Vergnügen. Andreas Nass

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Vergnügen - Andreas Nass


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Podest, über dem in fünf Schritt Höhe der gewaltigste Banndespot schwebte, den ich mir überhaupt vorstellen konnte. Die dicken Augenstiele waren geschmackvoll und zugleich schützend mit Metallringen versetzt. Das Maul hätte mich mit einem Biss verschlingen können. Allein das zentrale Auge war so groß wie ein normaler Banndespot und leuchtete dunkelgrün. Beeindruckt zog ich eine Augenbraue hoch.

      Vier Rampen führten über Kreuz zu dem Podest, doch ich hatte nicht vor, besonders nahe heran zu gehen und blieb in Rufweite stehen. Meine Verbeugung fiel sehr tief aus. Mit klarer, lauter Stimme brachte ich mein Ansinnen vor.

      »Seid gegrüßt, ehrenwerter Pascha. Mein Name ist Crish und ich bin in Begleitung von Kyriel«, meine Hand deutete auf den Elfen, »zu Euch gereist, um zu unterhandeln.«

      Er lachte wie aus tiefer Kehle, durch seine schiere Größe dunkel und beherrschend.

      »Eine Tochter aus dem Tempel der Scharlachroten Königin kommt für Verhandlungen.« Seine Feststellung freute ihn.

      »Ich bin an einer ganz besonderen Ware interessiert«, begann ich ohne Umschweife, »die sicherlich zu Eurem Besitz gehört. Elfischen Ursprungs, aber dunkel wie die Nacht.«

      »Die Nachtelbin ist nicht zu verkaufen«, grollte der Pascha. Er wusste genau, von wem ich sprach.

      Lächelnd fuhr ich fort. »Natürlich verstehe ich Euren Unmut, aber es existiert sicherlich ein Preis, der Euch die Ereignisse vergessen lässt und wohlwollend stimmt, den Handel abzuschließen.«

      »Was bietet Ihr mir?«, forderte er dröhnend.

      »Für die Nachtelbin bin ich bereit, dreißigtausend Goldmünzen zu bezahlen«, verkündete ich mein erstes Angebot. »Und ich möchte die Ware vorher sehen.«

      Sein tiefes Lachen grollte über mich hinweg.

      »Bringt die Nachtelbin her«, befahl er seinen Lakaien.

      Wir warteten schweigsam.

      Nach einiger Zeit wurde Permeyah herangebracht. Sie war sehr schwach. Mir fielen breite Bänder an Hals und Gelenken auf, die sicherlich jegliche Magie unterdrückten. Und somit auch ihr magisches Knochengerüst. Ihr schlaffer Körper schwebte langsam bis vor den Pascha. Von ihren stumpfen, silbernen Haaren tropfte Wasser auf den Boden. Ihr äußerer Zustand hatte in den Monaten gelitten, aber ich konnte keine Blessuren erkennen. Auch ihr künstlicher rechter Arm aus Adamant schien unversehrt. Ihm fehlte der Glanz, er wirkte unrein, wie auch die alabasterschwarze Haut.

      Mühsam öffnete sie ihre Augen.

      ›Kein Ton!‹, sandte ich ihr in Gedanken zu.

      »Ich fordere das Doppelte.« Der Pascha war aufgebracht. »Sie ist für den Tod eines meiner Kinder verantwortlich und trägt eine Mitschuld am Tod von zwei weiteren.«

      »Wenn mit dieser Summe auch ihre Ausrüstung, mit der sie diesen Ort betreten hat, überreicht wird, bin ich einverstanden.«

      Erneut lachte er.

      »Da müsst Ihr schon etwas drauflegen«, forderte er blasiert.

      »Achtzigtausend Goldmünzen sollten reichen, den Verlust auszugleichen«, bekundete ich.

      »Warum interessiert sich der Scharlachrote Tempel für diese Nachtelbin?«, fragte der Pascha nach.

      »Vielleicht ist es nicht der Tempel, der ein starkes Interesse an ihr hat.« Ich wollte auf keinen Fall den wahren Grund verraten, noch war ich mir sicher, unbemerkt eine Lüge aufzutischen. »Sie ist meine Geliebte.«

      Ein zartes Lächeln huschte über Permeyahs Wangen.

      »Und da ist sie Euch nicht mehr wert?«, wunderte er sich mit einem Mal interessiert.

      »So gut ist sie nun auch wieder nicht!«, grummelte ich.

