Capitän Richard. Александр Дюма

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Capitän Richard - Александр Дюма


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bin ich,« sagte einer der Affiliirten.

      Während der bisherige Sprecher die Stufen herabstieg, ging der eben ernannte Vorsitzer hinauf und setzte sich.

      »Brüder, nehmet Platz,« sagte er.

      Die fünfzehn Affiliirten setzten sich, ein Platz blieb leer; es war der Platz des Vertreters von Hannover.

      »Brüder,« sagte der Wortführer, »es handelt sich um die Aufnahme eines neuen Affiliirten und um die Wahl des Rächers. Wir wollen zuerst unsern neuen Bruder wählen und sodann losen.«

      »Wer ist der Pathe des neuen Bruders?« fragte eine Stimme.

      »Ich,« sagte Schlick aufstehend.

      »Wer bist Du?«

      »Baden.«

      »Gut; die beiden jüngsten Brüder mögen aufstehen und den Novizen holen.«

      Jeder gab sein Alter an, die beiden jüngsten, die Vertreter von Baiern und von Tirol, von denen der eine zwanzig, der andere einundzwanzig Jahre zählte, standen auf und holten den Novizen, der gleich darauf am Gitterthor erschien,wo ihn sein Pathe erwartete. Die Augen waren ihm verbunden. Seine Führer nahmen ihre Plätze wieder ein und nur sein Pathe blieb bei ihm.

      Tiefe Stille folgte, alle Augen waren auf den Novizen gerichtet. Endlich fragte der Vorsitzende laut und gebieterisch:

      »Bruder, welche Stunde ist es?«

      »Die Stunde, wo der Herr wacht und der Sclave schläft,« antwortete der Novize.

      »Zähle sie.«

      »Ich höre sie nicht mehr, seitdem sie für den Herrn schlägt.«

      »Wann wirst Du sie hören?«

      »Wenn sie den Sclaven geweckt hat.«

      »Wo ist der Herr?«

      »Bei Tische.«

      »Wo ist der Sclave?«

      »Auf der Erde.«

      »Was trinkt der Herr?«

      »Blut.«

      »Was trinkt der Sclave?«

      »Seine Thränen.«

      »Was willst Du mit beiden machen?«

      »Ich will den Sclaven an den Tisch setzen und den Herrn zu Boden werfen.«

      »Bist Du Herr oder Sclave?«

      »Keins von beiden.«

      »Wer bist Du denn?«

      »Ich bin noch nichts, aber ich gedenke etwas zu werden.«

      »Was denn?«

      »Ein Sehender.«

      »Weißt Du was Du als solcher zu thun hast?«

      »Ich lerne es.«

      »Wer lehrt es Dich?«

      »Gott.«

      »Hast Du Waffen?«

      »Ich habe diesen Strick und diesen Dolch.«

      »Was ist dieser Strick?«

      »Das Sinnbild unserer Kraft und Vereinigung.«

      »Was bist Du nach diesem Sinnbild?«

      »Ich bin einer dieser Hanffäden, den die Eintracht zusammengefügt, die Kraft gedreht hat.«

      »Warum hast Du diesen Strick genommen?«

      »Um zu binden und zusammenzuhalten.«

      »Warum den Dolch?«

      »Um zu zerschneiden und zu trennen.«

      »Bist Du bereit zu schwören, dass Du Strick und Dolch gebrauchen willst gegen jeden Verurtheilten, dessen Name in das rothe Buch geschrieben wird?«

      »Ja.«

      »Schwöre es.«

      »Ich schwöre.«

      »Widmest Du Dich selbst dem Strick und dem Dolch, wenn Du den Schwur, den Du auf Schwert und Kreuz geleistet, brechen solltest?«

      »Ja.«1

      »Gut, Du bist unter die Freunde des Tugendbundes aufgenommen. Es steht Dir frei, je nachdem dein Herz vertrauensvoll oder argwöhnisch ist, verlarvt zu bleiben oder dein Gesicht zu zeigen; unsere Statuten geben Dir das Recht, zuthun was Du willst.«

      Der Novize nahm ohne Zögern zugleich die Binde und die Maske ab, und ließ seinen Mantel fallen.

