Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

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Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith


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die reichsten Minen sowohl der Metalle wie der Edelsteine können dem Reichtum der Welt nur wenig hinzufügen. Ein Erzeugnis, dessen Wert hauptsächlich seiner Seltenheit zuzuschreiben ist, wird notwendig durch seinen Überfluss entwertet. Ein Tafelgeschirr und der übrige eitle Tand in Kleidung und Gerätschaften würde im letzteren Falle für eine geringere Menge Arbeit oder für eine geringere Menge Waren gekauft werden, und hierin würde der ganze Vorteil bestehen, den die Welt aus jenem Überfluss zöge.

      Anders ist es mit Grundstücken über der Erde. Der Wert sowohl ihrer Produkte wie ihrer Rente richtet sich nach ihrer absoluten und nicht nach ihrer relativen Fruchtbarkeit. Das Land, das eine gewisse Quantität Nahrung, Kleidung und Wohnungsbedürfnisse hervorbringt, kann stets eine gewisse Zahl Menschen nähren, kleiden und mit Wohnung versorgen: und welchen Anteil davon auch der Grundherr bezieht, stets wird er ihm eine verhältnismäßige Verfügung über die Arbeit dieser Leute und über die Waren geben, mit welchen diese Arbeit ihn versehen kann. Der Wert der unfruchtbarsten Ländereien wird durch die Nachbarschaft der fruchtbarsten nicht verringert; er wird im Gegenteil gewöhnlich dadurch erhöht. Die große Menge Menschen, die auf dem fruchtbaren Lande ihre Nahrung findet, bietet für viele Produkte des unfruchtbaren einen Markt, den sie unter den Leuten, die seine eigene Produktion zu erhalten vermochte, niemals hätte finden können.

      Alles, was die Fruchtbarkeit des Bodens derart vermehrt, dass er mehr Nahrungsmittel hervorbringt, erhöht nicht nur den Wert der Ländereien, denen die Verbesserung zu Teil wird, sondern trägt auch dazu bei, den Wert vieler anderer Ländereien dadurch zu steigern, dass es für ihre Produkte eine neue Nachfrage schafft. Der Überschuss an Nahrungsmitteln, der infolge der Bodenverbesserung vielen Leuten über ihren eigenen Bedarf noch etwas abwirft, ist die wirkliche Ursache der Nachfrage nach edlen Metallen und Edelsteinen, sowie nach allen anderen Gegenständen der Bequemlichkeit und des Zierrats an Kleidung, ‘Wohnung, Haushalt usw. Die Nahrungsmittel bilden nicht nur den Hauptteil alles Reichtums in der Welt, sondern ihr Überfluss gibt auch vielen anderen Gütern erst ihren hauptsächlichen Wert. Bei der Entdeckung von Cuba und St. Domingo durch die Spanier hatten die armen Eingebornen die Gewohnheit, kleine Stückchen Gold als Zierrat im Haar und an manchen Stellen ihres Anzugs zu tragen. Sie schienen sie ebenso zu schätzen, wie wir etwa kleine Kieselsteine von etwas mehr als gewöhnlicher Schönheit schätzen, und hielten sie allenfalls des Aufhebens wert, aber nicht für kostbar genug, um sie dem, der sie darum bat, zu verweigern. Sie gaben sie ihren neuen Gästen auf ihren ersten Wunsch und schienen nicht zu glauben, dass sie ihnen ein besonders wertvolles Geschenk gemacht hätten. Mit Erstaunen bemerkten sie die Gier der Spanier nach ihrem Besitze und begriffen nicht, wie es ein Land geben konnte, wo viele Leute über einen solchen Überfluss an Nahrungsmitteln, die bei ihnen so unzureichend waren, verfügen konnten, dass sie für eine geringe Menge jenes glitzernden Flitters gern so viel Nahrungsmittel, wie eine ganze Familie auf mehrere Jahre braucht, hergaben. Hätte ihnen dies begreiflich gemacht werden können, so würde sie die Leidenschaft der Spanier nicht mehr befremdet haben.

       Dritte Abteilung

      Die Veränderung in dem Verhältnis zwischen dem Werte derjenigen Art von Produkten, welche immer eine Rente bringen, und dem Werte derer, die zuweilen eine Rente gewähren und zuweilen keine

      Der infolge zunehmender Kultur wachsende Überfluss von Nahrungsmitteln muss notwendig auch die Nachfrage nach den anderen Bodenprodukten, die nicht Nahrungsmittel sind, sondern zu anderem Gebrauch oder zur Zierde dienen, vermehren. Man sollte demnach erwarten, dass im gesamten Fortschritt der Kultur nur eine einzige Veränderung in dem Wertverhältnis dieser beiden Arten von Produkten eintreten und der Wert derjenigen Art von Produkten, die zuweilen eine Rente abwirft und zuweilen nicht, stets gerade so zunehmen würde, wie der Wert derjenigen, welche stets eine Rente geben. In dem Maße, wie Künste und Gewerbe fortschreiten, müssten auch die Stoffe für Kleidung und Wohnung, die nützlichen Fossilien und Mineralien der Erde, und die edlen Metalle und Edelsteine allmählich mehr und mehr im Begehr steigen, sich allmählich gegen eine immer größere Menge von Nahrungsmitteln vertauschen lassen, mit anderen Worten allmählich immer teurer werden. Dies ist auch beim größten Teil dieser Dinge meist der Fall, und würde dies unter allen Umständen sein, wenn nicht besondere Umstände in manchen Fällen das Angebot noch höher gesteigert hätten als die Nachfrage.

