaten besorgt. Rainer Eckermann wohnt in Tegel. Er ist Taxifahrer bei einem privaten Taxendienst, der seine Zentrale in Berlin-Lichtenberg, in der Nähe der Deutschen Post Zentrale in der Buchberger Straße hat. Vielleicht arbeitet er ja gerade.«

      »Hast du die Nummer?«

      Patrick nickte. »Soll ich mich nach ihm erkundigen?«

      »Ja, aber ganz vorsichtig«, sagte Werner Tremmel. »Ich will nicht, dass irgendjemand Eckermann warnt.«

      »Ich mach das schon.« Patrick tippte die Nummer des Taxidienstes in sein Smartphone ein und stellte das Telefon auf laut, während die Verbindung gewählt wurde.

      »Taxiservice Lichtenberg, wo können wir Sie hinfahren?«, trällerte eine Frauenstimme.

      »Guten Tag, ist Rainer Eckermann heute unterwegs?«, fragte Patrick, ohne seinen Namen zu nennen.

      »Geht es um einen Krankentransport?«

      »Bitte?«, fragte Patrick überrascht.

      »Haben Sie ein Transportabo bei Herrn Eckermann. Wir können Ihnen auch einen anderen Fahrer vermitteln. Benötigen Sie einen liegenden Transport?«

      »Oh, ich glaube das ist ein Missverständnis. Ich wollte eigentlich nur wissen, wo ich Herrn Eckermann erreichen kann, ob er gerade Taxi fährt.«

      »Warten Sie, ich schaue nach.« Durch das Telefon war Tastaturklappern zu hören. Dann meldete sich die Dame des Taxidienstes nach ein paar Sekunden wieder. »So, Herr Eckermann ist diesen Monat nur nachts gefahren. Er hatte gestern frei, weil er am Freitag wieder die Tagschicht übernimmt.«

      »Also ist er jetzt zu Hause?«, fragte Patrick und sah Werner Tremmel an.

      »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wollen Sie eine Fahrt anmelden? Herr Eckermann hat morgen noch keine Terminfahrten. Wo dürfen wir Sie abholen, wann soll das Taxi bei Ihnen sein?«

      »Nein, nein«, sagte Patrick schnell, »nicht nötig.«

      »Herr Eckermann fährt die 533, das ist ein Großraumtaxi, ein Mercedes Vito. Das sollten Sie bitte bedenken, falls Sie Herrn Eckermann als Fahrer wünschen.«

      »Und was bedeutet das?«, fragte Patrick.

      »Falls Sie einen liegenden Transport benötigen müssen Sie den bitte rechtzeitig vorher anmelden. Ansonsten kann Herr Eckermann eine Gruppe bis zu sieben Personen mitnehmen.«

      »Ach so, nein. Sie sagten Nummer 533?«

      »Ja, Wagen 533. Sie können direkt die Nummer buchen. Es ist ein Mercedes Vito, Siebensitzer für Liegendtransport umbaubar ...«

      »Ja, danke für die Information.« Patrick legte einfach auf.

      Werner Tremmel startete den Motor. »Wohin?«

      Patrick bemühte die E-Mail, die ihm Thomas geschickt hatte. »Pavelmoor Straße. Die kenne ich sogar, die geht von der Holzhauser Allee ab. Du könntest über die A111 fahren und am Saatwinkler Damm runter.«

      Werner Tremmel blinkte nicht, scherte einfach aus der Parkbucht, gab Gas und beschleunigte in der kleinen Straße. Er fuhr zunächst wieder auf die Bunger Allee und von dort über den Tegeler Weg auf die Stadtautobahn. Die Autobahn verlief am Flughafen Tegel ein kurzes Stück unterirdisch. Nach zwanzig Minuten fuhren sie auf die Holzhauser Allee und bogen von dort links in die Pavelmoor Straße ein. Zwischen Straße und Bürgersteig gab es links und rechts großzügige, mit altem Baumbestand bepflanzte Grünstreifen. Die gepflegten vier- und fünfstöckigen Häuser reihten sich auf beiden Straßenseiten wie bunte Perlen aneinander. In einigen Häusern waren im Erdgeschoss Ladenlokale eingerichtet.

      »Es ist die Nummer 56«, gab Patrick an.

      Werner Tremmel musste an dem Haus vorbeifahren, fand erst fast am Ende der Straße vor einer Schnellreinigung einen freien Parkplatz. Sie stiegen aus und gingen das kurze Stück zu Fuß. Die Nummer 56 war rot gestrichen. Die weißen Fenster wirkten neu.

