Was dieses Weib so alles treibt. Monika Starzengruber
Читать онлайн книгу.tion id="ubaebef91-9a8f-5b8d-b5a5-c4321f479841">
Monika Starzengruber
Was dieses Weib so alles treibt
Geschichte einer liebenswerten, agilen Seniorin
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Gartenfest der guten Nachbarschaft
Weitere Werke von Monika Starzengruber
Widmung
Ich liebe Doris Day Slapstik-Komödien. Auch heute noch verkörpern sie für mich Unterhaltung pur. Zum Dank für viele unbeschwerte Stunden widme ich Doris Day dieses Buch.
Der Einzug
Verflixt, wieder rot.
Heftig stieg Luisa auf die Bremse. Gerade noch, bevor sie die Stoßstange ihres Vordermannes rammte. Gebannt auf die Ampel sehend trommelte sie nervös mit den Fingern auf das Lenkrad und wünschte, dass dieses verdammte Ding endlich die Farbe wechselte.
„Verfluchte Scheiße!“
Luisa horchte auf und sah in den Rückspiegel, worin sie Florian, ihren Fünfjährigen, erblickte oder der besser gesagt - nicht erblickte, da ihn sämtliche Kartons verdeckten. Und er, wie es schien, einen aussichtslosen Kampf mit ihnen führte. Wie oft hatte sie diesem Bengel schon verboten solche Worte zu verwenden!
„Eine verfluchte Scheiße haben wir nicht im Auto, Flori, und du wirst ihr auch sonst nirgends begegnen, also lass gefälligst diesen Ausdruck!“
Hinter den Kartons, die vor Luisas Bremsung noch stolz die beachtliche Höhe eines Turmes bildeten, kam schüchtern Bewegung auf. Angestrengt versuchte der fünf Jahre alte Florian, sich die vollgestopften Schachteln vom Leibe zu halten. Sein finsterer Blick sprach Bände.
„Die blöden Schachteln fallen immer auf mich, wenn du bremst.“
Luisas Nervosität stieg. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst sie festhalten!“
„Sie sind so schwer!“ Als Bestätigung für seine Worte kippten zwei Kartons, die er von der Schulter drückte, auf seine Oberschenkel. Eine Ladung von Flaschen, zum Glück aus Plastik, Nudeln, Konservendosen, Milchpackungen und letzten Endes fünf nagelneue Zahnbürsten beehrten ihn auf dem Schoß. Luisa behauptete ja schon immer, dass der Kofferraum dieses Wagens zu klein für den Bedarf einer fünfköpfigen Familie war. Immer wurde am falschen Platz gespart und was war der Erfolg? Armer Flori! In einer jähen Aufwallung von Mitleid für ihren Jüngsten kniete sie sich auf den Fahrersitz und versuchte den Grund der Beanstandung zu entfernen. Inzwischen wechselte die Ampel von Rot auf Grün. Luisa in ihrem Eifer merkte nicht, was um sie herum geschah.
„Fass doch mit an, Flori!“
„Wie?! Ich hab bloß zwei Hände, aber wenn du willst, kann ich loslassen.“
Luisa begriff. „Nein - niiicht!“ Zu spät. Die Pracht der verstauten Lebensmittel war endgültig im Eimer. Ungeduldiges Hupen ertönte. Der Mitleidsturm der Luisa Sekunden vorher erfasst hatte, verebbte schlagartig.
„Ja, jaaa, schon gut, ich fahr ja schon!“ In ihrer Aufregung legte sie den vierten Gang ein, wofür sich das Auto mit Bocken und Hüpfen bedankte. Für Florian war das ein Grund an seinen Vater zu denken, der solche Situationen stets mit einem Erklärendem: „Frauen“, abtat.
„Mama, der Fahrer hinter uns hupt.“
„Wirklich? Und ich dachte schon das Radio spielt.“ Luisa versuchte, den ersten Gang einzulegen.
„Soll ich den Fahrer fragen, ob er ein Seil hat?“
„Wie? ... Was? ... Wofür brauchst du ein Seil?“ Luisa drehte den Zündschlüssel, der Motor kurbelte an. Abschleppen? Das fehlte noch! Sie gab vorsichtig Gas und atmete hörbar auf. „Nicht nötig, wir fahren schon.“ Luisas Eile und ihre Nervosität hatten einen Grund und der hieß: Mutter. Das war es aber nicht allein, es gab einen zweiten Grund: Es war Freitag. Für jeden anderen mochte es ein ganz alltäglicher Freitag sein, aber nicht für Luisa, Klaus ihren Mann und ihre drei Kinder. An diesem Freitag sollten sie Familienzuwachs erhalten. Kein Baby. Mutter. Luisa befiel leichte Übelkeit bei dem Gedanken. Nicht, weil Mutter zu ihnen ziehen wollte, es war der ungünstigste Zeitpunkt dafür. Die Tapezierer breiteten sich im Haus gerade aus, wie eine Seuche, die nicht mehr aufzuhalten war. Den Räumen fehlte jede Gemütlichkeit. Das Zimmer, das für Mutter bestimmt war, diente zur Stunde für alles Mögliche, nur nicht zum Wohnen. Wo sollte Mutter bloß schlafen? Daniel weigerte sich bisher strikt seiner Großmutter vorübergehend sein Zimmer zu überlassen und auf der Couch im Wohnzimmer zu übernachten, so lange bis die Tapezierarbeiten beendet waren. Mit fünfzehn Jahren brauche er seine Intimsphäre, erklärte er. Für Luisa war das natürlich kein stichhaltiges Argument, trotzdem verstand sie ihren Jungen. Im Wohnzimmer lagen unzählige Tapetenrollen herum, die noch verklebt werden wollten. Daneben thronte der Tapetentisch mit Werkzeug oben drauf, zwei mannshohe Leitern engten die Bewegungsfreiheit ein und der horrende Vorrat von Tapetenkleister und die teilweise noch klebrigen Tapetenschnipsel am Boden erinnerten an Besen und Putzlappen. Möbel waren unter den weißen Laken so gut wie keine zu sehen. Wem kam da schon ein müdes Gähnen aus? Höchstens ein Fluch, weil das Zeug an den Füßen kleben bleibt.
Seit zwei Wochen bevölkerten die Arbeiter das Haus. Die Geduld des Familienrates verformte unmerklich in Ungeduld, und so tauchte bald die Frage auf, ob sie nicht schneller arbeiten könnten. Worauf sie schlicht zu hören bekamen: