Blut und Scherben. Ole R. Börgdahl

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Blut und Scherben - Ole R. Börgdahl


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Display und hob den Finger.

      »Das ist mein Kontakt beim Personenerkennungsdienst.«

      Thomas setzte sich an seinen Schreibtisch, Patrick zog sich einen Stuhl heran. Dann nahm Thomas das Gespräch an.

      »Hallo Lars, ich stelle dich mal auf laut, der Kollege Arnold soll mithören.«

      »Tag zusammen«, meldete sich Lars Meier. »Sitzt ihr am Rechner, ich schicke euch gerade eine Mail.«

      Thomas berührte die Computermaus, der Bildschirm erwachte und zeigte wenige Sekunden später einen Maileingang an.

      »Ja, ist angekommen«, bestätigte er.

      »Also das ist nur die Zusammenfassung zum Nachlesen, aber du kannst das Dokument mal öffnen, während ich euch die Fakten über diesen Ken Börder mitteile.«

      »Gut, habe es schon geöffnet. Du kannst loslegen.«

      »Dann gleiche ich zuerst die persönlichen Daten ab. Geboren am 3. Mai 1979 in Würzburg, unverheiratet, keine lebenden Angehörigen ersten Grades, zuletzt wohnhaft in Berlin-Charlottenburg, in der Bunger Allee 17.«

      »Stimmt, das ist unser Mann«, bestätigte Patrick.

      »Ken Börder, genannt Kenny«, fuhr Lars fort. »Zwischen 1993 und 1996 einige polizeiliche Aktenvermerke, die allerdings wieder gelöscht wurden. Da hat es ein Jugendrichter gut gemeint.«

      »Und woher weißt du das, wenn es wieder gelöscht wurde?«, fragte Thomas.

      »Löschen ist nicht gleich löschen. Natürlich dürfen solche gelöschten Aktenvermerke in einem Gerichtsverfahren nicht verwendet werden, bleiben aber in unserer digitalen Welt erhalten. Für unseren Mann war das auch ganz gut so, also das mit dem Löschen. Nach einer Ausbildung zum Speditionshelfer hat er sich ja in den Jahren 1997 bis 2001 bei der Bundeswehr verpflichtet. Nach seinem Ausscheiden hat er aber anscheinend seinen Halt verloren und alte Muster kamen wieder durch. Jedenfalls ist Ken Börder seit 2003 endgültig vorbestraft, ohne dass noch einmal ein Richter eingegriffen hat. Danach gab es bis zum Jahr 2014 mehrere Anzeigen und Verurteilungen.«

      »Was waren das für Delikte?«, fragte Thomas.

      »Ich habe da eine ganze Liste unterschiedlicher Straftaten. Anfangs waren es vor allem Drogen. Schmuggel von Holland nach Deutschland hier ging es vor allem um Cannabis, in einigen Fällen aber auch um Kokain. Hieraus resultierten auch mehrere Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz.«

      »War Ken Börder selbst drogenabhängig?«, fragte Patrick. »Oder hatte er Alkoholprobleme?«

      »Aus den Unterlagen geht nicht hervor, ob Ken Börder die geschmuggelten Drogen selbst konsumiert hat. Die Anzeigen gegen ihn beziehen sich eher auf den illegalen Verkauf. Vielleicht könnte bei den anderen Delikten Alkohol eine Rolle gespielt haben.«

      »Wir hören!«, sagte Thomas.

      »Ken Börder war in Berlin auch als Türsteher und Schuldeneintreiber bekannt. Er war mehrmals in Schlägereien verwickelt. Es gab Anzeigen wegen zum Teil schwerer Körperverletzung. Da hat Alkohol sicher eine Rolle gespielt, weil Ken Börder nämlich niemals zu einer Gefängnis-, sondern immer nur zu Geldstrafen verurteilt wurde. Das hat sich erst im Jahre 2009 geändert, da hat unser Mann nämlich ein mittelschweres Ding gedreht.«

      »Was heißt mittelschwer?«, fragte Patrick.

      »Einbruchsversuch, allerdings wurde die Tat als schwerer Einbruch gewertet, weswegen es auch zu einer Haftstrafe gekommen ist.«

      »Wo hat er eingesessen?«, fragte Thomas.