      »Er wohnt im zweiten Stock.« Patrick deutete auf das Klingelschild, auf dem feinsäuberlich der Name Rainer Eckermann stand. Der Name war nicht einfach mit der Hand eingetragen, sondern auf einem weißen Kunststoffplättchen mit schwarzen Buchstaben eingeprägt. Alle Klingelschilder waren so ausgeführt und boten damit eine gewisse Einheitlichkeit. Werner Tremmel übernahm die Initiative und drückte die Klingel. Gleichzeitig stellte er fest, dass die Tür ins Haus verschlossen war. Nach einer halben Minute klingelte er ein zweites Mal, aber es tat sich noch immer nichts.

      »Sollen wir die Nachbarn fragen?«, schlug Patrick vor.

      Werner Tremmel schüttelte den Kopf. »Ich will hier keine Wellen schlagen. Wir wollen ihn uns ganz vorsichtig einsacken. Keine Warnung, der soll keine Gelegenheit bekommen, abzuhauen.«

      »Ich habe auch eine Telefonnummer.«

      »Festnetz?«

      »Handy«, antwortete Patrick. »Aber das kann uralt sein. Die Nummer wurde vor zwei Jahren bei einer Personenkontrolle festgehalten.«

      »Das ist doch illegal«, sagte Werner Tremmel.

      Patrick zuckte mit den Schultern. »Ist aber trotzdem irgendwie in den Akten gelandet. Soll ich?«

      »Um Gotteswillen!«, raunte Werner Tremmel und drückte noch einmal die Türklingel. »Eckermann kann doch überall mit seinem Handy stecken. Eine bessere Warnung kann der sich doch gar nicht wünschen.«

      Sie warteten erneut ein, zwei Minuten, bis Werner Tremmel entschied, dass ihr Auftritt bereits zu auffällig war. Er sah sich um und deutete auf das Stehcafé schräg gegenüber der Nummer 56.

      »Hunger? Ich gebe einen aus.«

      Sie blieben fast eine halbe Stunde und beobachteten das Haus. In der Zeit betrat oder verließ niemand die Nummer 56, lediglich der Postbote füllte einmal die Briefkästen, war aber schnell fertig. Werner Tremmel zog sich zweimal zurück, um den Staatsanwalt doch noch zu erreichen, was ihm aber nicht gelang. Die Laune des Kriminalhauptkommissars wurde immer schlechter. Sie gaben ihren Beobachtungsposten schließlich auf, fuhren zurück ins Präsidium. Unterwegs musste Patrick Arnold die Gerichtsmedizin und den Tatorterkennungsdienst anrufen. Werner Tremmel plante eine erste Besprechung zu dem neuen Fall.

      *

      Kerstin trocknete sich gründlich Hände und Gesicht ab, nahm das Bündel mit der benutzen Laborkleidung und brachte es in die Wäschekammer gleich neben den Toilettenräumen. Sie hatte zwei Obduktionen hinter sich und brauchte jetzt eine Kaffeepause. Im Krankenhaustrack der Ersten Gewaltschutzambulanz in der Birkenstraße gab es eine Cafeteria, die auch vom Personal des rechtsmedizinischen Instituts der Charité besucht wurde. Der Nachmittagsansturm war vorüber. An den Tischen saßen nur noch wenige Gäste, einige im Bademantel und Pantoffeln, die sich hier mit ihren Angehörigen trafen. Kerstin hatte sich am Selbstbedienungsautomaten eine Tasse Kaffee gezogen und eine Dreierpackung Kekse aus dem Tresen genommen. Sie bezahlte und trug ihr Tablett zu den Tischen. Sie steuerte auf einen freien Platz zu, sah dann aber Uwe Rand hinten in einer Ecke alleine an einem Tisch sitzen. Der Sektionsassistent nickte ihr zu und Kerstin schlug den Weg zu ihm ein.

      »Ist hier noch frei, oder störe ich?« Sie lächelte Uwe an.

      »Für dich doch immer, Frau Doktor.«

      Er zog ihr einen Stuhl heran. Sie stellte ihr Tablett ab und setzte sich. Dann riss sie die Packung Kekse auf und bot ihm einen an. Uwe nickte und nahm sich das Gebäck.

      »Das ist anständig von dir.«

      »Und, viel zu tun?«, fragte Kerstin.

      »Du hast die Liste doch gesehen. Es stimmt, ich bin ziemlich ausgebucht.«

      »Aber nur von einem Kollegen«, deutete Kerstin an.

      »Du meinst den Poli? Ja, der hält nichts von deinem Bäumchen wechsel dich.«

      »So nennst du das?«

      Uwe schüttelte den Kopf. »So nennt Dr. Pohlmann das. Ich fand


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