Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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ich bewundere Ihr Engagement. In Ihnen steckt eine talentierte Geschäftsfrau«, lobte Fee die langjährige Haushälterin.

      »Breit gefächertes, attraktives Sortiment«, schimpfte Oskar vor sich hin, während er Marmelade, Käseteller und Butter auf den Tisch stellte. »Ehrlich gesagt würde ich mich lieber mit dir über das Theaterprogramm der kommenden Woche unterhalten. Oder wohin wir als nächstes in den Urlaub fahren.«

      »Das ganze Jahr über Ferien … Das ist doch langweilig. Abwechslung heißt das Zauberwort«, erwiderte Lenni, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden.

      »Ich möchte aber gern was mit dir zusammen machen.« Offenbar hatte Oskar beschlossen, dieses eine Mal zu gewinnen.

      »Das tust du ja. Wir fahren gleich gemeinsam zum Kiosk. Ich hab Tatjana versprochen, dass wir beide heute den Dienst übernehmen. Die Kleine braucht mal einen Tag frei.«

      Oskar dachte, sich verhört zu haben.

      »So hab ich mir meinen wohlverdienten Ruhestand aber nicht vorgestellt.«

      Lenni klappte den Laptop zu und gesellte sich zu ihrer Familie ins Esszimmer.

      »Tja, das kommt davon, wenn man sich eine jüngere Frau als Partnerin aussucht.« Ihr kritischer Blick wanderte über den Tisch. »In der Zuckerdose ist kein Löffel. Ach, wenn man nicht alles selbst macht …« Kopfschüttelnd ging sie in die Küche, um das fehlende Stück zu holen.

      Daniel kam ihr mit einer Pfanne Rühreier entgegen.

      »Ich kann Fee nur recht geben. Dass Sie und Oskar sich eine Aufgabe gesucht haben, ist gut für Körper, Geist und Seele.«

      »Damit hab ich nichts zu tun! Ich bin ja noch nicht mal gefragt worden.«

      »Ach, Oskar.«

      Tröstend legte Fee die Hand auf seine Schulter und drückte ihn mit sanfter Gewalt auf den Stuhl.

      »Sie haben die wichtigste Aufgabe. Nicht umsonst heißt es: Hinter jeder erfolgreichen Frau steht ein starker Mann.«

      Seiner Miene war anzusehen, dass sie genau die richtigen Worte gefunden hatte.

      »Sagt man das?«, hakte er sichtlich besänftigt nach.

      »Ich bin das beste Beispiel«, bemerkte Fee mit einem liebevollen Blick auf ihren Mann.

      Inzwischen war Tochter Anneka im Esszimmer aufgetaucht. Noch im Schlafanzug setzte sie sich an den Tisch.

      »Wär schön, wenn ich auch einen starken Mann hätte«, murrte sie und schenkte sich ein Glas Orangensaft ein. »Noch jemand?« Sie hielt die Karaffe hoch.

      »Nein, danke.« Daniel schüttelte den Kopf. »Aber du hast doch Noah.«

      Sie griff nach einem Brötchen. Gleichzeitig verdrehte sie die Augen.

      »Noah hat so viel Rückgrat wie ein Gummibärchen. Er macht lieber einen Spieleabend mit Freunden oder schaut stundenlang Serien im Fernsehen, als irgendwas Spannendes mit mir zu unternehmen. Wenn er denn überhaupt mal Zeit hat. Unseren Jahrestag morgen werden wir wahrscheinlich bei seinen Freunden auf dem Sofa verbringen.«

      »Klingt nach richtig harmonischer Beziehung«, spottete ihr jüngerer Bruder Janni, der sich vor ein paar Minuten zu ihnen gesellt hatte.

      Fee schickte ihm einen scharfen Blick.

      »Noah hat einen anstrengenden Job und in seiner Freizeit wahrscheinlich keinen Bedarf mehr an Abenteuern«, nahm sie den Rettungsassistenten in Schutz und griff nach der Zeitung, die jemand auf den Tisch gelegt hatte. »Bestimmt musst du ihm nur den richtigen Vorschlag machen«, wandte sie sich an Anneka. »Wie wär’s mit einem Kinobesuch? Oder einem Konzert?«

      Sie schlug die Zeitung auf und suchte die Seite mit den Veranstaltungshinweisen. »In München ist immer so viel geboten. Da findet sich sicher …« Mitten im Satz hielt sie inne. Mit einem Schlag war alle Freude aus ihrem Gesicht gewichen.

