Macht statt Seelenheil. Erwin Leonhardi

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Macht statt Seelenheil - Erwin Leonhardi


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Mose 2:15 Und es kam vor Pharao, der trachtete nach Mose, daß er ihn erwürgete. Aber Mose floh vor Pharao und hielt sich im Lande Midian und wohnete bei einem Brunnen.

      Das Land Midian liegt auf der arabischen Halbinsel östlich des Golfes von Akaba, dem östlichen Arm des Roten Meeres. Es umfasst ungefähr den Nordwesten vom heutigen Saudi-Arabien und den Südwesten von Jordanien. Um von Raemses dorthin zu gelangen, musste Moses kein Meer überqueren, sondern auf der Halbinsel Sinai die Wüste Negev durchlaufen. Die Strecke beträgt rund 200 Kilometer. Für jemanden, der die Gegend nicht kennt, ist die Chance, den Fußmarsch zu überleben, gering.

      Die Begegnung am Brunnen in Midian

      Moses hilft den sieben Töchtern des Priesters Reguel, als Hirten sie bei der Schaftränke von dem Brunnen verdrängen wollen. Sie berichten darüber ihrem Vater, der Moses daraufhin einlädt.

      2. Mose 2:16 Der Priester aber in Midian hatte sieben Töchter, die kamen, Wasser zu schöpfen, und fülleten die Rinnen, daß sie ihres Vaters Schafe tränketen. 2. Mose 2:17 Da kamen die Hirten und stießen sie davon. Aber Mose machte sich auf und half ihnen und tränkte ihre Schafe. 2. Mose 2:18 Und da sie zu ihrem Vater Reguel kamen, sprach er: Wie seid ihr heute so bald kommen? 2. Mose 2:19 Sie sprachen: Ein ägyptischer Mann errettete uns von den Hirten und schöpfte uns und tränkte die Schafe. 2. Mose 2:20 Er sprach zu seinen Töchtern: Wo ist er? Warum habt ihr den Mann gelassen, daß ihr ihn nicht ludet, mit uns zu essen?

      Die Einladung nimmt Moses an und heiratet Reguels Tochter Zipora. Mit ihr zeugt er zwei Söhne, Gersom und Elieser.

      2. Mose 2:21 Und Mose bewilligte, bei dem Manne zu bleiben. Und er gab Mose seine Tochter Zipora. 2. Mose 2:22 Die gebar einen Sohn: und er hieß ihn Gersom; denn er sprach: Ich bin ein Fremdling worden im fremden Lande. (Und sie gebar noch einen Sohn, den hieß er Elieser, und sprach: Der GOtt meines Vaters ist mein Helfer und hat mich von der Hand Pharaos errettet.)

      In Ägypten werden die Israeliten weiterhin geknechtet. Nach langer Zeit stirbt der Pharao, der Moses verurteilt hat.

      2. Mose 2:23 Lange Zeit aber danach starb der König in Ägypten. Und die Kinder Israel seufzeten über ihre Arbeit und schrieen; und ihr Schreien über ihre Arbeit kam vor GOtt. 2. Mose 2:24 Und GOtt erhörete ihr Wehklagen und gedachte an seinen Bund mit Abraham, Isaak und Jakob. 2. Mose 2:25 Und er sah drein und nahm sich ihrer an.

      Der Diktion des Textes folgend, ist es notwendig, dass die Israeliten durch ihr Klagen die Aufmerksamkeit Gottes erlangen. Obwohl er mehrfach versprochen hat, sich um sein Volk zu kümmern, sieht dies hier nach Unaufmerksamkeit aus. Die Wortwahl "gedachte an seinen Bund mit Abraham, Isaak und Jakob" hat die Anmutung einer plötzlichen Erinnerung. Nach jahrhundertelangem Klagen der Israeliten beginnt ihr Gott jetzt, sich mit der Situation zu befassen.

      Als Moses die Schafe seines Schwiegervaters hütet, kommt er zum Berg Horeb. Dort sieht er einen brennenden Busch, der aber durch das Feuer nicht verzehrt wird. Im brennenden Busch erscheint ihm ein Engel und Gott Jahwe spricht zu ihm.

      Der Name seines Schwiegervaters (Schwähers) wird hier mit Jethro angegeben, in Vers 2:18 heißt er Reguel. Laut Bibelforschung gelten beide Namen für diese Person, die offensichtlich verschiedenen Textquellen entstammen.

      2. Mose 3:1 Mose aber hütete die Schafe Jethros, seines Schwähers, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe hinter in die Wüste und kam an den Berg GOttes Horeb. 2. Mose 3:2 Und der Engel des HErrn erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Busch. Und er sah, daß der Busch mit Feuer brannte, und ward doch nicht verzehret. 2. Mose 3:3 Und sprach: Ich will dahin und besehen dies große Gesicht, warum der Busch nicht verbrennet. 2. Mose 3:4 Da aber der HErr sah, daß er hinging zu sehen, rief ihm GOtt aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hie bin ich.

