Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16.. Томас Бабингтон Маколей

Читать онлайн книгу.

Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16. - Томас Бабингтон Маколей


Скачать книгу
href="#n44" type="note">44

      Am folgenden Morgen wurde die nunmehr in eine Straf- und Bußbill verwandelte Amnestiebill nochmals berathen. Die Whigs willigten ein, daß sie einem Ausschusse des ganzen Hauses überwiesen werde, schlugen aber vor, dem Ausschusse zu bedeuten, daß er seine Arbeiten mit der Anfertigung einer Liste der zu proscribirenden Uebelthäter beginnen solle. Die Tories beantragten die vorläufige Frage. Das Haus stimmte ab, und die Whigs trugen mit hundertneunzig gegen hundertdreiundsiebzig Stimmen den Sieg davon.45

      Der König beabsichtigt sich nach Holland zurückzuziehen

      Der König verfolgte diese Ereignisse mit einer peinlichen Spannung. Er war seiner Krone müde. Er hatte es versucht, beiden streitenden Parteien gerecht zu werden; aber mit der Gerechtigkeit war keine von beiden zufrieden. Die Tories haßten ihn, weil, er die Dissenters protegirte, und die Whigs haßten ihn, weil er die Tories protegirte. Die Amnestie schien in weitere Ferne hinausgerückt, als sie es vor zehn Monaten war, da er sie zuerst vom Throne herab empfahl. Der letzte Feldzug in Irland war unglücklich ausgefallen, und es konnte wohl sein, daß der nächste noch unglücklicher ausfiel. Die Mißbräuche in der Verwaltung, welche mehr als die Ausdünstungen der Sümpfe von Dundalk dazu beigetragen hatten, die Wirksamkeit der englischen Truppen zu neutralisiren, waren aller Wahrscheinlichkeit nach so monströs als je. Jeder Verwaltungszweig war gründlich desorganisirt, und die Leute wunderten sich und ärgerten sich darüber, daß ein vor Kurzem zu ihnen gekommener Ausländer, der sie nur unvollkommen kannte und beständig in seinen Bewegungen von ihnen behindert wurde, in einem Jahre nicht die ganze Regierungsmaschine in Ordnung gebracht hatte. Die meisten seiner Minister bemühten sich, anstatt ihn zu unterstützen, Adressen und Anklagen gegen einander aufzubringen. Und doch brachen alle englischen Factionen in ein allgemeines Wuthgeschrei aus, wenn er sich seiner Landsleute bediente, auf deren Treue und Anhänglichkeit er sich verlassen konnte. Die Schurkerei des englischen Kriegscommissariats hatte eine Armee vernichtet, und doch hatte das Gerücht, daß er beabsichtige, einen geschickten, erfahrenen und zuverlässigen Commissar aus Holland anzustellen, allgemeine Unzufriedenheit erregt. Der König sah ein, daß er unter solchen Umständen der großen Sache, der er mit ganzer Seele zugethan war, keine Dienste leisten könne. Schon begann der Ruhm, den er sich durch glückliche Durchführung des wichtigsten Unternehmens jener Zeit erworben, zu erbleichen, und selbst seine Freunde fingen an zu zweifeln, ob er wirklich den Scharfblick und die Energie besitze, welche einige Monate zuvor seinen Feinden unwillkürliche Bewunderung abgenöthigt hatten. Aber er wollte seine glänzende Sklaverei nicht langer ertragen. Er wollte in sein Geburtsland zurückkehren und sich damit begnügen, der erste Bürger einer Republik zu sein, der der Name Oranien theuer war. Als solcher konnte er noch immer eine bedeutende Rolle spielen unter Denen, die sich zur Vertheidigung der Freiheiten Europa’s verbündet hatten. Was die unruhigen und undankbaren Insulaner betraf, die ihn verabscheuten, weil er es nicht zulassen wollte, daß sie sich gegenseitig in Stücken zerrissen, so sollte Marie zusehen, wie sie mit ihnen fertig würde. Sie war auf ihrem Boden geboren, sie sprach ihre Sprache, sie war einigen Theilen ihrer Liturgie, die sie für wesentlich hielten und die ihm im besten Falle harmlos erschienen, nicht abhold. Verstand sie auch wenig von Politik und Krieg, so besaß sie dafür Eigenschaften, die ihr nützlicher werden konnten: weibliche Anmuth und Takt, ein sanftes Gemüth und für Jedermann ein Lächeln und ein freundliches Wort. Ihr gelang es vielleicht, die Streitigkeiten zu schlichten, welche Staat und Kirche zerrütteten, und Holland unter seiner und England unter ihrer Verwaltung konnten in herzlichem Einvernehmen zusammen gegen den gemeinsamen Feind agiren.

