La San Felice. Александр Дюма

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La San Felice - Александр Дюма


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er auch selbst ein wenig hinter den Andern und der Königin gegenüber Platz.

      »Komm her, mein armer Jupiter,« sagte er dann, indem er sich mit der Hand auf den Schenkel schlug, »wir werden uns schön amüsieren!«

      Der Hund kam gähnend herbei, und streckte sich wie eine Sphynx zu seinen Füßen nieder.

      »Meine Herren, sagte die Königin mit jener Ungeduld, welche das dem ihrigen so ganz entgegengesetzte Thun und Wesen ihres Gemahls stets in ihr erweckte, »die Sache ist sehr einfach, und wenn der König heute aufgelegt wäre, davon zu sprechen, so würde er sie Ihnen in zwei Worten mittheilen.«

      Als sie sah, daß Alle mit der größten Aufmerksamkeit horchten, fuhr sie fort:

      »Der französische Gesandte, der Bürger Garat, hat diese Nacht Neapel verlassen, nachdem er uns zuvor den Krieg erklärt.«

      »Und,« sagte der König, »es muß hierbei noch bemerkt werden, meine Herren, daß wir diese Kriegserklärung nicht gewollt haben, und daß unsere gute Freundin, die englische Regierung, ihren Zweck erreicht hat. Wir werden nun sehen, wie sie uns unterstützen wird. Dies ist Actons Sache.«

      »Und die des tapferen Nelson,« sagte die Königin. »Uebrigens hat er bei Abukir gezeigt, was das Genie im Bunde mit dem Muthe auszurichten vermag.«

      »Gleichviel, Madame,« sagte der König. »Ich zögere nicht, Ihnen offen zu sagen, daß der Krieg mit Frankreich eine schlimme Geschichte ist.«

      »Aber,« entgegnete die Königin ärgerlich, »Sie werden selbst zugeben, daß die Geschichte weniger schlimm ist, seitdem der Bürger Buonaparte, obschon er sich den Sieger von Dego, von Montenotte, von Arcole und von Mantua nennt, abgeschnitten in Egypten sitzt, wo er bleiben wird, bis Frankreich eine neue Flotte gebaut hat, um ihn zu holen. Er wird dadurch hoffentlich Zeit gewinnen, die Rüben wachsen zu sehen, zu welchen das Directorium ihm den Samen geliefert, damit er die Ufer des Nil damit besäe.«

      »Ja,« antwortete der König in nicht weniger ärgerlichem Tone, »in Ermangelung des Bürgers Buonaparte, der übrigens sehr gütig ist, wenn er sich blos den Sieger von Dego, von Montenotte, von Arcole und von Mantua nennt, da er sich mit Recht auch den von Roveredo, von Baffano, von Castiglione und von Millesimo nennen könnte – bleiben Frankreich noch Massena, der Sieger von Rivoli, Bernadotte, der Sieger von Tagliamento, Augereau, der Sieger von Lodi, Jourdan, der Sieger von Fleurus, Brune, der Sieger von Alkmer, Moreau, der Sieger von Rastatt, und dies sind Sieger genug für uns, die wir noch niemals gesiegt, abgesehen von Championnet, dem Sieger der Dünen, den ich vergessen und der, wie ich Ihnen beiläufig bemerklich mache, nur dreißig Meilen, das heißt drei Tagemärsche weit von uns steht.«

      Die Königin zuckte die Achseln mit einem verächtlichen Lächeln, welches Championnet galt, dessen augenblickliche Ohnmacht sie erkannte, welches der König aber auf sich bezog.

      »Ich kann mich höchstens um zwei bis drei Meilen geirrt haben, Madame,« sagte er. »Seitdem die Franzosen Rom besetzt halten, habe ich oft genug gefragt, wie viel die Entfernung betrage, um es zu wissen.«

      »O, ich will Ihnen Ihre geographischen Kenntnisse gar nicht streitig machen, Majestät,« sagte die Königin, indem sie ihre Unterlippe auf das Kien herabhängen ließ.

      »Ich verstehe; Sie begnügen sich, mir meine politischen Fähigkeiten streitig zu machen. Obschon aber San Nicandro sein Möglichstes gethan hat, um einen Esel aus mir zu machen und obschon ihm dies nach Ihrer Meinung unglücklicherweise auch sehr wohl gelungen ist, so muß ich doch diesen Herren, welche die Ehre haben, meine Minister zu sein, bemerklich machen, daß die Sache sich verwickelt. Es handelt sich jetzt nicht mehr darum wie im Jahre 1793, drei oder vier Schiffe und fünf- oder sechstausend Mann nach Toulon zu schicken, die übrigens, Schiffe sowohl als Mannschaften, in einem schönen Zustande von Toulon zurückkamen, denn der Bürger Buonaparte hatte, obschon er damals noch Sieger von nichts war, die nicht schlecht zugerichtet. Es handelt sich jetzt nicht mehr darum wie im Jahre 1796, der Coalition vier Regimenter Cavallerie zu liefern, welche allerdings Wunder in Tirol von Tapferkeit verrichteten, was aber nicht verhinderte, daß Cuto gefangengenommen ward und Moliterno das schönste seiner Augen dort ließ. Bemerken Sie wohl, daß wir 1793 sowohl als 1796 noch durch die ganze Breite Oberitaliens gedeckt waren, weil dieses von den Truppen unseres Neffen besetzt war, der, ohne daß ich ihm einen Vorwurf daraus machen will, keine Eile zu haben scheint, einen Feldzug zu beginnen, obschon der Bürger Buonaparte ihm durch den Vertrag von Campo Formio die Krallen verteufelt verschnitten hat. Aber unser Neffe Franz ist ein kluger Mann. Er begnügt sich, um den Feldzug zu eröffnen, nicht mit den sechzigtausend Mann, welche Sie ihm anbieten, sondern er erwartet auch noch die fünfzigtausend, welche der Kaiser von Rußland ihm verspricht. Er kennt die Franzosen, denn er hat schon zu seinem Nachtheil mit ihnen zu thun gehabt.«

