Der Page des Herzogs von Savoyen. Александр Дюма

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Der Page des Herzogs von Savoyen - Александр Дюма


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die frostigen Bewohner dieser nördlichen Provinzen, trotz dem Erscheinen der ersten Frühlingstage, dem Feuer, dem lustigen und getreuen Freunde ihrer Wintertage, noch nicht Lebewohl gesagt hatten.

      Vor diesen beiden kleinen Ortschaften stand wie eine Schildwache, die sich ans dem Walde herausgewagt hätte, aber sich doch nicht hätte entschließen können weit davon hinwegzugehen, eine kleine hübsche Wohnung, halb Meierei, halb Schloß, Parcq geheißen.

      Gleich einem goldigen Bande auf dem grünen Kleide der Ebene lag der Weg da, der unweit von dem einzigen Zugange dieser Wohnung sich in zwei theilte, von denen der eine gerade nach Hesdin ging, der andere aber sich um den Wald herumzog und den Verkehr der Bewohner von Parcq mit den Dörfern Frévent, Auxy-le-Château und Nouvion-en-Pouthieu andeutete.

      Die Ebene, welche sich von diesen drei Orten nach Hesdin zog, bildete das dem beschriebenen entgegengesetzte Bassin, d.h. sie lag links von dem Bassin des Waldes von St. Pol und folglich rechts von dem Manne, den wir uns auf dem Thurme denken.

      Dies war denn der bemerkenswertheste Theil der Landschaft, nicht ihrer natürlichen Beschaffenheit wegen, sondern wegen des zufälligen Umstandes, der ihr jetzt eben Leben gab.

      Während die Ebene an der andern Seite nur mit grünenden Saaten bedeckt war, wurde diese von dem Lager des Kaisers Carl V. fast ganz eingenommen.

      Dieses von Gräben umgebene und mit Palisaden bewehrte Lager enthielt eine ganze Stadt, nicht von Häusern, sondern von Zelten.

      In der Mitte dieser Zelle, wie die Notre-Dame-Kirche von Paris in der Altstadt, wie das päpstliche Schloß in Avignon oder wie ein Dreidecker unter den kleinen Wogen des Oceans, erhob sich das Kaiserzelt Carls V. an dessen vier Seiten vier Standarten wehren, von denen eine einzige dem menschlichen Ehrgeize gewöhnlich genügt: die Standarte des deutschen Reiches, die Standarte Spaniens, die Standarte Roms und die der Lombardei, denn dieser Eroberer, dieser Tapfere, dieser Siegreiche, wie man ihn nannte, war viermal gekrönt: in Toledo mit der Diamantkrone als König von Spanien und Indien; in Aachen mit der Silberkrone als deutscher Kaiser und endlich in Bologna mit der goldenen Krone als römischer König und mit der eisernen als König der Lombardei. Wenn man seinem Willen entgegenzutreten versuchte, in Bologna sich krönen zu lassen, statt der Gewohnheit gemäß nach Rom und nach Mailand zu gehen, wenn man ihm das Breve des Papstes Stephan entgegenhielt, welches verbietet, die goldene Krone aus dem Vatican zu bringen, und das Decret Carls des Großen, welches verordnet, daß die eiserne Krone in Monza verbleibe, antwortete der Besieger Franz I., Solimans und Luthers stolz, er sey gewöhnt, daß die Kronen zu ihm kämen, nicht er zu den Kronen.

      Auch bemerke man wohl, daß über jene vier Fahnen seine eigene Fahne hinwegragte, welche die Säulen des Herkules zeigte, nicht mehr als die Grenze der alten Welt, sondern als die Pforte der neuen und in allen Winden die ehregeizige Devise flattern ließ, die durch ihre Verstümmelung größer geworden war: Plus ultra!

      Etwa fünfzig Schritte von dem Kaiserzelt stand das Zelt des Oberbefehlshabers Emanuel Philibert, das sich von denen der andern Anführer durch nichts als eine doppelte Fahne auszeichnete. Eine mit dem Wappen Savoyens – ein weißes Kreuz in rothem Felde mit den bereits erklärten vier Buchstaben F. E. R. T. – und eine zweite mit dem Wappen Emanuels selbst, eine Hand, welche eine Trophäe von Lanzen, Schwertern und Pistolen gen Himmel hob, mit der Devise: Spoliatis arma supersunt, das heißt: Den Beraubten bleiben die Waffen.

      Das Lager, über welches diese beiden Zelte hinausragten, war in vier Quartiere oder Viertel getheilt, zwischen denen der mit drei Brücken überspannte Fluß sich hineinschlängelte.

      Das erste Quartier (Viertel) war für die Deutschen, das zweite für die Spanier, das dritte für die Engländer bestimmt. Das vierte enthielt den Geschützpark, welcher seit der Niederlage von Metz vollständig erneuert und durch die in Thérouanne und Hesdin erlangten französischen Geschütze auf hundertundzwanzig Kanonen gebracht worden war.

