Beobachtet . Блейк Пирс

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Beobachtet  - Блейк Пирс


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      War das Zimmer aufgeräumt worden, seit sie es zuletzt gesehen hatte?

      Oder war Rheas Blut noch da?

      Riley wurde von einer schrecklichen Versuchung ergriffen, das Band zu ignorieren, die Tür zu öffnen und direkt hineinzugehen.

      Sie wusste aber, dass sie dieser Versuchung nicht nachgeben konnte. Und natürlich wäre die Tür verschlossen.

      Aber trotzdem ...

      Warum fühle ich mich so?

      Sie stand da und versuchte, diesen mysteriösen Drang zu verstehen. Sie begann zu begreifen - es hatte etwas mit dem Mörder selbst zu tun.

      Sie konnte nicht umhin darüber nachzudenken ...

      Wenn ich diese Tür öffne, kann ich in seinen Verstand schauen.

      Es machte natürlich keinen Sinn.

      Und es war eine wirklich erschreckende Idee, in einen so teuflischen Verstand zu schauen.

      Warum?, fragte sie sich immer wieder.

      Warum wollte sie den Mörder verstehen?

      Warum um alles in der Welt fühlte sie so eine widernatürliche Neugierde?

      Zum ersten Mal, seit diese schreckliche Sache passiert war, hatte Riley plötzlich richtig Angst ...

      ... nicht um ihrer selbst willen, sondern wegen sich selbst.

      KAPITEL SECHS

      Am folgenden Montagmorgen fühlte sich Riley zutiefst beunruhigt, als sie auf ihren Platz im Kurs für Fortgeschrittene Psychologie schlüpfte.

      Es war schließlich der erste Kurs, den sie seit Rheas Mord vier Tage zuvor besucht hatte.

      Es war auch der Kurs, für den sie versucht hatte zu lernen, bevor sie und ihre Freunde in den Centaur's Den gegangen waren.

      Der Kurs war heute nur spärlich besucht - viele Studenten hier in Lanton fühlten sich noch nicht dazu in der Lage, ihr Studium wieder aufzunehmen. Trudy war auch hier, aber Riley wusste, dass ihre Mitbewohnerin sich auch unwohl fühlte bei dieser Eile, wieder zur ›Normalität‹ zurückzukehren. Die anderen Studenten waren alle ungewöhnlich ruhig, als sie ihre Plätze einnahmen.

      Der Anblick von Professor Brant Hayman, der in den Raum kam, beruhigte Riley etwas. Er war jung und ziemlich gutaussehend auf eine akademische Art und Weise. Sie erinnerte sich daran, was Trudy Rhea erzählt hatte.

      »Riley mag es, Professor Hayman zu beeindrucken. Sie steht auf ihn.«

      Riley schauderte bei der Erinnerung.

      Sie wollte ganz sicher nichts davon hören, dass sie etwas für ihn übrig hatte.

      Aber sie hatte schon damals als Studienanfängerin einen Kurs bei ihm belegt. Er war noch kein Professor gewesen, nur ein graduierter Assistent. Sie dachte schon zu dieser Zeit, dass er ein wunderbarer Lehrer sei - informativ, enthusiastisch und manchmal unterhaltsam.

      Heute war Dr. Haymans Ausdruck ernst, als er seine Aktentasche auf seinen Schreibtisch legte und die Studenten ansah. Riley wurde klar, dass er gleich zur Sache kommen würde.

      Er sagte: »Hört mal, da ist ein Elefant in diesem Raum. Wir alle wissen, was es ist. Wir müssen die Luft reinigen. Wir müssen offen darüber sprechen.«

      Riley hielt den Atem an. Sie war sich sicher, dass ihr nicht gefallen würde, was als nächstes passieren würde.

      Dann sagte Hayman ...

      »Kannte hier jemand Rhea Thorson? Nicht nur als Bekannter, nicht nur als jemand, dem man manchmal auf dem Campus begegnet ist. Wirklich gut, meine ich. Als Freund.«

      Riley hob vorsichtig ihre Hand und Trudy tat es ihr nach. Niemand sonst im Kursraum meldete sich.

      Dann fragte Hayman: »Welche Gefühle habt ihr beide seit ihrem Tod durchlebt?«

      Riley schauderte ein wenig.

