Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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bin es, Süße, mach mal auf«, ertönte Lisas Stimme, und Muriel drückte den Summer.

      »Na so was, Sie sind schon da?« begrüßte Helene sie überrascht.

      »Ich hab’ ein bißchen früher Schluß gemacht heute. Hier sind die Einkäufe. Ich muß noch mal in den Wagen und meine Sachen holen.«

      Helene nahm ihr die beiden großen Tüten ab und brachte sie mit Muriels Unterstützung in die Küche.

      »Ich bin ja so gespannt, was drin ist«, schnatterte Muriel und fing an auszupacken. »Nur Gemüse und Obst und Milch. Schade.«

      »Vielleicht ist hier was für dich drin!«

      Lisa, die gerade ebenfalls die Küche betreten hatte, deutete auf die zweite Tasche.

      Eifrig packte Muriel alles aus. Endlich fand sie ganz unten eine Packung Kinderpralinen.

      »Danke, Lisa, du bist so lieb. Lecker, darf ich gleich eine essen?«

      Ungeduldig fingerte sie an der Verpackung herum.

      »Nichts da. Zuerst wird gegessen. Als Nachspeise kannst du dann eine haben. Den Rest haben wir auf für morgen«, meldete sich Helene resolut. Sie hatte den Herd eingeschaltet und ein köstlicher Geruch nach gebratenem Kotelett zog durch die Küche. »Sie können bitte den Kartoffelsalat holen, Lisa. Er steht in der Speisekammer. Und du, Muriel, deckst bitte den Tisch.«

      Schließlich saßen sie um den lustig gedeckten Tisch und ließen sich das Essen schmecken.

      »Den Kartoffelsalat hab’ ich ganz allein gemacht«, erzählte Muriel stolz.

      »Wirklich?« tat Lisa erstaunt.

      »Na ja, fast ganz allein«, gab sie dann zu. »Ich muß dich was Wichtiges fragen, Lisa.«

      »Was denn, mein Schatz?«

      »Darf ich morgen eine kleine Viertelstunde rausgehen? Ich hab’ auch gar kein Ohrenweh mehr.«

      Flehend sah sie ihre Patentante an.

      »Das kann ich nicht entscheiden, Kleines. Da muß ich den Doktor anrufen.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Wenn ich es gleich mache, erreiche ich ihn vielleicht noch.« Schnell stand sie auf und erledigte das Telefonat.

      »Alles klar. Herr Dr. Norden ist einverstanden. Aber du mußt eine Mütze aufsetzen.«

      Während Muriel vor Freude um den Tisch herumtobte, saß Lisa nachdenklich am Tisch.

      »Was ist mit Ihnen?« fragte Helene besorgt.

      »Ach nichts, Frau Wolrab. Herr Dr. Norden klang nur eben sehr bedrückt. So kenne ich ihn gar nicht.«

      »Hat er etwas von Tini erfahren?«

      »Darüber haben wir gar nicht gesprochen. Ich hatte vorhin ein Telefon mit Dr. Janssen von der Behnisch-Klinik. Er hat Tini operiert.«

      Knapp schilderte sie die Vorfälle des Nachmittags.

      Helene war schockiert.

      »Dieser schreckliche Mensch! Er hat ihr doch schon genug angetan. Warum läßt er sie nicht endlich in Ruhe?«

      »Ich verstehe es auch nicht«, seufzte Lisa und erhob sich, um den Tisch abzuräumen. »Hoffentlich erreicht Dr. Janssen diesen Kunert. Was ist denn das für ein Foto?« fragte sie überrascht, als sie am Buffet vorbeiging und ihr Blick auf das Bild fiel, das Anian Fürst vorbeigebracht hatte.

      »Ach, das habe ich ganz vergessen. Heute nachmittag war ein sehr netter junger Mann da. Er wollte zu Christina. Muriel hat ausgeplaudert, daß sie in der Klinik ist. Da hat er die Fotografie dagelassen. Er hat sie gestern nach dem Konzert gemacht und Tini versprochen, die Bilder zu bringen.«

      Versonnen betrachtete Lisa den Abzug. »Er scheint sehr viel Talent zu haben. Das ist ein zauberhaftes Bild.«

      »Nicht wahr? Er hat mich gebeten, ihn zu informieren, wenn wir Nachricht von Christina haben.« Helene holte eine Visitenkarte aus ihrer Rocktasche hervor und reichte sie Lisa.

