La San Felice. Александр Дюма

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La San Felice - Александр Дюма


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aus dem liebenswürdigen Mann einen Helden machen.

      Während die vier andern Verschworenen mit leiser Stimme und die Hand mechanisch nach ihren Waffen ausstreckend, jene hoffnungsvollen Worte wechselten, wie die Verschwörer deren zu sprechen pflegen, und durch welche hindurch, wie hoffnungsvoll sie auch sein mögen, von Zeit zu Zeit gleichsam der Blitz des Richtschwertes oder des Dolches hindurchleuchtet, sah Nicolini sorglos, wie man es mit zwanzig Jahren ist, von seinen Liebschaften träumend, deren Gegenstand in diesem Augenblick eine der Ehrendamen der Königin war, und darüber die Freiheit von Neapel fast vergessend, ohne die Spitze von Pausilippo aus den Augen zu verlieren, am Himmel sich jenes Ungewitter emporthürmen, welches sein Onkel der Königin und er selbst seinen Genossen prophezeit hatte.

      In der That grollte von Zeit zu Zeit ein ferner Donner, welchem Blitze vorangingen, die von Süden nach Norden die dunkle Wolkenmassen spalteten und abwechselnd mit phantastischem Schein den schwarzen Felsen von Capri erleuchteten, der, sobald der Blitz erlosch, wieder in Nacht versank und mit der dunklen Wolkenmasse verschmolz, deren Basis er zu bilden schien.

      Von Zeit zu Zeit fuhren Stöße jenes schweren austrocknenden Windes, welcher den der libyschen Wüste geraubten Sand bis nach Neapel trägt, über die Fläche des Meeres, welches phosphorescirend sich sodann auf einen Augenblick in einen Feuersee verwandelte, um beinahe ebenso schnell wieder seinem Dunkel anheimzufallen.

      Beim Hauch dieses von den Fischern gefürchteten Windes beeilten eine Menge kleiner Barken sich, den Hafen zu gewinnen. Die einen wurden durch ihre dreieckigen Segel fortgetragen und zogen eine feurige Furche hinter sich her; die andern schwammen aus Leibeskräften und glichen jenen großen Spinnen, die auf dem Wasser laufen, und kratzten das Meer mit ihren Rudern, die bei jedem Schlage eine Garbe flüssiger Funken emporsprühen ließen.

      Allmälig verschwanden diese Barken, indem sie sich eiligst dem Lande näherten, hinter der schwerfälligen, unbeweglichen Masse des Castells d'Uovo und dem Leuchtthurm des Molo, dessen gelbliches Licht sich im Mittelpunkte eines Dunstkreises zeigte, welcher dem glich, welcher den Mond bei bevorstehender schlechter Witterung umgibt.

      Endlich war das Meer gänzlich vereinsamt, wie um dem Kampf, den die vier Winde des Himmels einander zu liefern im Begriffe standen, freies Feld zu lassen.

      In diesem Augenblick erschien an der Spitze des Pausilippo, wie ein Punkt im Raume, eine röthliche Flamme, welche gegen den glühenden Schwefelhauch des Ungewitters und die phosphoreseirenden Ausströmungen des Meeres deutlich abstach.

      Diese Flamme bewegte sich in gerader Linie auf den Palast der Königin Johanna zu.

      Plötzlich und als ob das Erscheinen dieser Flamme ein Signal wäre, krachte ein Donnerschlag, welcher von dem Cap Campanello bis zu dem Cap Milena rollte, während in derselben Richtung der sich öffnende Himmel dem erschrockenen Auge die unergründlichen Tiefen des Aethers zeigte.

      Von direct entgegengesetzten Punkten kommende Windstöße höhlten die Fläche des Meeres mit der Schnelligkeit und dem Getöse einer Wasserhose.

      Die Wellen stiegen wie von unterseeischem Sieden emporgetrieben, der Sturm sprengte eine Kette und durch lief den flüssigen Kreis wie ein wüthender Löwe.

      Nicolino stieß bei dem furchtbaren Anblick, welchen das Meer und der Himmel auf einmal darboten, einen Ruf aus, welcher die Verschworenen in den Tiefen des alten Palastes bewog, die Treppe hinauf und an das Fenster zu eilen, um zu sehen, um was es sich handelte.

      Die Barke, welche, wie nicht zu bezweifeln stand, den erwarteten Abgesandten an Bord hatte, war auf der Hälfte des Weges vom Pausilippo bis zum Palast der Königin Johanna von dem Sturm ergriffen worden. Sofort hatte sie ihr kleines viereckiges Segel gerefft und hüpfte nun scheu auf den Wogen hin, in welche die Ruder zweier kräftiger Männer einzugreifen suchten.

      Ganz wie Hector Caraffa gedacht, hatte den jungen Mann mit dem ehernen Herzen, welchen sie erwarteten, nichts aufzuhalten vermocht.

