Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма


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spitzige, noch eingefädelte Gräte, die er bei sich trug.

      »Ja,« fuhr Faria fort, »ich hatte Anfangs den Gedanken, diese Stangen loszumachen und durch dieses Fenster zu entfliehen, das, wie Sie sehen, etwas breiter ist, als das Ihrige, und von mir im Augenblicke meiner Entweichung noch erweitert worden wäre. Aber ich bemerkte, daß dieses Fenster auf einen innern Hof geht, und leistete auf mein Vorhaben als ein zu unsicheres Unternehmen Verzicht. Ich behielt indessen die Strickleiter für einen unvorhergesehenen Umstand, für eine von jenen Entweichungen, die der Zufall verschafft und worüber wir bereits gesprochen haben.«

      Während es schien. als untersuchte Dantes die Strickleiter, dachte er an etwas ganz Anderes. Ein Gedanke durchzog seinen Geist: der, daß dieser Mann, so geistreich, so tief, vielleicht in der Dunkelheit seines eigenen Unglücks zu sehen vermöchte, wo er selbst nie etwas hatte unterscheiden können.

      »Woran denken Sie,« fragte der Abbé lächelnd. Er hielt die Versunkenheit von Dantes für eine auf den höchsten Grad gesteigerte Bewunderung.

      »Ich denke vor Allein an Eines, an die ungeheure Summe von Verstand, welche Sie ausgeben mußten, um um zu dem Ziele zu gelangen, zu welchem Sie gelangt sind. Was hätten Sie erst getan, wären Sie frei gewesen?«

      »Nichts vielleicht: diese Überfülle meines Gehirns hätte sich in Kleinlichkeiten verdunstet. Es bedarf des Unglücks, um gewisse geheimnisvolle, in dem menschlichen Verstande verborgene Mienen zu graben; es bedarf des Druckes, um das Pulver zum Ausbruch zu bringen. Die Gefangenschaft hat in einem einzigen Punkte alle meine dahin und dorthin flatternden Thätigkeiten vereinigt; sie sind in einem engen Raume zusammengestoßen, und Sie wissen, aus dem Zusammenstoßen der Wolken entsteht die Elektricität, aus der Elektricität der Blitz, und aus dem Blitze das Licht.«

      »Nein, ich weiß nichts,« sagte Dantes, niedergeschlagen über seine Unwissenheit; »ein Teil der Worte, welche Sie aussprachen, sind Worte, die für mich des Sinnes entbehren; Sie sind sehr glücklich, daß Sie so viel Gelehrsamkeit besitzen.«

      Der Abbé lächelte.

      »Sie dachten an zwei Dinge, wie Sie mir vorhin sagten.«

      »Ja.«

      »Und Sie machen mich nur mit dem ersten bekannt; was ist das zweite?«

      »Das zweite besteht darin, daß Sie mir Ihr Leben erzählt haben und das meinige nicht kennen.«

      »Ihr Leben, junger Mann, ist sehr kurz, um Ereignisse von einiger Wichtigkeit in sich zu schließen.«

      »Es schließt ein ungeheures Unglück in sich,« sprach Dantes»»ein Unglück, das ich nicht verdient habe, und ich wünschte wohl, um Gott nicht mehr zu lästern, wie ich es zuweilen that, mich wegen meiner Leiden an die Menschen halten zu können.«

      »Sie behaupten also, Sie seien unschuldig an dem, was man Ihnen aufbürdet?«

      »Völlig unschuldig. bei dem Haupte der zwei einzigen Personen, die mir teuer sind, bei dem Haupte meines Vaters, bei dem Haupt von Mercedes.«

      »Laffen Sie hören,« sprach der Abbé, seinen Versteck verschließend und das Bett wieder an seine Stelle rückend, »erzählen Sie mir also ihre Geschichte.«

      Dantes erzählte das. was er seine Geschichte nannte, was sich jedoch auf eine Reise nach Indien und auf ein paar Reisen nach der Levante beschränkte. Endlich gelangte er zu seiner letzten Fahrt, zu dem Tode des.Kapitän Leclère, zu dem von ihm dem Großmarschall übergebenen Paquet, zu seiner Zusammenkunft mit dem Großmarschall, zu dem Briefe, den ihm dieser unter der Adresse eines Herrn Noirtier zugestellt hatte, zu seiner Ankunft in Marseille. zu seiner Zusammenkunft mit seinem Vater, zu feiner Liebschaft mit Mercedes, zu seinem Verlobungsmahle, zu seiner Verhaftung, zu seinem Verhör, zu seiner vorläufigen Gefangenschaft im Justizpalaste, und schließlich zu feiner wirklichen Gefangenschaft im Castell If. Sobald Dantes diesen Punkt erreicht hatte, wußte er nichts mehr, nicht einmal mehr die Zeit, die er Gefangener geblieben. Als die Erzählung zu Ende war, versank der Abbé in Gedanken.