      Er wird zur Aenderung seiner Absicht bestimmt

      Er ließ in aller Stille die Vorbereitungen zu seiner Abreise treffen. Nachdem er dies gethan, berief er eine kleine Anzahl seiner vornehmsten Räthe zusammen und theilte ihnen sein Vorhaben mit. Ein Geschwader, sagte er, liege in Bereitschaft, um ihn in sein Vaterland zurück zu bringen. Er habe nichts mehr mit ihnen zu thun und hoffe, daß die Königin glücklicher sein werde. Die Minister waren wie vom Donner gerührt. Alle Streitigkeiten waren mit einem Male bei Seite gesetzt. Der Tory Caermarthen auf der einen, der Whig Shrewsbury auf der andren Seite, baten und beschworen ihn mit einer rührenden Eindringlichkeit, wie sie in den Conferenzen von Staatsmännern selten vorkommt. Es wurde manche Thräne vergossen. Endlich ließ der König sich bewegen, seinen Plan, die Regierung niederzulegen, wenigstens für den Augenblick aufzugeben. Zugleich aber kündigte er eine andre Absicht an, die er sich fest vorgenommen hatte nicht aufzugeben. Da er noch an der Spitze der englischen Verwaltung bliebe, wollte er selbst nach Irland gehen und versuchen, ob die ganze königliche Autorität, auf dem Punkte, wo das Geschick des Reichs entschieden werden sollte, mit Nachdruck geltend gemacht, hinreichen würde, um Betrügereien zu verhindern und die Disciplin aufrecht zu erhalten.46

      Die Whigs widersetzen sich seiner Reise nach Irland

      Daß er ernstlich im Sinne gehabt hatte, sich nach Holland zurückzuziehen, blieb nicht allein der Menge, sondern selbst der Königin noch lange ein Geheimniß.47 Daß er aber beschlossen hatte, das Commando seiner Armee in Irland zu übernehmen, wurde bald in ganz London bekannt. Man wußte, daß sein Lagergeräth angefertigt wurde und daß Sir Christoph Wren mit der Construction eines hölzernen Hauses beschäftigt war, das der König, auf zwei Wagen gepackt, mit sich nehmen und das überall aufgeschlagen werden sollte, wo er sein Hauptquartier zu nehmen gedachte.48 Die Whigs schrieen Zeter über den ganzen Plan. Da sie nicht wußten oder wenigstens vorgaben es nicht zu wissen, daß Wilhelm und Wilhelm ganz allein diesen Plan gefaßt und daß keiner seiner Minister es gewagt hatte, ihm zu rathen, daß er sich den irischen Schwertern und dem irischen Klima aussetzen solle, so behauptete die ganze Partei mit Zuversicht, irgend ein Verräther im Cabinet, ein Tory der die Revolution und alles aus der Revolution Hervorgegangene hasse, habe ihn dazu überredet. Würde ein wahrer Freund Seiner Majestät bei seiner schwankenden Gesundheit wohl gerathen haben, sich nicht allein den Gefahren des Kriegs, sondern auch dem bösartigen Einflusse eines Klima’s auszusetzen, das neuerdings Tausenden von weit kräftigeren Leuten verderblich geworden war? Im Familienkreise lächelte der König spöttisch über diese ängstliche Besorgniß um seine Gesundheit, denn in seinen Augen war sie nichts weiter als die Besorgniß eines harten Herrn, welcher fürchtet, daß seine Sklaven arbeitsunfähig werden möchten. Die Whigs, schrieb er an Portland, fürchteten ihr Werkzeug zu verlieren, bevor ihr Werk fertig sei. „Was ihre Freundschaft anlangt,” setzte er hinzu, „so wissen Sie was diese werth ist.” Er sagte seinem Freunde, daß sein Entschluß unwiderruflich feststehe. Es stehe Alles auf dem Spiele und gehen müsse er, selbst wenn das Parlament ihn durch eine Adresse bitten sollte zu bleiben.49

