La San Felice. Александр Дюма

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La San Felice - Александр Дюма


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das Meer fängt an zu zürnen,« antwortete der Schatten; »wenn er aber wirklich der Mann ist, den Hector uns versprochen, so wird er sich durch eine solche Kleinigkeit nicht abhalten lassen.«

      »Durch eine solche Kleinigkeit! Wie Du doch sprichst, Gabriel! Der Südwind ist losgelassen und in einer Stunde wird das Meer nicht mehr zu halten sein. Es ist der Neffe eines Admirals, der Dir dies sagt.«

      »Wenn er nicht zur See kommt, so kommt er zu Lande. Wenn er nicht in einem Boot kommt, so kommt er geschwommen, und wenn er nicht geschwommen kommt, so kommt er in einem Luftballon,« sagte eine junge, frische, kräftige Stimme. »Ich kenne meinen Mann, denn ich habe ihn bei der Arbeit gesehen. Sobald er zu dem General Championnet gesagt hat: »Ich werde gehen,« so wird er auch gehen, müßte er auch das Feuer der Hölle passieren.«

      »Uebrigens ist es auch noch Zeit, hob der Mann im Mantel wieder an. »Die Versammlung sollte zwischen elf und zwölf Uhr stattfinden, und – hier ließ er seine Repetiruhr schlagen, »Ihr sehet, es ist noch nicht elf.«

      »Dann,« sagte der, welcher sich für den Neffen eines Admirals ausgegeben und der aus diesem Grunde sich auf die Zeit verstehen mußte, »dann bin ich als der Jüngste an der Reihe, an diesem Fenster Wache zu halten und an Euch, die Ihr die reifen Männer und klugen Köpfe seid, ist es, zu berathschlagen. Geht daher hinunter in das Berathungszimmer. Ich bleibe hier und sobald ich ein Boot mit einer Laterne am Bug erblicke, melde ich es Euch sofort.

      »Wir haben nicht zu berathen, aber wir haben jedenfalls eine gewisse Anzahl Neuigkeiten auszutauschen. Der Rath, welchen Nicolino uns gibt, ist daher gut, obschon er uns von einem Narren gegeben wird.«

      »Wenn man mich wirklich für einen Narren hält, sagte Nicolino, »so gibt es hier vier Männer, die noch unsinniger sind als ich. Es sind dies die, welche, obschon die wissen, daß ich ein Narr bin, mich in ihre Complotte eingeweiht haben, denn, meine guten Freunde, wenn Ihr Euch auch Philomati nennt und euren Sitzungen einen wissenschaftlichen Vorwand gebt, so seid Ihr doch ganz einfach weiter nichts als Freimaurer, eine in dem Königreiche beider Sicilien geächtete Secte, und Ihr habt Euch verschworen, Seine Majestät den König Ferdinand zu stürzen und die parthenopeiche Republik zu errichten, was das Verbrechen des Hochverraths, das heißt die Todesstrafe in sich begreift. Aus der Todesstrafe machen wir, mein Freund Hector Caraffa und ich, uns gar nicht viel, weil wir ja in unserer Eigenschaft als Patrizier enthauptet werden, wodurch unserem Wappen kein Makel zugefügt wird. Du aber, Manthonnet, Du Schipani, und Cirillo, welcher unten ist, Ihr, die Ihr weiter nichts seid als Männer von Herz, von Muth, von Gelehrsamkeit, von Verdienst, Ihr, die Ihr hundertmal mehr werth seid als wir, aber das Unglück habt, bürgerliche Canaillen zu sein, Ihr werdet einfach kurz und hoch gehängt. Ha, ich will nicht lachen, liebe Freunde, wenn ich aus dem Fenster der Mannaja1 Euch am Ende eurer Stricke baumeln sehe, dafern nämlich der illustrissimo Signore Don Pasquale de Simone mich nicht auf Befehl Ihrer Majestät der Königin dieses Vergnügens beraubt. – So geht denn an euere Berathung, geht, und wenn es etwas Unmögliches zu thun gibt, das heißt etwas, was nur ein Narr verrichten kann, so denkt an mich.«

      Diejenigen, an welche dieser Rath gerichtet war, schienen derselben Meinung zu sein wie der, welcher ihn gab, denn halb lachend, halb die Achseln zuckend, ließen sie Nicolino als Schildwache am Fenster zurück, gingen eine Wendeltreppe hinunter, auf deren Stufen der Schimmer einer Lampe fiel, die ein Gemach erleuchtete, welches unterhalb des Meeresspiegels in den Felsen gehauen und aller Wahrscheinlichkeit nach von dem Architekten des Herzogs von Medina zu dem edlen Zwecke bestimmt gewesen, unter dem prosaischen Namen eines Kellers zum Aufbewahrungsort der besten spanischen und portugiesischen Weine zu dienen.

      In diesem Keller – denn trotz der Poesie und des Ernstes unseres Gegenstandes müssen wir die Dinge bei ihrem richtigen Namen nennen – in diesem Keller saß ein Mann gedankenvoll und in Betrachtungen versunken, mit dem Ellbogen auf einen steinernen Tisch gestützt.