      Eine textliche Unschärfe besteht darin, dass Moses zunächst der Engel im Busch erscheint, aber dann Gott aus dem Busch spricht. Wie bereits mehrfach erläutert, entspringt diese Übersetzungsunschärfe der Verwendung des Verbs im Singular oder Plural.

      2. Mose 3:5 Er sprach: Tritt nicht herzu! Zeuch deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, da du auf stehest, ist ein heilig Land.

      Moses soll nicht näher kommen und seine Schuhe ausziehen, weil er auf heiligem Boden steht. Diese Sitte gibt es in vielen Religionen. Der ursprüngliche Sinn dieser Handlung ist nicht genau ergründbar. Versuche der Begründung gibt es in Hülle und Fülle. Sie reichen von der kultischen Fußwaschung bis zur banalen Kühlung der Füße nach der Wanderschaft zum Tempel oder der Vermeidung von Schmutz.

      Moses soll mit dem Pharao sprechen

      Danach identifiziert sich Gott in üblicher Weise. Es ist immer wieder erstaunlich, dass dies im Monotheismus notwendig scheint. Es drängt sich der Gedanke auf, dass die Autoren der Mosesbücher den monotheistischen Gott erst noch durchsetzen mussten, weil die Bevölkerung nach wie vor an die althergebrachten Götterrunden glaubte.

      2. Mose 3:6 Und sprach weiter: Ich bin der GOtt deines Vaters, der GOtt Abrahams, der GOtt Isaaks und der GOtt Jakobs. Und Mose verhüllete sein Angesicht, denn er fürchtete sich, GOtt anzuschauen.

      Moses hat Angst, Gott anzuschauen. Worauf diese sich gründet, wird nicht gesagt. Bisher waren die Mensch-Gott-Dialoge direkte Kontakte ohne Angst. Mit dieser hier beginnenden Situation wird die bisher beschriebene Vermenschlichung Gottes aufgeweicht.

      Jetzt erst reagiert Gott auf die Not der Israeliten und will sie aus der Hand der Ägypter retten. Dazu will er sein auserwähltes Volk in ein Land führen, in dem Milch und Honig fließt. Ein Allmächtiger, dem die Schöpfung zugeschrieben wird, muss in der Lage sein, mit einem einzigen Wort das Problem restlos zu lösen.

      2. Mose 3:7 Und der HErr sprach: Ich habe gesehen das Elend meines Volks in Ägypten und habe ihr Geschrei gehöret über die, so sie treiben; ich habe ihr Leid erkannt. 2. Mose 3:8 Und bin herniedergefahren, daß ich sie errette von der Ägypter Hand und sie ausführe aus diesem Lande in ein gut und weit Land, in ein Land, darinnen Milch und Honig fleußt, nämlich an den Ort der Kanaaniter, Hethiter, Amoriter, Pheresiter, Heviter und Jebusiter.

      Moses erhält seine Aufgabe

      2. Mose 3:9 Weil denn nun das Geschrei der Kinder Israel vor mich kommen ist und habe auch dazu gesehen ihre Angst, wie sie die Ägypter ängsten, 2. Mose 3:10 so gehe nun hin, ich will dich zu Pharao senden, daß du mein Volk, die Kinder Israel, aus Ägypten führest.

      Moses hegt Zweifel daran, ob er der Richtige ist, und wird damit beruhigt, dass Gott ihn begleitet. Diese Zusage ist allerdings äußerst vage. Das göttliche Zeichen für Moses soll sein, dass die Israeliten nach ihrem Auszug an diesem Berg opfern werden. Ein solches Zeichen ist keines. Es liegt in der Zukunft, ist nichtssagend und völlig unverbindlich.

      2. Mose 3:11 Mose sprach zu GOtt: Wer bin ich, daß ich zu Pharao gehe und führe die Kinder Israel aus Ägypten? 2. Mose 3:12 Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, daß ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführet hast, werdet ihr GOtt opfern auf diesem Berge.

      Moses Zweifel bleiben. Er vermutet, dass die Israeliten von ihm den Namen des Gottes wissen wollen, der den Auszug vorschreibt. Das deutet auf die bis dahin herrschende Vielgötterei der Israeliten hin.

      2. Mose 3:13 Mose sprach zu GOtt: Siehe, wenn ich zu den Kindern Israel komme und spreche zu ihnen: Der GOtt eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie mir sagen werden: Wie heißt sein Name? was soll ich ihnen sagen?

      Gott gibt seinen Namen nur kryptisch preis. Er nennt sich "Ich werd's sein". Anschließend identifiziert er sich in der üblichen Form.

      2. Mose 3:14 GOtt sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde.


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