Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

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Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith


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vortrefflich mit der Ansicht des Herrn Dupré de St. Maur und der von mir entwickelten überein. Bischof Fleetwood und Dupré de St. Maur sind die beiden Schriftsteller, die mit der größten Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit die Preise früherer Zeiten gesammelt haben, und merkwürdigerweise treffen, trotz ihrer verschiedenen Ansichten, doch die von beiden festgestellten Tatsachen, wenigstens soweit sie sich auf die Getreidepreise beziehen, sehr genau zusammen.

      Es sind indessen nicht sowohl die niedrigen Preise des Getreides als die mancher anderen Bodenprodukte, aus denen die urteilfähigsten Schriftsteller den hohen Wert des Silbers in jenen früheren Zeiten gefolgert haben. Getreide, hat man gesagt, ist eine Art Fabrikat, und in jenen rohen Zeiten verhältnismäßig weit teurer als die meisten andern Waren, worunter man vermutlich die meisten ohne Mitwirkung menschlicher Arbeit entstandenen Dinge, wie Vieh, Geflügel, Wildbret aller Art usw. versteht. Dass diese in Zeiten der Armut und Barbarei verhältnismäßig viel wohlfeiler als Korn waren, ist unzweifelhaft richtig. Allein diese Wohlfeilheit war nicht die Wirkung des hohen Silberwertes, sondern die des niedrigen Wertes jener Waren. Sie rührte nicht daher, dass das Silber in solchen Zeiten eine größere Menge Arbeit kauft oder darstellt, sondern daher, dass solche Waren eine weit geringere Menge Arbeit kaufen oder darstellen als in Zeiten größerer Wohlhabenheit und Kultur. Das Silber muss sicherlich im spanischen Amerika wohlfeiler sein als in Europa, in dem Erzeugungslande wohlfeiler als in dem Lande, wohin es mit den Kosten einer langen Land- und Wasserfracht und der Versicherung gebracht wird. Gleichwohl betrug, nach Ulloa, noch vor nicht langer Zeit in Buenos-Ayres der Preis eines ausgesuchten Ochsen nur 2 ½ d. und 16 sh. ist nach Byron der Preis eines guten Pferdes in der Hauptstadt von Chili. In einem von Natur fruchtbaren Lande, dessen größter Teil jedoch durchaus unkultiviert ist, kann man Vieh, Geflügel, Wildbret aller Art usw. mit einer sehr geringen Arbeitsmenge erwerben, und man kann sich daher auch nur eine sehr geringe Arbeitsmenge dafür verschaffen. Der niedrige Geldpreis, zu dem sie verkauft werden, ist kein Beweis, dass der Sachwert des Silbers dort sehr hoch, sondern nur, dass der Sachwert jener Waren sehr niedrig ist.

      Die Arbeit und nicht irgendeine Ware oder Gattung von Waren ist, wie man festhalten muss, das wahre Wertmaß sowohl des Silbers als aller anderen Waren.

      Da in fast noch unangebauten oder nur dünn bevölkerten Ländern Vieh, Geflügel, Wildbret aller Art usw. freiwillige Erzeugnisse der Natur sind, so bringt diese sie oft in weit größeren Mengen hervor als die Einwohner verbrauchen können. Unter solchen Umständen übersteigt das Angebot gewöhnlich die Nachfrage. In verschiedenen Zuständen der Gesellschaft, auf verschiedenen Stufen der Kultur werden daher solche Waren sehr verschiedene Mengen von Arbeit darstellen oder aufwiegen.

      Getreide aber ist in jedem Zustande der Gesellschaft, auf jeder Stufe der Kultur das Erzeugnis menschlichen Fleißes. Die durchschnittliche Produktion jeder Art von Gewerbfleiß passt sich nun immer mehr oder weniger dem durchschnittlichen Verbrauch, das durchschnittliche Angebot der durchschnittlichen Nachfrage an. Überdies erfordert die Erzeugung gleicher Getreidemengen in demselben Boden und Klima auf jeder Stufe der Kultur durchschnittlich fast gleiche Arbeitsmengen, oder, was auf dasselbe hinausläuft, den Preis gleicher Arbeitsmengen, denn die beständige Zunahme in den produktiven Kräften der Arbeit wird bei fortschreitender Kultur mehr oder weniger durch den beständig steigenden Preis des Viehs, des hauptsächlichsten Werkzeuges des Ackerbaues, aufgewogen. Aus allen diesen Gründen darf man annehmen, dass gleiche Getreidemengen in jedem Zustande der Gesellschaft, auf jeder Stufe der Kultur weit eher gleiche Arbeitsmengen darstellen oder aufwiegen werden, als gleiche Mengen anderer Bodenerzeugnisse. Mithin ist das Getreide wie bereits bemerkt, auf allen Stufen des Reichtums und der Kultur ein genaueres Wertmaß als jede andere Ware oder Gattung von Waren. Auf allen diesen Stufen werden wir daher den Sachwert des Silbers weit besser durch einen Vergleich mit Getreide als mit irgendeiner anderen Ware oder Gattung von Waren beurteilen.