      Es war immerhin die gleiche Frage, die sie am Freitag von den Reportern gehört hatte, die Cassie und Gina befragt hatten. Riley hatte es geschafft, diesen Reportern auszuweichen, aber musste sie diese Frage jetzt beantworten?

      Sie erinnerte sich daran, dass dies ein Psychologiekurs war. Sie waren hier, um sich mit solchen Fragen zu beschäftigen.

      Und doch fragte sich Riley ...

      Wo soll ich überhaupt anfangen?

      Sie war erleichtert, als Trudy das Wort ergriff.

      »Schuldig. Ich hätte es verhindern können. Ich war mit ihr im Centaur's Den, bevor es passierte. Ich habe nicht einmal bemerkt, wie sie gegangen ist. Hätte ich sie nur nach Hause begleitet ...«

      Trudys Stimme versagt. Riley nahm den Mut zusammen, um zu sprechen.

      »Mir geht es genauso«, sagte sie. »Ich habe mich nach unten verzogen, als wir alle in den Centaur's Den kamen, und ich habe Rhea nicht beachtet. Wenn ich vielleicht ...«

      Riley hielt inne und fügte hinzu: »Deshalb fühle ich mich auch schuldig. Und noch etwas anderes. Selbstsüchtig, glaube ich. Weil ich allein sein wollte.«

      Dr. Hayman nickte. Mit einem sympathischen Lächeln sagte er: »Also hat keiner von euch Rhea nach Hause begleitet.«

      Nach einer Pause fügte er hinzu: »Eine Unterlassung-Sünde.«

      Der Satz erschreckte Riley ein bisschen.

      Er schien auf seltsame Weise unpassend für das, was Riley und Trudy nicht getan hatten. Er klang zu gutartig, nicht annähernd schrecklich genug, kaum eine Frage von Leben und Tod.

      Aber natürlich war es die Wahrheit - so wie es aussah.

      Hayman sah sich den Rest der Klasse an.

      »Was ist mit dem Rest von euch? Habt ihr jemals die gleiche Art von Dingen in einer ähnlichen Situation getan oder nicht getan? Habt ihr jemals, sagen wir mal, eine Freundin nachts irgendwo allein herumlaufen lassen, wo ihr sie doch eigentlich hättet begleiten sollen? Oder vielleicht nur versäumt, etwas zu tun, das für die Sicherheit eines anderen wichtig sein könnte? Jemandem nicht die Autoschlüssel abgenommen, wenn er zu viel getrunken hat? Eine Situation ignoriert, die zu Verletzungen oder gar zum Tod hätte führen können?«

      Ein wirres Gemurmel schwoll unter den Studenten an.

      Riley wurde klar - es war wirklich eine schwierige Frage.

      Denn wenn Rhea nicht getötet worden wäre, hätten weder Riley noch Trudy über ihre ›Unterlassungssünde‹ nachgedacht.

      Sie hätten das alles vergessen.

      Es war keine Überraschung, dass es zumindest einigen der Studenten schwer fiel, sich auf die eine oder andere Weise zu erinnern. Und die Wahrheit war, Riley selbst konnte sich nicht genau an so eine Situation erinnern. Hatte es schon Zeiten gegeben, in denen sie es versäumt hatte, auf die Sicherheit von jemandem zu achten?

      Könnte sie für den Tod von jemand anderem verantwortlich gewesen sein - wenn derjenige nicht einfach nur zufällig Glück gehabt hätte?

      Nach einigen Augenblicken hoben sich einige zögerliche Hände.

      Dann sagte Hayman: »Was ist mit dem Rest von euch? Wie viele von euch können sich einfach nicht mehr erinnern?«

      Fast alle anderen Studenten hoben ihre Hände.

      Hayman nickte und sagte: »Nun gut. Die meisten von euch haben vielleicht irgendwann den gleichen Fehler gemacht. Also, wie viele Leute hier fühlen sich schuldig wegen der Art, wie ihr euch verhalten habt oder was ihr wohl besser getan hättet, aber nicht getan habt?«

      Es gab noch mehr verworrenes Gemurmel und sogar ein paar keuchende Laute.

      »Was?«, fragte Hayman. »Keiner von euch? Warum nicht?«

      Ein


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