      »In der JVA Tegel, hat Glück gehabt, Gefangene ohne familiäre Bindungen nach Berlin werden ja oft in anderen Bundesländern inhaftiert. Nach der Haftentlassung hat sich Ken Börder aber nicht gebessert. Sein Name tauchte immer wieder im Zusammenhang mit Straftaten auf. Wieder im Spiel Körperverletzung und Drogen. Es kam aber erst 2012 erneut zu einer Verurteilung mit anschließender sechsmonatiger Haft. Ken Börder hat diese zweite Haftstrafe ebenfalls in Tegel abgesessen. Diesmal ging es um Hehlerei von Diebesgut aus Wohnungseinbrüchen. Ihm konnte zwar eine Tatbeteiligung nicht nachgewiesen werden, aber dem Richter reichte wohl die Tatsache, dass Ken Börder schon länger im Geschäft und vor allem durchweg auffällig war. Das Urteil des Richters wurde bestätigt, weil Ken Börders Name auch 2013 und 2014 nicht aus den Akten verschwand, wobei der Mann erneut Glück gehabt hat, weil es zu keiner Anklage gekommen ist. Nach 2014 ist dann allerdings die kriminelle Energie verloschen.«

      »Wie Ken Börder selbst auch«, stellte Patrick fest.

      »So könnte man es sagen«, bestätige Lars.

      »Was ist über Komplizen von Ken Börder bekannt, oder war er Einzeltäter?«, fragte Thomas.

      »Ganz und gar nicht«, sagte Lars. »Es gibt eine ganze Liste von Komplizen.«

      »Hast du Namen?«

      »Selbstverständlich! Söhnke Robrak, 43 Jahre alt, Thomas Abichner, 39 Jahre alt, Winfried Stollenbach, 57 Jahre alt, Ingo Bayer, 26 Jahre alt und Rainer Eckermann, 36 Jahre alt.«

      »Und, sind das nur Namen oder hast du auch Hintergründe?«, fragte Thomas.

      »Ein paar Hintergründe, aber nichts Detailliertes«, erklärte Lars. »Dazu müsstet ihr mir mehr Zeit geben.«

      »Gut, lass trotzdem hören was du über die anderen Jungs weißt.«

      »Kein Problem. Söhnke Robrak ist zwischen 2003 und 2009 mehrfach zusammen mit Ken Börder polizeilich aufgefallen. Er wurde mit unserem Kenny für den versuchten schweren Einbruch verurteilt. Ihm wurde allerdings eine zwölfmonatige Haftstrafe aufgebrummt, weil er eindeutig der Haupttäter war. Der Mann ist allerdings nach 2009, nach Verbüßen der Haftstrafe nicht mehr aktenkundig geworden.«

      »Was macht dieser Robrak heute?«, fragte Patrick.

      »Keine Ahnung«, musste Lars einräumen. »Ich habe nur die polizeilichen Unterlagen gesichtet und da herrschte bei Söhnke Robrak nach 2009 Funkstille.«

      »2009«, wiederholte Thomas. »Dann scheidet der Mann für unseren aktuellen Fall wohl eher aus. Wer kommt dann?«

      »Thomas Abichner«, fuhr Lars fort. »Abichner verbüßt derzeit eine achtzehnmonatige Haftstrafe wegen Einbruchs in eine Apotheke. Er wird allerdings bereits nächsten Monat entlassen.«

      »Und hat die letzten siebzehn Monate im Gefängnis gesessen?«, fragte Patrick.

      »Richtig, und zwar in der JVA Cottbus-Dissenchen«, bestätigte Lars und zögerte kurz. »Der nächste ist Winfried Stollenbach, der allerdings im Jahre 2011 an einem Herzinfarkt verstorben ist.«

      »Einer ist nicht mehr kriminell, einer hat zum voraussichtlichen Todeszeitpunkt von Ken Börder im Gefängnis gesessen und der Dritte weilt schon seit Jahren selbst nicht mehr unter den Lebenden.«

      »Aber wir haben ja noch zwei Leutchen«, sagte Lars. »Ingo Bayer wurde bei zwei Delikten aus den Jahren 2014 zusammen mit Ken Börder verhaftet, man konnte ihm aber keine Tatbeteiligung nachweisen. Er kam wieder auf freien Fuß. Der letzte Name ist da schon interessanter. Rainer Eckermann. Er war besonders dicht an Ken Börder dran. Es ging um eine Kneipenschlägerei im Oktober 2014. Hier ist auch noch einmal Ingo Bayers Name gefallen ...«

      »Moment, Oktober 2014«, sagte Patrick. »Dann hat Ken Börder im Oktober letzten Jahres noch gelebt.«

      »Gut, neun Monate sind zwar kein ganzes Jahr«, stellte Thomas fest, »aber dann hat Dr. Pohlmann den Todeszeitpunkt doch schon recht gut eingegrenzt.«

      »Es war der 3. Oktober 2014, Tag der deutschen Einheit, ein Freitag«, bestätigte Lars. »Rainer Eckermann wurde an diesem Abend beschuldigt, die Theke und das Mobiliar der Kneipe beschädigt zu haben. Der Name der Kneipe lautet Zum Kalows und taucht in den Akten häufiger auf. Angeblich hat dieses Etablissement einmal Ken Börder gehört.«

      »Zum Kalows? Wo liegt das?«, fragte Thomas.

      »In der Gert-Kalow-Straße


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