      Auf jedes der Geschütze von den Franzosen hatte der Kaiser seine Devise graben lassen: Plus ultra.

      Hinter den Geschützen standen in drei Reihen die Pulver- und Kugelwagen und Schildwachen mit dem Säbel in der Hand, aber ohne Schießgewehr sorgten dafür, daß Niemand diesen Vulkanen sich nähere, die nach einem Funken ungeheure Flammen ausgeworfen haben würden.

      Andere Wachen standen außerhalb des Raumes.

      In den Lagergassen bewegten sich Tausende von Menschen mit militärischer Rührigkeit hin und her, welche indeß durch die deutsche Bedächtigkeit, den spanischen Stolz und das englische Phlegma gemildert wurde.

      Die Sonne spiegelte sich auf allen Waffen, die ihr die Strahlen in Blitzen zurückwarfen, und der Wind spielte mit allen Fahnen, Bannern und Standarten, deren seidene glänzende Falten er bald zusammen-, bald aufrollte.

      Diese Rührigkeit, diese Bewegung, dieses Geräusch, die stets über Menschenmengen und über dem Meere schweben, stachen seltsam von der Stille und Einsamkeit an der andern Seite der Ebene ab, wo die Sonne nur die Saatfelder in verschiedenem Grün beschien und der Wind nur mit den Feldblumen spielte, welche die Mädchen gar gern in Kränze zum Sonntagsputze flechten.

      Nachdem wir so in dem ersten Capitel unseres Buches erwähnt haben, was man am 5. Mai 1555 von dem höchsten Thurme von Hesdin-Fert gesehen haben würde, werden wir im zweiten nachtragen, was dem schärfsten Blicke auf jenem Thurme sicherlich entgangen wäre.

       II.

      Das Abenteuer

      Dem schärfsten Blicke eines Jeden wäre das entgangen, wer in dem dichtesten und folglich dunkelsten Theile des Waldes von Saint-Pol-sur-Ternoise in einer Höhle geschah, welche die Bäume mit ihrem Schatten deckten und Epheuranken mit ihren Blättern umschlangen, während zur größern Sicherheit der Inhaber dieser Höhle, eine Schildwache im Gebüsch, unbeweglich wie ein Baumstamm, daneben auf dem Bauche lag und darauf achtete, daß kein Uneingeweihter die wichtige Berathung störe, zu welcher wir als Romandichter, das heißt als Zauberer, vor dem sich alle Thüren öffnen, unsere Leser führen wollen.

      Benutzen wir den Augenblick, in welchem die Schildwache, durch das Geräusch eines scheu vorüberspringenden Rehs aufmerksam gemacht, dahin blickt, uns also nicht sieht, schlüpfen wir unbemerkt in die Höhle hinein und beachten, hinter einem vorstehenden Felsenstück versteckt, genau alles was darin vorgeht.

      In der Höhle befinden sich acht Männer von verschiedenem Gesicht, verschiedener Tracht und verschiedenem Temperament, obgleich sie nach den Waffen, die sie tragen oder die umherliegen, eine und dieselbe Laufbahn gewählt zu haben scheinen.

      Der Eine, mit Tintenflecken an den Fingern und pfiffigem Gesichte, taucht eine Feder – von deren Schnabel von Zeit zu Zeit er eines der Fädchen nahm, die sich auf schlecht gearbeiteten Papiere finden – in eines der Tintenfässer von Horn, welche die Schreiber und Studenten am Gürtel tragen, und schreibt auf einer Art Tisch, einer auf zwei massiven Füssen ruhenden Steinplatte, während ein Anderer mit der Geduld und Unbeweglichkeit eines Leuchters, einen brennenden Fichtenzweig hält und nicht nur den Schreiber, den Tisch und das Papier beleuchtet, sondern auch mehr oder minder helle Lichter, je nach der Nähe oder Entfernung, auf sich selbst und selbst auf die andern Genossen fallen läßt.

      Ohne Zweifel handelt es sich um etwas, das für die Gesellschaft von Wichtigkeit ist, wie man leicht an dem Eifer sehen kann, mit welchem Jeder an der Abfassung der Schrift Theil nimmt.

      Drei der Männer indeß scheinen sich weniger mit dieser ganz materiellen Sorge zu beschäftigen.

      Der Erste ist ein schöner junger Mann von vier- bis fünfundzwanzig Jahren in einem Büffellederkoller, das, wenn nicht vor Kugeln, doch vor Hieb und Stich sichert. Ein Wamms von braunem Sammt, das allerdings etwas verschossen, aber noch immer ansehnlich ist, mit spanisch geschlitzten Aermeln, also nach der neuesten Mode, geht vier Finger breit über das Lederkoller unten hinweg und fällt in ziemlich weiten Falten auf die ebenfalls geschlitzte Hose von grünem Tuch, welche sich in großen Stiefeln verliert, die so hoch heraufgehen, daß sie zu Pferd die Schenkel schützen und so weich sind, daß sie bei dem zu Fußegehen bis unter das Knie zurückgeschlagen werden können.

      Er trällert


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