Die Piccolomini. Friedrich von Schiller

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Die Piccolomini - Friedrich von Schiller


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ist nun einmal nicht gemacht, nach andern

           Geschmeidig sich zu fügen und zu wenden,

           Es geht ihm wider die Natur, er kann's nicht.

           Geworden ist ihm eine Herrscherseele,

           Und ist gestellt auf einen Herrscherplatz.

           Wohl uns, daß es so ist! Es können sich

           Nur wenige regieren, den Verstand

           Verständig brauchen – Wohl dem Ganzen, findet

           Sich einmal einer, der ein Mittelpunkt

           Für viele Tausend wird, ein Halt; – sich hinstellt

           Wie eine feste Säul', an die man sich

           Mit Lust mag schließen und mit Zuversicht.

           So einer ist der Wallenstein, und taugte

           Dem Hof ein andrer besser – der Armee

           Frommt nur ein solcher.

Questenberg

           Der Arme! Jawohl!

Max

           Und eine Lust ist's, wie er alles weckt

           Und stärkt und neu belebt um sich herum,

           Wie jede Kraft sich ausspricht, jede Gabe

           Gleich deutlicher sich wird in seiner Nähe!

           Jedwedem zieht er seine Kraft hervor,

           Die eigentümliche, und zieht sie groß,

           Läßt jeden ganz das bleiben, was er ist,

           Er wacht nur drüber, daß er's immer sei

           Am rechten Ort; so weiß er aller Menschen

           Vermögen zu dem seinigen zu machen.

Questenberg

           Wer spricht ihm ab, daß er die Menschen kenne,

           Sie zu gebrauche wisse! Überm Herrscher

           Vergißt er nur den Diener ganz und gar,

           Als wär' mit seiner Würd' er schon geboren.

Max

           Ist er's denn nicht? Mit jeder Kraft dazu

           Ist er's, und mit der Kraft noch obendrein,

           Buchstäblich zu vollstrecken die Natur,

           Dem Herrschtalent den Herrschplatz zu erobern.

Questenberg

           So kommt's zuletzt auf seine Großmut an,

           Wieviel wir überall noch gelten sollen!

Max

           Der seltne Mann will seltenes Vertrauen.

           Gebt ihm den Raum, das Ziel wird er sich setzen.

Questenberg

           Die Proben geben's.

Max

           Ja! so sind sie! Schreckt

           Sie alles gleich, was eine Tiefe hat;

           Ist ihnen nirgends wohl, als wo's recht flach ist.

Octavio. (zu Questenberg)

           Ergeben Sie sich nur in gutem, Freund!

           Mit dem da werden Sie nicht fertig.

Max

           Da rufen sie den Geist an in der Not,

           Und grauet ihnen gleich, wenn er sich zeigt.

           Das Ungemeine soll, das Höchste selbst

           Geschehn wie das Alltägliche. Im Feld,

           Da dringt die Gegenwart – Persönliches

           Muß herrschen, eignes Auge sehn. Es braucht

           Der Feldherr jedes Große der Natur,

           So gönne man ihm auch, in ihren großen

           Verhältnissen zu leben. Das Orakel

           In seinem Innern, das lebendige —

           Nicht tote Bücher, alte Ordnungen,

           Nicht modrigte Papiere soll er fragen.

Octavio

           Mein Sohn! Laß uns die alten, engen Ordnungen

           Gering nicht achten! Köstlich unschätzbare

           Gewichte sind's, die der bedrängte Mensch

           An seiner Dränger raschen Willen band;

           Denn immer war die Willkür fürchterlich —

           Der Weg der Ordnung, ging' er auch durch Krümmmen,

           Er ist kein Umweg. Grad aus geht des Blitzes,

           Geht des Kanonballs fürchterlicher Pfad —

           Schnell, auf dem nächsten Wege, langt er an,

           Macht sich zermalmend Platz, um zu zermalmen.

           Mein Sohn! Die Straße, die der Mensch befährt,

           Worauf der Segen wandelt, diese folgt

           Der Flüsse Lauf, der Täler freien Krümmen,

           Umgeht das Weizenfeld, den Rebenhügel,

           Des Eigentums gemeßne Grenzen ehrend —

           So führt sie später, sicher doch zum Ziel.

Questenberg

           Oh! hören Sie den Vater – hören Sie

           Ihn, der ein Held ist und ein Mensch zugleich.

Octavio

           Das Kind des Lagers spricht aus dir, mein Sohn.

           Ein fünfzehnjähr'ger Krieg hat dich erzogen,

           – Du hast den Frieden nie gesehn! Es gibt

           Noch höhern Wert, mein Sohn, als kriegerischen;

           Im Kriege selber ist das Letzte nicht der Krieg.

           Die großen, schnellen Taten der Gewalt,

           Des Augenblicks erstaunenswerte Wunder,

           Die sind es nicht, die das Beglückende,

           Das ruhig, mächtig Dauernde erzeugen.

           In Hast und Eile bauet der Soldat

           Von Leinwand seine leichte Stadt, da wird

           Ein augenblicklich Brausen und Bewegen,

           Der Markt belebt sich, Straßen, Flüsse sind

           Bedeckt mit Fracht, es rührt sich das Gewerbe.

           Doch eines Morgens plötzlich siehet man

           Die Zelte fallen, weiter rückt die Horde,

           Und ausgestorben, wie ein Kirchhof, bleibt

           Der Acker, das zerstampfte Saatfeld liegen,

           Und um


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