Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16.. Томас Бабингтон Маколей

Читать онлайн книгу.

Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16. - Томас Бабингтон Маколей


Скачать книгу
„Ich habe es für zweckdienlich gehalten, jetzt dieser Session ein Ziel zu setzen”, brachen die Tories sowohl diesseits als jenseits der Schranke in einen stürmischen Jubel aus, und der König überschaute inzwischen sein Auditorium vom Throne herab mit dem scharfen Adlerblicke, dem nichts entging. Man kann es ihm wohl verzeihen, wenn er ein wenig Schadenfreude darüber empfand, Diejenigen quälen zu können, die ihn so grausam gequält hatten. „Ich sah ellenlange Gesichter,” schrieb er den Tag darauf an Portland. „Einige wechselten vor Aerger wohl zwanzigmal die Farbe, während ich sprach.”50

      Freude der Tories

      Wenige Stunden nach der Prorogation vereinigte ein Abschiedsmahl hundertfunfzig toryistische Mitglieder des Parlaments in der Apollo-Taverne in Fleetstreet. Sie waren jetzt besser auf Wilhelm zu sprechen als zu der Zeit, da sein Schwiegervater aus Whitehall vertrieben worden war. Sie hatten sich noch kaum von dem freudigen Erstaunen erholt, mit der sie vom Throne herab die Ankündigung vernommen, daß die Session zu Ende sei. Die Erinnerung an ihre Gefahr und das Gefühl der Befreiung war noch frisch in ihnen. Sie sprachen davon, sich in Pleno in den Palast zu begeben, um ihren Dank auszusprechen, gaben diese Absicht aber aus triftigen Gründen wieder auf, denn eine Schaar Squires, welche von einem Gastmahle kamen, bei dem weder Ale noch Claret gespart worden war, würde gewiß einiges unpassende Geräusch im Audienzzimmer gemacht haben. Sir Johann Lowther, der an Reichthum und Einfluß keinem Landgentleman der damaligen Zeit nachstand, wurde mit dem Danke der Versammlung in den Palast gesandt. Er spreche, sagte er zum Könige, die Gesinnung einer großen Anzahl loyaler Gentlemen aus. Seine Majestät dürfe überzeugt sein, daß sie in ihren Grafschaften ihr Möglichstes thun würden, um ihm zu dienen, und sie ließen ihm von Herzen eine glückliche Reise nach Irland, einen vollständigen Sieg, eine baldige Zurückkunft und eine lange und glückliche Regierung wünschen. Im Laufe der folgenden Woche gingen Viele, die sich seit der Revolution nicht im Zirkel von St. James hatten blicken lassen, zum Handkuß. Die, welche bis dahin als halbe Jakobiten betrachtet worden waren, drückten ihre Billigung der Politik der Regierung mit solcher Wärme aus, daß die entschiedenen Jakobiten sehr entrüstet waren und sich bitter über die traurige Verblendung beklagten, welche über die Söhne der Kirche England’s gekommen zu sein scheine.51

      Alle damaligen Handlungen Wilhelm’s verriethen seinen Entschluß, die Heftigkeit der Whigs fortdauernd, wenn auch mild zu zügeln und sich wo möglich die Zuneigung der Tories zu erwerben. Mehrere Personen, welche die Whigs wegen Hochverraths ins Gefängniß geworfen hatten, wurden gegen Caution in Freiheit gesetzt.52 Die Prälaten, welche der Ansicht waren, daß sie Jakob noch Unterthanentreue schuldeten, wurden mit einer in der Geschichte der Revolutionen seltenen Schonung behandelt. Innerhalb einer Woche nach der Prorogation kam der 1. Februar, der Tag, an welchem diejenigen Geistlichen, die sich weigerten, den Eid zu leisten, definitiv ihrer Aemter entsetzt werden sollten. Mehrere von den suspendirten Geistlichen schwuren noch in den letzten Augenblicken, um sich vor dem Bettelstab zu retten. Der Primas und fünf seiner Suffragane aber blieben unbeugsam. Sie verwirkten demnach ihre Bisthümer, aber Sancroft wurde benachrichtigt, daß der König noch nicht die Hoffnung aufgegeben habe, daß es ihm gelingen werde, ein Arrangement zu treffen, welches ihn der Nothwendigkeit überhebe, Nachfolger zu ernennen, und daß die nichtschwörenden Prälaten für jetzt in ihren Palästen wohnen bleiben könnten. Ihre Einnehmer wurden zu Einnehmern für die Krone ernannt und erhoben nach wie vor die Einkünfte der erledigten Sitze.53 Gleiche Nachsicht wurde einigen Geistlichen untergeordneten Ranges bewiesen. So bewohnte Sherlock auch nach seiner Entsetzung fortwährend ungestört sein Amtshaus nahe der Templekirche.