      Und Ferdinand, welcher seine gute Laune wieder ein wenig zu gewinnen begann, lachte über seine eigenen Bemerkungen, und rechtfertigte dadurch jene so wahre und deshalb so betrübende Maxime Larochefoucauld's, daß in dem Unglücke eines Freundes stets etwas liegt, was uns Vergnügen macht.

      »Ich muß,« antwortete Caroline, die sich durch die Heiterkeit, welche der König auf Kosten seines Neffen an den Tag legte, verletzt fühlte, »ich muß dem König bemerklich machen, daß es der neapolitanischen Regierung nicht wie dem Kaiser von Oesterreich freisteht, Zeit und Stunde zu wählen. Nicht wir sind es, die Frankreich den Krieg erklären, sondern Frankreich erklärt ihn uns und hat ihn uns schon erklärt. Wir müssen daher so bald als möglich sehen, welche Mittel uns zur Führung dieses Krieges zur Verfügung stehen.«

      »Allerdings müssen wir das sehen, sagte der König. »Beginnen wir mit Dir, Ariola. Man spricht von fünfundsechzigtausend Mann. Wo sind deine fünfundsechzigtausend Mann?«

      »Wo sie sind, Sire?«

      »Ja, zeige sie mir.«

      »Nichts leichter als dies, und der Generalcapitän Acton ist hier und kann Ew. Majestät sagen, ob ich lüge.«

      Acton nickte bejahend mit dem Kopf.

      Ferdinand sah Acton von der Seite an. Er hatte zuweilen Anwandlungen, nicht von Eifersucht, denn dazu war er zu sehr Philosoph, wohl aber von Neid. Acton gab daher in Gegenwart des Königs nur dann ein Lebenszeichen von sich, wenn Ferdinand selbst das Wort an ihn richtete.

      »Der Generalcapitän wird für sich antworten, wenn ich ihm die Ehre erzeige ihn zu befragen,« sagte der König. »Mittlerweile antworte für Dich selbst, Ariola. Wo sind deine fünfundsechzigtausend Mann?«

      »Zweiundzwanzigtausend stehen im Lager von San Germano, Sire.«

      So wie Ariola die Truppen herrechnete, zählte Ferdinand, mit dem Kopfe nickend, an den Fingern.

      »Ferner haben wir sechzehntausend Mann in den Abruzzen,« fuhr Ariola fort, »achttausend in der Ebene von Sessa, sechstausend in den Mauern von Gaëta, zehntausend sowohl in Neapel als an den Küsten, endlich dreitausend in Benevento und Ponto Corvo.«

      »Die Rechnung stimmt, sagte der König, als Ariola mit seiner Aufzählung fertig war; »ich habe sonach wirklich eine Armee von fünfundsechzigtausend Mann.«

      »Die sämmtlich neu nach österreichischer Manier uniformiert sind.«

      »Das heißt wohl weiß?«

      »Ja, Sire, anstatt wie früher grün.«

      »Ach, mein lieber Ariola,« rief der König mit einem Ausdrucke grotesker Schwermuth, »mögen meine Soldaten nun weiß oder grün uniformiert sein, so laufen sie doch davon.«

      »Sie haben eine beklagenswerthe Meinung von Ihren Unterthanen, Majestät,« antwortete die Königin.

      »Eine beklagenswerthe Meinung, Madame? Im Gegentheile ich halte meine Unterthanen für sehr klug, ja sogar für zu klug, und eben deshalb zweifle ich, daß sie sich wegen Dingen todtschlagen lassen, die sie nichts angehen. Ariola sagt uns, er habe fünfundsechzigtausend Mann. Unter diesen fünfundsechzigtausend Mann sind allerdings fünfzehntausend Mann alte Soldaten, aber diese alten Soldaten haben noch niemals einen Schuß abgefeuert, noch eine Kugel pfeifen gehört. Diese laufen vielleicht erst bei dem zweiten Schusse davon, das ist wohl möglich. Was aber die fünfzigtausend Anderen betrifft, so datieren dieselben


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