Heilpädagogischer Kurs. Rudolf Steiner

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Heilpädagogischer Kurs - Rudolf Steiner


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Sehen Sie, das Nerven-Sinnessystem, denken wir es uns also – wir werden uns verstehen –, denken wir uns dieses Nerven-Sinnessystem, wie es der Hauptsache nach nur, aber schematisch, im Kopfe lokalisiert ist, sprechen wir vom Kopfsystem, indem wir vom Nerven-Sinnessystem sprechen; wir können das beim Kinde umso mehr, als der aufbauende Teil des Nerven-Sinnessystems vom Kopfe ausgeht und in den ganzen Organismus hineinwirkt. Dieses System, dieses Nerven-Sinnessystem ist im Kopfe, im Haupte lokalisiert. Das ist ein synthetisches System. Es ist synthetisch. Was meine ich damit? Es fasst nämlich alle Tätigkeiten des Organismus zusammen. Sehen Sie, im Kopfe ist eigentlich der ganze Mensch in einer gewissen Weise enthalten. Wenn man spricht von der Lebertätigkeit, und man sollte eigentlich nur von Lebertätigkeit sprechen – was ich als Leber sehe, ist der fixierte Leberprozess –, so ist diese Lebertätigkeit natürlich ganz im unteren Leibe. Aber jedem solchen Funktionszusammenhang entspricht eine Tätigkeit im menschlichen Haupte. Wenn ich das schematisch zeichne, so ist das so: Hier sei die Lebertätigkeit. Dieser Lebertätigkeit entspricht irgendeine Tätigkeit im menschlichen Kopfe oder Gehirne. Hier im Unterleib ist die Leber relativ abgesondert von den andern Organen, von Nieren, Magen und so weiter. Im Gehirn fließt alles ineinander, da fließt die Lebertätigkeit mit den andern Tätigkeiten zusammen, so dass der Kopf der große Zusammenfasser ist alles desjenigen, was im Organismus vor sich geht. Durch diese synthetische Tätigkeit wird ein Abbauprozess bewirkt. Es fällt das Substantielle heraus. Genauso wie wir einen synthetischen Prozess im Haupte haben, haben wir dann im ganzen übrigen Organismus, besonders im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, einen analytischen Prozess. Da wird alles auseinandergehalten, da wird im Gegensatz zum Kopfe alles auseinandergehalten. Während im Kopfe die Nierentätigkeit mit der Darmtätigkeit zusammen vor sich geht, wird im Gegensatz dazu im übrigen Organismus alles auseinandergehalten, so dass wir also sagen können, wenn wir weiter schematisch zeichnen, meinetwillen die Lebertätigkeit, Magentätigkeit, so sind sie hier voneinander abgesondert; im Kopfe fließen sie ineinander, fließt alles zusammen, da synthetisiert sich alles. Nun liegt dieses Zusammenfließen – zu gleicher Zeit mit einem fortwährenden Herausfallen der Substanz, wie wenn es regnete –, nun liegt diese synthetische Tätigkeit des Kopfes im wesentlichen aller Denktätigkeit zugrunde. Damit der Mensch denken kann, damit der Mensch herauskommt und in Tätigkeit kommt, muss dasjenige, was aus dem Geistig-Seelischen kommt, nach dem Kopfe hin die zusammenfassende Funktion erhalten, und dadurch die Erbsubstanz synthetisch gliedern. Dadurch kann dann in der synthetisch gegliederten Erbsubstanz ein Spiegel gesehen werden. Sie haben also damit folgendes: wenn im Kopf das eintritt beim Herunterkommen, dass der Kopf organisiert synthetisch, so wird der Kopf ein Spiegel, und dadrinnen spiegelt sich die Außenwelt, und das gibt das Denken, das wir gewöhnlich beobachten. Wir müssen also unterscheiden zwischen den zwei Denkfunktionen, derjenigen, die hinter dem Wahrnehmbaren liegt, die das Gehirn aufbaut – die ist das Bleibende –, und der Denkfunktion, die gar nichts Wirkliches ist, die nur gespiegelt ist und fortwährend ausgelöscht wird beim Einschlafen und vergeht, wenn man nicht nachdenkt. Eine andere Partie dessen, was da aus dem Geistig-Seelischen herunterkommt, baut nun analytisch das Stoffwechsel-Gliedmaßen System auf, baut die Organe auf, die auseinanderfallen, die deutlich unterscheidbare einzelne Konturen haben. Wenn Sie nun den ganzen Körper betrachten mit seinen deutlich unterscheidbaren einzelnen Konturen, so haben wir darinnen Leber, Lunge, Herz und so weiter, mit denen auch das Gliedmaßen-Stoff Wechselsystem zusammenhängt; das rhythmische System sieht man nicht, alles, was mit physischer Substanz ausgefüllt ist, gehört zum Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, auch was man am Gehirn sieht, ist Stoffwechsel. Nun liegt das, was diese einzelnen analytisch aufgebauten Organe sind, dem gesamten Willensleben des Menschen zugrunde, wie die synthetische Tätigkeit zugrunde liegt dem Denken. So liegt all das, was an Organen da ist, zugrunde dem Willensleben. Nun betrachten wir einmal Folgendes: Denken wir uns einen schon ziemlich erwachsenen Menschen. Was ist mit diesem ziemlich erwachsenen Menschen geschehen, während er sein Erdenleben geführt hat? Er ist vielleicht sieben Jahre alt geworden, er hat die zweiten Zahne bekommen; er ist vierzehn Jahre alt geworden, hat die Geschlechtsreife bekommen; er ist einundzwanzig Jahre alt geworden und hat damit die Konsolidierung seines Seelenlebens