La San Felice. Александр Дюма

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La San Felice - Александр Дюма


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Woge des Todes hinabsinkend, murmelte er:

      »Antonio! Antonio! Verzeihe mir!«

      »Du hast es gesagt, Clemente, antwortete der Herzog, »die Götter lieben uns. Eben so wie Kleobis und Biton werden wir mit einander sterben. Ich segne Dich, Bruder meines Herzens! Ich segne Dich, Clemente!»

      In diesem Augenblick, mitten unter dem Freudengeschrei, den frechen Spöttereien und blutigen Lästerungen dieser Rotte hielt ein Mann eine brennende Fackel an die am Fuße des Scheiterhaufens aufgehäuften Papiere und Bücher, welchen der Herzog weder einen Blick noch einen Seufzer gewidmet, während ein anderer schrie:

      »Wasser! Wasser! Sie dürfen nicht zu schnell sterben.«

      Und in der That dauerte die Qual der beiden Brüder volle drei Stunden!

      Erst nach Verlauf dieser Zeit zerstreute sich das mit Martern gesättigte Volk, während Jeder auf der Spitze seines Dolches, seines Messers oder Stockes einen Fetzen verbranntes Fleisch mit fortnahm.

      Die Gebeine blieben dem Scheiterhaufen, welcher fortfuhr sie langsam zu verzehren.

      Der Doctor Cirillo konnte nun seine Fahrt nach Portici weiter fortzusetzen. Der Todeskampf dieser beiden Märtyrer war es, der ihm den Weg versperrte.

      So endeten der Herzog della Torre und sein Bruder Don Clemente Filomarino, die beiden ersten Schlachtopfer der Volkswuth von Neapel.

      Das Wappen der Stadt mit dem schönen Himmel ist ein Cavale passante, aber dieses Cavale, dieses Pferd, welches aus den Rossen des Diomedes entstanden, hat sich sehr oft mit Menschenfleisch genährt.

      Fünfzig Minuten später war der Doctor Cirillo in Portici und der Kutscher hatte seinen Piaster verdient.

      Noch denselben Abend erreichte Hector Caraffa, verkleidet und auf demselben Wege, den er schon einmal eingeschlagen, um das Königreich Neapel zu verlassen, die Grenze der päpstlichen Staaten und begab sich in aller Eile nach Rom, um dem General Championnet den einem Adjutanten zugestoßenen Unfall zu melden und sich mit ihm über die unter diesen ernsten Umständen zu ergreifenden Maßregeln zu besprechen.

       Achtes Capitel.

      Ein Gemälde von Leopold Robert

      Wir lassen Hector Caraffa die Fußsteige des Gebirges verfolgen und schlagen, in der Hoffnung vor ihm anzulangen, mit Erlaubniß unserer Leser die Heerstraße von Neapel nach Rom ein, dieselbe, welche der französische Gesandte Dominique Joseph Garat eingeschlagen.

      Ohne uns in dem Feldlager zu Sessa, wo die Truppen des Königs Ferdinand manöverieren, oder bei dem Thurm von Castellone in Gaëta, welcher fälschlich das Grabmal Ciceros genannt wird, ohne uns auch nur bei dem Wagen unseres Gesandten aufzuhalten, welcher, von vier raschen Pferden gezogen, den Abhang von Castellone hinabrollt, überholen wir ihn und versetzen uns sofort nach Itri, wo Horaz auf seiner Reise nach Brindisi an der Küste Capitos gespeist und bei Murena geschlafen hat:

      »Murena praebente domum, Capitone culinana.«

      Heutzutage, das heißt zu der Zeit, wo wir unsere Leser hierher führen, ist die kleine Stadt Itri nicht mehr die Urbs Mamurrarum. Sie zählt unter ihren viertausendfünfhundert Einwohnern nicht mehr Männer, welche die Berühmtheit des großen römischen Rechtsgelehrten oder des Schwagers Mäcenas erreicht hätten.

      Uebrigens haben wir hier weder eine Mahlzeit, noch ein Nachtlager zu beanspruchen. Es gilt einfach einig Aufenthalt von einigen Stunden bei dem Stellmachermeister des Ortes, wo unser Gesandter in Folge des schlecht Weges, welchen er fahren muß, sich sehr bald ebenfalls er finden wird.

      Das Haus des Don Antonio della Rota – die Namen führt er sowohl wegen seiner adeligen Atammut welche, wie er behauptet, bis auf die Spanier zurückreicht als auch wegen der Geschicklichkeit, womit er die widerspästigste Ulme oder Esche die Form eines Rades annehmen läßt – steht in einer Weise, welche der Intelligenz des Besitzers zur Ehre gereicht, kaum zwei Schritte von dem Posthause und dem Gasthause del Riposo d'orazio gegenüber, welches, wie sein Name lehrt, angeblich auf demselben Platze steht, auf welchem früher das Haus des Murena gestanden. Don Antonio della Rota hatte klüglich berechnet, daß, wenn er seinen Wohnsitz in der Nähe der Post, wo die Reisenden frischen Vorspann nehmen mußten, oder dem Gasthaus gegenüber aufschlüge, wo sie, durch classische Erinnerungen angelockt, ihre Erfrischungen einnehmen, keiner der Wagen, welche auf diesen berüchtigten Wegen, wo Ferdinand selbst sich erinnerte, zweimal umgeworfen worden sein, Beschädigungen erlitten, seiner Jurisdiction entgehen könne.

