Capitän Richard. Александр Дюма

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Capitän Richard - Александр Дюма


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auf einem Schlachtfelde hat man das helle Tageslicht, um die zweite Epaulette und ein Ehrenzeichen zu verdienen, aber hier in dunkler Nacht, in einem unterirdischen Gewölbe mag man doch nicht gern von einem Dolch getroffen oder zwischen zwei Thüren erdrückt werden, wie ein russischer Czar oder ein ottomanischer Vezier.«

      »Meister Schlick,« erwiederte der Andere mit fester Stimme, »ich habe einen wichtigen Auftrag zu vollziehen.«

      »Es war meine Pflicht Sie zu warnen,« sagte der Spion, »ich habe es gethan, jetzt thun Sie was Sie wollen. Im Fall einer Gefahr dürfen Sie auf meine Hilfe nicht zählen, ich würde mich nur mit Ihnen ins Verderben stürzen, ohne Sie retten zu können. Die blanken Napoleons Sr. Majestät des Kaisers der Franzosen sind mir sehr lieb, aber mein Kopf ist mir noch lieber.«

      »Du hast Dich nur verpflichtet, mich den Brüdern des Tugendbundes als einen Adepten vorzustellen, und mehr verlange ich nicht von Dir.«

      »Merken Sie wohl, bei der geringsten Gefahr verläugne ich Sie, und lieber dreimal als einmal, wie Petrus.«

      »Ich erlaube es Dir.«

      »Sie beharren also bei Ihrem Entschlusse?«

      »Ja.«

      »Dann reden wir nicht mehr davon.

      Schlick drückte auf eine in dem Schnitzwerk der Säule verborgene Feder, die Säule drehte sich und es kam eine kleine Oeffnung zum Vorschein, die eben groß genug war, um einen Mann durchzulassen. Eine Treppe, deren oberste Stufe mit dem Boden gleich war und in einen unterirdischen Raum zu führen schien, war durch eine Lampe erleuchtet, die in der hohlen, etwa zwölf Fuß im Umfange messenden Säule hing. Der Führer warf durch seine schwarze Maske noch einen Blick auf seinen Begleiter, als ob er ihm sagen wollte: »Noch ist’s Zeit!«

      Man war wirklich außer dem Gesichtskreise der Schildwache, man hörte kein Geräusch in der alten Burg und ein bewölkter, sternenloser Himmel schien auf dem alten Gemäuer zu lasten.

      »Vorwärts!« sagte der uns noch unbekannte Begleiter des Spions.

      Der Letztere, der diese Aufforderung erwartet zu haben schien, betrat die schmale Wendeltreppe. Der Unbekannte folgte ihm. Hinter ihnen schloß sich die Thür.

      Unten an der Treppe blieb der Führer vor einer metallenen Thür stehen und klopfte dreimal in gleichen Zwischenräumen, und jeder Schlag hallte dumpf, wie auf einer großen Trommel.

      »Geben Sie Acht,« sagte Schlick leise, »die Thür wird sogleich aufgehen und der Wächter erwartet uns.«

      Die Thür that sich wirklich auf, und ein verlarvter Mann kam zum Vorschein.

      »Welche Zeit ist es?« fragte der Wächter.

      »Die Stunde, wo der Tag anbricht,« antwortete Schlick.

      »Was machst Du so früh?«

      »Ich stehe auf sobald der Tag graut.«

      »Warum?«

      »Um zu treffen.«

      »Woher kommst Du?«

      »Von Westen«

      »Wer hat Dich geschickt?«

      »Der Rächer.«

      »Beweise mir’s.«

      »Hier ist der Beweis,« erwiederte Schlick, und wies dem Wächter ein kleines, achteckiges Brettchen, ähnlich denen, die man in den deutschen Wirthshäusern an die Schlüssel zu hängen pflegt. Auf diesem Bretchen stand das Wort: Baden.

      Der Wächter betrachtete dieses Erkennungszeichen und warf es in eine Urne, in welchem schon die Zeichen der früher Angekommenen lagen.

      »Und der Andere?« fragte der Wächter auf den Unbekannten deutend.

      »Ein Blinder,« antwortete dieser im reinsten Deutsch.

      »Was suchst Du hier?« fragte der Wächter.

