So sey es . Александр Дюма
Читать онлайн книгу.einen Einfluß auf Ihren Entschluß haben könnte, so finde ich den Wunsch des Mädchens doch so natürlich, daß ich mir die Freiheit nehme, Ihnen denselben mitzutheilen.
Sie wünscht nemlich, daß Sie ihre Hochzeit mit Ihrer Gegenwart beehren möchten; das arme Kind verdankt ja Ihnen ihr Glück, und natürlich wünscht sie, daß Sie Zeuge desselben seyen.
Es wird mir persönlich sehr angenehm seyn, wenn Sie die Einladung annehmen, denn Sie werden mir dadurch Gelegenheit bieten, Ihnen aufs Neue meinen Dank zu sagen.
»Wer hat diesen Brief gebracht?« fragte ich den Bedienten.
»Ein Bursch, der vom Lande zu seyn scheint,« antwortete der Bediente.
»Ist er jung?«
»Etwa dreiundzwanzig Jahre.«
»Lassen Sie ihn herankommen.«
Der Bote erschien in der Thür. Es war ein kräftiger Bursch mit blühendrothen Wangen, blonden Haaren und blauen Augen: ein echter Sprößling der aus dem Norden gekommenen Volksstämme, welche Übrigens nach Jahrhunderten ihren alten kriegerischen Geist verloren zu haben scheinen.
»Ihr seyd also der Recrut?« fragte ich.
»Ja wohl,« antwortete er, »diesen Morgen war ich noch Recrut, aber jetzt bin ich’s nicht mehr, und das habe ich Ihnen zu danken.«
»Wie! Ihr seyd es nicht mehr? Habt Ihr denn schon einen Stellvertreter gefunden?«
»O ja,« mit Geld findet man Alles, was man will, Jean Pierre, der Sohn des alten Dubois, hat Nummer 120 gezogen: es ist keine Gefahr, daß es an ihn kommt. Sein Vater hat ihm eingeredet, er müsse Soldat werden, und so sind wir um siebzehnhundert Francs handeleins geworden. Zoe hat Ihnen also dreihundert Francs zurückzugeben.«
»Wie,« erwiederte ich, »sein Vater hat ihm eingeredet, er müsse Soldat werden?«
»Ja, der Jean Pierre hat sich beschwatzen lassen, und glaubt steif und fest, er sey zum Soldaten geboren.«
»Ein welcher Absicht hat es ihm der Vater eingeredet?«
»O! der alte Dubois ist ein Schlaukopf!«
»Sot ein Schlauhkopf!«
»Ein Erzpfifficus!«
»Wie so?«
»Ein durchtriebener Fuchs!«
»Ich verstehe wohl. Aber warum ist er ein Pfifficus, ein durchtriebener Fuchs?«
»Er denkt nur an das Land.«
»Ich verstehe Euch noch nicht, mein Freund.«
»Das ist möglich, aber ich verstehe mich.
»Das ist nicht genug, denn wir sprechen ja miteinander, und da muß Einer den Andern verstehen.«
»Das ist wohl wahr; aber Sie sind ja aus der Stadt, was kann Ihnen an einem armen Bauer liegen?«
»Mir liegt viel daran, ich möchte mich belehren.«
»O! Sie scherzen, lieber Herr. Was kann denn ein Mann« wie Sie sind, von mir lernen?«
»Ihr könnt mir sagen, was für ein Mann, der alte Dubois ist.«
»Ich hab’s Ihnen ja gesagt und ich nehme mein Wort nicht zurück.«
»Ihr habt mir gesagt, er sey ein Schlaukopf, ein Erzpfifficus, ein durchtriebener Fuchs, der nur an das Land denkt.«
»Es ist die reine Wahrheit,«
»Das ist möglich, aber es ist die Wahrheit in einem tiefen Schacht, holet sie heraus.«
»Ich will ihm nichts Böses nachsagen, aber er ist einmal so. Es ist bereits der dritte, den er unter den Fahnen hat – oder vielmehr gehabt hat, denn die beiden ersten sind geblieben; aber das thut nichts, sie waren ja bezahlt.
»Ei! der Alte ist ja ein wahrer Horatier!«
»Nein« er heißt Duboise.«
»Ich meine damit, daß er ein eifriger Patriot ist.«
»Er – ein Patriot! Er denkt nur an sein Land.«
»Ganz richtig, das meine ich eben: er denkt an das Vaterland.«
»Gott bewahre! er denkt nur an sein Land. Der alte Fuchs kauft immer mehr zusammen, er hat bereits seine zwölf Aecker beieinander.