      Sein zurückgeschlagener Mantel ließ den Schein der Lampe auf ein bleiches und durch Nachtwachen abgemagertes Gesicht fallen.

      Vor ihm auf dem Tische sah man einige Papiere, Schreibfedern, ein Tintenfaß und so, daß er sie mit der Hand erreichen konnte, ein Paar Pistolen und einen Dolch.

      Dieser Mann war der berühmte Arzt Domenico Cirillo.

      Die drei andern Verschworenen, welche Nicolino zur Berathung geschickt und mit den Namen Schipani, Manthonnet und Hector Caraffa bezeichnet, traten einer nach dem andern in den Ring des bleichen, zitternden Lichtes, welches die Lampe verbreitete, entledigten sich ihrer Mäntel und Hüte, legten Jeder ein paar Pistolen vor sich hin und begannen nicht zu berathen, sondern die Neuigkeiten auszutauschen, welche in der Stadt die Runde machten und welche jeder Einzelne zu sammeln im Stande gewesen war.

      Da wir eben so gut oder vielmehr noch besser als sie von Allem unterrichtet sind, was an jenem so ereignißvollen Tage geschehen war, so wollen wir, in der Voraussetzung, daß unsere Leser damit einverstanden sind, die Verschworenen über diesen Gegenstand, der für uns kein Interesse mehr haben könnte, sprechen lassen und dagegen die kurze Lebensgeschichte dieser fünf Männer mittheilen, welche berufen sind, bei den Vorgängen, welche wir zu erzählen beabsichtigen, eine wichtige Rolle zu spielen.

       Sechstes Capitel.

      Der Abgesandte von Rom

      Sehen wir denn, wer eigentlich jene fünf Männer waren, von welchen Nicolino in seiner spöttischen Aeußerung, ohne sich selbst zu schonen, drei dem Galgen und zwei der Guillotine geweiht hatte, eine Prophezeiung, die übrigens bis auf Einen für Alle wörtlich in Erfüllung gehen sollte.

      Der, welcher allein gedankenvoll und in Betrachtungen versunken mit dem Ellbogen auf den steinernen Tisch gestützt saß, und, wie wir schon bemerkt, Domenico Cirillo hieß, war ein Mann des Plutarch, einer der gewaltigsten Repräsentanten des Alterthums, die jemals auf dem Boden von Neapel erschienen sind.

      Er gehörte weder dem Lande noch der Zeit an, worin er lebte, und er besaß so ziemlich alle Eigenschaften, von welchen eine einzige hingereicht haben würde, um einen großen Mann zu machen.

      Geboren war er im Jahre 1734, in demselben Jahre, wo Carl der Dritte den Thron bestieg, zu Grumo, einem kleinen Dorfe.

      Seine Familie ist von jeher eine Pflanzschule berühmter Aerzte, gelehrter Naturforscher und unbestechlicher Magistratspersonen gewesen.

      Als er zwanzig Jahre alt war, bewarb er sich um den Lehrstuhl der Botanik und erhielt denselben auch.

      Dann machte er eine Reise durch Frankreich, lernte Nollet, Buffon, d'Alembert, Diderot und Franklin kennen und würde ohne eine große Liebe zu seiner Mutter – dies sagte er selbst – einem eigentlichen Vaterlande entsagend, gern in dem Vaterlande seines Herzens geblieben sein.

      Nach Neapel zurückgekehrt, setzte er seine Studien fort, und ward einer der ersten Aerzte seiner Zeit.

      Ganz besonders war er als der Arzt der Armen bekannt.

      Er erklärte, die Wissenschaft dürfe, wenn man ein wahrer Christ sein wolle, keine Quelle des Reichthums, sondern müsse vielmehr ein Mittel sein, um dem Elende zu Hilfe zu kommen.

      Wenn er daher gleichzeitig zu einem reichen Bürger und einem armen Lazzarone gerufen ward, so ging er vorzugsweise zu dem Armen, dem er, so lange er in Gefahr schwebte, mit seiner Kunst beistand, und ihn später, wenn er sich auf dem Wege der Genesung befand, mit seinem Gelde unterstützte.

      Trotzdem, oder richtiger gesagt, eben deswegen war er am Hofe nicht gern gesehen, namentlich im Jahre 1791, einer Zeit, wo die Furcht vor den revolutionären Ideen und der Haß gegen die Franzosen den König Ferdinand und seine Gemahlin Caroline gegen Alles erbitterten, was Neapel an edlen Herzen und intelligenten Köpfen besaß.

      Seit dieser Zeit lebte er in halber Ungnade und da er für ein unglückliches Land keine andere Hoffnung sah, als in einer mit Hilfe derselben Franzosen, die er so sehr geliebt, daß er zwischen ihnen und seiner eigenen Mutter und seinem eigenen Vaterlande geschwankt, zu Stande gebrachten Revolution, so trat er mit der philosophischen Entschlossenheit seiner Seele und der ruhig sanften Zähigkeit seines Charakters einem Complott bei, welches den Zweck hatte, die Autorität Frankreichs an die Stelle


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<p>1</p>

Italienischer Name der Guillotine.