Revenge. Fritz Dominik Buri
Читать онлайн книгу.hat es ebenfalls gefreut, wir freuen uns immer wenn unsere Kandidaten neue Jobs finden» Herr Saxer strahlte über das ganze Gesicht.
Kann ich mir denken, einer weniger der dem Staat auf dem Geldsäckel hängt, dachte Herb und lächelte nicht, auch er würde bald niemanden mehr auf dem Geldsäckel hängen, bald nicht mehr.
«Auch wir sprechen von Kandidaten» fügte der Berater noch schnell hinzu und lächelte dabei etwas unbeholfen, so als wollte er sich entschuldigen, für etwas wofür er sich bei Herb gar nicht zu entschuldigen brauchte, denn ihm war es egal, wenn ein anderer einen neuen Job dank des Amtes gefunden hatte.
Würde das seinen Plan ändern fragte sich Herb?
Nein.
«Ich habe mir überlegt, Sie an einen Weiterbildungskurs zu schicken» fuhr der Berater fort um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken «Sie sind ja erfahren im Verkauf und im Umgang mit Menschen, stimmt’s?
«Ja» antwortete Herb knapp während er noch den Worten des Beraters nachhing, so ein Kurs der das Ziel hat, seine Teilnehmer zu beschäftigen und dessen Erfolg zweifelhaft war.
Aha, wieder ein Kurs dachte Herb!
Wieder etwas Struktur in den Alltag bringen, das kenne ich und das Ergebnis ebenfalls, Herb schwieg und nickte und besann sich darauf, dass es Herr Saxer nur gut mit ihm meinte, und die erfreuliche Erkenntnis, dass sich jemand Gedanken über ihm machte.
Das war in der Tat selten geworden, dass sich Menschen Gedanken um Herb Himmler und dessen Existenz machten, geradezu eine Seltenheit.
Doch das machte er dem Mann nicht zum Vorwurf, er wusste, dass es Herr Saxer im Grunde nur gut mit ihm meinte und sich wohl gedacht hatte, dass er ihm damit eine Freude machen würde!
«Der Kurs dauert einen Moment und findet in der Stadt Luzern statt».
«Aha und wann fängt dieser Kurs an» hackte Herb nach und dachte dabei an seine Situation und daran, dass ihm die Wohnung gekündigt worden war, alles erschien ihm in diesem Moment so surreal und bizarr zugleich.
«Der Kursinhalt beschäftigt sich mit den Themen Kundenbindung, Kundenzufriedenheit und weiteren Themen im Zusammenhang mit Verkauf».
«Ich denke» fuhr Herr Saxer beschwingt fort, in seinen Augen schien er Herb damit einen Gefallen zu tun «dass dieser Kurs Ihnen viel nützen wird, nicht nur beruflich, sondern auch privat».
Das bezweifle ich dachte Herb und behielt seine Gedanken für sich.
War sie das denn nicht auch, bizarr und surreal zugleich und dem festen Plan, all dem ein Ende zu setzen?
«Moment» der Berater wühlte in seinem Stapel Unterlagen herum die er vor sich liegen hatte «anfangs November, genauer gesagt ab Montag, den 3. November bis zum Freitag, den 28. November.»
«Gut» antwortete Herb trocken während er in Gedanken ganz weit weg war «schreiben Sie mich dafür ein oder muss ich…»
«… das mache ich bereits getan und Sie bekommen dann die Bestätigung per Post Herr Himmler.»
«In Ordnung» jetzt sollte er diesen Kurs machen, die letzten zwei Monate hatte ihm Herr Saxer nie einen solchen Vorschlag unterbreitet, doch genau jetzt, jetzt wo er andere Gedanken und Vorhaben im Sinne hatte.
Vielleicht hatte sich Herr Saxer überlegt, dass es nach diesen zwei Monaten wieder an der Zeit für Herb war, etwas Ordnung und Struktur in seinen Alltag zu bringen, deshalb nun diese Kursanmeldung?
Nun gut, das bedeutete, dass er ein paar Anpassungen vornehmen musste, würde er sich weigern den Kurs zu besuchen, würden sie ihm das Geld streichen und mit weiteren Sanktionen drohen, also war es das Beste, er würde gute Miene zu bösem Spiel machen.
Damit war wohl alles gesagt dachte Herb und wartete ab, Herr Saxer hatte sich inzwischen an seinen Rechner gesetzt und war gerade dabei, etwas einzutippen währenddessen Herb schweigend dasass und wartete.
«So gemacht, ich habe Sie angemeldet» frohlockte Herr Saxer als er sich wieder neben Herb an den runden Tisch setzte «ich wünsche Ihnen schon jetzt viel Erfolg dabei und dass Sie viel davon profitieren.»