      Er prorogirt das Parlament

      Er erfuhr bald, daß unverzüglich in beiden Häusern eine solche Adresse beantragt und durch die ganze Macht der Whigpartei unterstützt werden sollte. Diese Nachricht überzeugte ihn, daß es Zeit war, einen entscheidenden Schritt zu thun. Er wollte die Whigs nicht von sich stoßen, aber ihnen eine Lection geben, die ihnen sehr Noth that. Er wollte die Kette zerreißen, in die sie ihn geschmiedet zu haben glaubten. Sie sollten nicht im ausschließlichen Besitz der Macht sein und die besiegte Partei nicht verfolgen. Ihnen zum Trotz wollte er das Commando seiner Armee in Irland übernehmen. Er entwarf seinen Plan mit der ihm eigenen Besonnenheit, Festigkeit und Verschwiegenheit. Einen einzigen Engländer mußte er ins Vertrauen ziehen, denn er war unsrer Sprache nicht hinreichend mächtig, um in derselben mit seinen eigenen Worten die beiden Häuser vom Throne herab anzureden, und er pflegte deshalb bei wichtigen Gelegenheiten seine Rede französisch niederzuschreiben und sie dann ins Englische übersetzen zu lassen. Es steht fest, daß der König den bedeutungsvollen Entschluß, den er gefaßt hatte, wirklich nur einer einzigen Person mittheilte, und es kann kaum einem Zweifel unterliegen, daß diese Person Caermarthen war.

      Am 27. Januar klopfte der schwarze Stab an die Thür des Hauses der Gemeinen, und Sprecher und Mitglieder begaben sich in das Haus der Lords. Der König war bereits auf dem Throne. Er ertheilte der Bewilligungsbill seine Genehmigung, dankte den beiden Häusern dafür, kündigte seine


Скачать книгу

<p>45</p>

Commons’ Journals, Jan. 21. 1689/90. An dem nämlichen Tage schrieb Wilhelm von Kensington an Portland: „C’est aujourd’hui le grand jour à l’éguard du Bill of Indemnité. Selon tout ce que je puis aprendre, il y aura beaucoup de chaleur, et rien déterminer; et de la manière que la chose est entourré, il n’y a point d’aparence que cette affaire viene à aucune conclusion. Et ainsi il se pouroit que la cession fast fort courte; n’ayant plus d’argent à espérer; et les esprits s’aigrissent l’un contre l’autre de plus en plus.” Drei Tage später schrieb Van Citters an die Generalstaaten, daß die Aufregung wegen der Indemnitätsbill sehr groß sei.

<p>46</p>

Burnet II. 39; Handschriftliches Memoir von dem ersten Lord Lonsdale unter den Mackintosh Papers.

<p>47</p>

Burnet II. 40.

<p>48</p>

Narcissus Luttrell’s Diary, Januar, Februar.

<p>49</p>

Wilhelm an Portland, 10. (20.) Jan. 1690. „Les Wiges ont peur de me perdre trop tost, avant qu’ils n’ayent fait avec moi ce qu’ils veulent: car, pour leur amitié, vous savez ce qu’il y a à compter là-dessus en ce pays icy.”

14. (24.) Jan. – „Me voilà le plus embarassé du monde, ne sachant quel parti prendre, estant toujours persuadé que, sans que j’aille en Irlande, l’on n’y faira rien qui vaille. Pour avoir du conseil en cette affaire, je n’en ay point à attendre, personne n’ausant dire ses sentimens. Et l’on commence déjà à dire ouvertement que ce sont des traitres qui m’ont conseillé de prendre cette résolution.”

21. (31.) Jan. „Je n’ay encore rien dit,” – dem Parlamente, meint er, – „de mon voyage pour l’Irlande. Et je ne suis point encore déterminé si j’en parlerez, mais je crains que nonobstant j’aurez une adresse pour n’y point aller; ce qui m’embarasserez beaucoup, puis que c’est une nécessité absolue que j’y aille.”