Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      »Das ist keine schlechte Idee.«

      Daniel nahm seine Frau in die Arme und umschloß sie fest. So standen sie eine Zeitlang eng umschlungen und suchten Trost und Halt bei dem geliebten Menschen.

      Schließlich löste sich Fee. »Die Kinder kommen gleich nach Hause. Sie dürfen nichts merken.«

      Tatsächlich gelang es den beiden, beim Mittagessen recht unbeschwert zu wirken. Nur die sensible Anneka bemerkte die nachdenkliche Miene ihres Vaters.

      »Was hast du, Papi?« fragte sie nach dem Essen. Sie setzte sich auf seinen Schoß und umschlang seinen Hals.

      »Bist du dazu nicht schon zu groß?« fragte Daniel lächelnd, genoß die Vertrautheit mit seiner großen Tochter aber sichtlich.

      »Für so was ist man nie zu groß!« antwortete Anneka mit Überzeugung.

      »Ich will aber auch mal!« quengelt Dési eifersüchtig und versuchte, sich zwischen Anneka und ihren Papi zu schieben.

      »Du hast jetzt Sendepause, kleine Nervensäge«, wies Anneka sie zurecht.

      »Warum bist du so unfreundlich?« erkundigte sich Daniel erstaunt.

      »Das weiß sie ganz genau, nicht wahr, Dési?« wandte sie sich an ihre kleine Schwester.

      Diese verzog schmollend den Mund.

      »Sie hat meine ganze Tüte Gummibärchen aufgegessen, die ich neulich von Frau Aicher fürs Gassigehen mit dem Hund bekommen habe.«

      »Das ist wirklich nicht nett von dir, Dési«, tadelte sie Daniel.

      »Aber du hast immer gesagt, wir sollen teilen. Und Anneka hat nicht geteilt«, beschwerte sich Dési lautstark.

      »Du auch nicht. Und jetzt Schluß damit«, beendete Fee ungeduldig den Streit. »Ich fahre jetzt mit Jan in die Klinik. Es müssen ein paar Untersuchungen gemacht werden.«

      »Fehlt ihm was Schlimmes?« fragte Danny besorgt.

      »Das wissen wir noch nicht genau«, redete sich Daniel heraus.

      »Anneka, du zeigst Lenni bitte deine Hausaufgaben, wenn du damit fertig bist.«

      »Mach ich, Mami. Magst du noch einen Kaffee, Papi?« fragte sie fürsorglich.

      »Lieb von dir! Gern.«

      Sie eilte in die Küche, während die anderen Kinder Lenni beim Tisch abräumen halfen, um sich dann in ihre Zimmer zurückzuziehen.

      Schließlich war Daniel zu seiner Nachmittagssprechstunde aufgebrochen, und Fee hatte Jan auf den Klinikbesuch vorbereitet. Nachdem sie ihm erklärt hatte, daß er nicht gepiekst werden würde, fand er es sehr spannend, und sie betrachtete ihn mit Tränen in den Augen. Dann riß sie sich zusammen und trug Jan die Treppe hinunter, um ihn in die Klinik zu fahren.

      *

      Anian Fürst stand in der Dunkelkammer seines Fotolabors und entwickelte Bilder. Als selbständiger Fotograf arbeitete er für mehrere Magazine und hatte oft abends zu tun. So blieb tagsüber Zeit für organisatorische Dinge und die Entwicklung der Fotos. Er träumte davon, einen eigenen Bildband mit Portraits verschiedenster Künstler zu veröffentlichen, und Christina war ohne es zu wissen sein erstes Motiv gewesen. Natürlich mußte sie ihr Einverständnis geben, worüber Anian insgeheim sehr froh war. So hatte er einen Vorwand, diese für ihn so faszinierende Frau anzurufen. Die ganze Nacht hatte er wach gelegen und an ihr Gesicht und die wunderschöne Stimme gedacht. Er konnte nicht anders, er mußte sie wiedersehen.

      Ungeduldig wartete er darauf, daß die Fotos trocken wurden. Endlich war es soweit. Vorsichtig hob er das erste Bild hoch und betrachtete es kritisch.

      Es war perfekt.

