Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


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besorge die Unterhandlung,« sagte Pelisson.

      »Die Unterhandlung und das Geld,« sprach Fouquet, »fünfmal hundert tausend Livres dem Gouverneur der Conciergerie ist genug; man gibt jedoch eine Million, wenn es sein muß.«

      »Eine Million!« rief der Abbé, »für halb so viel stecke ich die Hälfte von Paris in den Sack.«

      »Keine Unordnung.« sagte Pelisson; »ist der Gouverneur gewonnen, so entweichen die zwei Gefangenen! sind sie vom Processe frei, so wiegeln sie die Feinde von Colbert auf und beweisen dem König, daß seine junge Justiz nicht unfehlbar ist, wie alle Uebertreibungen.«

      »Geht also nach Paris, Pelisson, und bringt die zwei Opfer zurück,« sprach Fouquet; »morgen werden wir sehen!«

      »Gourville, gebt Pelisson die fünfmal hundert tausend Livres.«

      »Nehmt Euch in Acht, daß Euch der Wind nicht fortträgt,« rief der Abbé, »Teufel, welche Verantwortlichkeit! Laßt mich Euch ein wenig helfen.«

      »Stille!« flüsterte Fouquet, »man naht, ah! das Feuerwerk ist in der That zauberhaft!«

      In diesem Augenblick fiel ein Funkenregen rieselnd in die Zweige des naher, Gehölzes.

      Pelisson und Gourville entfernten sich mit einander durch die Thüre der Gallerie; Fouquet ging mit den fünf letzten Verschworenen in den Garten hinab.

       XVI.

      Die Epikuräer

      Da Fouquet wirklich oder dem Anschein nach seine ganze Aufmerksamkeit der glänzenden Beleuchtung, der schmachtenden Musik der Violinen und der Hautbois, den funkelnden Garben des Feuerwerks schenkte, welche, den Himmel mit rothgelben Reflexen überströmend, hinter den Bäumen die düstere Silhouette des Schloßthurmes von Vincennes hervorhoben, da, sagen wir, der Oberintendant den Damen und den Dichtern zulächelte, so war das Fest nicht minder heiter, als gewöhnlich, und Vatel, dessen unruhiger, sogar eifersüchtiger Blick dringlich den Blick von Fouquet befragte, zeigte sich nicht unzufrieden mit der Aufnahme, die der Anordnung des Abends zu Theil wurde.

      Als das Feuerwerk abgebrannt war, zerstreute sich die Gesellschaft in den Gärten und unter den Säulenlauben mit jener behaglichen Freiheit, welche so viel Bergessen der Größe, so viel gastfreundliche Artigkeit, so viel großartige Sorglosigkeit auf Seiten des Hausherrn offenbart.

      Die Dichter verirrten sich Arm in Arm in den Gebüschen; einige streckten sich auf Mooslagern aus, zum großen Unstern von Sammet und Frisuren, woran sich dürres Laub und Halme anhingen.

      Die Damen hörten, in geringer Anzahl, die Lieder der Künstler und die Verse der Dichter an; andere horchten auf die Prosa, die ihnen mit viel Kunst Männer sagten, welche weder Schauspieler noch Dichter waren, denen aber die Jugend und die Ungestörtheit eine ungewohnte Beredtsamkeit verliehen, die ihnen den Vorzug vor Allem zu verdienen schien.

      »Warum,« fragte la Fontaine, »warum ist unser Meister Epikur nicht in den Garten herabgekommen? Nie verließ Epikur seine Schüler; der Meister hat Unrecht.«

      »Mein Herr,« sagte Conrart, »Ihr habt sehr Unrecht, Euch beharrlich mit dem Namen eines Epikuräers zu schmücken, wahrlich uns erinnert nichts hier an die Lehre des Philosophen von Gargettos.«

      »Bah!« versetzte la Fontaine, »steht nicht geschrieben, Epikur habe sich einen Garten gekauft und darin, ruhig mit seinen Freunden gelebt?«

      »Das ist wahr.«

      »Nun! hat Herr Fouquet nicht einen großen Garten in Saint-Mandé gekauft, und leben wir nicht darin äußerst ruhig mit ihm und unseren Freunden?«

      »Ja, gewiß; doch leider können weder der Garten, noch die Freunde die Aehnlichkeit geben. Worin liegt aber die Aehnlichkeit der Lehre von Herrn Fouquet mit der von Epikur?«