      Daniel musterte sie irritiert.

      »Stimmt was nicht?«

      »Ilona … meine Studienkollegin Ilona Körber … Das kann doch nicht sein«, stammelte sie. »Wir haben letzte Woche noch telefoniert. Sie war Radiologin an der städtischen Klinik und brauchte Rat wegen eines schwierigen Falls.«

      Unverwandt starrte sie auf die Todesanzeige. Tränen verschleierten ihren Blick. »Wir haben ausgemacht, uns endlich mal wieder zu treffen. Und jetzt ist sie tot.«

      Tröstend legte Daniel die Hand auf den Arm seiner Frau. Er erinnerte sich nicht an diesen Namen.

      »Ach, Feelein … Es tut mir leid. Kannte ich sie?«

      Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen, um das Kleingedruckte der Anzeige lesen zu können.

      »Ich glaube nicht. Sie war ein paar Jahre jünger als ich. Ihr Freund studierte in meinem Semester. Deshalb haben wir uns eine Zeitlang öfter gesehen und auch die eine oder andere Party miteinander gefeiert.« Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Bei dieser Gelegenheit fiel ihr auch Ilonas Bruder wieder ein. Damals hatte Eugen heftig mit ihr geflirtet.

      Was wohl aus dem gutaussehenden Casanova geworden war?

      Sofort schämte sie sich dieser Frage und konzentrierte sich auf den Anzeigentext. »Die Trauerfeier ist schon morgen Vormittag.«

      Daniel kratzte den Rest Rührei auf dem Teller zusammen und schob ihn mit einem Stück Brot in den Mund. Er trank einen Schluck Kaffee hinterher.

      »Schade. Da kann ich nicht mitkommen«, bedauerte er dann. »Ich hab einen wichtigen Termin an der Uni, den ich unmöglich absagen kann.«

      »Kein Problem.« Fee winkte ab. »Es macht mir nichts aus, allein zu gehen.«

      Daniel schickte ihr einen prüfenden Blick.

      »Wenn du meinst …«

      Sie faltete die Zeitung zusammen, legte sie beiseite und streichelte sein Gesicht mit einem Lächeln.

      Ihren ursprünglichen Gedanken, nach einer Veranstaltung für Anneka und Noah zu sehen, hatte sie längst vergessen.

      »Ja, das meine ich.«

      *

      Das Frühstück im Hause Norden war längst vorbei, als Tatjana Bohde gemeinsam mit ihrem Freund Danny am Tisch saß und das süße Nichtstun genoss.

      »Ich lebe gesund!«, erklärte sie zufrieden und streckte sich wie eine Katze.

      Ihr Freund Danny Norden saß ihr gegenüber. Sein fragender Blick ruhte auf dem Tisch.

      »Wie kommst du drauf?« Die Frage war berechtigt. Beim besten Willen konnte er nichts Gesundes entdecken.

      »Na, ich hab Nüsse gegessen. Reich an ungesättigten Fettsäuren, Eiweiß, Vitamin E …«

      Endlich verstand Danny. Grinsend griff er nach dem Glas mit dunkelbrauner Füllung.

      »Du meinst wohl Haselnuss-Schoko-Creme.«

      »Sag ich doch: Nüsse!«

      »Aber …« Er wollte zu einem Vortrag über die Auswüchse moderner Ernährung ausholen, als sie ihn mit einer ungeduldigen Geste unterbrach.

      »Jetzt hol nicht schon wieder den Oberlehrer raus.« Demonstrativ steckte sie den Zeigefinger ins Glas, um ihn gleich darauf genüsslich abzulecken. »Manchmal bist du echt eine Spaßbremse.«

      »Bin ich das?« Er seufzte theatralisch. »Schade! Dann hast du sicher keine Lust, heute Nachmittag mit der Spaßbremse an einer Anti-Osteoporose-Kur in der Eisdiele teilzunehmen.«

      Tatjanas Augen leuchteten auf. Ehe sie aber Gelegenheit zu einer Antwort hatte, klingelte es an der Tür.

      »Wer erlaubt es sich, unseren Feiertagsfrieden zu stören?«, fragte sie argwöhnisch, machte aber keine Anstalten aufzustehen. »Das kann eh nur für dich sein. Wahrscheinlich eine Patientin, die vor lauter Sehnsucht nach dir unter Schlaflosigkeit leidet.«


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