Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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hier nur ihm zuliebe, oder?«, fragte sie weich und streichelte ihren Arm. »Du bist so ein guter Mensch.«

      Augenblicklich schämte sich Lenni in Grund und Boden. Sie nuschelte eine Antwort und wandte sich mit einem gekünstelten Lächeln an den Kunden, der eben den Kiosk betrat.

      *

      Felicitas Norden stand der Schweiß auf der Stirn, als sie den Operationssaal in Begleitung des Kollegen Weigand verließ.

      »Das war knapp!«, seufzte sie. Die Latexhandschuhe schnalzten, als sie sie von den Händen zog. Mit einem leisen Klatschen landeten sie im Abfalleimer. »Ich hätte nie gedacht, dass Eugen so instabil ist.« Mit Schrecken erinnerte sie sich an seinen Herzstillstand. Mit einiger Not war es den Ärzten gelungen, ihn zu reanimieren.

      »Ich finde, wir haben unsere Sache gut gemacht.« Matthias öffnete die Schleife der OP-Haube.

      »Ich hatte ganz schön Angst da drin«, gestand Fee und trat ans Waschbecken. Tröstlich warmes Wasser lief über ihre Hände.

      »Ich auch. Wir haben aber keinen Fehler gemacht.«

      »Hab ich auch nicht gesagt«, antwortete sie schroffer als beabsichtigt.

      Matthias zog eine Augenbraue hoch und dachte kurz nach.

      »Wie gut kennst du den Mann eigentlich?« Täuschte er sich, oder zuckte sie zusammen?

      »Wir waren Jugendfreunde. Das habe ich doch schon mal gesagt.« Energisch drehte Felicitas den Wasserhahn ab und griff nach einem Handtuch. »Hältst du mich auf dem Laufenden?«

      »Natürlich«, versprach er und sah ihr nach, wie sie den Operationsbereich verließ.

      Als Felicitas auf den Flur hinaustrat, atmete sie erleichtert auf. Noch immer saß ihr der Schreck in den Gliedern. Sie sehnte sich danach, sich in ihrem Büro zu verschanzen, um ungestört nachzudenken, und machte sich auf den Weg. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihr. Ausgerechnet Lammers lief ihr über den Weg.

      »Da sind Sie ja wieder. Ich hab Sie schon sehnsüchtig erwartet.« Er hielt die aufgeschlagene Akte eines kleinen Patienten in den Händen. »Ich muss unbedingt mit Ihnen über die Medikation dieser Rotznase hier re … .«.

      »Ich dachte, Sie kommen auch ohne mich klar«, unterbrach sie ihn so unfreundlich, dass sich selbst Volker wunderte.

      »Du liebe Zeit. Welche Laus ist Ihnen denn über die Leber gelaufen?«

      »Ich war auf einer Trauerfeier, schon vergessen?«, erinnerte sie ihn schlecht gelaunt. »Aber Ihnen traue ich sogar zu, dass Sie Spaß an solchen Veranstaltungen haben.« Ohne ihn weiter zu beachten, ging sie ins Büro und trat ans Fenster. Das Bild von Eugen – wie er dagelegen und mit dem Tod gerungen hatte – wollte ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen.

      Lammers zögerte kurz, beschloss dann aber, seiner Chefin zu folgen.

      »Trotzdem bin ich nicht einverstanden mit der Behandlu …«

      »Dann tun Sie doch, was Sie wollen!« Fee fuhr zu ihm herum und funkelte ihn wütend an. »Und jetzt verschwinden Sie gefälligst! Für Sie bin ich heute nicht mehr zu sprechen!«

      Entgeistert starrte Volker Lammers seine Chefin an. Für gewöhnlich war sie diejenige, die sich um Diplomatie bemühte. Ihre knallharte Zurückweisung brachte ihn aus dem Konzept.

      »Schon gut. Ich bin ja schon weg«, stammelte er.

      »Zeit wird’s!«, schickte Fee ihm nach, ehe sie sich wieder zum Fenster umdrehe und hinab in den wunderschön angelegten Garten blickte. Doch das Erlebnis im OP beschäftigte sie noch immer so sehr, dass sie weder die Pracht noch ihren Triumph über den ungeliebten Stellvertreter wahrnahm.

      *

      Anneka Nordens Gesicht ließ erahnen, wie sie sich fühlte. Oskars Herz zog sich zusammen vor Mitgefühl, als er zu ihr an den Tisch trat.

      »Ist wohl nicht so gelaufen, wie du dir das gedacht hast, was?«

      Anneka schnaubte.