      »Das Licht.«

      »Hast Du einen Pathen?«

      »Ja, mein Begleiter ist mein Pathe.«

      »Bürgt er für Dich?«

      »Frage ihn selbst.«

      »Bürgst Du für ihn, Bruder?«

      »Ja, ich bürge für ihn.«

      »Gut,« sagte der Wächter, »er trete in das stille Gemach; man wird ihn rufen, wenn die Stunde seiner Aufnahme da ist.«

      Er öffnete eine in der Mauer befindliche Thür und führte den Begleiter Schlick’s in eine Art Verließ, das von einer Lampe erleuchtet war. In der Mitte stand ein steinerner Tisch und eine kleine Steinbank, ähnlich denen, auf welchen der Sage zufolge der Kaiser Friedrich der Rothbart sitzt und schlummert, bis zu dem großen Tage, wo er erwachen wird, um Deutschlands Einheit zu verkünden.

      Schlick überließ seinen jungen Cameraden seinen Betrachtungen und ging auf ein Gitterthor zu, durch welches man in den Hauptsaal gelangte.

      Der Wächter drehte den Schlüssel und das Gitterthor that sich auf.

      V.

      Der Tugendbund

      Durch dieses Gitterthor gelangte man, wie schon erwähnt, in einen unterirdischen Saal, der ganz schwarz ausgeschlagen und von einer einzigen, an der Decke hängenden Lampe erleuchtet war.

      Unter der Lampe waren eine Menge Gewehre, Schwerter und Pistolen aufgethürmt, so daß Jeder im Falle einer Ueberraschung augenblicklich mehre Waffen ergreifen konnte. Die Gewehrläufe und Klingen funkelten drohend in dem trüben Lampenlichte.

      Jenseits dieses Waffenhaufens, dem Eingange gegenüber, stand auf einer Erhöhung ein für den Vorsitzenden bestimmter Tisch von schwarzem Marmor, und über dem Präsidentenstuhl glänzte der aus Metall getriebene deutsche Adler.

      Sechzehn mit Pulver gefüllte Fässer, die zu beiden Seiten des Tisches im Halbkreise aufgestellt waren, dienten den Affiliirten als Sessel. Diese Pulverfässer deuteten an, daß die Mitglieder des Bandes die Pflicht hatten, sich lieber in die Luft zu sprengen als zu ergeben.

      In diesen Saal führte nur eine einzige Thür. Vielleicht waren hinter den erwähnten schwarzen Vorhängen noch andere Thüren, aber sie waren nicht sichtbar und wenn sie wirklich vorhanden, nur den »Wissenden« bekannt.

      Eine unsichtbare Uhr schlug halb eins, als sich das Gitterthor hinter dem Spion Schlick schloß. Aus den Gruppen, welche die Affiliirten bildeten, trat ein verlarvter Mann hervor und stieg auf die Erhöhung

      »Brüder,« sagte er, »höret mich an.«

      Alle schwiegen und wendeten sich zu dem, der das Wort verlangte.

      »Brüder,« wiederholte er, »die Nacht rückt vor, die Zeit vergeht . . . Wächter, wie viele Sehende sind hier?«

      »Sechzehn, mich inbegriffen,« antwortete der Wächter.

      »Dann ist der siebzehnte ein Verräther, gefangen oder todt,« sagte der Sprecher; »denn wer würde in der Versammlung fehlen, welche die Befreiung Deutschlands vom Joch der Franzosen zum Zweck hat!«

      »Bruder, antwortete der Wächter, »der Siebzehnte ist weder ein Verräther, noch gefangen oder todt, er steht in der Uniform eines österreichischen Soldaten vor der Thür auf dem Posten.«

      »Dann kann die Sitzung eröffnet werden.«

      Alle Anwesenden nickten.

      »Bruder,« fuhr der Sprecher fort, »wir dürfen nicht vergessen, daß, wie auf dem Congreß jeder Minister einen König vertritt, jeder von uns im Namen eines Volkes hier ist.Wächter, rufe die Namen auf!«

      Der Wächter rief folgende Namen: Baden, Nassau, Hessen, Würtemberg, Westphalen, Oesterreich, Italien, Ungarn, Böhmen, Spanien, Tirol, Sachsen, Luxemburg, Hannover, Holstein, Mecklenburg, Baiern.

      Bei jedem Namen, mit Ausnahme von Hannover, antwortete einer der Anwesenden: hier! Der Vertreter von Hannover bewachte die Thür.

      »Ziehet einen dieser Namen aus der Urne,« fuhr der Sprecher fort, »und der durch diesen Namen Bezeichnete,


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