      Auflösung und allgemeine Wahl

      Jetzt erschien eine Proklamation, welche das Parlament auflöste. Es wurden Ausschreiben zu einer allgemeinen Wahl erlassen und bald war das ganze Königreich in Gährung. Van Citters, der eine Reihe von ereignißvollen Jahren in England zugebracht hatte, erklärte, er habe London nie heftiger bewegt gesehen.54 Die Aufregung wurde durch Schriften aller Art, von Predigten in sechzehn Abschnitten bis herab zu leiernden Straßenballaden, genährt. Stimmlisten wurden, zum ersten Male in unsrer Geschichte, zur Benachrichtigung der Wahlbürger gedruckt und verbreitet. Zwei von diesen Listen kann man noch heute in allen Bibliotheken sehen. Die eine davon, welche von den Whigs in Circulation gesetzt war, enthielt die Namen derjenigen Tories, welche gegen die Erklärung der Thronerledigung gestimmt hatten. Die andre von den Tories in Umlauf gesetzte Liste enthielt die Namen derjenigen Whigs, welche die Sacheverell’sche Klausel unterstützt hatten.

      Es zeigte sich bald, daß die öffentliche Meinung im Laufe des seit dem Zusammentritt der Convention verflossenen Jahres einen großen Umschwung erfahren hatte, und man kann nicht leugnen, daß dieser Umschwung, wenigstens zum Theil, die natürliche Folge und die gerechte Strafe des maßlosen und rachsüchtigen Gebahrens der Whigs war. Der City von London glaubten sie gewiß zu sein. Die Bürgerschaft hatte im vergangenen Jahre vier eifrige Whigs ohne Kampf gewählt; aber alle vier hatten für die Sacheverell’sche Klausel gestimmt, und durch diese Klausel würden viele von den Handelsfürsten von Lombard Street und Cornhill, Männer von großem Gewicht, neben denen die Goldschmiede mit gezogenem Hute unter den Arkaden der Börse auf und ab gingen, mit allen Unehren aus dem Collegium der Aldermen und aus dem Gemeinderathe gestoßen worden sein. Es war ein Kampf auf Leben und Tod; keine Anstrengungen, keine Kunstgriffe wurden gespart. Wilhelm schrieb an Portland, daß die Whigs der City in ihrer Verzweiflung sich aus nichts ein Gewissen machten und daß sie, wenn sie es so fort trieben, eine Indemnitätsacte eben so nöthig brauchen würden als die Tories. Es wurden jedoch vier Tories gewählt, und zwar mit einer so entschiedenen Majorität, daß der Tory, welcher die wenigsten Stimmen hatte, dem Whig, der die meisten hatte, um vierhundert Stimmen überlegen war.55 Die Sheriffs, welche den Triumph ihrer Feinde so weit als möglich hinauszuschieben wünschten, bewilligten ein Scrutinium; aber obwohl die Majorität sich verminderte, blieb das Resultat unverändert.56 Zu Westminster wurden zwei Gegner der Sacheverell’schen Klausel ohne Kampf gewählt.57 Nichts aber bewies schlagender das durch die Proceduren des letzten Hauses der Gemeinen erregte Mißfallen, als die Vorgänge an der Universität Cambridge. Newton zog sich in sein stilles Observatorium über dem Thore von Trinity College zurück. Zwei Tories wurden mit überwiegender Majorität gewählt. Die meisten Stimmen hatte Sawyer, der erst wenige Tage vorher von der Indemnitätsbill ausgenommen und aus dem Hause der Gemeinen gestoßen worden war. Die Acten der Universität enthalten interessante Beweise dafür, daß die unkluge Härte, mit der er behandelt worden, ein enthusiastisches Gefühl für ihn geweckt hatte. Newton stimmte ebenfalls für Sawyer, und dieser bemerkenswerthe Umstand berechtigt uns zu der Annahme, daß auch der große Philosoph, auf dessen Genie und Tugend die Whigpartei mit Recht stolz ist, das starrsinnige und rachsüchtige Benehmen dieser Partei mit Schmerz und Mißfallen betrachtet hatte.58