      Nachdem die Spannung von ihm abgefallen war, unterzog er auch die anderen Fotos einer sorgfältigen Prüfung. Anian war fasziniert. Christina war nicht nur schön, sie war noch dazu außerordentlich fotogen. Diese Umstände trafen sich nicht oft, das wußte er aus eigener Erfahrung. Wie oft hatte Viola einen Streit vom Zaun gebrochen, weil sie mit seinen Fotos, die er von ihr gemacht hatte, nicht zufrieden war. Er konnte ihr nicht begreiflich machen, daß es nicht an seiner Technik sondern an ihrem Gesicht lag, daß die Bilder nicht ihrer Erwartung entsprachen.

      Mit den Fotos in einer Mappe verließ Anian die Dunkelkammer. Er legte sie auf den Tisch und holte die Visitenkarte aus der Tasche, die Christina ihm gestern gegeben hatte.

      Versonnen betrachtete er sie. Dann faßte er einen Entschluß. Gleich am Nachmittag würde er zu ihr fahren, um ihr die Bilder zu zeigen. Sie würde ihn nicht abweisen, dessen war er sich sicher.

      Er war so in Gedanken versunken, daß er nicht hörte, wie Viola die Tür aufschloß. Erst als sie den Schlüssel nachlässig auf die Kommode warf, schreckte er hoch.

      »Hast du mich erschreckt!« fuhr er sie an.

      »Das ist ja eine freundliche Begrüßung«, antwortete sie beleidigt.

      »Entschuldige, ich war gerade in Gedanken.«

      Sie zündete sich eine Zigarette an und setzte sich an den Tisch. Dabei ließ sie Anian nicht aus den Augen.

      »Was ist los mit dir?«

      »Was soll schon sein?« wich er ihr aus. »Wieso bist du nicht im Büro?«

      »Ich habe Mittagspause. Leo will mit mir essen gehen, und ich möchte mich vorher etwas frisch machen.« Sie schaute auf die Uhr. »Aber ich habe noch eine gute halbe Stunde Zeit.«

      Sie griff nach der Mappe, öffnete sie und betrachtete aufmerksam die Fotos.

      »Bitte laß das«, sagte Anian gereizt und versuchte, ihr die Bilder wegzunehmen.

      »Ist das deine Neue?« fragte Viola spöttisch. »Hübsches Kind. Ich fragte mich, warum du solche Fotos nur von anderen machen kannst und nicht von mir.«

      »Das habe ich dir schon tausendmal erklärt.«

      »Schön. Es spielt auch keine Rolle mehr.« Viola stand auf, drückte ihre Zigarette aus und legte die Fotos auf den Tisch.

      »Was soll das heißen?«

      »Leo will mich mit nach Amerika nehmen. Ich soll dort in seiner Produktionsfirma arbeiten. Ich denke, ich sage zu.«

      Anian runzelte die Stirn. Er dachte an Leo Hardenberg, einen Draufgänger, wie er im Buch stand. Aber er hatte viel Charme und ein gutes Händchen, was das Geschäft betraf. Viola kannte ihn seit einigen Jahren und wußte, auf was sie sich einließ.

      »Das ist doch wunderbar. Auf so eine Chance hast du immer gewartet«, sagte er schließlich.

      »Es macht dir also nichts aus, daß ich von hier fort gehe?« fragte Viola schnippisch.

      »Wir sind uns doch beide im klaren darüber, daß unsere besten Zeiten hinter uns liegen, Viola. Es hat nur bis heute keiner ausgesprochen.«

      »Du hast nie einen Versuch gemacht, mich zu halten«, warf sie ihm vor und ging auf und ab.

      »Wir passen nicht zueinander. Das weißt du so gut wie ich.«

      »Trotzdem hättest du dich ein bißchen mehr bemühen können.«

      Sie stand jetzt vor ihm und sah ihn herausfordernd an. Doch sie hatte keine Macht mehr über ihn.

      »Es hätte keinen Sinn gehabt. Wir sind zu verschieden.«

      Zornig funkelte Viola ihn an. Mit so einer klaren Abfuhr hatte sie nicht gerechnet. Sie war es gewohnt, die Zügel in der Hand zu halten. Doch diesmal war Anian ihr zuvorgekommen. Sie hatte erwartet, daß er sie anflehen würde, nicht zu gehen. Das wäre in ihren Augen ein würdiger Abgang gewesen. Verzweifelt suchte sie nach Worten.

      »Es tut mir leid, daß ich so deutlich werden mußte«, sagte Anian versöhnlich.

      »Das macht nichts. Es ärgert mich nur, daß du mir zuvorgekommen bist.«

      Anian


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