Blut und Scherben. Ole R. Börgdahl

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Blut und Scherben - Ole R. Börgdahl


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»Reicht es denn nicht, wenn zwei Mann vor Ort sind«, sagte er schließlich »Ich weiß ja auch, dass Ulrich nicht da ist.« Marek nickte auf das, was gesprochen wurde. »Was, Tremmel besteht darauf, dass ein Verantwortlicher des Erkennungsdienstes dabei ist. Das ist ja dusselig. Was mischt der sich in unsere Arbeit ein.« Marek hörte wieder zu. »Gut, gut, ich habe auch keine Lust mit Tremmel zu diskutieren. Ich komme.«

      Marek legte auf und sah Kerstin resigniert an.

      »Was gibt es?«, fragte sie.

      »Leichenfund. Ein Grab im Wald. Ich weiß auch nicht wo genau. Ich treffe Torsten und Hans am Tempelhofer Damm und dann fahren wir gemeinsam hin.«

      »Ein Grab im Wald?«, wiederholte Kerstin. Sie überlegte. »Pohlmann hat Bereitschaft.«

      Marek hatte sich bereits erhoben. »Du kannst doch noch bleiben, trink deinen Wein in Ruhe aus. Sorry, ich hätte gerne noch ...« er unterbrach sich kurz. »Oder willst du mitkommen?«

      Kerstin schüttelte den Kopf. »Ich habe heute frei, außerdem Pohlmann ...« Sie schüttelte noch einmal den Kopf. »Wenn ich da aufkreuze, wird es ihm ganz bestimmt nicht gefallen.« Sie erhob sich ebenfalls von ihrem Stuhl. »Ich kann hier noch aufräumen, wenn es dir recht ist.«

      Marek lächelte. »Aber mit der Mauer beginnst du erst, wenn ich wieder zurück bin.«

      *

      Marek hatte die Vorschläge seines Navis ausgiebig studiert und dann mit Torsten Regener und Hans Schauer telefonisch vereinbart, dass sie sich zunächst im Industriepark Ludwigsfelde treffen wollten. Marek brauchte von Frohnau aus fast eine Stunde bis dorthin. Als er schließlich auf einem kleinen Parkplatz neben dem wartenden Einsatzfahrzeug des Tatorterkennungsdienstes zum Stehen kam, gab Torsten sofort Zeichen, direkt weiterzufahren. Marek folgte dem Transporter. Sie verließen das Industriegebiet, fuhren auf der Bundesstraße Richtung Nuthetal und nach wenigen Kilometern auf kleineren Straßen in ein dichtes Waldgebiet hinein. An einer Polizeiabsperrung vor einem Forstweg mussten sie endgültig anhalten.

      Sie streiften sich ihre weißen Overalls über, nahmen die Koffer mit ihrer Ausrüstung und folgten zwei uniformierten Kollegen. Nach ein paar Hundert Metern deutete ein rot-weißes Absperrband an, wo sie den Forstweg verlassen mussten. Hans beschwerte sich bereits, aber einer der Uniformierten versicherte, dass sie den Leichenfundort gleich erreicht hätten. Als sie schließlich am Rand der kleinen Lichtung standen, atmete Hans hörbar aus, und ließ seine beiden Koffer auf den feuchten Waldboden fallen. Der Leichenfundort war ebenfalls mit dem rot-weißem Absperrband markiert worden. Marek hatte den Sack mit den Gummistiefeln getragen und verteilte je ein Paar an Torsten und Hans.

      »Das wird dann ja wohl eine Schlammschlacht«, sagte Hans, während er sich in seinen rechten Gummistiefel quälte.

      Marek wandte sich an einen der Streifenpolizisten, der sie geführt hatte. »Sind die Ermittler schon da?«

      Der Mann nickte. »Tremmel und Arnold waren hier, sind dann aber wieder weg. Der Förster, der den Fund gemeldet hat, konnte natürlich nicht so lange warten. Die sind jetzt zu dem hin.«

      »Und was ist mit KOK Leidtner?«, fragte Marek.

      »Kenne ich nicht, ist der auch bei Tremmel?«

      Marek nickte. Seit zwei Monaten war die Einheit Kowalski, wie Ulrich Roose sie immer bezeichnete, vorübergehend aufgelöst. Marek hatte man eine sogenannte Karriereversetzung angeboten. Er sollte unter Ulrich Rooses Führung die Methoden und Arbeitspraktiken des Tatorterkennungsdienstes aus nächster Nähe kennenlernen, und zwar als Ulrich Rooses Stellvertreter. Es sollte eine befristete berufliche Neuorientierung sein, so hatte sich zumindest einer der Referenten des Polizeipräsidenten ausgedrückt. Wie lange diese Befristung andauern würde, ließ der Referent allerdings offen. Marek hatte es nicht schlecht getroffen. Er war zu Beginn noch skeptisch, aber dann hatte sich Ulrich Roose als guter Chef erwiesen und Marek fand Gefallen an der neuen Arbeit und der neuen Sichtweise auf die Kriminalfälle an denen der Tatorterkennungsdienst beteiligt war.