      Der Pascha blieb stur. »Na, dann könnt Ihr ja ohne sie gehen.«

      Ich schnaufte zornig, war allerdings weiterer Spiele leid. Gerne hätte ich diesem aufgeblasenen Patriarchen das große Auge herausgekratzt, doch seine Macht war spürbar und nicht zu unterschätzen. »Ich biete einhunderttausend Goldmünzen, aber das ist mein letztes Angebot. Und es schließt die Ausrüstung mit ein.«

      »So sei es«, akzeptierte er den Handel.

      Aufseher trugen die Ausrüstung in einem Korb herein. Ich zückte die Wechsel, der Pascha levitierte sie unter sich, wo sie in der Säule aus der Sicht verschwanden. Kyriel durfte die Ausrüstung tragen. Permeyah wurde in einen anderen Raum des Komplexes gebracht, wo ihr die Fesseln abgenommen wurden. Magisch wieder erstarkt fiel sie mir in die Arme. Ich drückte sie vorsichtig, da sie sicherlich von der Gefangenschaft ausgelaugt und erschöpft war.

      »Es wird Zeit, dass du ein Bad bekommst«, merkte ich Nase rümpfend an. »Das ist übrigens Kyriel, er begleitet mich auf dieser Reise.«

      Ohne den Elfen weiter zu beachten nahm Permeyah ihre Ausrüstung entgegen und zog sich an. Ihre bisherige Kleidung war stark zerschlissen. Sie brauchte dringend eine neue Garderobe.

      Gemeinsam traten wir ins Freie hinaus.

      »Wenn du Gargarhaykal nett bittest, nimmt er dich vielleicht mit auf seinen Rücken«, erklärte ich Permeyah.

      Vorsichtig lächelnd tätschelte sie den Egniaygir. Der Hengst schnaufte. Ich stieg auf und zog die Nachtelbin hoch. Zusammen mit dem Elfenmagier erhoben wir uns in die Luft.

      »Zu viele Banndespoten hier, lasst uns schnell von hier verschwinden«, meinte ich zu beiden.

      Wir flogen in die Nacht hinein. Ich wollte den Sumpf noch an diesem Tage verlassen, und so reisten wir weiter, bis wir mitten in der Nacht auf einem grasbewachsenen Hügel direkt hinter dem Sumpfgebiet landeten und uns für eine Rast vorbereiteten. Das Geisterross löste sich auf, die Magie war verbraucht.

      »Du warst ganz schön teuer«, warf ich Permeyah vor, »du kannst dich bei Luzius bedanken.«

      »Luzius? Ja, das könnte ich machen«, nickte sie.

      Ich baute ein kleines Lager auf. Kyriel ging erfolglos Feuerholz suchen, während ich schon ein kleines Feuer anzündete und Permeyah Wegzehrung gab.

      »Wo hast du denn deinen schmucken Begleiter aufgetrieben?«, erkundigte sich die Nachtelbin. Der Angesprochene horchte auf.

      »Ich habe ihn in einer Gaststätte des Tempels angeheuert. Kyriel kann dir selbst erzählen, wohin er unterwegs ist, jetzt, wo er seiner Belohnung sicher sein kann.« Mein Lächeln war vieldeutig.

      Permeyah bedrängte den Elfen mit ihren Fragen und wollte mehr über ihn erfahren. Dabei entging mir nicht ihr abschätziger Blick dem hellhäutigen Elfen gegenüber.

      »Woher ich komme?«, begann der Elf, »ich stamme aus dem Flüsterwald und möchte gerne meine Familie wiedersehen. Meine Reisen führten mich mal hier hin, mal dort hin.«

      Viel mehr hatte Kyriel nicht über sich zu sagen.

      »Wenn ich eine Anmerkung machen darf«, bat der Elf und sah vorsichtig zu mir hinüber, »war es nicht von Vorteil, dem Pascha zu sagen, dass Permeyah Eure Geliebte ist. Das hat den Preis nur erhöht.«

      »Dafür hat es den Pascha von weiteren Fragen abgehalten, die weit unangenehmere Antworten erfordert hätten«, erläuterte ich meine Entscheidung.

      »Ist ja nicht mein Geld«, kommentierte er und stocherte im Feuer.

      »Oh, meines auch nicht«, lachte ich und Permeyah fiel zustimmend darin ein. In ihren Gedanken konnte ich ihre Phantasien lesen, wie intensiv das Liebesspiel zwischen einem Sukkubus, also mir, und einem Inkubus, in diesem Fall Luzius, ausfallen konnte, um eine Schuld zu begleichen. Sie war noch weit von der Wahrheit entfernt.

      »Ich werde die erste Wache übernehmen«, erklärte Kyriel.

      »Das ist gut. Ich muss mich etwas ausruhen«, gähnte ich.

      »Wir können uns ja gemeinsam hinlegen«, schmachtete Permeyah. Ich spielte an ihrem Bauch und griente.

      »Woran


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