»Aha« jetzt verstehe ich.
»Sein Land geht ihm über Alles, an Weib und Kind liegt ihm nichts. In der Früh um fünf Uhr ist er schon auf seinem Lande und wirft jeden Stein, den er findet, auf seines Nachbars Feld; er ackert, säet oder schneidet, wie es gerade die Jahreszeit mit sich bringt. Man sieht ihn auf der Straße mit einem Korbe in der Hand; er sieht sich rechts und links um. Man denkt, was mag der alte Dubois suchen? Er sucht Pferdemist, um sein Land zu düngen. Er ißt und trinkt auf seinem Lande und am Ende wird er darauf schlafen. Sonntags macht er sich schön und geht in die Messe, damit die Leute glauben sollen, er bete für die Todten oder die Lebenden; nein, er betet für sein Land, daß der liebe Gott Sturm und Hagelschlag abwende, daß seine Aepfelbäume nicht erfrieren, daß sein Getreide sich nicht lege. Und nach der Messe, wenn alle Leute sich ausruhen oder unterhalten, geht er auf sein Land.«
»Wie! er arbeitet am Sonntage?«
»Nein, er arbeitet nicht, er reißt Unkraut aus, fängt Feldmäuse und Maulwürfe. Das ist seine Unterhaltung, seine einzige, aber sie scheint ihm zu genügen. Er hat seine beiden ältesten Söhne verkauft und hat dafür Land angekauft.
»Die armen Burschen sind also in Afrika gefallen?«
»Ja, aber das thut nichts, das Land geht nicht verloren. Seit drei Jahren hat er den Jean Pierre gehegt und gepflegt und oft hat er zu den Leuten gesagt: »Sehet den Jungen, er wird einen schönen Kürassier für den König Ludwig Philipp geben.« Jean Pierre heißt im Dorfe nur der Kürassier. Einen Monat vor der Ziehung zündete er jeden Morgen vor dem Bilde der heiligen Jungfrau eine Wachskerze an, damit sie seinem Sohne eine gute Nummer in die Hand spiele – nicht damit er frei werde, sondern damit er sich verkaufen könne, wie sich seine beiden Brüder verkauft hatten. Und der alte Lump hat Glück: der erste hatte Nr. 95, der zweite Nr. 107 gezogen, und jetzt ist dem dritten Nr. 120 zugefallen; wenn noch einer da wäre, würde er gewiß Nr. 150 150 ziehen.«
»Ihr habt also den Vertrag abgeschlossen?«
»Ja wohl, vor Notar und Zeugen. Der Jean Pierre ist mein Stellvertreter für siebzehnhundert Franks; die übrigen dreihundert hat Ihnen Zoe zurückzugeben.
»Seyd Ihr denn auch ein Anbeter des Landes, wie der alte Dubois?«
»Nein, ich bin wie die Vögel in der Luft, ich lebe von dem, was auf anderer Leute Lande wächst.«
»Und Ihr singet wohl auch wie die Vögel?«
»O ja; aber ich muß gestehen, daß ich seit vierzehn Tagen nicht mehr gesungen habe.
»Aber Ihr treibt doch ein Gewerbe?«
»Ich arbeite mit Stemmeisen und Hobel, ich bin Tischlergesell bei dem Vater Guillaume, wo ich fünfzig Sous täglich verdiene, und so wird’s wohl noch eine Weile bleiben, wenn ich nicht etwa von einem unbekannten Onkel in Amerika oder Indien dreitausend Francs erbe, um mich für meine Rechnung besetzen zu können.«
»Mit dreitausend Franks würdet Ihr Euch also etabliren?«
»O! sehr gut, und es bliebe noch etwas übrig, um das Brautbett zu kaufen; aber da ich keinen Onkel habe —«
»Ihr habt freilich wohl keinen Onkel; aber Ihr habt ja Frau von Chambray, die eure Braut sehr lieb hat und reich ist.«
»Das ist wohl wahr, aber die liebe gute Dame hat die Schnur vom Geldbeutel nicht in der Hand, sonst würden Sie den Jean Pierre gewiß nicht gekauft haben. Frau von Chambray hätte sichs nicht nehmen lassen. Ich bin Ihnen darum nicht minder dankbar, lieber Herr, denn siebzehnhundert Francs findet man nicht in einem Haufen Hobelspäne. Im Grunde hats nur siebzehnhundert gekostet, so daß Zoe noch dreihundert —«
»Gut,