Wolfgang Hohlbein: Leben und Werk. Nicola Bardola

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Wolfgang Hohlbein: Leben und Werk - Nicola Bardola


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href="#u9212f41b-2721-545d-8472-12194b14436d">Prequel und Sequel

       Todbringende Intrigen

       End of the World

       Übermenschliche Sinne

       Bedrohtes Aventurien

       Weibliche und männliche Helden

       Verweigerte Amtshilfe

       Space Opera

       Quelle des Horrors

       Feinde jenseits der Realität

       Apokalypse-Thriller

       Werke des Grauens

       Nachwort

       Impressum neobooks

      Vorwort

      Ein Wintertag in Neuss.

      Wolfgang Hohlbein spricht hochkonzentriert, schnell, meist leise und manchmal gepresst. Statt Pausen zu machen, wiederholt er hin und wieder einige Silben. Das ist die suggestive Sprache des Vielrauchers und Dauer-Kaffeetrinkers. Im Gespräch herrscht eine intensive Arbeitsatmosphäre, auch abends beim Essen. Wolfgang Hohlbein ist ein Besessener: besessen von seinen Stoffen, von seinen Plots, von den kommenden Büchern, von den Plänen und Ideen, wie er noch spannender schreiben kann, wie er seine neuen Bücher noch wirkungsvoller inszenieren kann. Letztlich überlässt er aber die Einzelheiten des Marketings seinem Agenten Dieter Winkler und den Verlagen. Den Mittelpunkt von Wolfgang Hohlbeins Leben bildet das Schreiben selbst. Nächtelang schreiben. In die legendären Notizbücher, in deren Umschlägen er selbst die Titel mit einer Handsäge fräst. Oder an verschiedenen PC- und Laptop-Tastaturen. Oder mit elektronischen Stiften direkt auf flache Bildschirme oder auf digitale Schreib-Pads. Oder in Aufnahmegeräte diktieren, die seine gesprochenen Worte sofort in digitale Buchstaben umwandeln.

      Wolfgang Hohlbein ist stets auf dem neuesten Stand der Technik, wenn es um Schreibgeräte geht. “Die Apparate sind gar nicht so teuer”, lacht er, “aber die Stifte. Da summieren sich die Kosten.” Wenn Wolfgang Hohlbein eine digitale Phase hat, verbraucht er etwa alle drei Wochen einen Stift, der bei normalen Nutzern viele Jahre hält.

      Bis zu 30 Seiten in einer Nacht schreibt Wolfgang Hohlbein. Einen persönlichen Rekord hat er beim Verfassen von „anders“ aufgestellt, als er an einem Tag fast hundert druckreife Manuskriptseiten diktierte. Das hält zwar ein Computer aus, es hätte aber den Stift rasch erledigt. Wolfgang Hohlbein hat noch nie ein Manuskript abgegeben, das kürzer war als vereinbart. Meistens sind seine Romane länger. Und viele Leser sind süchtig danach. Wolfgang Hohlbein scheint selbst süchtig zu sein, seine Fans zu bedienen und sie niemals zu enttäuschen - was den Umfang betrifft.

      In seinen dickleibigen Romanen malt er einzelne Szenen bis in die kleinsten Details aus. Wolfgang Hohlbein überträgt seine visuell geprägte Phantasie in Sprache. Es ist eine Art Übersetzungsarbeit: Aus Wolfgang Hohlbeins Emotionen und Gedanken wird Schrift. Viele der Leser sind begeistert davon, sich seine Geschichten anzuverwandeln. Aus Wolfgang Hohlbeins Texten werden wieder lebendige Phantasiewelten in den Köpfen seiner Leser.

      Aber wie? Und warum bei Wolfgang Hohlbein mit so großem Erfolg? Was macht die Magie der Hohlbein-Universen aus?

