Sophon // Vom Bild des Menschen. Helmut Lauschke

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Sophon // Vom Bild des Menschen - Helmut Lauschke


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Ihr Männer, jung und alt,

      was ist’s, dass ihr euch vor meiner Tür versammelt?

      Ich habe weder das Geld noch Gold,

      um jeden von euch das Leben zu finanzieren.

      Da müsst ihr euch schon selbst bemühen,

      wenn ihr essen und einen Platz zum Schlafen

      haben wollt, denn umsonst ist nichts,

      ihr seht’s am Wasser und an der Luft bald auch.

      Paul: Die Fremden kommen, man nennt sie Immigranten,

      die bekommen das Essen und den Schlafplatz gestellt

      und das für nichts und wieder nichts.

      Sie kommen mit Frau und Kindern und bringen

      noch die alten Menschen mit.

      Sie sprechen eine fremde unbekannte Sprache

      und krümmen keinen Finger,

      ohne Arbeit haben sie das bessere Leben.

      Funktionär: Das mag sein, es sind die Asylanten,

      die aus ihrer Heimat vertrieben wurden,

      weil es dort den Krieg mit Bomben gibt,

      dass ihnen hier geholfen werden muss,

      so weit wir ihnen helfen können.

      Der Mensch muss das Helfen wieder lernen,

      wenn es um die Hungernden und Kinder geht,

      die das Zuhause und die Kinder ihre Eltern

      verloren haben.

      Max und Otto: Das verstehen wir nur zu gut,

      Denn auch wir vermissen den Vater oder

      die Mustter, den Bruder oder die Schwester

      und legen uns krumm, ihr seht’s an der Magerkeit,

      wir hungern uns durch den Tag und durch die Woche,

      und wir sind Menschen wie du und er,

      wir sind Asylanten im eigenen Land,

      das ist dir, dem Politiker, lange bekannt.

      Paul: Wir sind hier, denn uns beißen die Hunde,

      dabei sind wir um die Ecke miteinander verwandt,

      da hilft es nicht, dass einer dem andern

      die Zunge rausstreckt, natürlich aus dem Versteck,

      denn auf der Straße, wo es alle sehen,

      geht es nicht mit der offenen Impertinenz,

      Menschen würden die Gesichter ziehen

      und Kinder würden lachen und rufen.

      Ein Herr aus der Menge: Immer das Gerede, und es tut sich nichts.

      Es ist schon schlimm, wie voll sich das Mundwerk nimmt

      mit den abgedroschenen Sprüchen von Gleichheit und Recht,

      dabei sieht man die Gleichheit nur bei den Armen

      mit den dünnen langen Hälsen und den dünnen Beinen,

      die sich quälen und schinden, den Tag zu überstehen.

      Dagegen ist der im großen Haus gut genährt,

      er hat den kurzen Breithals und wagt sich nicht heraus.

      Max und Otto: Vielleicht hat er Probleme, durch die Tür

      zu kommen, die ihm zu eng geworden ist.

      Denn Menschen sind verschieden,

      wenn es ums Essen geht und zum Wohnen kommt.

      Der Herr: Es sind die alten Unterschiede,

      dass der Wohlstand sich die Wenigen aussucht,

      während der Hunger und die harte Arbeit

      sich die Vielen vornehmen

      und in der Sprache keine Rücksicht nehmen.

      Daran hat sich nichts geändert:

      Die Gutgenährten mit der harten Sprache

      sitzen auf den Schultern der Mageren

      und Stillen, die die harte Arbeit tun.

      Die vielen Menschen plagen sich

      so wie vor Hunderten von Jahren,

      die Welt bleibt vom gleichen Schlag,

      schweigt zum Unrecht wie am ersten Tag.

      Menschen glauben an die Vernunft

      und werden beraubt vom selben Schuft,

      dem Wohlgenährten mit der harten Sprache,

      der hinsieht auf die vielen Toten

      um und in der Lache.

      Was fliegt und springt und jagt und schlägt,

      es ist der Mensch, der sich nicht verträgt

      und nach seiner Beute schielt

      ob links ob rechts, ob vorn ob hinten

      und gibt das Kommando zum Knallen der Flinten,

      zum Sprengen der Brücken

      und haut auf die Einbeinigen mit den Krücken,

      weil die dem fluchenden Kommandeur

      nicht den Reichtum mit dem Gold beschaffen.

      Max, Otto und Paul: Das haben wir gelernt:

      Die Jugend irrt in ihrem Streben,

      dass der Meister ruft:

      Man sollt’ euch eine kleben,

      denn ihr seid zu dumm für’s Leben,

      wenn es an die Arbeit geht,

      das ohne gefütterten Handschuh,

      um den großen Meißel zu halten,

      auf den der überschwere Hammer schlägt.

      Funktionär: Gebt endlich Ruh,

      Ich muss an den Arbeitstisch zurück,

      um an der Rede zu arbeiten,

      die ich vor den Menschen der Verwaltung

      zu halten habe.

      Der Herr: Ihr hört es: Die Politik wird in

      die Verwaltung getragen,

      denn an die harte Arbeit kommt sie nicht heran.

      Man kann sagen: Politik ist für die Sitzenden,

      den Stehenden mit dem Meißel in der Hand

      und den andern mit den schlagenden Hämmern

      hat sie nichts zu sagen.

      Morgendämmerung

      Reisender: Nach dem langen Flug brennen die Augen

      vom Dämmerlicht in den steigenden Morgen,

      ich sehe die frühen Menschen mit ihren Sorgen

      vom Abend durch die Nacht den Schlaf sich borgen.

      Ich komme vom anderen Ende der Welt,

      der Welt mit weniger Not und mehr Geld.

      Luxus und Komfort ist dort auf den Tischen,

      Im Wechsel an Fleisch und mit den Fischen.

      Die


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