KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN. Henry Rider Haggard
Читать онлайн книгу.schreibe dies im Jahre 1590 mit einem gespaltenen Knochen auf dem Rest meiner Kleidung, mein Blut dient als Tinte. Falls es mein Sklave, wenn er kommt, findet und nach Delagoa bringen sollte, möge mein Freund (unleserlicher Name) die Angelegenheit dem König melden, damit dieser eine Armee aussenden kann; diese wird ihn, wenn sie die Wüste und das Gebirge überquert, die tapferen Kukuanas und ihre teuflischen Künste bezwingt - wozu einige Priester mitgehen sollten -, zum reichsten König seit Salomon machen. Mit eigenen Augen habe ich die unzähligen Diamanten in Salomons Schatzkammer hinter dem Weißen Tod aufgehäuft gesehen; aber infolge der Verräterei Gagools, der Hexenspürerin, konnte ich nichts in Sicherheit bringen, kaum mein Leben. Lasst den, der kommt, meiner Karte folgen und den Schnee von Shebas linker Brust besteigen, bis er zur Brustwarze kommt, auf der Nordseite davon beginnt die von Salomon gebaute große Straße, von hier sind es noch drei Tagesreisen zum Königspalast. Tötet Gagool. Betet für meine Seele. Lebt wohl.
José da Silvestra
Als ich dieses Dokument zu Ende vorgelesen und die Kopie der Karte gezeigt hatte, von der Hand des sterbenden alten Dom mit seinem Blut als Tinte gezeichnet, folgte eine Stille des Staunens.
»Na«, brach Captain Good schließlich das Schweigen, »zweimal bin ich um die Welt gesegelt, und in den meisten Häfen der Welt bin ich vor Anker gegangen, aber gehängt will ich als Meuterer werden, wenn ich je ein Garn wie dieses je gehört habe!«
»Eine seltsame Geschichte«, sagte Sir Henry. »Ich nehme an, Sie halten uns nicht zum besten? Ich weiß, man hält es für durchaus erlaubt, ein Greenhorn auf den Arm zu nehmen!«
»Wenn Sie das glauben, Sir Henry, nun - dann ist die Ge
schichte zu Ende«, sagte ich sehr verstimmt und steckte meine Papiere wieder in die Tasche. Denn ich schätze es absolut nicht, für einen jener albernen Burschen gehalten zu werden, die es witzig finden, Lügen zu erzählen, und sich Neuankömmlingen gegenüber immer mit ungewöhnlichen Jagdabenteuern brüsten, die sich nie ereigneten. Ich stand auf, um zu gehen.
Sir Henry legte seine große Hand auf meine Schulter. »Setzen Sie sich, Mr. Quatermain«, sagte er, »ich bitte um Verzeihung; ich weiß sehr wohl, dass Sie uns nicht betrügen wollen, aber die Story klingt so ungewöhnlich, dass ich sie nur schwer glauben kann.«
»Sie sollen das Original des Schreibens und der Karte sehen, sobald wir in Durban sind«, antwortete ich, einigermaßen besänftigt. Denn wenn ich die Sache ruhig betrachtete, so war es kaum verwunderlich, dass er an meiner Ehrlichkeit zweifelte. Und so fuhr ich denn fort:
»Ich habe Ihnen noch nichts über Ihren Bruder erzählt. Ich kannte Jim, den Mann, der ihn begleitete. Von Geburt ein Bechuana, war er ein tüchtiger Jäger und für einen Eingeborenen ein sehr cleverer Bursche. An dem Morgen, an dem Mr. Neville aufbrach, sah ich Jim bei meinem Wagen stehen und auf der Deichsel Tabak schneiden.
Jim, sagte ich, wohin geht jetzt die Reise? Auf Elefanten?
Nein, Baas, antwortete er, wir sind hinter etwas her, was mehr wert ist als Elfenbein.
Und was soll das ein?, fragte ich, denn ich war neugierig. Gold?
Nein, Baas, noch wertvoller als Gold, und er grinste.
Ich riskierte keine weiteren Fragen mehr, denn ich wollte nicht mein Ansehen aufs Spiel setzen, wenn ich neugierig schien. Aber ich zerbrach mir den Kopf. Kurz darauf hörte Jim mit dem Tabakschneiden auf.
Baas, sagte er.
Ich nahm keine Notiz.
Baas, wiederholte er.
He, Junge, was gibt's?, fragte ich.
Baas, wir sind hinter Diamanten her.
Diamanten? Na, da geht ihr aber in die falsche Richtung; ihr solltet Kurs nach den Feldern nehmen.
Baas, haben Sie schon mal was von Sulimans Berg gehört?
Mhm.
Habt ihr etwas von den Diamanten dort gehört?
Ein albernes Märchen, weiter nichts, Jim.