zustande bekommen. Wir müssen nun, wenn wir überhaupt die kindliche Entwicklung verstehen wollen, genau unterscheiden zwischen dem Körper, den ein Mensch trägt, der den Zahnwechsel durchgemacht hat, und einem Körper, den ein Kind trägt, das den Zahnwechsel noch nicht durchgemacht hat. Dasjenige, was da an besonders auffälligen Beispielen gebracht wird, geschieht fortwährend. Der Körper wird nach jedem Jahr ausgewechselt. Wir stoßen fortwährend von unserem Körper nach außen ab, es ist fortwährend eine zentrifugale Strömung nach außen, die den Körper abstößt. Das führt dazu, dass der Körper tatsächlich alle sieben bis acht Jahre richtig erneuert wird. Nun sehen Sie, diese Erneuerung ist ganz besonders wichtig um den Zahnwechsel herum, um das siebente Jahr herum. Warum? Nun, der Körper, den der Mensch von der Geburt bis zum Zahnwechsel trägt, er ist gewissermaßen nur ein Modell, das wir übernehmen von außen, von unseren Eltern, der enthält die Erbkräfte, daran bauen die Vorfahren mit auf. Nun stoßen wir ihn ab, diesen Körper, im Laufe der ersten sieben Jahre. Und was ist? Ein ganz neuer Körper entsteht; dasjenige, was der Mensch an sich trägt nach dem Zahnwechsel, das wird nicht mehr durch die Vererbungskräfte aufgebaut, das wird ganz allein aus dem Geistig-Seelischen aufgebaut, das heruntersteigt, so dass der Mensch seinen Erbkörper substantiell nur bis zum Zahnwechsel trägt, und während er ihn abstößt, aus seiner Individualität einen neuen aufbaut. Unseren eigenen Körper haben wir eigentlich erst seit dem Zahnwechsel. Nur geschieht die Sache so, dass der Erbkörper benutzt wird als Modell, und je nachdem das geistig-seelische Leben stark oder schwach ist, je nachdem wird dieses Geistig-Seelische leichter imstande sein, mehr individuell vorzugehen gegen das, was als Erbgestaltung da ist, oder es unterliegt der Erbgestaltung, es muss den zweiten Körper formen, wie der erste von den Eltern her geformt ist. Das also, was gewöhnlich in der Vererbungstheorie vorgebracht wird, ist ja ein Kohl. In dem, was da gewöhnlich vorgebracht wird, setzt man einfach fort die Gesetze des Wachstums bis zum Zahnwechsel weiter hinaus ins spätere Leben. Aber es ist so, dass dasjenige, was als Vererbung zu gelten hat, nicht weiter gilt als bis zum Zahnwechsel; nun eignet es sich die Individualität an und bildet den zweiten Körper aus. Wir müssen also unterscheiden gerade beim Kinde zwischen dem Erbkörper und dem, was als Folge des Erbkörpers auftritt in dem individuellen Körper. Der bildet sich nach und nach, der individuelle Körper, den man erst den wahren Menschenpersönlichkeitskörper nennen kann. Und sehen Sie, jetzt kriegt man sozusagen im Alter zwischen dem siebenten und vierzehnten Lebensjahre das stärkste Arbeiten, dessen die Individualität fähig ist: entweder obsiegt sie den Erbkräften, dann wird der Mensch, indem er durch den Zahnwechsel hindurchgeht und dadurch bemerken laßt, dass er sich herausarbeitet aus den Vererbungskräften, oder aber – das können wir sehr deutlich bemerken und müssen es daher als Erzieher ins Auge fassen –, es unterliegt die Individualität vollständig den Erbkräften, dem, was im Modell enthalten ist. Dann setzt sich einfach diese Vererbungsähnlichkeit mit den Eltern über das siebente Jahr fort. Das hängt von der Individualität ab und nicht von den Vererbungskräften. Gerade so wenig wie man sagen kann, wenn mir als Maler jemand etwas vorlegt, um es nachzuahmen, ich aber mächtig ändere, gerade so wenig wie ich da sagen kann, meine Malerei hat der erzeugt, der mir das vorgelegt hat – ebensowenig können wir sagen: Dasjenige, was wir von dem siebenten Jahre ab, was wir nach dem siebenten Jahr an uns tragen, haben wir vererbt bekommen. – Und das muss man sozusagen im geistigen Griffe haben und wissen, wie stark in dem einen oder andern Falle die Individualität wirkt. Nun geht der Mensch zwischen dem siebenten und vierzehnten Lebensjahre durch ein Wachstum und ein Werden hindurch, das möglichst stark seine Individualität, die der Mensch heruntergebracht hat, zum Ausdruck bringt. Dadurch ist der Mensch in dieser Zeit gegenüber der Außenwelt relativ abgeschlossen. Man hat gerade in dieser Zeit Gelegenheit, die wunderbare Entfaltung der Individualkräfte ins Auge zu fassen. Und der Mensch würde später, wenn er diese Entwicklung fortsetzen würde, und wenn er nur mit dieser Entfaltung ins spätere Leben hineintreten würde, ein furchtbar abweisendes Wesen sein, er würde stumpf sein gegenüber der Außenwelt. Aber in dieser Zeit baut er sich schon seinen dritten Körper auf, der mit der Geschlechtsreife zum Vorschein kommt. Der wird wiederum unter Berücksichtigung der Kräfte in der irdischen Umgebung aufgebaut. Dasjenige, was als Beziehung der Geschlechter auftritt, ist nicht das Ganze; das Überschätzen in dieser Beziehung ist nur eine Folge unserer materialistischen Anschauungen. In Wirklichkeit sind alle Beziehungen zur Außenwelt, die mit
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