Läufig. Amy Blankenship

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Läufig - Amy Blankenship


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während er betete, dass er die richtige Entscheidung traf. Micah wandte sich wieder an den Besitzer des Hauses: „Und daher hoffe ich, dass Alicia noch eine Weile bei euch bleiben kann. Im Augenblick scheint mir das der sicherste Ort für sie zu sein.“

      Es war beeindruckend, wie eine einfache Bitte die Atmosphäre in einem ganzen Raum verändern konnte.

      â€žWas?“ Alicia zog sich vor ihm zurück. Wie sollte sie ihrem Bruder erklären, dass im Moment dieses Haus wohl der gefährlichste Platz der Welt für sie war?

      Damon hob eine Augenbraue, hoffte, dass er gleich eine tränenreiche Trennung sehen würde. Er war sowieso ein Idiot. Welcher Mann, der noch bei Verstand war, würde seine Freundin in einem Haus voller Männer lassen? Ja, er würde den Idioten mit dem größten Vergnügen zur Tür hinauswerfen… oder zum Fenster. Was gerade am einfachsten war… oder am nächsten.

      Als er fühlte, wie sie sich von ihm entfernte, ergriff Micah ihre Schultern und drehte sie zu sich herum. „Alicia, du weißt, dass ich dich von ganzem Herzen liebe, aber denk doch nach.“ Er ignorierte das Knurren, das vom Sofa kam. „Wir haben gerade die Werwölfe angegriffen und ihren Alpha umgebracht. Jeder, der dumm genug ist, nach Rache zu suchen, wird auf unsere Familie aus sein. Außerdem hat mir Michael erzählt, dass du schon von Monstern zerfleischt wurdest.“

      Alicia warf Michael einen schnellen 'Vielen-Dank-Auch'-Blick zu, dann sah sie Kane an, als er sein großes Maul öffnete.

      â€žDu scheinst eine große Anziehungskraft auf die Seelenlosen auszuüben“, fügte Kane hinzu, während er sich bemühte, nicht laut zu lachen, als er hörte, wie Damon in Gedanken alle Möglichkeiten durchging, wie er Micah umbringen könnte, ohne dass es jemand erfuhr. Der arme Puma hatte keine Ahnung, in welcher Gefahr er sich befand. Wissend, dass Damon es durchziehen würde, beschloss er, die Bombe platzen zu lassen. „Du solltest dieses Mal vielleicht wirklich auf deinen Bruder hören.“

      Alicia knurrte Kane an, dann warf sie Damon einen warnenden Blick zu, der ihn zum Schweigen bringen sollte. Als Damon ihr ein langsames, fast gemeines Lächeln schenkte, wusste sie, dass er sie dem Erdboden gleichmachen konnte. Sie wandte sich schnell wieder an Micah, sodass Damon keine Chance bekam, sie zu verpfeifen. „Wenn wir in so großer Gefahr sind, dann sollten wir vielleicht alle gemeinsam weggehen, und niemandem sagen, wohin.“

      Micah runzelte die Stirn, umklammerte ihre Arme einen Augenblick lang fester, wusste, dass er etwas verpasst hatte. Er betrachtete ihr Gesicht kritisch und bemerkte wieder ihre unwahrscheinlich glänzenden Augen. Er ließ ihre Arme los und drückte seinen Handrücken gegen ihre Stirn, seine Augen schmal.

      Alicia schob seine Hand weg, fühlte sie geschlagen und tief in einem Sumpf aus Problemen. Sie hatte wirklich nicht andeuten wollen, dass er vor irgendetwas weglaufen würde. Das war das Allerletzte, was Micah je tun würde, und sie beide wussten das. Wenn er herausfand, wieso sie… überhitzt war, dann würde sie wohl monatelang kein Tageslicht mehr sehen.

      â€žIch werde bleiben, aber nur unter einer Bedingung“, gab sie nach.

      â€žUnd die wäre?“ Micah hob fragend eine Augenbraue.

      â€žIm Night Light hat Quinn mich bewachen lassen, sodass ich mich verkleiden musste, um den Club überhaupt verlassen zu können, ohne verfolgt zu werden. Wenn ich hierbleibe, dann komme und gehe ich, wann es mir beliebt… ohne Babysitter.“ Mit strenger Stimme fügte sie hinzu: „Ich bin kein Baby.“

      â€žNein, bist du nicht.“ Micah grinste auf sie hinunter, dann sah er Michael an, um seine Zustimmung zu erhalten.

