Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach


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das meine ich ernst.«

      Ihr Gespräch wurde von Elsbeth unterbrochen, die den Tee brachte. Alexis und sie siezten sich, er hatte irgendwann gesagt, er wolle von ihr nicht mehr geduzt werden, und er ließ auch nie einen Zweifel daran, wie unmöglich er es von seiner Halbschwester fand, dass sie sich »mit einer Angestellten« duzte. Franziska ging auf entsprechende Äußerungen gar nicht mehr ein.

      Elsbeth verschwand gleich wieder im Haus, und kaum eine Viertelstunde später verabschiedete sich Alexis wieder. Er sprang erneut wieder über die geschlossene Tür des Cabrios, ließ den Motor an und fuhr mit Vollgas vom Hof.

      »Er ist und bleibt ein Kindskopf, Elsbeth«, stellte Franziska fest, als Elsbeth wieder auftauchte und sich neben sie setzte.

      »Was wollte er denn?«, fragte sie, ohne auf Franziskas Worte einzugehen.

      »Er ist daran interessiert, das Gut zu kaufen, weil das Land wertvoll ist«, erklärte Franziska.

      Elsbeth verschluckte sich und fing an zu husten. »Hat er das gesagt?«, krächzte sie.

      »Ja, das hat er. Ich habe ihn gefragt, ob er mir nicht Geld für die Sanierung leihen will, aber den Gedanken schien er abwegig zu finden.«

      »Kann ich mir vorstellen.«

      »Ich habe ja nicht ernsthaft gefragt – die Idee schoss mir nur so durch den Kopf, und da habe ich sie einfach mal ausgesprochen.«

      »Wirst du ihm das Gut verkaufen?«

      »Im Augenblick will ich ans Verkaufen überhaupt noch nicht denken, Elsbeth. Aber wenn ich es wirklich tun muss, dann doch besser an Alexis als an einen Fremden, oder?«

      Elsbeth blieb ihr die Antwort schuldig, doch das fiel Franziska nicht einmal auf. Die Sonne machte sie schläfrig, und sie wollte nicht mehr über schwierige Entscheidungen nachdenken. Ein bisschen Zeit, fand sie, konnte sie sich damit durchaus noch lassen.

      *

      »Ich kenne all meine neuen Nachbarn, nur Frau zu Randershausen noch nicht. Sie scheint ständig unterwegs zu sein«, erzählte Lucius Graf von Rethmann seinem Onkel Ulrich von Rethmann, der ihm an diesem sonnigen Frühlingstag einen Besuch abstattete. Lucius hatte ein charmantes altes Haus auf dem Land gekauft, mit einem weitläufigen Grundstück dazu. Er fühlte sich sehr wohl in der neuen Umgebung. Sein Onkel war an diesem Kauf nicht ganz unschuldig, denn er hatte das Haus ausfindig gemacht. Lucius, der mit Antiquitäten handelte, wollte das Haus gelegentlich auch benutzen, um besonders schöne alte Stücke einem ausgesuchten Publikum zu präsentieren, bevor er sie in seinem Geschäft zum Verkauf anbot.

      Ulrich war der jüngste Bruder von Lucius’ Vater, einer, der »aus der Art geschlagen war«, wie die Familie das nannte. Aber Ulrich fühlte sich als schwarzes Schaf sehr wohl, er pfiff auf Konventionen und lebte sein Leben, wie es ihm gefiel. Schon früh hatte er die ganze Welt bereist und war schließlich, um viele Erfahrungen reicher, nach Deutschland zurückgekehrt. Er hatte sich selbst ein bescheidenes Haus gebaut auf einem Grundstück, das er geerbt hatte. Dort lebte er als Selbstversorger, veröffentlichte ab und zu einen Kriminalroman und war mit seinem Leben sehr zufrieden. Er hatte alles, was er brauchte – die Welt des Adels und der feinen Empfänge mied er. Nur selten tauchte er bei Familienfeiern auf, und bei diesen Gelegenheiten unterhielt er sich hauptsächlich mit Lucius. Die beiden Männer mochten einander, und Lucius sah nicht ein, warum er auf die Freundschaft zu diesem klugen und ungewöhnlichen Mann verzichten sollte.

      »Das dürfte dir auch schwerfallen«, stellte Ulrich fest. »Sie lässt niemanden herein, seit sie wieder auf dem Gut wohnt.«

      Es wunderte Lucius nicht, dass sein Onkel über solche Informationen verfügte: Er verkehrte zwar nicht mehr mit Leuten seines Standes, dafür aber mit zahlreichen Bauern und Handwerkern der Umgebung. Es gab niemanden, der besser informiert war als er. »Und warum nicht?«, fragte er.