      Ulrich Greiner von der ZEIT nannte Hohlbeins Texte “eine Kreuzung aus Michael Ende und Tolkien”. Noch öfter wird Wolfgang Hohlbein mit Stephen King verglichen. Manchmal holt Wolfgang Hohlbein während unseres langen Gesprächs tief Luft. Wir sitzen am berühmten dunklen Holztisch im Wohnzimmer der Familie Hohlbein. Kaffee, Katzen, Kekse, Hunde. Ein riesiger Bildschirm flimmert stumm im Hintergrund. Kaum sind die Kaffeetassen leer, sorgt Heike Hohlbein für Nachschub. Später kommt ihre Tochter Rebecca hinzu, die auch Schriftstellerin ist. Hier in einem Reihenhaus in Neuss ist seit Jahrzehnten der Nährboden für Bestseller. Heike bleibt gerne im Hintergrund, aber sie ergänzt in wichtigen Augenblicken Wolfgangs Gedanken. Manchmal werfen sich die beiden die Bälle rasch zu. Manchmal fügt Dieter Winkler wichtige Aspekte aus seiner Sicht an. Und wenn Rebecca loslegt, ist kein Halten mehr. Gefühlvolle Erinnerungen aus der Kindheit, Ausreißgeschichten aus Teenagerjahren, Schreiberfahrungen im Duett mit dem Vater und solo. Lesungen zu dritt: Rebecca, Wolfgang und Dieter. Improvisationen. Eine erstaunliche Schöpferkraft ist an diesem Tisch vereint. In einem ausführlichen Interview wird die Grundlage für dieses Hohlbein-Porträt gelegt.

      Was hat es auf sich mit Wolfgang Hohlbeins Leidenschaft für Kino, Motorräder oder Zinnsoldaten? Warum bastelt er in seiner knapp bemessenen Freizeit Burgen und Wehranlagen „en miniature“?

      Und immer wieder stehen seine Bücher im Zentrum: Wie ist es möglich, dass er sich in so vielen Genres so erfolgreich ausdrücken kann? Er schreibt für Kinder, für Jugendliche und für Erwachsene. Nicht nur sein “Druidentor” war auf der Spiegel-Bestsellerliste. Aber warum hat Wolfgang Hohlbein in seinem Leben nur einen einzigen Krimi geschrieben? Was treibt diesen Mann im Innersten an, dem Lese- und Nachwuchsförderung so wichtig sind?

      Wolfgang und Heike Hohlbein sind Kult. Ihnen sind moderne Klassiker der phantastischen Literatur gelungen. “Märchenmond” wird von Generation zu Generation tradiert und neu entdeckt. “Midgard” wird zu den schönsten Versionen der nordischen Sagenwelt gezählt und ist auch in die Edition “Junge Bibliothek” (Süddeutsche Zeitung) aufgenommen worden. Mit “Hagen von Tronje” - Wolfgang Hohlbeins persönlichem Lieblingsbuch - hat er bewiesen, dass er zu den bedeutenden Gegenwartsautoren historischer Romane gehört. Sogar die Hochkultur, die großen Feuilletons lobten Wolfgang Hohlbeins Neuinterpretation der Nibelungensage. Die Liste der Erfolge ist lang, beeindruckend und faszinierend.

      Aber dieses Porträt zum 60. Geburtstag am 15. August 2013 ist nicht nur für Fans. Es betont auch Probleme und Schwächen in Hohlbeinbüchern und richtet sich auch an Eltern, Erzieher, Lehrer und an alle Leseförderer, die nicht bedenkenlos Hohlbein-Lesefutter empfehlen wollen. Mein nicht autorisiertes Porträt will Auskunft über Lebensgeschichten und Werke geben, die sich hinter der Marke ‚Hohlbein’, also hinter dem “Namen für das Unbegreifliche” (FAZ) verbergen.

      Nicola Bardola, München im Juli 2013

      Teil Eins: Vom Heftroman zum Schmöker

      Wolfgang Hohlbeins Schreibkarriere begann lange vor der inzwischen schon berühmten Anekdote seiner Rastlosigkeit als Nachtwächter, denn er schrieb schon als Kind. Es handelte sich um kurze Geschichten, die er damals nicht sonderlich gut fand. Aber das schmälerte nicht seinen Wunsch, Schriftsteller zu werden. Im Gegenteil: Wenn er mit einer Geschichte unzufrieden war, dann schrieb er sie um oder verfasste gleich die nächste. So wie andere Kinder Lokomotivführer werden wollten, so träumte der kleine Wolfgang davon, Autor zu werden. Die schöpferische Ader war also von Anfang an da. Ob sie sich in den Genen befand? Ob besondere Kindheitserlebnisse dazu geführt haben? Ob vielleicht gar die für ihre Schriftsteller bekannte Heimatstadt Weimar dazu beigetragen hat?

      Wolfgang Hohlbein lacht und schüttelt den Kopf. Er war noch ein Baby, als seine Eltern mit ihm die DDR verließen. Stillstände und Rückschläge auf dem


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