Läufig. Amy Blankenship
Читать онлайн книгу.er sich als Schild vor sie stellen und ihr dann nicht sagen, dass er verletzt war? Er hätte sterben können⦠und wofür? Um sie zu retten?
Alicias Augen wurden groÃ, als die Balkontür plötzlich aufgerissen wurde, und Damon auf das Geländer sprang und auf die StraÃe hinuntersah. Er blieb kurz oben stehen, wollte gerade springen, als er jemanden hinter sich fühlte. Er konnte all diese Emotionen in ihrer Aura fühlen und seufzte⦠er war müde und verletzt und hatte keine Lust mehr, heute Nacht noch mehr zu streiten.
âMichael hat ihre Erinnerungen daran, dass du heute Nacht dort warst, ausgelöscht. Wenn du jetzt zu Micah zurückläufst, bevor sie dich anrufen⦠war alles umsonst, was er getan hat, um dir zu helfen. Wenn du schon nicht für mich hierbleiben willst⦠dann tu es für Michael.â Damit lieà sich Damon vom Balkon fallen und landete im Gras darunter.
Alicia schrie leise auf und rannte zu dem Steingeländer, sah hinunter als er blind nach unten taumelte. Ihre Augen wurden groà und sie umklammerte den Stein, als sie erkannte, dass Damons blindes Taumeln nicht so blind war, wie sie gedacht hatte. Seine Arme streckten sich zu beiden Seiten und es sah aus, als würde er die Schatten um sich schlingen, sich darin einwickeln⦠dann verschwand er, bevor er am Boden ankam.
Alicias Blick durchsuchte die Dunkelheit, wollte ihm folgen, aber sie konnte ihn nicht mehr sehen⦠nicht einmal seine Schritte hören. Er tat ihr leid, und sie fühlte selbst die Schmerzen, die er heute Nacht für sie auf sich genommen hatte.
Sie schlang ihre Arme um sich, fühlte sich plötzlich viel einsamer als erwartet und wünschte sich verzweifelt, dass er nicht gegangen wäre. Sie musste ihm sagen, dass es ihr leid tat⦠sie wollte ihm danken und sie wollte ihn wirklich noch einmal schlagen dafür, dass er ihr nicht gesagt hatte, dass er verletzt war. Wohin ging er? Was machten Vampire, wenn sie verletzt waren?
Er wollte, dass sie hierblieb und machte, worum Michael gebeten hatte. Mit einem Seufzen entschied sie, ausnahmsweise einmal zu gehorchen⦠aber sie machte es nicht für Michael.
Alicia wandte sich vom Geländer ab und ging zurück in ihr Zimmer, wo sie sich auf das Bett setzte. Sie starrte einige Sekunden lang das Telefon an und fragte sich, was sie tun sollte, wenn es klingelte. Sollte sie abheben? Was, wenn es nicht Michael war? Was, wenn Warren oder Quinn Michael anrufen wollten, und sie nahm ab?
Damon hatte recht⦠sie schuldete ihnen genug, um zumindest bis zum Morgen zu warten, ehe sie irgendwelche Entscheidungen traf, oder etwas machte, was sie nicht tun sollte. Sie erinnerte sich an den gefährlichen Klang von Michaels Stimme, als er Damon aufgetragen hatte, sie nach Hause zu bringen. Niemand hatte gewollt, dass sie heute Nacht dort war, auÃer vielleicht Damon⦠noch etwas, wofür sie Damon dankbar sein musste.
In der Hoffnung, dass die Zeit dann schneller verging, stand sie auf und zog sich ihr Nachthemd an. Sie legte sich ins Bett, deckte sich zu und versuchte, zu schlafen. Aber es war zu heiÃ, obwohl sie die Balkontür offengelassen hatte, sodass der kühle Wind hereinwehte. Fast eine Stunde lang warf sie sich von einer Seite auf die andere, ehe sie schlieÃlich ihre Hand hob, um den Schweià von ihrer Stirn zu wischen.
Ihre Haut fühlte sich heiÃer an, als sie sein hätte sollen, also warf sie die Decke von sich, sodass es endlich kühler wurde. Frustriert knüllte sie die Decke zusammen, sodass sie wie ein langes Kissen war, kuschelte sich daran und schlang ein Bein darum. Sie rieb sich daran, genoss das Gefühl zwischen ihren Oberschenkeln und zog die Decke noch fester an sich.
Alicias Augen öffneten sich ruckartig, als sie plötzlich die Symptome erkannte, die sie aufwies. Sie hatte davon gelesen und gesehen, wie eine ihrer Freundinnen in der Schule es durchgemacht hatte.
