Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman. Kathrin Singer

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Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman - Kathrin Singer


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Zeit als Helferinnen im Heim tätig waren. Jetzt hat er Angelina Thiele kennengelernt. Du glaubst doch nicht an einen Zufall? Jetzt hat er zum zweiten Mal in die Tombola gegriffen!«

      »Bettina, misch dich da nicht ein.«

      »Wie …, ich soll mich nicht einmischen? Er treibt mit Angelika Thiele dasselbe abgekartete Spiel wie mit mir? Und du sagst, ich soll mich nicht einmischen?«

      »Ich verbiete es dir!«

      Bettina musterte ihren Großvater mit erstaunten Augen. »Es ist lange her, seit du mir etwas verboten hast.«

      »Es geht dich nichts an, wie und auf welche Weise Ulrich Warner seine Bekanntschaften macht – oder bist du eifersüchtig?«

      »Eifersüchtig?« Bettina lachte spitz. »Ich? Das soll wohl ein Witz sein?«

      Sie hörte Geräusche im Flur. Die Tür wurde aufgestoßen. Tobias stürzte mit knallroten Bäckchen ins Zimmer. »Opa! Betti!« Der blonde Junge flog in die ausgebreiteten Arme des alten Försters. Ein einziger Blick genügte Bettina, um festzustellen, dass ihr Großvater überglücklich war. Sie grub die Zähne in die Unterlippe.

      Ulrich und Angelika standen in der offenen Tür. Neben dem hochgewachsenen Mann wirkte die schwarzlockige Angelika Thiele noch zierlicher, als sie ohnehin schon war. Der Blick, mit dem sie zu Ulrich aufsah, sprach Bände. Bettina spürte, wie sich ihr Herz verkrampfte. Eifersüchtig? Das war doch undenkbar!

      »Opa, Opa, Tante Geli ist von einer Kreuzotter gebissen worden!«, sprudelte der Junge hervor.

      »Nanu? Dafür ist die junge Dame aber noch recht munter! – Nur hereinspaziert, Herrschaften!«

      »Ach, Opa, das ist doch schon ein paar Tage her, und im Krankenhaus haben sie ihr gleich eine Spritze gegeben. Das war vielleicht ein Ding!«

      Nach der Begrüßung, bei der es Bettina vermied, Ulrich in die Augen zu sehen, meinte der Forstmeister: »Betti, möchtest du uns einen schönen Kaffee kochen?«

      Angelika erhob sich sofort. »Ich helfe dir, Betti.«

      Als sie in der Küche allein waren, schloss Bettina die Tür, setzte Wasser auf und fragte: »Wie war das denn nun mit der Kreuzotter? Aus Tobias’ krausen Erzählungen bin ich nicht recht schlau geworden.«

      »Ach, Betti, es war wie ein Wunder. Ich bin barfuß durch die Heide gelaufen, drüben am kleinen Liebesgrund, weißt du, und plötzlich war es schon passiert. Die Kreuzotter! Ich sah sie grade noch verschwinden! Vor Entsetzen begann ich zu rennen, trat in ein Loch, und der Fuß knickte um! Es tat höllisch weh, das kann ich dir sagen. Ich konnte einfach nicht weiter. Ich rief und brüllte, aber kein Mensch war in der Nähe. Ja, und dann tauchte Ulrich Warner auf, als ob der Himmel ihn mir geschickt hätte! Er war so lieb und nett zu mir, später, meine ich, als ich im Krankenhaus lag. Jeden Tag hat er mich besucht und mir was mitgebracht. Toll!«

      Bettina schaufelte Kaffee in die Filtertüte.

      »He – nicht so viel!«, mahnte Angelika lachend. »Willst du uns vergiften?«

      »Sag mal, hat Herr Warner dir einen Heiratsantrag gemacht, Geli?«

      »Wie bitte?« Angelikas Augen wurden immer größer. »Aber Betti, wie kommst du denn darauf?«

      »Weil er sich so lieb und nett um dich gekümmert hat. Ich dachte …«

      »Nein, nein, da denkst du völlig falsch! Meine Güte, er ist ein großes Tier! Er hat mich überhaupt nicht auf der Rechnung – nicht als Frau, du verstehst schon.«

      »Warum nicht? Es hat schon so mancher Prinz sein Aschenputtel heimgeführt.«

      »Na, du machst mir Spaß!«

      »Aber er hat mit dir angebändelt, nicht wahr?«

      »Leider nicht!«

      Angelika wurde rot.