      Der im Voraus entworfenen Marschroute gemäß – und noch mehr aus Vorsicht für die neapolitanischen Verschwörer als für den Abgesandten, den eine französische Uniform und sein Titel als Championnets Adjutant in der Stadt eines verbündeten Königreichs, in einer befreundeten Hauptstadt schützen mußten – hatte er die Straße von Rom bei Santa Maria verlassen, um so bald als möglich den Meeresstrand zu gewinnen. Sein Pferd hatte er unter dem Vorwand, daß es zu ermüdet sei, um ihn noch weiter zu tragen, in Pozzuolo zurückgelassen, und hier halb durch Drohungen, halb durch das Versprechen einer reichlichen Belohnung zwei Fischer bewogen, trotz des drohenden Sturmes die Fahrt zu unternehmen, die sie unter dem Weinen und Klagen ihrer Frauen und Kinder begannen, von welchen sie bis auf die feuchten Steinplatten des Hafens begleitet wurden.

      Ihre Befürchtung hatte sich als gegründet erwiesen, und in Nisida angelangt, wollten sie ihren Passagier ans Land setzen und sich hinter dem Hafendamme bergen. Der junge Mann aber zog, ohne zornig zu werden, oder vergebliche Worte zu machen, seine Pistolen aus dem Gürtel, und richtete die Mündung derselben auf die widerstrebenden Ruderer, welche, als sie an diesem ruhigen, aber entschlossenen Gesichte sahen, daß es um sie geschehen wäre, wenn sie den Gehorsam verweigerten, sich schweigend in die unerbittliche Nothwendigkeit gefügt hatten.

      Sie kamen aus dem kleinen Golf von Pozzuolo in den Golf von Neapel heraus und hatten nun mit dem Sturme zu kämpfen, welcher, als er auf der ganzen, weiten, unermeßlichen Fläche blos diese einzige Barke zu vernichten sah, seine ganze Wuth auf diese concentriert zu haben schien.

      Die fünf Verschworenen standen einen Augenblick stumm und unbeweglich da. Der erste Anblick einer großen Gefahr, in welcher ein Mitmensch schwebt, ist anfangs allemal betäubend, dann empfinden wir wie einen gebieterischen und unwiderstehlichen Instinct der Natur, das Bedürfniß, ihm Beistand zu leisten.

      Hector Caraffa war der Erste, der das Schweigen brach.

      »Seile! Seile!« rief er, indem er sich den Schweiß trocknete, der plötzlich auf seiner Stirn perlte.

      Nicolino verstand, legte das Brett über den Abgrund, sprang von dem Fenstersims auf das Brett, von dem Brett auf den Felsen bis an das Thor der Straße und kam zehn Minuten später wieder mit einem Seile zum Vorschein, welches er von einem öffentlichen Brunnen abgerissen.

      Während dieser Zeit, so kurz dieselbe auch war, hatte die Wuth des Sturmes sich verdoppelt.

      Eben so aber hatte auch die Barke, von dem Sturme getrieben, sich genähert, so daß sie nur noch einige Kabellängen von dem Palaste entfernt war.

      Da die Wellen sich aber mit schäumender Wuth an der Klippe brachen, auf welcher der Palast erbaut war, so war die Annäherung an dieselbe, anstatt eine Hoffnung zu bieten, nur neue Gefahr, und der Schaum spritzte den Verschworenen ins Gesicht, während sie sich zu dem Fenster des ersten Stockwerkes herausneigten, das heißt in eine Höhe von zwanzig bis fünfundzwanzig Fuß über dem Wasser.

      Bei dem Scheine des an dem Bug der Barke hängenden Lichtes, welches jede überschlagende Welle auszulöschen drohte, sah man die beiden Ruderer mit angstvoll verstörter Miene sich über ihre Ruder neigend, während aufrecht stehend, als ob er an den Boden der Barke festgenietet wäre, das Haar vom Orkan gepeitscht, aber mit lächelnder Lippe und mit verächtlichem Blicke die Wogen betrachtend, welche gleich der Meute der Scylla ihn bellend umsprangen, der junge Mann einem dem Sturme gebietenden Gotte oder, was noch erhabener ist, einem für die Furcht unzugänglichen Menschen glich.

      An der Art und Weise, auf welche er die Hand über die Augen hielt und seinen Blick auf die riesige Ruine richtete, sah man, daß er in der Hoffnung, erwartet zu werden, durch die Dunkelheit hindurch die Anwesenheit derer zu erspähen suchte, welche ihn erwarteten.

      Ein Blitz kam ihm zu Hilfe, indem er die rissige, düstere Facade des alten Gebäudes erleuchtete, und er erblickte nun die fünf Männer, welche mit unruhigen Geberden und Mienen wie aus Einem Munde ihm zuriefen:

      »Muth! Muth!«

      In demselben Augenblicke schlug eine an der Felsenbasis des Palastes sich brechende ungeheure Woge über das Vordertheil der Barke hinweg, löschte das Licht derselben aus und schien sie mit Mann und Maus verschlungen zu haben.

      Den Verschworenen stockte der Athem in der Brust. Mit verzweifelter Gebärde zerraufte


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