Star Force - Rebellen des Mars. Alfred Bekker

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Star Force - Rebellen des Mars - Alfred Bekker


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der Erde zu entscheiden als unsere Regierung?" rief Maranas erbost.

      Einige andere Männer knurrten etwas, das wie verhaltene Zustimmung klang.

      "Ja, wie kommt er eigentlich dazu?"

      "Hält er sich für einen Übermenschen oder so etwas?"

      "Verdammt, setzen wir ihn fest und stecken ihn in eine Arrestzelle!"

      Darran blieb gelassen.

      Er verstand diese Leute nur zu gut.

      Was er ihnen vorgeschlagen hatte, mußte geradezu ungeheuerlich in ihren Ohren klingen.

      "Bis unsere Regierung den Ernst der Lage wirklich erkannt hat, wird es längst zu spät sein. Wir müssen jederzeit damit rechnen, daß die fremden Angreifer, die den Kugelraumer kampfunfähig geschossen haben, zurückkehren... Und bis dahin müssen wir alles tun, um vorbereitet zu sein."

      "Das ist doch illusorisch!" meinte Sergeant Norman Coburn kopfschüttelnd. Darran kannte ihn gut. Coburn war eigentlich ein gutmütiger Mensch, aber man tat besser daran, seine Reizschwelle nicht zu überschreiten...

      Aber diesmal konnte ich ihm das nicht ersparen! dachte Darran.

      Der Commander bedachte den Sergeant mit einem ruhigen Blick. Die sonore Stimme strahlte Sicherheit aus. Viel mehr Sicherheit, als Darran selbst in diesem Moment empfand. Aber nach außen hin durfte er jetzt keine Schwäche zeigen, durfte keinerlei Zweifel an seiner Entschlossenheit aufkommen lassen. Nur so konnte er diese Leute überzeugen. Stärke zeigen, das ist es...

      "Wir müssen es versuchen", erklärte Darran. "Jedenfalls bin ich fest entschlossen dazu. Ich bin nicht bereit, einfach die Hände in den Schoß zu legen und abzuwarten, was passiert. Wir wissen so gut wie nichts von dem, was da draußen in der Galaxis vor sich geht... Aber was unten auf der Erde mit dem Wissen der Fremden passieren wird, daß läßt sich an den Fingern einer Hand ausrechnen. Die PAZIV und die Westunion werden sich zerfleischen, um in den Besitz der Alien-Technologie zu kommen... Es geht um die Menschheit, Sergeant Coburn!"

      Ein anderer Sergeant meldete sich Wort.

      Er hieß Rufus Blackwood, war 39 Jahre alt und eine Art Mädchen für alles, was technische Dinge anging. Seine Ärmel waren hochgeschoben, so daß man die tätowierten Unterarme sehen konnte.

      "Ich hatte immer einen verdammt großen Respekt vor Ihnen Commander", erklärte er, räusperte sich dann und druckste etwas herum. Mit einer nervösen Geste fuhr er sich über das Gesicht. Dann endlich sprach er weiter. "Ich nehme an, daß jeder von uns Angehörige unten auf der Erde hat. Menschen, die uns wichtig sind, die wir lieben... Haben Sie daran mal gedacht, Commander?"

      Commander Darran nickte.

      "Ja, das habe ich. Es geht mir da nicht anders als Ihnen allen."

      "Wir werden lange nicht zurückkehren können, wenn wir Ihnen folgen, Commander."

      "Das ist nicht auszuschließen. Aber wenn wir es nicht tun, dann gibt es 'da unten' wie Sie sich ausdrückten vielleicht schon bald niemanden mehr... Jeder von Ihnen hat eine Induktiv-Schulung hinter sich. Und wenn Sie damit auch nicht das komplette Wissen jener Spezies besitzen, die den Kugelraumer ursprünglich benutzte, so wissen Sie doch mehr als genug, um sich vorzustellen, was ein Schiff wie die EXPLORER II in den falschen Händen bedeutet..."

      "Der Commander hat recht!", mischte sich nun Sergeant Cole Indish ein, ein dunkelhaariger Mechaniker, von dem Darran wußte, daß man sich absolut auf ihn verlassen konnte. "Wir dürfen es einfach nicht zulassen..."

      Coburn war noch immer skeptisch. "Wir müßten Verstärkung haben! Mit dieser Handvoll Leute können wir kaum etwas ausrichten."

      "Das stimmt", gab Darran zu. "Wir werden uns verstärken müssen."

      "Und wie soll das geschehen?"