      »Stell dir vor: Er hat unseren Jahrestag total vergessen und trifft sich lieber mit seinen Freunden zum Computerspielen«, schimpfte sie, ohne hochzusehen. »Stattdessen will er heute Abend mit mir zu Enzo gehen. Wir müssen ja nicht den ganzen Tag aufeinander hocken!«, äffte sie Noah nach. »So ein Vollidiot!« Sie ließ ihrer Wut freien Lauf.

      »Im Normalfall halte ich zu meinesgleichen.« Oskar beugte sich über den Tisch und wischte mit einem feuchten Lappen über die Platte. »Diesmal muss ich dir aber uneingeschränkt recht geben.«

      Endlich blickte Anneka auf. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen.

      »Danke.«

      »Gern geschehen.« Er zwinkerte ihr zu. »So, nachdem wir das geklärt haben, bringe ich dir jetzt was Schönes«, kehrte Oskar zu seinem üblichen, unbeschwerten Tonfall zurück. »Auf was hast du Lust? Eisschokolade mit extra viel Sahne? Oder ein Stück von Lenchens Streuselkuchen? Der toppt sogar noch den von Tatjana. Und die kann wirklich backen.«

      Doch so weit war Annekas gute Laune noch nicht wieder hergestellt. Traurig schüttelte sie den Kopf.

      »Nur ein Glas Wasser bitte. Wer weiß, vielleicht erbarmt er sich ja doch noch und geht heute Abend mit mir essen.« Sie legte die kleine Handtasche auf den Tisch, die Tatjana ihr zusammen mit dem Kleid geliehen hatte, und stützte die Ellbogen auf die Platte. »Warum muss eigentlich immer alles im Leben anders laufen, als man es sich vorgestellt hat?«

      »Weil das Leben nun mal kein Ponyhof ist«, gab Oskar zu bedenken.

      Anneka schnitt eine Grimasse.

      »Sehr witzig.«

      »Na schön, dann bring ich dir eben ein Glas Wasser.« Wohl oder übel musste Oskar einsehen, dass sein Charme wirkungslos war, und er ließ Anneka allein.

      Auf diesen Moment hatte der stille Beobachter der Szene nur gewartet. Entgegen Schwester Elenas Warnung hatte Jakob beschlossen, sein Glück wenigstens zu probieren. Als er an den Tisch trat, war Anneka ganz in ihr Handy vertieft.

      »Schöne Frau, darf ich es wagen, Arm und Geleit euch anzutragen?«, fragte er verschmitzt grinsend. »Oder hab ich dann gleich ein Messer zwischen den Rippen, wie Elena gemunkelt hat?«, fügte er hinzu, als sie überrascht hochsah.

      Anneka legte den Kopf schief.

      »Kennen wir uns?« Ihr langes, blondes Haar fiel zur Seite. »Irgendwo hab ich dich schon mal gesehen.«

      »Ich bin Jakob, hauptberuflich Pfleger hier, nebenberuflich Student an der Filmhochschule.«

      Sofort war Annekas Interesse geweckt. Ihre ungewöhnlich violetten Augen – ein Erbe ihrer Mutter Felicitas – wurden rund vor Staunen, als sie den bärtigen jungen Mann mit dem Ohrring musterte. Er sah ganz anders aus als Noah, erwachsener, männlicher.

      »Echt? Warum macht man denn so was?«

      Er setzte ein geheimnisvolles Gesicht auf.

      »Wenn ich mich setzen darf, erklär ich’s dir.«

      »Klar.«

      Sie lächelte so süß, dass Oskar neue Hoffnung schöpfte. Er war mit dem bestellten Wasser auf dem Weg an den Tisch, als Jakob die Hand hob.

      »Diese schöne Frau hier hat das Beste verdient, was Sie auf Lager haben.«

      Mit so einer Bestellung war Oskar sichtlich überfordert.

      »Spontan würde ich Champag­ner empfehlen. Aber da muss ich erst die Chefin fragen, ob wir welchen dahaben.« Er machte kehrt und eilte zurück in den Kiosk.

      »Alkohol im Dienst ist doch bestimmt verboten«, mutmaßte Anneka, die den Blick gar nicht von dem schönen Mann neben sich wenden konnte.

      »Ich hab Feierabend für heute.« Aus den Augenwinkeln sah Jakob, wie sich Tatjana durch die Tischreihen schlängelte. Geschickt balancierte sie ein Tablett.

      »Glück


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