      Der Wert eines Steinbruchs z. B. wird notwendig mit der zunehmenden Kultur und Bevölkerung der Umgegend steigen, namentlich wenn er der einzige in der ganzen Gegend ist. Dagegen steigt der Wert einer Silbermine, wenn auch innerhalb tausend Meilen keine andere vorhanden wäre, durchaus nicht notwendig mit der Kultur des Landes, in dem sie sich befindet. Der Markt für das Produkt eines Steinbruchs kann sich selten weiter als auf einige Meilen in der Runde erstrecken, und die Nachfrage danach wird sich im Ganzen nach der Kultur und Bevölkerung dieses kleinen Umkreises richten. Der Markt für das Produkt einer Silbermine hingegen kann sich über die ganze bekannte Welt ausdehnen. Wenn daher nicht die Welt im Ganzen an Kultur und Bevölkerung zunimmt, braucht die Nachfrage nach Silber infolge der fortschreitenden Kultur selbst eines großen Landes in der Nähe der Mine keineswegs zu steigen. Selbst wenn die Welt im Ganzen an Kultur zunähme, gleichzeitig aber neue Minen von weit größerer Ergiebigkeit als die bisher bekannten, entdeckt würden, so würde trotz der notwendig wachsenden Nachfrage nach Silber sein Angebot doch so bedeutend steigen, dass der Sachpreis dieses Metalls nach und nach sinken müsste, d. h. dass eine bestimmte Menge von ihm etwa ein Pfund, nach und nach eine immer geringere Menge von Arbeit kaufen könnte, oder sich nur gegen eine immer kleiner werdende Menge Getreides, des Hauptlebensmittels der Arbeiter, vertauschen ließe.

      Der große Markt für Silber ist der handeltreibende und zivilisierte Teil der Welt.

      Wenn durch den allgemeinen Fortschritt die Nachfrage dieses Marktes wüchse, während zu gleicher Zeit das Angebot nicht in demselben Verhältnis zunähme, so würde der Wert des Silbers allmählich im Verhältnis zu dem des Getreides steigen. Eine gegebene Menge Silber würde im Tausch eine immer größere Menge Getreide gelten, oder mit anderen Worten, der durchschnittliche Geldpreis des Getreides würde allmählich immer niedriger werden.

      Wenn umgekehrt zufällig das Angebot viele Jahre hindurch in größerem Maße wächst als die Nachfrage, so würde jenes Metall allmählich immer wohlfeiler werden, oder mit anderen Worten, der durchschnittliche Geldpreis des Getreides würde trotz aller Fortschritte der Kultur allmählich immer höher werden.

      Stiege jedoch andererseits das Angebot des Metalls fast in demselben Maße, wie die Nachfrage, so würde man auch ferner fast dieselbe Menge Getreide dafür kaufen können, und der durchschnittliche Geldpreis des Getreides würde trotz aller Kulturfortschritte ungefähr der nämliche bleiben.

      Diese drei Fälle scheinen alle möglichen Eventualitäten, die sich im Fortschritt der Kultur ereignen können, zu erschöpfen, und im Laufe der letzten vier Jahrhunderte ereigneten sich, soweit man nach den Vorgängen in Frankreich und Großbritannien urteilen kann, alle drei Fälle auf dem europäischen Markt, und zwar so ziemlich in derselben Reihenfolge, in der ich sie hier aufgeführt habe.

       Abschweifung

      Über die Schwankungen des Silberwerts während der letzten vier Jahrhunderte

      Erste Periode

      Um das Jahr 1350 scheint der Durchschnittspreis des Quarters Weizen in England nicht weniger als vier Unzen Silber Towergewicht, etwa gleich zwanzig Schilling unsres jetzigen Geldes, gekostet zu haben. Von diesem Preise scheint er allmählich bis auf zwei Unzen Silber also etwa zehn Schilling unsres Geldes gefallen zu sein, zu welchem Preise wir ihn am Anfang des sechzehnten Jahrhunderts veranschlagt finden, und den er bis ungefähr 1570 behalten haben mag.

      Im Jahre 1350, dem fünfundzwanzigsten Eduards III., wurde das sogenannte Arbeiterstatut erlassen. Im Eingange dazu wird über die Ungebührlichkeit der Dienstboten geklagt, die ihren Herrschaften einen höheren Lohn abzunötigen suchen. Deshalb wird verordnet, dass alle Dienstboten und Arbeiter in Zukunft sich mit den nämlichen Löhnen und Livreen (Livery bedeutete damals nicht bloß Kleidung, sondern auch Beköstigung) begnügen


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