      Und in der That, Don Antonio machte trotz der Tätigkeit der königlichen Straßeninspektoren glänzende Geschäfte. Unsere Leser werden sich daher nicht wundern, wenn sie beim Eintritte in das Haus zum Zeichen der hier herrschenden frohen Stimmung das Dröhnen und Klirren der nationalen Schellentrommel sich mit den Tönen der spanischen Guitarre mischen hören.

      Uebrigens hatte außer der gewöhnlichen Heiterkeit, welche jeder Gewerbsmann bei dem wachsenden Gedeihen seines Geschäftes zu zeigen pflegt, Don Antonio an diesem Tage einen ganz besonderen Anlaß zur Freude.

      Er vermälte nämlich seine Tochter Francesca mit seinem ersten Gehilfen Peppino, welchem er, wenn er sich einmal von den Geschäften zurückzöge, sein Etablissement zu überlassen gedachte.

      Wir durchschreiten den dunklen Gang, welcher das Haus von einer Façade zur andern durchschneidet, und werfen einen Blick auf den Hof und auf den Garten.

      Dieser Blick zeigt uns, daß die officielle Façade, das heißt, die der Straße zugekehrte, ebenso verlassen, öde und schweigsam ist, als die entgegengesetzte heiter, belebt und glänzend.

      Der Theil von Don Antonios Besizthum, in welches wir eindringen, besteht aus einer Terrasse mit Geländer, welche mittelst einer Treppe von sechs Stufen in einen Hof hinabführt, dessen Boden aus einer Art Thonerde besteht und zur Zeit der Ernte als Tenne zum Dreschen diente.

      Dieser Hof und diese Terrasse bilden eine einzige ungeheure Laube, denn sie sind mit Weinreben bedeckt, welche, von den nahestehenden Bäumen ausgehend, bis an das Haus reichen, an welchem sie weiterklettern, die weißgetünchte Fagade bedecken, und durch ihre grünen, bei jedem Luftzuge sich bewegenden Blätter die allzu grelle Farbe der Wand mildern, die in Folge dieser freundlichen Mitwirkung der Natur bewundernswürdig mit den rothen Ziegeln des Daches harmoniert, welche sich scharf gegen den dunklen Azur des Himmels abheben.

      Ueber Alles gießt die Sonne die warme Färbung eines der ersten Herbstmorgen und marmoriert, die Zwischenräume des noch so dichten Laubwerkes durchdringend, die Steinplatten der Terrasse und den festgeschlagenen Boden des Hofes mit Goldblättchen.

      Weiterhin erstreckt sich der Garten, das heißt, eine Anpflanzung von unregelmäßig stehenden Pappeln, welche miteinander durch lange Weinrebengewinde verbunden sind, an welchen sich Trauben schaukeln, welche dem gelobten Lande zur Ehre gereichen würden.

      Diese dunkelpurpurnen Trauben sind so zahlreich, daß jeder Vorübergehende das Recht zu haben glaubt, so viele davon abzuschneiden, als erforderlich sind, um seine Naschlust zu befriedigen, oder einen Durst zu löschen, während die Sperlinge, Drosseln und Amseln ihrerseits die einzelnen Beeren ebenso von den Trauben ablösen, wie die Vorübergehenden die Trauben von dem Stocke.

      Einige Hühner, welche unter der Aufsicht eines ernsten und beinahe unbeweglichen Hahns hier und da in der Anpflanzung umherlaufen, nehmen auch ihren Antheil an der Beute, sei es, indem sie die herabfallenden Beeren aufpicken, sei es, daß sie bis auf die tiefer hängenden Trauben hinaufspringen, an welchen sie zuweilen mit dem Schnabel hängen bleiben, so gefräßig hacken sie in dieselben hinein.

      Was schadet aber diese Welt von Dieben, Räubern und Schmarotzern dieser üppigen Natur? Es bleibt ja immer noch genug übrig, um eine Weinlese zu machen, welche für die Bedürfnisse des folgenden Jahres ausreicht. Die Vorsehung ist ganz speziell für die unthätigen Seelen und sorglosen Gemüther erfunden.

      Jenseits des Gartens beginnen die ersten Terrassen jener apenninischen Gebirge, welche in der Vorzeit jene rauhen famnitischen Hirten, welche die Legionen des Posthumus unter dem Joche hindurchgehen ließen und jene unbesiegbaren Marser schirmten, welche die Römer anzugreifen zögerten und zweitausend Jahre lang zu ihren Bundesgenossen zu machen suchten.

      Hierher


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