Läufig. Amy Blankenship

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Läufig - Amy Blankenship


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an das Night Light zu schicken, damit die Pumas in Alarmbereitschaft blieben, oder noch besser… sie dazu bringen, den Club eine Weile zu schließen.

      *****

      Angelica starrte abwesend aus dem Fenster auf die Stadt hinunter, während sie über den Albtraum nachdachte, der sie aufgeweckt hatte. Selbst mitten in der Nacht all die Lichter und das Leben der Stadt zu sehen, schenkte ihr ein wenig Ruhe, und sie konnte kaum ihren Blick losreißen.

      Sie hatte noch nie einen Albtraum gehabt… hatte noch nie einen einzigen Traum gehabt, und das verunsicherte sie am meisten. Sie rieb mit ihren Fingern über das Zeichen in ihrer Hand, gab ihm die Schuld an ihrem Albtraum. Sie war so in düsteren Gedanken versunken gewesen, dass sie beinahe aus der Haut gefahren wäre vor Schreck, als die Tür hinter ihr krachend ins Schloss fiel.

      Zachary hatte die Tür leise geöffnet, für den Fall, das Angelica schlief. Als er sie dort gedankenverloren stehen sah, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, die Tür laut ins Schloss zu werfen. Ihre Reaktion war sogar noch besser, als er gehofft hatte.

      â€žWenn ich ein Dämon gewesen wäre, wärst du gebissen worden“, grinste er, dann senkte er seinen Blick auf den Dolch, den sie so fest umklammert hielt, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. „Vielleicht nicht“, korrigierte er mit einem Stirnrunzeln. „Was hat an deinem Käfig gerüttelt?“

      â€žAlbträume“, sagte Angelica wahrheitsgemäß, während sie ihre Finger wieder entspannte. Es hatte keinen Sinn, zu lügen… zumindest nicht bei ihm. Sie atmete tief ein, versuchte die Spannung in ihren Schultern abzuschütteln, dann rümpfte sie die Nase. „Du riechst wie verbrannter Toast.“

      â€žWillst du mit mir duschen?“ Zachary zwinkerte ihr zu, während er zum Badezimmer ging.

      Angelica warf noch einen kurzen Blick aus dem Fenster, ehe sie sich abwandte. Während sie hörte, wie die Dusche aufgedreht wurde, setzte sie sich auf das Sofa und griff nach ihrem Notizbuch neben ihrem Laptop und begann den Mann, den sie in der Höhle gesehen hatte, zu zeichnen. Nachdem er derjenige war, der sie markiert hatte, mussten die Albträume sein Werk sein. Sie begann bei seinen Augen und zeichnete weichere Bleistiftstriche, als sein Gesicht auf dem Papier zum Leben erwachte.

      Zachary trat aus dem dampfenden Badezimmer, während er noch sein Haar abtrocknete. Er trat hinter Angelica und sah hinunter auf das Porträt des Mannes, mit dem er sie in der Höhle gesehen hatte. Er betrachtete die Art, wie sie sorgfältig das lange, dunkle Haar des Mannes gezeichnet hatte… als würde der Wind es leicht verwehen. Für einen Dämon, war er in ihren Augen wirklich gutaussehend.

      â€žDu riechst besser“, bemerkte Angelica, als sie zu ihm hochsah. Sie klopfte mit dem Bleistift auf die Zeichnung und fragte: „Können wir Dean erreichen, damit ich ihm dieses Bild zeigen kann?“

      â€žIch habe ihn heute Nacht kurz in der Villa des Alphawerwolfs gesehen. Aber er scheint so schnell zu kommen und zu gehen, dass es einfacher wäre, es einfach Kane zu zeigen“, schlug Zachary vor, als er über die Lehne des Sofas sprang, um sich neben sie zu setzten. Dann nahm er das Papier aus ihrer Hand und betrachtete die Zeichnung genau. „Kane sagte, dass Misery weiblich ist.“

      â€žDas habe ich befürchtet“, seufzte Angelica. „Wenn es nicht derselbe Dämon ist, den sie aus der Höhle befreit haben… dann fürchte ich, dass Misery nicht der einzige Dämon in der Stadt ist.“

      â€žWieso sagst du das?“, fragte Zachary.

      Anstatt ihm zu antworten, machte Angelica genau das, wovon sie gedacht hatte, dass sie es nie tun würde. Sie wandte sich ihm zu und packte Zachary, beugte sich zu ihm. Als Zachary sofort versuchte, sie zu küssen, senkte sie ihren Kopf, sodass er stattdessen ihre Stirn küsste. Dann ließ sie die Erinnerungen an den Traum in ihren Gedanken los.