Nein, Baas, kein Märchen. Ich habe einmal ein Weib getroffen, das von dort her kam und mit ihrem Kind nach Natal wollte, das erzählte mir's - es ist jetzt tot.
Dein Herr wird den Aasvögeln, den Geiern, zur Nahrung dienen, Jim, wenn er versucht, Sulimans Land zu erreichen, und du genauso, wenn sie an euren wertlosen alten Kadavern überhaupt noch etwas Abfall finden, sagte ich.
Er grinste.
Vielleicht, Baas. Jeder muss sterben; ich möchte vorher noch zu gerne ein fremdes Land kennenlernen. Die Elefanten sind drauf und dran, hier herum zu verschwinden.
Na, mein Junge, sagte ich, warte mal, bis der bleiche alte Mann nach deiner gelben Gurgel packt, und dann wollen wir mal hören, was für ein Liedchen du dann singst.
Eine halbe Stunde später fuhr Nevilles Wagen ab. Knapp darauf kam Jim noch einmal zurück.
Adieu, Baas, sagte er, »ich möchte nicht von hier fortgehen, ohne Lebewohl zu sagen, denn ich glaube, Sie haben recht und wir werden nie mehr südwärts ziehen.»
Will dein Herr tatsächlich zum Sulimansberg, Jim, oder lügst du?
Nein, erwiderte er. Er geht. Er erzählte mir, er wäre gezwungen, irgendwie sein Glück zu machen, beziehungsweise es zu versuchen; so könnte er sich ebenso gut auf Diamanten stürzen.
Oh!, sagte ich, warte einen Augenblick, Jim; wirst du deinem Herrn eine Notiz überbringen, Jim, und versprechen, sie ihm nicht früher zu geben, als bis ihr in Inyati seid?
Das war hundert Meilen entfernt.
Ja, Baas.
Also nahm ich einen Zettel und schrieb darauf: Lasst den, der kommt... den Schnee von Shebas linker Brust besteigen, bis er zur Brustwarze kommt, auf der Nordseite davon ist Salomons große Straße.
Nun, Jim, sagte ich, wenn du das deinem Herrn gibst, berichte ihm, er soll diesem Rat unbedingt folgen. Du darfst ihm den Zettel aber jetzt noch nicht geben, weil ich nicht mag, dass er zurückkommt und mir Fragen stellt, die ich nicht beantworten möchte. So, jetzt hau ab, du fauler Kerl, der Wagen ist beinahe außer Sicht.
Jim nahm die Notiz und ging. So, das ist alles, was ich von Eurem Bruder weiß, Sir Henry; aber ich fürchte sehr...«
»Mr. Quatermain«, unterbrach mich Sir Henry, »ich unternahm diese Reise, um meinen Bruder zu suchen. Ich werde seine Spur bis zu Sulimans Berg verfolgen und, falls notwendig, darüber hinaus, beziehungsweise bis ich mit Sicherheit weiß, dass er nicht mehr lebt. Wollen Sie mich begleiten?«
Ich glaube, ich habe es bereits erwähnt, ich bin ein vorsichtiger Mensch, ja sogar furchtsam, und ich schreckte vor dem Gedanken an solch ein Abenteuer zurück. Es schien mir, dass ein solches Unternehmen nicht weniger als den sicheren Tod bedeuten würde; und abgesehen von allem anderen, ich hatte für einen Sohn zu sorgen. Ich konnte es mir nicht leisten, gerade jetzt zu sterben.
»Nein danke, Sir Henry, ich glaube, ich mache es lieber nicht«, antwortete ich deshalb. »Ich bin zu alt für derartige abenteuerliche Jagden und würde nur so enden wie mein armer Freund Silvestre. Ich habe einen Sohn, der von mir abhängig ist, und kann es daher nicht verantworten, mein Leben so leichtsinnig aufs Spiel zu setzen.«
Beide, Sir Henry und Captain Good, schauten sehr enttäuscht drein.
»Mr. Quatermain«, brach ersterer das Schweigen, »ich bin wohlhabend und auf dieses Unternehmen versessen. Sie können den Lohn für Ihre Dienste, in welcher Währung Sie auch immer wollen, nach Recht und Billigkeit selbst festsetzen. Er wird Ihnen ausbezahlt, bevor wir aufbrechen. Mehr noch, ich werde im Fall, uns oder Ihnen stößt etwas Unerwartetes zu, dafür sorgen, dass Ihr Sohn angemessen versorgt ist. Ich glaube, Sie sehen an diesem Angebot, wie wichtig mir Ihre Teilnahme ist. Außerdem, gesetzt den günstigen Fall, wir erreichen diesen Platz und finden Diamanten, sollen diese Ihnen und Good zu gleichen Teilen gehören. Ich will nichts davon. Aber freilich, solche Verheißungen sind so gut wie nichts wert, obwohl das gleiche gilt