      â€žEinverstanden“, nickte Michael. „Wenn es Freiheit ist, was sie will, dann soll sie sie haben, solange sie hier wohnt.“

      Damon hielt lieber den Mund, denn er stimmte nicht zu, was den Grad ihrer Freiheit betraf, aber das brauchte niemand zu wissen. Er atmete langsam ein, ließ den Großteil seiner Anspannung von sich abgleiten, nachdem sie doch nicht gehen würde, und ein Mord keine Option mehr war. Bruder… Micah war ihr verdammter Bruder.

      Michaels Handy vibrierte, als eine SMS ankam. Nachdem er sie gelesen hatte, sah er Micah an. „Es scheint, dass deine Schwester nicht der einzige Entfesselungskünstler unter uns ist.“

      Kapitel 4

      Die schmale Gasse wurde ein wenig dunkler als die restliche Stadt, als Misery dort auftauchte, um den Riss in der Dimensionswand zu begutachten, den sie mit Kanes Blut erzeugt hatte. Es gefiel ihr, dass die Menschen ihn nicht sehen konnten, obwohl sie sicher war, dass einige, deren sechster Sinn ein wenig stärker ausgeprägt war, die Straße nicht freiwillig betreten würden.

      Sie ließ die Dunkelheit implodieren, als sie die Gestalt des kleinen Mädchens wählte, mit der sie aus den Schatten trat, um sich neben die Öffnung zu knien. Sie wagte es nicht, sie zu berühren, aus Angst, dass sie durch die Trennwand gezerrt werden könnte, aber sie konnte nun fühlen, wie sich Dämonen auf der anderen Seite versammelten. Diese Dämonen konnten den Riss sehen, und das war der Sinn der Sache. Misery ließ einen Teil ihrer eigenen Bösartigkeit in dunklen Rauchwolken an ihrem Körper nach unten gleiten, wo sie in dem Spalt verschwand.

      Wenige Augenblicke später geschah dasselbe noch einmal, aber dann umgekehrt. Misery warf ihren Kopf in den Nacken und ihre Augen verfärbten sich blutrot, als die rauchige Dunkelheit sich aus dem Loch auf sie zu schlängelte, sich um ihren Körper schlang und sich mit ihrer Aura vereinigte. Die andere Seite würde warten, bis Misery ihnen ein Zeichen gab… dann würden sie mit aller Macht von der anderen Seite angreifen.

      Miserys Gesichtsausdruck wurde hinterhältig. Sie war bisher sehr vorsichtig gewesen… hatte gefühlt, dass der reinblütige Gefallene Engel sie verfolgte. Es war noch nicht an der Zeit, sorglos zu werden, aber sie brauchte die Macht, um die Tür vollständig zu öffnen. Miserys Gesichtsausdruck veränderte sich langsam, wurde wütend, als sie jemanden hinter sich fühlte.

      Unter einer Explosion der Dunkelheit verwandelte sie ihre Gestalt und die Leiche näherte sich dem Dämon, der ihr nachspioniert hatte. „Misery wird es dir zeigen.“

      Zeb zeigte keinerlei Reaktion, als sich der verwesende Arm um seinen Hals legte, und er plötzlich hinunter in den Spalt sah. „Würdest du Zeb verbannen, dafür, dass er seine Hilfe anbieten möchte?“ Seine dicken Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. „So eine Lust fühlte ich von dir. Wonach hungert Misery?“

      â€žIch kann das, was ich brauche, von den Menschen bekommen… wieso sollte ich deine Hilfe brauchen?“ Misery strich mit ihrer Hand über den schwach behaarten Kopf des dicken Mannes und ließ ihn dann los, nur um seinen aufgedunsenen Körper zu umkreisen.

      â€žWieso siehst du es dir nicht selbst an?“ Zeb hatte noch kaum ausgesprochen, als sich Miserys knochige Finger durch das Fleisch boxten, unter dem er sich versteckte.

      Misery konnte den Dämon darin fühlen und lächelte sadistisch, als sie seine Seele las. Dieser Dämon war schon seit sehr langer Zeit in der Stadt und war klug genug gewesen, sich im Hintergrund zu halten. Sie konnte seine Angst vor den Gefallenen Engeln fühlen, die hier lebten, ebenso wie Angst vor anderen Kreaturen, von denen sie nichts wusste.

      Zeb war ein schwacher Dämon und war im Kampf nutzlos. Er wäre einfach zu töten, aber Misery konnte seine anderen Mächte fühlen… Mächte, die sie ausnutzen konnte, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen.

      Dieser Dämon konnte die Lust in einem Menschen erkennen und sie zu einem köstlich bösartigen Niveau erhöhen. Sie sah einige der Dinge, die Zeb in letzter Zeit getan hatte, als sie in seine Erinnerungen tauchte. Etwa den eifersüchtigen Ehemann, der seine Fassung verliert und seine Frau ermordet… einen wütenden Angestellten, der zur Rache seine Pistole


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