KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN. Henry Rider Haggard

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KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN - Henry Rider Haggard


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      Ich machte eine Pause, um die Wirkung meiner Worte zu beobachten. Captain Good machte ein Gesicht, als ob ihm wohl in seiner Haut wäre. Sir Henry aber verzog keine Miene.

      »Wir müssen es darauf ankommen lassen«, sagte er.

      »Sie wundern sich vielleicht«, fuhr ich fort, »warum ich - ein Angsthase, wie ich Ihnen erzählte - dennoch eine solche Tour unternehmen will. Es gibt dafür zwei Gründe. Erstens bin ich ein Fatalist und glaube, dass meine Stunde ohne mein Zutun und meinen Willen vorbestimmt ist; wenn ich nach Sulimans Berg gehen soll, um dort getötet zu werden, gehe ich dorthin und komme ums Leben. Zweifellos weiß Gott der Allmächtige Seine Absicht mit mir, und ich brauche mir darüber keinen Kummer zu machen. Zweitens bin ich ein armer Mann. Nahezu vierzig Jahre habe ich gejagt und Handel getrieben, aber nie mehr verdient als meinen Lebensunterhalt. Nun, Gentlemen, ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt ist, dass ein Elefantenjäger, hat er erst einmal diesen Beruf ergriffen, höchstens noch vier bis fünf Jahre lebt. Sie sehen also, ich habe meine Berufskollegen ungefähr über sieben Generationen überlebt und meine, dass meine Stunde auf jeden Fall in nicht allzu ferner Zeit schlagen wird. Wenn mir nun im Alltag meines Berufs jetzt etwas zustößt, so sind zwar inzwischen meine Schulden bezahlt, aber es ist nichts übrig, meinen Sohn Harry zu unterstützen, solange er noch in der Berufsausbildung steht. So aber ist fünf Jahre lang für ihn gesorgt. Das ist kurz und bündig die ganze Sache.«

      »Mr. Quatermain«, sagte Sir Henry, der sehr aufmerksam zugehört hatte, »Ihre Motive, ein Unternehmen zu wagen, das Ihrer Meinung nach nur schlecht ausgehen kann, gereichen Ihnen sehr zur Ehre. Ob Sie recht haben oder nicht, können natürlich nur Zeit und Ausgang zeigen. Eines aber kann ich Ihnen gleich sagen, ob Sie nun recht haben oder nicht, ich selbst werde bis zum bittersten Ende durchhalten. Wenn es unser Schicksal ist, eins über den Schädel zu bekommen, hoffe ich nur, wir können vorher ein wenig jagen. Das ist alles, was ich zu sagen habe, was, Good?«

      »Ja, ja«, fiel Good ein. »Wir sind alle drei gewöhnt, der Gefahr ins Auge zu schauen, und hielten unser Leben schon verschiedentlich in unseren Händen. Also warum jetzt einen Rückzieher machen? Und so schlage ich vor, wir gehen in den Salon hinunter und peilen mal das Glück, Sie verstehen.«

      Und das taten wir - bis auf des Bechers Grund. Am nächsten Tag gingen wir an Land, und ich führte Sir Henry und Captain Good hinauf zu der kleinen grauen Hütte, die ich mir an der Berea gebaut habe und mein Zuhause nenne. Sie hat nur drei Räume und eine Küche, aus frischen Ziegeln gebaut mit einem galvanisierten Eisendach. Aber ich habe einen schönen Garten mit den besten Loquot-Bäumen, die ich kenne, und mit einigen hübschen jungen Mango-Bäumen, von denen ich mir noch sehr viel verspreche.

      Der Verwalter der botanischen Gärten schenkte sie mir. Einer meiner alten Jäger namens Jack, dessen Oberschenkel von einer Büffelkuh in der Sikukunisgegend so übel zugerichtet worden war, dass er nie wieder auf die Jagd gehen wird, kümmert sich um den Garten. Aber hier kann er umherbummeln und gärtnern, er ist ein Griqua von Geburt. Einen Zulu wird man niemals überreden, sich für die Gärtnerei zu interessieren; dies ist eine friedliche Kunst, und friedliche Künste liegen den Zulus nicht.

      Sir Henry und Good schliefen in einem Zelt, das ich in einem kleinen Orangenhain am Rande des Gartens aufgeschlagen hatte, denn im Haus war kein Platz für sie. Wegen des Geruchs der Blüten und wegen des Anblicks der grünen und der goldenen Früchte - in Durban kann man alle drei an einem Baum zusammen sehen - wage ich zu behaupten, es ist ein recht angenehmer Ort, zumal wir hier an der Berea wenig Moskitos haben, ausgenommen es regnet ungewöhnlich stark.

      Nun, um in der Erzählung fortzufahren - tue ich es nicht, Harry, wird dich die Geschichte ermüden, noch bevor wir Sulimans Gebirge erreicht haben -, also nachdem ich mich nun einmal entschlossen hatte zu gehen, machte ich mich daran, die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Als erstes erhielt ich von Sir Henry das Dokument ausgehändigt, das dich, mein Junge, im Falle eines Unfalls versorgt. Es gab da einige Schwierigkeiten wegen der gesetzlichen Ausfertigung, weil Sir Henry hier unbekannt war und der zu überschreibende Betrag über dem Wasser drüben ist; doch mit Hilfe eines Rechtsanwalts, der für seine Bemühungen zwanzig Pfund forderte - ein Betrag, den ich unverschämt finde -, klappte es schließlich doch. Dann erhielt ich meinen Scheck über fünfhundert Pfund.