      »Wer nichts fürchtet,« sagte er, »kann mit offenem Antlitz sehen und gesehen werden.«

      Man sah nun einen schönen jungen Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren; seine Haltung war militärisch, er hatte blaue Augen, kastanienbraunes Haar und Schnurrbart und trug Studentenkleider, obgleich er aller Wahrscheinlichkeit nach schon seit einigen Jahren die Universität verlassen hatte.

      Aber während alle Augen auf ihn gerichtet waren, that sich die metallene Thür an der Wendeltreppe plötzlich auf, und der siebzehnte Tugendbündler, der in der Uniform eines österreichischen Soldaten Wache stand, trat ganz bestürzt ein.

      »Brüder,« sagte er, »wir sind Alle verloren!«

      »Was gibt’s?« fragte der Vorsitzende.

      »Mehr als hundert Personen sind in die Ruinen gekommen; sie gaben das Losungswort, und ich hielt sie folglich für Brüder, aber es sind wahrscheinlich Feinde, die uns umzingeln wollen.«

      »Woraus schließest Du das?«

      »Erstens weil Ihr hier nur Sechzehn seyd; dann ging ich, als ich abgelöst war, ebenfalls in die Ruinen, weil ich einen Verrath vermuthete. Ich versteckte mich hinter einer Mauer und belauschte meinen Nachfolger, der keineswegs einer der Unsrigen ist. Bald erschien eine Schaar von etwa fünfzig Bewaffneten; der Führer dieser Schaar gab das Losungswort, und die Schildwache ließ sie durch. Da eilte ich herunter, um Euch zu warnen, und ich hoffe zeitig genug gekommen zu seyn, wenn nicht um Euch zu retten, doch wenigstens um mit Euch zu sterben . . . Zu den Waffen, Brüder! Zu den Waffen!«

      Alle Anwesenden stürzten nun auf den Waffenhaufen zu, und Jeder nahm sich ein Gewehr oder ein Schwert. Der Spion Schlick benutzte die Verwirrung, näherte sich rasch dem Novizen und flüsterte ihm zu:

      »Nehmen Sie Ihre Maske vor und fliehen Sie mit mir . . Es sind mehre Ausgänge . . .«

      »Ich nehme meine Maske vor, aber ich fliehe nicht,« erwiederte der junge Mann.

      »Dann nehmen Sie Waffen und kämpfen Sie!«

      Der junge Mann eilte auf den Waffenhaufen zu; aber während des kurzen Gesprächs mit Schlick hatten sich die Anderen aller Flinten und Pistolen bemächtigt, so daß ihm nur ein Schwert blieb.

      Unterdessen hatte man oberhalb der Treppe Waffengeklirr gehört; plötzlich wurde die in der Eile schlecht geschlossene metallene Thür ausgerissen und mehre Bajonnete blitzten im Halbdunkel.

      »Feuer!« rief der Vorsitzende

      Zehn Studenten gehorchten, aber man hörte nur das Ratschen des Feuersteins auf dem Pfaundeckel und sah nur die Funken.

      »Wir sind verrathen!« riefen die Studenten: »Die Ladung ist aus den Gewehren gezogen . . . Zu den geheimen Thüren!«

      Die Tugendbündler zerstreuten sich in verschiedenen Richtungen; man sah, daß sie auf alle möglichen Gefahren vorbereitet waren. Aber die schwarzen Vorhänge zerrissen an fünf verschiedenen Stellen, und an jeder Oeffnung sah man Waffen blitzen.

      Die Studenten blieben stehen und sahen sich nach allen Seiten um: sie waren von Bajonneten umgeben. Hundert-fünfzig Soldaten in bairischer Uniform umringten sie.

      »Brüder,« sagte der Vorsitzende, »es bleibt uns nichts übrig, als zu sterben!« – Und leise setzte er hinzu: »Feuer an die Pulverfässer!«

      Der Befehl machte in den Reihen die Runde; die Verschwörer schienen vor den Bajonneten zurückzuweichen und zogen sich mit tactischer Gewandtheit in die Mitte des Saales


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<p>1</p>

Diese Förmlichkeiten wurden bei jeder Ausnahme eines neuen Mitgliedes genau beobachtet. Ausführlicheres findet sich in dem Drama von Leo Burkard, das wir vor etwa sechzehn Jahren gemeinschaftlich gearbeitet und insbesondere in der von ihm allein geschriebenen vortrefflichen Vorrede. Anmerk. d. Verf.