«Vielen Dank, das hoffe ich auch» dabei versuchte Herb zu lächeln und hatte das Verlangen, aufzustehen und zu gehen.
«Ganz bestimmt» Herr Saxer sortierte die Unterlagen vor sich, ein Zeichen dafür, dass er ihre Besprechung als beendet betrachtete, er stand auf, Herb stand ebenfalls auf und gemeinsam verliessen sie sein Büro und gingen den Gang entlang wieder zurück zum Empfang.
«Sie werden natürlich in dieser Zeit wo Sie am Kurs sind, nicht erscheinen müssen Herr Himmler, ich denke wir sehen uns dieses Jahr nochmals vor Weihnachten?»
«Ist gut, wann ungefähr» wollte Herb wissen und in seinem Kopf drehten sich seine Gedanken und ihm wurde in diesem Moment bewusst, dass er diesen jungen und sympathischen Mann nie mehr wiedersehen würde.
Ein seltsames melancholisches Gefühl überkam ihn und er glaubte, ihm würde schwindlig.
«Oh geht es» der Berater hatte sein leichtes Schwanken bemerkt und fasste ihm vorsichtshalber am linken Oberarm «danke es geht schon» Herb lächelte und Herr Saxer liess seinen Oberarm wieder los.
«Wollen Sie einen Schluck Wasser» erkundigte sich der Berater und in seinen Augen konnte er den besorgten Blick sehen, der seinen Worten, dass alles in Ordnung sein würde, nicht so recht glaubte.
Nein ich will einfach hier raus verdammt noch mal, schrie es in seinem Kopf, Herb versuchte so ruhig und normal wie möglich zu wirken, «also dann bis zum nächsten Mal Herr Saxer» er schüttelte dem Berater die Hand und verschwand schnell durch die Glastür hinaus ins Treppenhaus, er musste hier raus, einfach raus und er musste jetzt seine Ruhe haben, er musste nachdenken und er hatte das Verlangen eine Zigarette zu rauchen.
Kaum draussen angelangt, fühlte sich Herb besser, vielleicht deshalb, weil ihm ein frischer Wind ins Gesicht wehte und frösteln liess, vielleicht wegen der Zigarette die er sich angesteckt hatte, vielleicht auch, weil er es plötzlich in dem Zimmer nicht mehr ausgehalten hatte, oder vielleicht als ein Zusammenspiel von allem?
Der Wind ging durch seine Kleider bis auf die Knochen, er stand hier mitten auf dem Gehsteig wo er gegen den Wind keinen Schutz hatte, mit hochgeschlagenen Kragen, die Zigarette im Mundwinkel und den Händen fest in den Manteltaschen vergraben, lief Herb zurück zur Bushaltestelle wo er vor gar nicht allzu langer Zeit ausgestiegen war.
Ein Gefühl von Schweremut und dumpfem Brabbeln im Unterleib hatte ihn überkommen, als er sich von Herrn Saxer verabschiedet hatte, es war der Teil seines Satzes gewesen, der in Herbs Bewusstsein dieses Rumoren verursacht hatte, also bis zum nächsten Mal.
Es würde kein nächstes Mal geben, doch das hatte der anständige Kerl nicht wissen können, woher auch, Herb war ruhig und gefasst wie immer gewesen und hatte sich nichts anmerken lassen, bis zu dem Moment wo ihm schwindlig gewesen worden war, einen flüchtigen Moment zwar, doch hatte dieser flüchtige Momente gereicht, um unnötige Besorgnis bei Herrn Saxer auszulösen.
Ok, doch das ist nun vorbei rechtfertigte Herb sein Verhalten, es galt nun nach vorne zu schauen und nicht zurück und darüber, was geschehen war und was nicht oder was alles hätte geschehen können.
Hätte könnte sollte wenn und aber …. als das spielte jetzt keine Rolle.
Sicher hatte es früher eine Rolle gespielt, doch früher war früher und damit hatte er abgeschlossen, eine neue Ära stand an, eine unbekannte neue Ära.
Dieser Gedanke hatte etwas tröstliches, geradezu herzerwärmendes und er fragte sich, ob dies normal war oder ob er dies so empfand, weil er in Vorbereitung war und es anderen Menschen genauso erging wie ihm?
Ob Terroristen oder Attentäter zum gleichen Schluss gelangten wie er selbst?
Herb wusste darauf keine Antwort, er hatte sein Ding vorzubereiten und vielleicht würde er die Antwort später erhalten, im Moment war es auch unwichtig, wenn