      Es stellte sich bald klar heraus, daß die Tories im neuen Hause der Gemeinen das Uebergewicht haben würden.59 Indessen erlangten alle leitenden Whigs, bis auf einen einzigen, einen Sitz darin. Johann Hampden blieb ausgeschlossen und seine Abwesenheit wurde nur von den intolerantesten und unvernünftigsten Mitgliedern seiner Partei bedauert.60

      Veränderungen in den executiven Verwaltungszweigen

      Unterdessen traf der König in fast jedem Zweige der ausübenden Verwaltung Aenderungen, welche der durch die allgemeine Wahl in der Beschaffenheit des gesetzgebenden Körpers bewirkten entsprachen. An die Bildung eines Ministeriums nach unseren jetzigen Begriffen dachte er jedoch nicht. Insbesondere behielt er sich die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten noch immer selbst vor und überwachte mit größter Aufmerksamkeit alle Anstalten für den bevorstehenden Feldzug in Irland. In seinen vertraulichen Briefen beklagte er sich, daß er mit wenig oder gar keinem Beistande die Organisation der desorganisirten militärischen Einrichtungen bewerkstelligen


Скачать книгу

<p>50</p>

Wilhelm an Portland, 28. Jan. (7. Febr.) 1690. Van Citters an die Generalstaaten von dem nämlichen Tage; Evelyn’s Diary; Lords’ Journals, Jan. 27. Ich will Wilhelm’s eigene Worte anführen: „Vous voirez mon harangue imprimée: ainsi je ne vous en direz rien. Et pour les raisons qui m’y ont obligé je les reserverez à vous les dire jusques à vostre retour. Il semble que les Tories en sont bien aise, mais point les Wiggs. Ils estoient tous fort surpris quand je leur parlois, n’ayant communiqué mon dessin qu’à une seule personne. Je vis de visages long comme une aune, changé de couleur vingt fois pendant que je parlois. Tous ces particularités jusques à vostre heureux retour.”

<p>51</p>

Evelyn’s Diary; Clarendon’s Diary, Feb. 9. 1690; Van Citters an die Generalstaaten 31. Jan. (10. Febr.); Lonsdale-Manuscript, citirt von Dalrymple.

<p>52</p>

Narcissus Luttrell’s Diary.

<p>53</p>

Clarendon’s Diary, Febr. 11. 1690.

<p>54</p>

Van Citters an die Generalstaaten, 14. (24.) Febr. 1690; Evelyn’s Diary.

<p>55</p>

Wilhelm an Portland, 28. Febr. (10. März) 1690; Van Citters an die Generalstaaten, 4. (14.) März; Narcissus Luttrell’s Diary.

<p>56</p>

Van Citters, 11. (21.) März; 1689/90; Narcissus Luttrell’s Diary.

<p>57</p>

Van Citters an die Generalstaaten 11. (21.) März 1689/90.

<p>58</p>

Die Stimmen waren: für Sawyer 165, für Finch 141, für Bennet, von dem ich vermuthe, daß er ein Whig war, 87. An der Universität giebt jeder Abstimmende sein Votum schriftlich ab. Eines der bei dieser Gelegenheit abgegebenen Voten lautete: „Henricus Jenkes, ex amore justitiae, eligit virum consultissimum Robertum Sawyer.”

<p>59</p>

Van Citters an die Generalstaaten, 18. (28.) März 1690.

<p>60</p>

Es ist ergötzlich, wie ausländische Tagesschriftsteller, welche den wirklichen Zustand der Dinge in England nicht kannten, die Wichtigkeit Johann Hampden’s, dessen Namen sie nicht einmal richtig schreiben konnten, übertrieben. In einem französischen Gespräch zwischen Wilhelm und dem Schatten Monmouth’s sagt Wilhelm: „Entre ces membres de la Chambre Basse étoit con certain homme hardy, opiniâtre et zélé à l’excès pour sa créance; on l’appelle Embden également dangereux par son esprit et par son crédit … Je ne trouvay point de chemin plus court pour me délivrer de cette traverse que de casser le parlement, en convoquer un autre, et empescher que cet homme, qui me faisoit tant d’ombrages, ne fust nommé pour un des deputez au nouvel parlement.” – „Ainsi,” sagt hierauf der Geist, „cette cassation de Parlament qui a fait tant de bruit et a produit tant de raisonnemens et de spéculations, n’estoit que pour exclure Embden. Mais s’il estoit si adroit et si zélé, comment as-tu pu trouver le moyen de le faire exclure du nombre des deputez?” Auf diese sehr verständige Frage antwortet der König: „Il m’a fallu faire d’étranges manoeuvres pour en venir à bout.” – L’Ombre de Monmouth, 1690.