      »Anian Fürst«, las Lisa laut. »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.« Nachdenklich schaute sie aus dem Fenster und versuchte sich zu erinnern. »Stimmt, er macht viele Fotos für das Kulturmagazin, das ich abonniert habe. Der Name des Fotografen steht immer kleingedruckt unter den Bildern.«

      »Er scheint ein sehr seriöser, sehr netter Mann zu sein. Und er war ehrlich besorgt.«

      »Dann werde ich den Herrn Fürst mal anrufen«, sagte Lisa und griff zum Hörer.

      Es wurde ein ungewöhnlich langes Telefonat, und Lisa hatte einen schwärmerischen Gesichtsausdruck, als sie in die Küche zurückkam. Helene hatte inzwischen fertig aufgeräumt und frischen Kaffee aufgebrüht.

      »Ihre Menschenkenntnis scheint Sie nicht zu täuschen, Frau Wolrab«, stellte Lisa fest.

      »Das freut mich. Aber wie kommen Sie darauf?«

      »Herr Fürst scheint in der Tat ein sehr netter Mann zu sein. Er hat sehr offen mit mir gesprochen und gestanden, daß er sich unsterblich in Tini verliebt hat.«

      »Kennt er sie schon länger?«

      »Erst seit gestern abend. Es war Liebe auf den ersten Blick.«

      »Wie romantisch!«

      »Leider nicht. Tini wollte ihn nämlich nicht wiedersehen. Sie schob es auf eine unerfreuliche Erfahrung, die sie gemacht hat.«

      »Dieser Kunert hat ihr alles verpfuscht. Das einzig gute an dieser Beziehung war das Kind. Muriel ist ein Goldstück.«

      »Das ist sie wirklich. Wo ist sie eigentlich?«

      »Sie ist vorhin mit aus dem Zimmer gegangen, als Sie telefoniert haben. Wahrscheinlich spielt sie in ihrem Zimmer.«

      Besorgt ging Lisa hinaus. »Muriel, wo bist du?« rief sie und warf einen Blick in das Kinderzimmer. Es war leer. Da fiel ihr Blick auf die geöffnete Haustür.

      Anian konnte nach dem Telefonat mit Lisa keine Ruhe finden. Sie hatten sehr ausführlich und offen miteinander gesprochen und Lisa hatte die Schwierigkeiten erwähnt, in denen Christina steckte.

      Schon jetzt fühlte sich Anian für die kleine Familie verantwortlich, auch wenn Christina ihn abgewiesen hatte. Er war fest entschlossen, ihr Vertrauen zu gewinnen. Ruhelos wanderte er in seiner Wohnung auf und ab, bevor er sich entschloß, in seinem Stammlokal einzukehren, um sich abzulenken.

      Er kam spät wieder, da er einen alten Jugendfreund getroffen hatte. Trotzdem schlief er in dieser Nacht sehr unruhig. Seine Gedanken waren bei Christina und Muriel.

      Am Morgen stand er auf und fühlte sich wie gerädert. Nach einer kalten Dusche fühlte er sich etwas besser und schaltete wie gewohnt das Radio ein. In den Morgennachrichten erfuhr er von besonderen Ereignissen und fühlte sich besser auf den kommenden Tag vorbereitet. Während die Nachrichten liefen, brühte er sich eine Tasse Kaffee auf. Eine Meldung erregte jedoch seine Aufmerksamkeit.

      »Seit gestern abend, achtzehn Uhr, wird die vierjährige Muriel von Berg vermißt. Sie ist etwa einen Meter groß, hat blondes lockiges Haar und blaue Augen. Bekleidet ist sie mit einer geblümten Leggings, einer roten Jacke und gelben Gummistiefeln. Sachdienliche Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.«

      Anian erstarrte.

      Im nächsten Moment war er am Telefon und wählte die Nummer von Christina. Lisa meldete sich mit hoffnungsvoller Stimme.

      »Hier bei von Berg. Mein Name ist Thaler.«

      »Hallo Frau Thaler. Hier spricht Anian Fürst. Ich habe eben die Morgennachrichten im Radio gehört.«

      »Oh, Anian, es ist schrecklich. Ich mache mir solche Vorwürfe«, schluchzte Lisa auf.

      »Was ist denn geschehen?«

      Sie brauchte eine ganze Weile, ehe sie antworten konnte.

      »Muriel


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