âNeinâ¦â, flüsterte sie, als sie fühlte, wie die Angst alleine schon bei dem Gedanken hieà durch sie schoss. âBitte lass mich nicht läufig werden.â
*****
Damon eilte durch die Schatten der Stadt auf die dunkelsten Viertel zu, auf der Suche nach etwas oder jemandem, der getötet werden musste. Er versuchte, den Gedanken an Alicia zu verdrängen, aber es schien, dass in jeder Minute, die er in ihrer Gegenwart verbrachte, sie tiefer unter seine Haut kroch. Das Merkwürdigste war⦠er mochte sie dort.
Sein ganzes Leben basierte darauf, dass ihm alles egal war⦠und alle. Er war auÃerdem stolz darauf gewesen, dass er es zu seiner Regel gemacht hatte, dass er sich nahm, was er wollte. Er wollte sie, und sie musste dringend aufhören, den Teufel in Versuchung zu führen. Als er sich vom Balkon fallen gelassen hatte, hatte er gebetet, dass sie ihm nicht folgen würde. Zum Glück hatte das Mädchen noch ein wenig von ihren Selbsterhaltungsinstinkten übrig.
SchlieÃlich kam er an sein Ziel: eine heruntergekommene Gegend von Los Angeles. Damon hielt sich auf der dunklen Seite des Gehsteigs auf, grinste, als ein Polizeiauto vorbeifuhr und alle verschwanden. Sobald die Bullen wieder auÃer Sichtweite waren, kam der Abschaum der Erde wieder aus ihren Verstecken und das Leben ging wieder weiter, als wäre nichts geschehen.
Damon grinste hämisch in die Richtung von zwei sehr dürftig bekleideten Frauen und ging weiter, als sie versuchten, ihn mit ihren Körpern zu verführen. Vielleicht hätte er es sich vor ein paar Wochen noch einmal überlegt, aber jetzt⦠wollte er nichts mit dem anderen Geschlecht zu tun haben. Bei dem Gedanken, von einer von ihnen zu trinken, wurde ihm übel.
Als er um eine Ecke bog, bemerkte Damon zwei Schlägertypen ein Stück weiter, die ihn ansahen, als er sich näherte. Das war schon eher, wonach ihm der Sinn stand.
âWie gehtâs?â, fragte einer von ihnen mit tiefer Stimme. Er hatte seine Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben, hoffte, Drogen verkaufen zu können. Als er einen Blick auf die wilden Augen des Mannes erhaschte, beschloss er aufzugeben, denn er nahm an, dass der Typ seine Drogen schon woanders bekommen hatte.
Damon antwortete nicht und ging weiter. Er wusste, was kommen würde, und er freute sich darauf. Diese beiden Typen waren vermutlich die Könige in dieser StraÃe, so wie sich ihre Muskeln abzeichneten und ihre Augen finster strahlten. Er konnte altes Blut auf ihren Kleidern riechen und erkannte die Narben auf ihren Fäusten, die solche Gangster immer auszeichneten. Ja, sie waren vermutlich in ihren eigenen Köpfen Legenden.
âHeâ, rief der zweite, âmein Freund hat dich etwas gefragt.â
âUnd mein Schweigen hätte ihn warnen sollen, dass ich nicht in der Stimmung warâ, warnte Damon und drehte dann den Kopf, um ihn anzusehen. Er schenkte ihnen ein gemeines Grinsen, seine Fangzähne blitzten in dem schwachen Schein der StraÃenlaterne auf und sie erkannten die roten Iris in seinen Augen. âAber ein Abendessen mit euch beiden klingt gut.â
Damon bewegte sich schnell, packte den ersten und leerte ihn in weniger als einer Minute bis auf den letzten Tropfen. Schweià brach auf seiner Stirn aus, durch den Schmerz von weiteren Kugeln, die sich aus seinem Körper schoben und mit einem metallischen Klingeln am Boden landeten. Er legte seinen Kopf in den Nacken und lachte atemlos, ehe er den toten Mann zu Boden sinken lieÃ.
Das Echo von dem zweiten Mann, der wegrannte, erreichte Damon und er rannte ihm nach, wobei er wieder die Schatten um sich schlang, um sich zu verstecken. Schmerz und Adrenalin gemeinsam erzeugten einen besonders berauschten Zustand.
Er holte den überdimensionalen Punk ein und verfolgte ihn noch ein paar Sekunden, genoss den Geruch seiner Angst. Als der Mann langsamer wurde, kicherte Damon nur in der Finsternis, sodass der Mensch wieder schneller rannte. Ja, das musste er tun⦠die Welt von ein wenig niedrigem Abschaum säubern, während er sich das Blut holte, das er brauchte, um wieder gesund zu werden.
Nachdem er schnell die Lust an der Verfolgungsjagd verlor, näherte sich Damon dem Mann und riss ihn hinaus auf die StraÃe. Der Mensch wehrte sich mit aller Kraft, aber gegen Damons überlegene Macht⦠war das Ergebnis unabwendbar.
SchlieÃlich