      Für Thomas Leidtner sollte sich nach dem Ende ihrer gemeinsamen Zusammenarbeit eigentlich nicht so viel ändern, denn er wurde innerhalb des LKA 1, Abteilung Gewalt am Menschen, lediglich in eine andere Operative Einheit versetzt. Die Ermittlergruppe von Kriminalhauptkommissar Werner Tremmel war Mitte des Jahres durch gleich zwei Pensionierungen dezimiert worden, so dass Thomas’ Versetzung zum richtigen Zeitpunkt kam. Marek hatte von Thomas allerdings gehört, dass KHK Tremmel zwar den Zeitpunkt, aber nicht den ihm zugewiesenen Ermittler als richtig empfand, was die Zusammenarbeit nicht vereinfachte. Noch schien Thomas daran zu glauben, dass sich das Verhältnis zwischen ihm und Werner Tremmel bessern könnte, zumal sich Thomas mit seinem Kollegen Patrick Arnold recht gut verstand.

      Das Funkgerät des Streifenpolizisten knackte. Der Kollege am improvisierten Parkplatz kündigte einen weiteren Besucher an. Die Gerichtsmedizin war eingetroffen. Marek hörte, dass sich Dr. Pohlmann zu ihnen auf den Weg machte. Unter Mareks Gummistiefeln hatte sich eine kleine Pfütze gebildet. Mit einem schmatzenden Geräusch setzte er sich in Bewegung und folgte Torsten und Hans an den Rand des Leichenfundortes. Dr. Pohlmann würde noch warten müssen, bis sie die Spurenlage am Fundort gesichert hatten.

      Hans verzog das Gesicht. Marek nahm ebenfalls den Verwesungsgeruch wahr, der Torsten nichts auszumachen schien. Er hatte bereits seinen Fotoapparat zur Hand und begann die ersten Bilder vom Fundort aufzunehmen.

      Hans stellte sich auf seine Position. »Würde sagen, wir suchen einen inneren Radius von drei Metern ab.«

      Er hatte eine kleine Hacke, mit der er über die Grasreste strich und vorsichtig den Boden bearbeitete. Er vermied es näher an den Mittelpunkt der Vertiefung heran zu gehen, den Torsten weiter abfotografierte. Er bückte sich, um einige der Wildspuren aus unmittelbarer Nähe aufzunehmen. Zum Schluss widmete sich Torsten noch dem Arm und der Hand, die aus dem Schlamm ragten.

      »Dem fehlen drei Finger«, stellte er fest.

      »Der Hund«, rief ihnen der Streifenpolizist vom Rande der Lichtung zu. »Wir haben auf dem Feldweg noch ein Objekt markiert. Der Hund des Försters hat dort einen Mittelfinger oder so abgelegt.«

      »Mittelfinger? Woher wissen Sie das«, entgegnete Hans.

      »Das sieht man doch«, rief der Streifenpolizist.

      »Jedenfalls fehlen kleiner Finger, Ringfinger und Mittelfinger.« Torsten hatte sich über den schlammigen Handstumpf gebeugt. »Und zwar am rechten Arm«, ergänzte er.

      »Sag ich doch, Mittelfinger.« Der Streifenpolizist räusperte sich.

      Marek trat neben Torsten und beugte sich ebenfalls herunter. »Ist denn der Körper noch dran?«

      Torsten kannte keine Scheu. Er hängte sich den Fotoapparat über den Rücken, griff den Arm unterhalb des Handgelenks und zog vorsichtig. »Da hängt noch jemand dran, eindeutig.«

      Marek erhob sich wieder und musste zur Seite Luft holen. Der Leichengeruch stieg ihm bereits in den Kopf. Am Rande der Lichtung erschien ein weißer Overall. Dr. Pohlmann blickte sich um. Obwohl er bereits Gummistiefel trug, suchte er nach einem sicheren Weg zum Ort des Geschehens. Er achtete umständlich auf jeden Schritt und kam langsam auf die drei Erkennungsdienstler zu.

      »Guten Abend«, grüßte er erst jetzt.

      Es klang etwas schroff, aber Marek ignorierte Dr. Pohlmanns offenbar schlechte Laune und begann sofort mit dem Briefing.

      »Wir sind auch eben erst eingetroffen und konnten daher noch nicht viel ausrichten, aber diesmal ist es wohl egal, weil sie beim Bergen der Leiche schon Hand anlegen können.«

      »Ist das nicht nur ein Arm?«, fragte Dr. Pohlmann und sah an Marek vorbei in die Vertiefung.

      Torsten wiederholte seine Zugprobe. Dr. Pohlmann nickte, trat einen Schritt näher und stellte ebenfalls das Fehlen der drei Finger fest.

      »Einer wurde noch gefunden«, erklärte Marek und deutete hinter sich. »Der soll auf dem Feldweg liegen. Vielleicht schauen Sie sich den als erstes an. Inzwischen kann der Kollege Regener ein bisschen vorarbeiten.«

      »Hätten


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