      »Es gibt,« sprach er nach einem Augenblick des Stillschweigens, »es gibt ein Rechtsaxiom von großer Tiefe, welches auf das zurückkommt, was ich Ihnen vorhin sagte: wenn der schlechte Gedanke nicht mit einer verkehrten Organisation entsteht, so widerstrebt die menschliche Natur dem Verbrechen. Die Civilisation hat uns indessen Bedürfnisse, Laster, scheinbare Triebe gegeben, die durch ihren Einfluß zuweilen unsere guten Instinkte ersticken und uns zum Schlimmen führen. Daraus ist der Grundsatz hervorgegangen: willst Du den Schuldigen entdecken, so suche zuerst Denjenigen, welchem das begangene Verbrechen nützlich sein kann. Wem konnte Ihr Verbrechen nützen?«

      »Mein Gott! Niemand, ich war zu wenig.«

      »Antworten Sie nicht so, denn Ihre Antwort ermangelt zugleich der Logik und der Philosophie; Alles ist beziehungsweise, mein lieber Freund, von dem.König der seinem Nachfolger im Wege steht, bis zu dem untersten Beamten, welcher dem Überzähligen als ein Hinderniß erscheint. Stirbt dieser Beamte, so erbt der Überzählige zwölfhundert Franken Gehalt; diese zwölfhundert Franken Gehalt sind eine Civilliste: sie sind ihm zum Leben eben so notwendig, als einem.König seine zwölf Millionen. Jeder Mensch von der niedrigsten bis zu der höchsten Stufe der gesellschaftlichen Leiter gruppiert um sich her eine kleine Welt von Interessen, welche ihre Wirbel und ihre hakenförmige Atome hat, wie die Welten von Descartes. Nur bekommen diese Welten immer mehr Umfang, je mehr sie steigen. Es ist eine verkehrte Schneckenlinie, welche sich durch ein Gleichgewichtsspiel auf der Spitze hält. Kehren wir jedoch zu Ihrer Welt zurück. Sie sollten zum Kapitän des Pharaon ernannt werden?«

      »Ja.«

      »Sie sollten ein hübsches junges Mädchen heiraten?«

      »Ja.«

      »Hatte Jemand ein Interesse dabei, daß Sie nicht.Kapitän des Pharaon wurden? Hatte Jemand ein Interesse dabei, daß Sie Mercedes nicht heirateten? Beantworten Sir mir vor Allem die erste Frage; die Ordnung ist der Schlüssel aller Probleme. Hatte Jemand ein Interesse dabei, daß Sie nicht Kapitän des Pharaon wurden?«

      »Nein; ich war an Bord sehr beliebt. Hätten die Matrosen einen Kapitän wählen können. so würden sie sicherlich mich gewählt haben. Ein einziger Mensch hatte einen Grund, mir zu grollen; ich gerieth einige Zeit vorher mit ihm in einen Streit, und schlug ihm ein Duell vor, das er nicht annahm.«

      »Dieser Mensch. wie hieß er?«

      »Danglars.«

      »Was war er an Bord?«

      »Rechnungsführer.«

      »Hätten Sie ihn, wären Sie Kapitän geworden, an seinem Posten erhalten?«

      »Nein, wenn es von mir abgehängt haben würde; denn ich glaubte einige Veruntreuungen in seinen Rechnungen wahrzunehmen.«

      »Gut, Wohnte Jemand Ihrer letzten Unterredung mit dem Kapitän Leclère bei?«

      »Nein, wir waren allein.«

      »Konnte Jemand Ihre Unterredung hören?«

      »Ja, denn die Thüre war offen und sogar; . . . warten Sie,  . . . ja, Danglars ging gerade in dem Augenblick vorüber, wo mir der Kapitän Leclère das für den Großmarschall bestimmte Paquet übergab.«

      »Gut,« sprach der Abbé. »wir sind auf dem Wege. Haben Sie Jemand mit an das Land genommen, als Sie an der Insel Elba anhielten?«

      »Niemand.«

      »Man hat Ihnen einen Brief übergeben?«

      »Ja, der Großmarschall.«

      »Was haben Sie mit diesem Brief gemacht?«

      »Ich habe ihn in mein Portefeuille gesteckt.«

      »Sie hatten also Ihr Portefeuille bei sich? Wie konnte ein Portefeuille, das einen offiziellen Brief aufnehmen sollte, in der Tasche eines Seemanns halten?«

      »Sie haben Recht; es war an Bord.«

      »Sie haben also den Brief erst an Bord in das Portefeuille geschlossen?«

      »Ja.«

      »Was thaten Sie mit dem Briefe von Porto-Ferrajo bis an Bord?«

      »Ich


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