      »Weil ihr das Haus über dem Kopf zusammenfällt«, erklärte Ulrich gelassen. »Hast du die Geschichte etwa noch nicht gehört?«

      »Nein«, erklärte Lucius. »Was für eine Geschichte denn?«

      »Ihr Vater hat beinahe sein gesamtes Vermögen der zweiten Frau und dem Sohn aus zweiter Ehe vermacht – das Haus hatte er seiner Tochter schon vorher überschrieben. Jetzt sitzt sie da und weiß nicht, wie sie es halten soll. Sie wird über kurz oder lang verkaufen, darin sind sich alle einig.«

      »Kennst du sie?«

      »Nicht persönlich«, erklärte Ulrich. »Ich gestehe aber, dass ich mich für den Fall interessiere, obwohl sie eine Adelige ist – aber sie scheint zu den Ausnahmen zu gehören, so wie du und ich.«

      »Du meinst, sie ist sympathisch, trotz ihres Standes?«

      Ulrichs Augen blitzten, als er nickte. Er war schwarzhaarig wie Lucius, sie hatten auch die gleichen dunklen Augen. Aber anders als Lucius, der groß und schlank war, hatte sein Onkel eine breite, eher untersetzte Figur. Für einen Grafen hielt ihn niemand, der ihn zum ers­ten Mal sah – und er tat alles dafür, dass die Leute, mit denen er umging, möglichst spät oder sogar nie von seinem Titel erfuhren.

      »Wie kommst du darauf, dass sie nett ist, Onkel Uli?«

      »Ach, ich höre mich halt hier und da um«, erklärte der Ältere ausweichend. »Und ich muss sagen, die Geschichte beschäftigt mich. Man fragt sich doch, was der alte Randershausen sich dabei gedacht hat, seiner Tochter das Gut zu überschreiben, sie dann aber praktisch mittellos zu lassen.«

      »Und wovon lebt sie?«

      »Sie ist Grundschullehrerin – sehr beliebt bei den Kindern, sehr fleißig und gewissenhaft, wie man hört. Aber natürlich kann sie von ihrem Lehrerinnengehalt das Gutshaus nicht sanieren.«

      »Lebt sie da ganz allein?«

      »Mit ihrer Haushälterin, hörte ich.«

      Lucius sah seinen Onkel neugierig an. »Bist du schon mal dort gewesen?«

      »Als ich dich das letzte Mal besucht habe, habe ich mir das Haus mal aus der Ferne angesehen, mehr nicht.«

      »Dann hilf mir, sie kennenzulernen!«, forderte Lucius. »Du hast mich richtig neugierig gemacht, Onkel Uli.«

      »Sie werden vielleicht bald Hilfe brauchen, die beiden Damen«, erklärte Ulrich. »Hier bei euch gibt es doch diese Wildschweinrotte …«

      »Allerdings!«, rief Lucius. »Wenn mein Grundstück nicht durch massive Mauern gesichert wäre, hätte ich auch schon Ärger gehabt, schätze ich.« Er brach ab. »Du meinst, die Wildschweine könnten sich auf den Gutshof verirren?«

      »Möglich wäre es jedenfalls. Aber selbst die Bedrohung würde uns einen Grund liefern, dort vorzusprechen und zu fragen, ob wir ihnen helfen sollen, ihren defekten Zaun wieder dichtzumachen.«

      »Du hast schon darüber nachgedacht, bevor ich das Gespräch darauf gebracht habe.«

      Ulrich nickte. »Wie gesagt, ich interessiere mich für die Geschichte dieser seltsamen Erbschaft.«

      »Was ist daran seltsam?«

      Ulrich streifte seinen Neffen mit einem langen Blick. »Johannes zu Randershausen liebte das alte Gut. Er hat es deshalb seiner Tochter aus erster Ehe vermacht. Und dann gibt er ihr nicht die Mittel in die Hand, das Gut zu erhalten? Für mich

      passt das nicht zusammen, Junge.«

      »War er geschieden?«

      »Nein, Witwer. Seine erste Frau ist schon vor langer Zeit gestorben, und wie man hört, war auch seine zweite Ehe glücklich.«

      »Dann ist es doch verständlich, dass er seine zweite Frau und den Sohn absichern wollte – oder nicht?«

      »Sicher. Aber er war ziemlich reich, Lucius. Er hätte ohne Probleme auch noch seine Tochter absichern können.«

      »Und was willst du damit sagen, Onkel Uli?«

      »Gar nichts. Ich habe dir nur erzählt, warum ich die Sache seltsam finde. Da ich nichts weiter


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