      Nachdem meinem Sinn für Vorsicht dieser Tribut gezollt war, kaufte ich im Namen Sir Henrys einen Wagen und ein Gespann Ochsen; sie waren Schönheiten. Es war ein zweiundzwanzig Fuß langer Wagen mit eisernen Achsen, sehr stabil, sehr leicht und durchwegs aus Stink-Holz gebaut; er war nicht ganz neu, er hatte bereits eine Fahrt zu den Diamantenfeldern und wieder zurück hinter sich. Meiner Meinung nach aber das Beste für unsere Zwecke, denn das Holz war gut getrocknet. Gibt irgendetwas an einem Wagen nach oder wurde grünes Holz zum Bau verwendet, so stellt sich dies schon bei der ersten Reise heraus. Dieses außergewöhnliche Fahrzeug war ein sogenannter halbgedeckter Wagen, das heißt, nur die zwölf hinteren Fuß waren überdacht, während der Vorderteil für die mitgeführten Bedarfsartikel frei gelassen war. Im hinteren Teil waren ein Fell-cartle, ein Bett, auf dem zwei Personen schlafen konnten, dazu Gewehrständer und manche andere kleine Bequemlichkeiten. Ich zahlte hundertfünfundzwanzig Pfund dafür, und das war, glaube ich, preiswert.

      Des Weiteren kaufte ich ein schönes Gespann Zulu-Ochsen, auf die ich schon vor ein oder zwei Jahren ein Auge geworfen hatte. Sechzehn Ochsen sind die übliche Zahl für ein Gespann, aber ich nahm für den Fall von Verlusten vier dazu. Die Zulu-Ochsen sind klein, nicht halb so groß wie die afrikanischen, die man gewöhnlich für Transportzwecke verwendet, und sie haben einen leichten Gang. Auch überleben sie, wo die Afrikaner umkommen würden, schaffen bei mittelmäßiger Ladung fünf Meilen pro Tag mehr, sind lebhafter und nicht so anfällig, sich die Füße wund zu laufen. Was aber mehr wert ist, dieser Haufen war durchwegs »seuchenfest», das heißt die Tiere hatten schon überall in Südafrika gearbeitet und waren gegen Rotwasser verhältnismäßig immun geworden, das oft ganze Ochsengespanne vernichtet, wenn sie auf fremdes veldt, in andere Grasgegend kommen. Gegen die Lungensucht, eine gefährliche Abart der Lungenentzündung, die in dieser Gegend weit verbreitet ist, waren sie alle geimpft worden. Man schneidet in den Schwanz des Ochsen einen Schlitz und pflanzt ein Stück der kranken Lunge eines Tieres ein, das an dieser Krankheit eingegangen ist. Der Ochse erkrankt nun, aber in milder Form, der Schwanz fällt in der Regel ungefähr ein Fuß von der Wurzel entfernt ab, und das Tier ist gegenüber künftigen Ansteckungen gefeit. Es mag grausam scheinen, die Tiere ihres Schwanzes zu berauben, besonders in einer Gegend, in der es so viele Fliegen gibt, aber es ist besser, den Schwanz zu opfern und den Ochsen zu behalten, als beides zu verlieren, den Schwanz und den Ochsen. Denn ein Schwanz ohne Ochse ist nicht viel nütze, es sei denn, damit abzustauben. Freilich sieht es sonderbar aus, wenn man hinter zwanzig Stummeln einher treckt, wo doch eigentlich Schwänze sein sollten. Es sieht aus, als habe sich die Natur einen Scherz erlaubt und die hintere Zierde einer Meute preisgekrönter Bulldoggen an die Ochsensteiße geheftet.

      Als nächstes tauchte die Frage der Lebensmittel und Medikamente auf, die der sorgfältigsten Überlegung bedurfte. Es musste unbedingt vermieden werden, den Wagen zu überladen, andererseits musste alles unbedingt Notwendige mitgenommen werden. Zum Glück stellte sich heraus, dass Good ein halber Doktor war. Irgendwann während seiner früheren Tätigkeit hatte er Gelegenheit gehabt, einen Kurs mit ärztlicher und chirurgischer Unterweisung zu absolvieren, wovon er mehr oder weniger behalten hatte. Selbstverständlich war er kein approbierter Arzt, doch verstand er mehr als mancher, der vor seinen Namen das Dr. med. schreiben darf, wie wir später entdeckten. Außerdem besaß er eine hervorragende Reiseapotheke und ein Besteck chirurgischer Instrumente. Während unseres Aufenthaltes in Durban amputierte er einem Kaffer die große Zehe so geschickt, dass es ein Vergnügen war, ihm zuzusehen. Völlig verblüfft aber war er, als der Kaffer, der gleichmütig die Operation verfolgt hatte, ihn bat, ihm eine andere dranzumachen; ein Weißer würde dies mit einem Druck tun, meinte er.

      Zwei weitere wichtige Probleme blieben zu überlegen, nachdem die vorstehenden Fragen zur Zufriedenheit gelöst waren: die Waffen und Diener. Ich kann nichts Besseres tun, als eine Liste von den Waffen aufzuführen, die wir schließlich aus dem großen Vorrat, den Sir Henry aus England mitgebracht hatte, und jenem, den ich besaß, ausgewählt hatten. Ich schreibe sie aus meinem Notizbuch ab, in das ich damals den Eintrag machte.


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