      Überdies macht Getreide oder was sonst das gewöhnliche und allgemein beliebte pflanzliche Nahrungsmittel des Volks ist, in jedem zivilisiertem Lande den Hauptteil der Lebensmittel des Arbeiters aus. Infolge der Ausdehnung des Ackerbaus bringt der Boden eines jeden Landes eine viel größere Menge pflanzlicher als tierischer Nahrung hervor, und der Arbeiter lebt überall vorzugsweise von demjenigen gesunden Nahrungsmittel, welches das wohlfeilste und reichlichste ist. Fleisch bildet, außer in den blühendsten Ländern, in denen die Arbeit am höchsten bezahlt wird, nur einen unbedeutenden Teil seiner Nahrungsmittel; Geflügel einen noch kleineren Teil von ihnen und Wildbret gar keinen. In Frankreich, und selbst in Schottland, wo die Arbeit etwas besser als in Frankreich bezahlt wird, genießt der ärmere Arbeiter, außer an Feiertagen und bei anderen außerordentlichen Gelegenheiten, selten Fleisch. Daher hängt der Geldpreis der Arbeit weit mehr von dem durchschnittlichen Geldwert des Getreides, des Nahrungsmittels der Arbeiter als von dem des Fleisches oder irgendeines anderen Bodenproduktes ab. Mithin hängt auch der Sachwert des Goldes und Silbers, beziehungsweise die Arbeitsmenge, welche damit erkauft werden kann, weit mehr von der Getreidemenge, die dafür zu haben ist als von der Menge Fleisch oder anderer Bodenprodukte ab.

      So nachlässige Beobachtungen über die Preise des Getreides oder anderer Waren würden wahrscheinlich nicht so viele einsichtige Schriftsteller irregeleitet haben, wenn sie nicht gleichzeitig durch die volkstümliche Meinung beeinflusst worden wären, dass in dem Maße, in dem die Menge des Silbers naturgemäß in jedem Lande mit der Zunahme des Reichtums wächst, auch sein Wert sich vermindere. Diese Meinung scheint aber durchaus grundlos zu sein.

      Die Menge der edlen Metalle kann in jedem Lande aus zweierlei Ursachen zunehmen: erstens infolge steigender Ergiebigkeit der Bergwerke, die sie liefern; zweitens infolge zunehmenden Reichtums des Volks, zunehmenden Ertrags seiner Arbeit. Die erste dieser Ursachen ist ohne Zweifel mit der Verringerung im Werte der edlen Metalle notwendig verknüpft; die andere nicht.

      Wenn ergiebigere Bergwerke entdeckt werden, kommt eine größere Menge edler Metalle auf den Markt, und wenn die Menge der Lebens- und Genussmittel, für welche sie vertauscht werden, die nämliche bleibt, so müssen gleiche Metallmengen gegen geringere Warenmengen vertauscht werden. Sofern also die zunehmende Menge der edlen Metalle in einem Lande aus der zunehmenden Ergiebigkeit der Bergwerke entspringt, ist sie notwendig mit einer Verringerung in ihrem Werte verknüpft.

      Wenn hingegen der Reichtum eines Landes wächst, und der jährliche Ertrag seiner Arbeit allmählich immer größer wird, so wird für den Umlauf einer größeren Warenmenge eine größere Menge gemünzten Geldes nötig; und da die Leute mehr Mittel besitzen und mehr Waren dafür zu geben haben, so werden sie auch immer mehr Gerät von edlem Metall kaufen. Ihre Geldmenge wird mit dem Bedürfnis wachsen, die des Geräts mit ihrer Eitelkeit und Prunksucht aus demselben Grunde, aus welchem auch die Zahl schöner Statuen, Gemälde und anderer Gegenstände des Luxus und der Liebhaberei unter ihnen wahrscheinlich zunehmen wird. Wie aber Bildhauer und Maler in Zeiten des Reichtums und Glückes schwerlich schlechter bezahlt werden als in den Zeiten der Armut und Not, so wird auch Gold und Silber wohl nicht schlechter bezahlt werden.

      Wie der Preis von Gold und Silber, wenn er nicht durch die zufällige Entdeckung ergiebigerer Bergwerke nieder gehalten wird, mit dem Reichtum jedes Landes naturgemäß steigt, so ist er, der Stand der Bergwerke sei welcher er wolle, allezeit in einem reichen Lande naturgemäß höher als in einem armen. Gold und Silber suchen, wie alle anderen Waren den Markt auf, auf dem der beste Preis für sie bezahlt wird, und der beste Preis pflegt für jede Sache in dem Lande bewilligt zu werden, das ihn am leichtesten zu geben imstande ist. Die Arbeit ist, wie man festhalten muss, der letzte Preis, der für alle Dinge bezahlt wird, und in Ländern, wo die Arbeit gleich gut bezahlt wird, richtet sich der Geldpreis der Arbeit nach dem der Lebensmittel des Arbeiters. Nun wird für Gold und Silber in einem reichen Lande natürlich eine größere Menge von Lebensmitteln zu haben sein als in einem armen, d. h. in einem Lande, das an Lebensmitteln Überfluss hat, eine größere als in einem Lande, das nur mäßig damit versorgt ist. Sind die beiden Länder weit voneinander entfernt, so kann der Unterschied sehr groß sein, weil, obschon die Metalle von selbst von dem schlechteren zu dem besseren Markte gehen, es doch .schwierig kann, sie in solchen Mengen dahin zu bringen, um ihren Preis an beiden Orten ins Gleichgewicht zu setzen. Liegen die Länder dagegen nahe bei einander, so wird der Unterschied geringer und manchmal kaum merkbar sein, weil die Versendung in diesem Falle leicht ist. China ist ein weit reicheres Land als irgendein europäisches, und der Unterschied im Preise der Lebensmittel


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