      »In dem Satze: Das Vergnügen bildet das Glück.«

      »Hernach?«

      »Ich glaube nicht, daß wir uns unglücklich fühlen, ich wenigstens nicht. Ein gutes Mahl, Joigny-Wein, den man für mich in meiner Lieblingsschenke zu holen so zart gewesen ist; nicht eine Ungereimtheit bei einem Abendbrod von einer Stunde, trotz der zehn Millionäre und der zwanzig Dichter.«

      »Hier halte ich Euch, Ihr sprachet von Joigny-Wein und einem guten Mahl, beharrt Ihr hierbei?«

      »Ich beharre hierbei.«,

      »Dann erinnert Euch, daß der große Epikur von Brod, Gemüsen und klarem Wasser lebte und seine Schüler leben ließ.«

      »Das ist nicht gewiß,« entgegnete la Fontaine, »Ihr konntet wohl Epikur mit Pythagoras verwechseln, mein lieber Conrart.«

      »Erinnert Euch auch, daß der alte Philosoph ein ziemlich schlechter Freund der Götter und der Magistrate war.«

      »Oh! das kann ich nicht dulden,« versetzte la Fontaine, »Epikur wie Herr Fouquet.«

      »Vergleicht ihn nicht mit dem Herrn Oberintendanten,« sprach Conrart mit bewegter Stimme, »wenn Ihr nicht den Gerüchten, welche über ihn und uns schon im Umlauf sind, Glauben verleihen wollt.«

      »Welche Gerüchte?«

      »Wir seien schlechte Franzosen, lau für den Monarchen, taub für das Gesetz.«

      »Ich komme also auf meinen Text zurück,« sprach la Fontaine. »Hört, Conrart, die Moral von Epikur, den ich übrigens, wenn ich es Euch sagen soll, als eine Mythe betrachte: Alles, was ein wenig ins Alterthum eingegriffen hat, ist eine Mythe. Jupiter, wenn man es genau betrachten will, ist das Leben, Alkides ist die Kraft, die Abstammung der Wörter spricht für mich. Nun wohl, Epikuros ist die sanfte Ueberwachung, es ist der Schutz; wer überwacht aber besser den Staat, wer beschützt besser die einzelnen Personen, als Herr Fouquet?«

      »Ihr sprecht mir da von Etymologie und nicht von Moral; ich sage, wir neuen Epikuräer seien ärgerliche Bürger.

      »Oh!« rief la Fontaine, »wenn wir ärgerliche Bürger werden, so geschieht es nicht dadurch, daß wir die Maximen des Meisters befolgen. Hört eine seiner Hauptaphorismen.«

      »Ich höre.«

      »Wünscht gute Häupter.«

      »Nun?«

      »Nun! was sagt uns Herr Fouquet alle Tage? »»Wann werden wir regiert sein?«« Sagt er das? Sprecht, Conrart, seid offenherzig.«

      »Er sagt es, es ist wahr.«

      »Nun, das ist die Lehre von Epikur.«

      »Ja, aber das klingt ein wenig meuterisch.«

      »Wie, es ist meuterisch, von guten Häuptern regiert sein zu wollen?«

      »Gewiß, wenn diejenigen, welche regieren, schlecht sind.«

      »Geduld! ich habe für Alles eine Antwort.«

      »Auch für das, was ich so eben sagte?«

      »Hört, unterwerft Euch denjenigen, welche schlecht regieren . . . Oh! es steht geschrieben: Kalos politeuusi . . . Ihr gebt den Text zu?«

      »Bei Gott! ich glaube wohl. Wißt Ihr, daß Ihr Griechisch sprecht, wie Aesop, mein lieber la, Fontaine?«

      »Ist das eine Bosheit, mein lieber Conrart?«

      »Gott soll mich behüten!«

      »So kommen wir auf Herrn Fouquet zurück. Was wiederholte er uns alle Tage? Nicht wahr, Folgendes: »Welch ein Knauser ist der Mazarin! welch ein Esel! welch ein Blutegel! und dennoch muß man diesem Burschen gehorchen!««

      »Ich gestehe, daß er es sagte, und sogar vielleicht ein wenig zu sehr.«

      »Wie Epikur, mein Freund, immer wie Epikur; ich wiederhole, wir sind Epikuräer, und das ist sehr belustigend.«

      »Ja, doch ich befürchte, es entsteht neben uns eine Sekte, wie die von Epiktet; Ihr wißt, der Philosoph von Hieropolis, derjenige, welcher das Brod Luxus, die Gemüse Verschwendung und das klare Wasser Völlerei nannte; der, welcher von seinem Meister geschlagen, allerdings ein wenig murrte, aber ohne sich mehr zu ärgern, ihm zurief:


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