Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach


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wirst du aber müssen. Du hast nicht die Mittel deines Vaters, um ständig beliebig viel Geld in dieses Haus zu stecken, wie er es getan hat.«

      »Das weiß ich.«

      »Und es ist dem Haus natürlich auch nicht gut bekommen, dass es in den letzten Jahren praktisch nicht bewohnt war, weil deine Stiefmutter sich geweigert hat, auch nur ein paar Tage hier zu verbringen.«

      »Ja, das ist mir auch klar. Das Dach, die Heizung, die Fenster …«

      »Und noch einiges mehr. Du musst darüber nachdenken, das Haus mitsamt dem Grundstück zu verkaufen. Du würdest viel Geld dafür bekommen, weil das Grundstück wertvoll ist, und dann müsstest du dir um Geld nie wieder Sorgen machen.«

      Franziska sah die Ältere nachdenklich an. »Glaubst du, dass mein Vater das gewollt hätte, Elsbeth?«

      »Ehrlich gesagt, diese Frage habe ich mir seit seinem Tod schon oft gestellt. Er hat das Haus geliebt, das wissen wir beide. Aber wenn er gewollt hätte, dass du es behältst, hätte er dich mit den notwendigen Mitteln ausstatten müssen, nicht wahr?«

      »Es ist ja nicht so, dass ich nichts von ihm bekommen hätte«, murmelte Franziska. »Er hat mir immer was gegeben, wenn wir uns gesehen haben, Elsbeth.«

      »Ja, mir auch«, bemerkte die Haushälterin trocken.

      Überrascht sah Franziska sie an. »Das hast du mir ja noch nie erzählt.«

      »Ich habe nach einer passenden Gelegenheit gesucht. Weißt du, was ich glaube? Er musste das heimlich machen, weil es Nora nicht gefallen hätte. Die wollte alles für ihren Sohn.«

      »Das glaubst du?«

      »Ja, das glaube ich. Wir waren immer allein, wenn dein Vater mir Geld gegeben hat – und er hat immer leise gesprochen und mich gedrängt, es sofort einzustecken. Ganz so, als hätte er Angst, wir würden beide erwischt. Ich meine, das ist doch verrückt, oder? Schließlich war es sein Geld. Nora Müller war vollkommen mittellos, als er sie geheiratet hat.«

      »Ich weiß nicht, Elsbeth – aber ich glaube, du irrst dich in ihr.«

      »Oh, ich werfe ihr nichts vor, sie hat deinen Vater aufrichtig gern gehabt, die beiden sind gut miteinander ausgekommen. Aber sie weiß, wie es ist, wenn man nichts hat, und dieses Schicksal möchte sie ihrem Sohn ersparen, das kann ich durchaus nachvollziehen. Und dass sie mich gerne aus dem Haus haben wollte, verstehe ich auch. Ich kannte ja noch deine Mutter, und daran wollte sie nicht ständig erinnert werden. Das verstehe ich gut, wirklich.«

      »Aber?«, fragte Franziska.

      Elsbeth zögerte kurz, dann zuckte sie mit den Schultern. »Nichts aber«, erklärte sie. »Vielleicht hat dein Vater gemeint, er kann dir heimlich so viel Geld zustecken, dass es für den Erhalt des Hauses reicht, aber dann ist er von diesem Herzinfarkt überrascht worden. Er wollte vermutlich nicht, dass du das Haus verkaufst, aber du wirst es trotzdem tun müssen, wenn du dich nicht vollkommen ruinieren willst – und das ist, meiner Meinung nach, kein altes Gemäuer wert, auch wenn man mit ganzem Herzen daran hängt.«

      »Du hängst doch auch daran.«

      »Ja, tue ich«, gab Elsbeth zu. Sie knöpfte ihre Strickjacke auf und streckte die Beine von sich, dann wandte sie ihr Gesicht wieder der Sonne zu. »Aber ich bin auch Realistin, und als solche sage ich dir: Noch so ein Winter, und wir beide sind am Ende. Hast du überhaupt noch etwas Geld in Reserve?«

      »Etwas, ja.«

      »Ich auch«, stellte Elsbeth fest. »Etwas, nicht viel. Kann ja sein, dass wir während des Sommers nichts zusätzlich ausgeben müssen, aber eigentlich sollten die Fenster ausgetauscht und die Isolierung erneuert werden – vom Dach ganz zu schweigen.«

      »Ich habe mir das alles auch schon tausend Mal gesagt, Elsbeth, aber alles in mir wehrt sich dagegen.«

      »Ich weiß, deshalb sage ich es dir, weil es nämlich sonst niemand tut.«

      Sie hörten, dass sich ein Auto näherte und sprangen hastig auf, nahmen die Stühle und verschwanden im Haus. Doch bevor sie die Tür schloss, erkannte Franziska das Auto und stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Es ist Alexis«, sagte sie. »Kein Grund zur Aufregung.«

      »Ich gehe dann mal in die Küche und koche einen Tee. Ihr könnt ja vielleicht draußen sitzen bleiben.«

      Franziska nickte und stellte die Stühle wieder vor die Tür.