      »Wie, er hat dich noch nicht mal geküsst?«, fragte Bettina verblüfft.

      »Ich sage dir, er hat mich nicht auf der Rechnung! Er kümmert sich bloß um mich, weil er mir das Leben gerettet hat, weil er sich irgendwie verantwortlich fühlt.«

      »Immerhin unternimmt er mit dir Ausflüge, hierher zum Beispiel.«

      »Ach, er hat mich doch nur mitgenommen, weil sich gesprächsweise herausstellte, dass ich dich aus dem Kinderheim kenne. Er hat euer Haus gekauft, nicht wahr?«

      »Ja. Wir haben allerdings das Wohnrecht«, erklärte Bettina bitter.

      »Ja, so ist er!«, strahlte Angelika Thiele. »Großzügig! Himmlisch!«

      »Du bist in ihn verliebt, wie?«

      Abermals huschte eine flüchtige Röte über das bildhübsche Gesichtchen des schwarzlockigen Mädchens. »Wer wohl nicht!«

      »Ach – das ist ja sehr aufschlussreich. Du meinst, ihm könnte keine widerstehen?«

      »Du vielleicht, aber du bist ja auch eine Gletscherjungfrau.«

      »Wie bitte?«

      »So haben wir dich im Heim manchmal genannt. Es war nicht böse gemeint. Aber bei einem Mann wie Ulrich Warner würdest vielleicht sogar du hinschmelzen. Ich finde ihn einfach toll!«

      In diesem Moment ging die Küchentür auf. Tobias stolperte über die Schwelle. »Wo bleibt ihr denn?«

      Angelika hob den Jungen spontan auf den Arm. »Du bist ein süßer Kerl! Dich könnte man stundenlang abschnuddeln!« Sie küsste ihn rechts und links auf die Wangen.

      »Nicht, ich mag das nicht.« Tobias wischte die Küsse mit dem Handrücken ab.

      »Typisch Mann!« Lachend ließ Angelika ihn wieder zu Boden sinken.

      *

      Später, als sie wieder allein war, hatte Bettina diesen Nachmittag als einen einzigen fröhlichen Trubel in Erinnerung. Die muntere Angelika und der begeisterungsfähige Tobias hatten für den nötigen Wirbel gesorgt, der keine Spur von Verlegenheit aufkommen ließ.

      Der alte Forstmeister saß in seiner Sofaecke und schmauchte versonnen die Pfeife.

      Bettina ließ sich in einen Sessel fallen. »Nun?«

      »Ja?« Rudolf Lühr blickte seine Enkelin interessiert an.

      »Was hältst du davon? Ist Angelika Thiele die richtige Frau für Ulrich Warner?«

      »Kein Mensch hat etwas von Verlobung oder Hochzeit gesagt.«

      »Aber darauf läuft es doch hinaus! Oder was dachtest du?«

      »Na und?«

      »Ob es gutgeht? Geli kommt mir als Mutti für einen Achtjährigen entschieden zu unreif vor – und auch sonst.«

      »Ist das dein Problem, Betti?«

      »Natürlich nicht. Im übrigen würde es Angelika wohl kaum etwas ausmachen, wenn ich ihr erzählte, dass Ulrich ihren Namen aus dem Lostopf gezogen hat. Sie ist ja ganz hingerissen von ihm und himmelt ihn an wie einen Märchenprinzen.«

      »Ist das schlimm?«

      »Schlimm? Eher ein bisschen blöd, oder?«

      »Das kann ich nicht finden.«

      Bettina seufzte. »Na ja, dir kommt es ja nur darauf an, dass Ulrich weiterhin seine Wochenenden hier verbringt, und zwar mit dem Jungen.«

      »Darüber wäre ich sehr glücklich, Betti, kannst du das nicht verstehen?«

      »Doch, doch. Bitte sehr, meinetwegen. Ich werde mich an den Wochenenden unsichtbar machen, um das junge Glück nicht zu stören!«

      »Wenn du mit Ulrich innerlich fertig bist, sehe ich keine Probleme, Betti. Schlimm wäre nur, wenn du ihn noch immer lieben würdest und es dir nur nicht eingestehen wolltest.«

      »Ich ihn lieben? Noch immer? Einen Menschen, der sich kurzerhand zum zweiten


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