      Zachary zuckte zusammen, als er sich plötzlich in ihrem Albtraum wiederfand. Als die flimmernden Bilder schließlich langsam verblassten und Angelica sich zurücklehnte, öffnete Zachary seine Augen und flüsterte: „Wow… das war ein ziemlich verrückter Traum.“

      Angelica nickte. „Ja, vor allem für jemanden, der noch nie einen Traum hatte, in meinem ganzen Leben.“

      *****

      Kriss hatte alle Orte abgesucht, wo er dachte, dass sich ein verängstigter Gefallener Engel, der so lange eingesperrt gewesen war, dass er nicht einmal daran denken wollte, sich verstecken könnte. Er suchte nicht wirklich nach dem Gefallenen Engel… er suchte nach Dean. Nachdem er die ganzen Kirchen und alle Gegenden der Stadt, um die das Böse einen großen Bogen machte, satt hatte, dämmerte es ihm, dass er vielleicht auf der falschen Spur war. Es war ja nicht so, als würde er denjenigen den er verfolgte, sehr gut kennen.

      Von einem Extrem zum anderen wechselnd, machte sich Kriss auf den Weg ins Stadtzentrum. Nach nur wenigen Stunden wurde er belohnt, als er einen kurzen Blick auf die Kreatur erhaschte, wie sie über die Dächer rannte und von einem Gebäude zum nächsten sprang.

      Mit etwas Abstand folgte Kriss während er die helle Farbe des Gefallenen Engels begutachtete, ebenso wie die schneeweißen Flügel, die Menschen nun nicht erkennen konnten, aber er schon. Er legte seinen Kopf zur Seite, als der andere über seine Schulter blickte, als spürte er, dass er verfolgt wurde.

      Als der Gefallene Engel seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straßen unter ihnen richtete, bekam Kriss das Gefühl, dass er heute Nacht nicht der einzige war, der auf der Jagd war.

      â€žWen genau suchst du?“, flüsterte Kriss leise, während er ihm noch ein paar Häuserblocks weiter folgte. Nachdem er um eine Ecke gebogen war, kam Kriss ruckartig zum Stehen, als der andere Mann plötzlich an der Kante eines Gebäudes stand… ihm zugewandt. Es waren seine aggressive Haltung und der wilde Blick in seinen silbernen Augen, die Kriss innehalten ließen.

      Einen Moment lang bewegte sich keiner der beiden. Kriss nützte die Zeit, um seine Macht zu konzentrieren und in die Seele des anderen Mannes zu sehen. Als das Bild seiner Seele besser sichtbar wurde, erwartete Kriss, das glitzernde, silberne Flimmern eines Vollbluts zu sehen, aber zu seiner Überraschung war die Seele dieses Gefallenen Engels verdorben. Seine Augen weiteten sich, als ihm klar wurde, dass dieser Mann ein Hybrid war.

      Also das war es gewesen, was er gespürt hatte, als die Kreatur aus der Kirche hervorgeschossen war. Kriss versuchte, herauszufinden, ob dieser Hybrid so schlimm war, wie der echte Dämon, mit dem er eingeschlossen gewesen war. Er fühlte sich, als wäre eine Tür vor seiner Nase zugeschlagen worden, als seine Sicht zurückgedrängt wurde, und Kriss blinzelte. Die einzige andere Person, die er je getroffen hatte, die ihn davon abhalten konnte, in seine Seele zu blicken, war Dean.

      Kriss atmete tief ein und dann langsam wieder aus und beschloss, dass es nur eine andere Möglichkeit gab, es herauszufinden. Gerade als er den ersten Schritt vorwärts machte, schenkte ihm der Gefallene Engel ein Lächeln, das bei weitem nicht freundlich war, und machte einen Schritt zurück, sodass er verschwand, als er über die Dachkante hinunter und aus seinem Sichtfeld fiel.

      Kriss knurrte und nahm die Einladung dankend an, rannte vorwärts und hechtete über die Dachkante, um ihm zu folgen. Ehe er den Asphalt vier Stockwerke tiefer erreichen konnte, krachte etwas in seine Seite, und er fühlte, wie sich Arme fest um ihn schlangen.

      â€žNein“, zischte Dean, als er Kriss mitten in der Luft packte.

      â€žIch dachte, du wolltest ihn finden und fangen“, rief Kriss nun richtig wütend. Er suchte seit Tagen nach Dean und es machte ihn zornig, dass Dean offensichtlich nahe genug gewesen war, um zu wissen, dass er da war, aber sich ihm nicht gezeigt hatte.

      â€žEr ist kein Hase“, sagte Dean bissig, während sie in der Luft umkehrten und zum Dach des Gebäudes zurückflogen.


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