      Im nächsten Augenblick fuhr ihr jüngerer Halbbruder vor. Er brems­te scharf und sprang dann über die geschlossene Tür seines Sportwagen-Cabrios, das nagelneu war, wie Franziska feststellte. Sie spürte Ärger in sich aufwallen, drängte diesen aber beiseite. Alexis war gerade zwanzig Jahre alt geworden, da gehörte Angeben noch dazu. Sie selbst war sicherlich auch nicht besser gewesen in dem Alter, und sie wollte ihn auf keinen Fall darum beneiden, dass er im Gegensatz zu ihr keine Geldsorgen hatte.

      »Na, große Schwester?«, lächelte er, als er sich zu ihr beugte und sie auf beide Wangen küsste. Dann ließ er sich auf den freien Stuhl fallen. »Bist du aus der Eiseskälte im Inneren geflohen?«

      »Ja, bin ich«, gab Franziska zu, während sie ihn verstohlen musterte. Alexis ähnelte seiner Mutter Nora: Er war ein großer Blonder, schlank, mit ebenmäßigem Gesicht und schönen blauen Augen, die freilich nie verrieten, was er dachte. Er sah zufrieden mit sich und der Welt aus, und er hatte sich nicht nur den Wagen gekauft, sondern auch eine teure Uhr, stellte sie fest – und die Garderobe, die er trug, war auch nicht billig gewesen. Unauffällig elegant, aber exklusiv. Erneut muss­te sie sich gegen aufkommende Bitterkeit wehren.

      »Dann verkauf mir den alten Kas­ten«, sagte er beinahe beiläufig.

      »Wie bitte?«, fragte Franziska verblüfft. »Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder? Nora und du, ihr konntet ihn doch noch nie leiden.«

      »Stimmt«, gab er freimütig zu, »aber das heißt ja nicht, dass ich blind bin. Der Grund und Boden hier ist gut, man könnte eine Menge daraus machen.«

      »Aha. Und was zum Beispiel?«

      »Weiß ich nicht, ich habe bisher nicht darüber nachgedacht, weil ich dachte, du gibst das Gut sowieso nicht her. Aber vielleicht änderst du ja deine Meinung. Sollte das so sein, bin ich jedenfalls interessiert.«

      In Franziskas Kopf wirbelten die Gedanken wild durcheinander. »Wenn ich es an dich verkaufte, bliebe es immerhin in der Familie«, murmelte sie.

      Er wandte sich ihr zu. »Ist das wichtig für dich?«

      »Frag nicht so dumm, Alexis, natürlich ist das wichtig, das weißt du doch. Das Haus wurde …«

      » … von unserem Urgroßvater erbaut, ja, ich weiß.« Seine Stimme klang ungeduldig. »Du hast also tatsächlich schon daran gedacht zu verkaufen?«

      »Nicht richtig, aber ich schätze mal, ich kann es auf Dauer nicht halten«, gestand sie. »Es müsste von Grund auf renoviert werden, und dazu fehlen mir die Mittel.« Sie warf ihm einen raschen Blick zu. »Es sei denn, du würdest sie mir vorstrecken.«

      Er sah sie erstaunt an. »Was ist das denn für eine Idee?«

      »Gar keine – der Gedanke ist mir eben erst gekommen. Natürlich wird mir keine Bank der Welt das erforderliche Kapital für eine Renovierung leihen – so lange kann ich ja gar nicht leben, um die Schulden wieder abzutragen.«

      Alexis fing an zu lachen. »Und ich soll das tun, was jede Bank ablehnen würde? Das kann nicht dein Ernst sein, Franzi.«

      »Du bist mein Bruder, und dieses ist der Stammsitz unserer Familie.«

      »Das stimmt, aber ich will mich dafür nicht ruinieren«, entgegnete er. »Außerdem ist mein Verhältnis zu diesem Haus ein ganz anderes als deins. Ich habe nur ein paar Jahre hier verbracht, und die meiste Zeit habe ich mir gewünscht, woanders zu sein. Ich war froh, als meine Mutter es geschafft hat, Papa zu einem Umzug zu überreden, das kannst du mir glauben.«

      »Du würdest es also verkaufen«, stellte sie


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