      "Wir werden früher oder später mit der EXPLORER II oder ihrem Schwesterschiff auf der Erde landen und alle diejenigen aufnehmen, die sich uns anschließen wollen. Manche werden wir gezielt ansprechen müssen. Fachkräfte, Wissenschaftler, Techniker... Mit Hilfe der Technologie des Kugelraumers werden wir hier eine neue Macht aufbauen, die vielleicht verhindern kann, daß für die Erde der jüngste Tag anbricht."

      "Und wo sollen all diese Leute wohnen?" fragte Rufus Blackwood. "Hier im Wrack des Kugelraumers vielleicht? In der Station im Lowell-Krater dürfte es auch ziemlich eng werden..."

      "Und wenn die Feinde der Roboter zurückkehren, dann dürfte ein einziger Schuss genügen, um dieser 'neuen Macht' ein Ende zu setzen!" kommentierte Cole Indish ziemlich bissig.

      Gemurmel brandete durch den Raum.

      John Darran hob die Hände. Es dauerte eine Weile, bis die Anwesenden sich wieder einigermaßen beruhigt hatten.

      "Wir werden diese Station mit Hilfe der fremden Technologie, die uns in die Hände gefallen ist, umbauen", kündigte Darran an. Er machte eine Pause, ging ein paar Schritte nach vorn und blieb dann stehen. Sein Blick musterte die Gesichter seiner Leute. Schließlich fuhr er fort: "Wir werden daraus Port Mars machen, eine unabhängige Stadt auf dem Mars, die es mit jeder Macht der Erde aufnehmen und in einiger Zeit vielleicht sogar Bedrohungen von außerhalb des Sonnensystems die Stirn bieten kann..."

      Port Mars - ein Name, der wie ein Programm klingt! dachte Net Rovan, während er den Worten des Commanders zuhörte.

      Es wird nie wieder so werden wie es war, ging es ihm dann durch den Kopf. Die Zeiten, in denen der Mensch annehmen konnte, allein im Kosmos zu sein waren vorbei. Und damit auch die Zeiten, in denen sich die Menschheit vor allem darauf konzentriert hatte, sich selbst an den Rand des Abgrunds zu bringen...

      Seltsam, dachte Rovan. Jeden anderen, der so daherredet wie der Commander, hätte ich für einen Spinner gehalten. Aber bei ihm klingt es so, als gäbe es gar keine Alternative.

      "Ich kann niemanden dazu zwingen, sich meinem Plan anzuschließen", sagte Darran. "Wenn jemand von Ihnen dagegen ist, soll er es sagen. Wir werden für diejenigen, die sich uns nicht anschließen wollen, versuchen, eine Möglichkeit zur Rückkehr zu finden..."

      Niemand meldete sich.

      "Dann gehe ich davon aus, daß ich mich weiterhin so auf Sie verlassen kann, wie bisher."

      Zustimmendes Gemurmel ertönte.

      Net Rovan trat näher an Darran.

      "Ich glaube, du hast gewonnen, John!"

      Aber John Darran schüttelte den Kopf.

      "Dies ist der Anfang", sagte er.

      Ihm war bewußt, daß die tatsächlichen Bewährungsproben erst noch vor ihm lagen.

      Und darum wollte sich ein Gefühl der Erleichterung auch nicht einstellen.

      *

      Robert Berringer, seines Zeichens für acht Jahre gewählter Präsident der Westunion, nahm die Datenbrille von den Augen und legte sie auf den Schreibtisch. In der letzten halben Stunde hatte er sich mit Hilfe der Brille die Ermittlungsergebnisse angesehen, die den jüngsten Attentatsversuch auf General Wilbert T. McCloud, den Chef der Star Force, betrafen.

      Die Angelegenheit hatte Berringer ziemlich mitgenommen. Nicht in erster Linie aus persönlicher Anteilnahme, sondern weil der Vorfall gezeigt hatte, wie leicht das Sicherheitsnetz reißen konnte, daß die höchsten Stellen der Westunion umspannte.

      Im Fall der Fälle steht jeder aus der Führung doch wie auf dem Präsentierteller da! ging es dem Präsidenten durch den Kopf. Es war eine schlichte, grausame Wahrheit. Absolute Sicherheit gab es nicht. Sie existierte einfach nicht. Bestensfalls war sie eine Illusion.

      Eine Illusion, die jetzt verblaßt ist! ging es Berringer durch den Kopf.

      Ein leicht melancholischer Zug machte sich in seinem Gesicht breit.

      Wirst du auf deine alten Tage jetzt etwa weinerlich? Du hast doch noch so viel vor. Spar dir diese Art von Gefühlen für deinen Ruhestand auf... Vielleicht kannst du sie dir dann


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